Theologenkommission veröffentlicht Dokument zu Synodalität

Das Prinzip der Synodalität, also die Verantwortung und Eigenständigkeit der einzelnen Bischofskonferenzen in den Ländern der Welt, ist das Thema eines neuen Dokumentes, das von der internationalen Theologenkommission des Papstes veröffentlicht wurde.

Über drei Jahre wurde an den Grundlinien des Dokumentes gearbeitet, das den Titel „Die Synodalität im Leben und in der Mission der Kirche“ trägt und am vergangenen 3. Mai nach der Autorisierung des Papstes durch die Kommission veröffentlicht wurde.

Als „konstituierende Dimension der Kirche“, so heißt es in dem Dokument, sei die Synodalität ein Weg, der „ständig erneuert und belebt“ werden müsse, um einen „neuen missionarischen Schwung“ zu fördern, der „das gesamte Gottesvolk“ einbeziehe. Neben einer gründlichen Analyse der theologischen Bedeutung von „Synodalität“ insbesondere im Licht des II. Vatikanischen Konzils will das Dokument auch pastorale Handreichungen bieten. Dabei wird unter anderem betont, dass „eine synodale Kirche eine partizipative und gemeinverantwortliche Kirche“ sei. (vatican news – cs/rs)

Die Reform des Papstes läßt sich auf diesen einen Punkt bringen

VATIKANSTADT – Wenn der vergangene Woche vorgelegte 12-Punkte-Plan des Papstes zur Kurienreform eines zeigt, dann, dass Franziskus eine Vision einer einfacheren, weniger klerikalen Kirche hat, die aber steht und fällt mit einer Frage: der persönlichen Bekehrung.

In seinem am 22. Dezember vorgelegten Reform-Katalog betonte der Papst gegenüber Kardinälen und ranghohen Kurienvertretern, dass seine Reform nur effektiv sein werde, wenn sie von Männern und Frauen ausgeführt werde, die sich selber als praktizierende Katholiken neu bekehren, nicht einfach nur neues Personal darstellen. Franziskus wörtlich:

Es genügt nicht, sich damit zufrieden zu geben, das Personal auszutauschen, sondern die Kurienmitglieder müssen dazu gebracht werden, sich geistlich, menschlich und beruflich zu erneuern. Die Kurienreform verwirklicht sich keineswegs mit dem Wechsel der Personen – was gewiss geschieht und geschehen wird –, sondern mit der Umkehr in den Personen.

Der Papst bediente sich erneut einer medizinischen Sprache, die klar machte, dass er nicht nur die Kirche als „Feldlazarett“ sieht, sondern auch das Personal und die Organisation des Lazaretts umbaue, weil er Symptome an der Kurie selber feststellt – wie er in seiner ersten Weihnachtsansprache 2013 direkt sagte.

Die diesjährige Ansprache über „Diagnose und Operation“, über „Krankheit und Heilung“ steht also in einer jungen Tradition von Reden, mit der Franziskus der Kurie statt der sonst in Weihnachtsansprachen üblichen Anerkennung eine Analyse vorlegt. Waren es 2013 noch Krankheitssymptome, im darauffolgenden Jahr therapeutische Maßnahmen, so sind es in diesem Jahr 12 Leitlinien, geschildert über sieben Seiten.

Bereits im ersten Jahr hatte diese Art päpstlicher Ansage, darunter der Vorwurf „spirituellen Alzheimers“, zu Weihnachten stellenweise für Unmut gesorgt, nicht nur unter den – auch und gerade im deutschen Vergleich – oft schlecht bezahlten, aus Überzeugung Dienst versehenden Angestellten des Vatikan.

Der Priester Alexander Lucie-Smith schreibt im „Catholic Herald“, dass Mitarbeiter früher eine Flasche Prosecco und ein Panettone zu Weihnachten erhalten hätten; von Franziskus erhielten sie dieses Jahr als Geschenk ein Buch über geistliche Krankheiten. „Zweifelsohne eine fröhliche Weihnachtslektüre“, kommentiert trocken Dr. Lucie-Smith.

Aufmerksam gemacht auf dieses Buch habe ihn Kardinal Walter Brandmüller, sagte der Papst; einer der vier Kardinäle, deren nf Fragen zu Amoris Laetitia bis heute einer Beantwortung harren.

Doch geht es bei der Frage der Kurienreform nicht um die gleichen wie bei den Fragen der Dubia, zumindest nicht direkt.

Vielmehr geht es Beobachtern zufolge um die Frage, ob der Papst mit seiner Kurie die richtigen Reformen verfolge, die er oft mit päpstlichem Beschluss verordnet. Und ob der Heilige Vater dabei auch mit der Unterstützung seiner ihm zuarbeitenden Schäfchen rechnen kann; tatsächlich hat Franziskus explizit an seine Autorität als Papst appelliert mit der Aufforderung, „den Römischen Pontifex zu unterstützen in der Ausübung seiner einzigartigen, allgemeinen vollen, höchsten, unmittelbaren und universalen Macht“.

Der Schlüssel, mit dem die Rede des Papstes, ja, mehr als seine ganze Kurienreform zu verstehen ist, ist jedoch ein anderer. Es ist der eine Punkt, auf den sowohl seine Reform gebracht werden kann, als auch ein Großteil des ganzen Pontifikats.

Bekehrung bedeutet Heiligung, nicht nur Heilung

Die 12 „Leitlinien“ des Papstes sind sehr unterschiedliche Begriffe und Anliegen, die sich auf den ersten Blick schwer auf einen gemeinsamen Nenner bringen lassen. Namentlich führte Franziskus Individualität, Hirtensorge, Missionsgeist, Rationalität, Funktionsfähigkeit, Modernität, Einfachheit, Subsidiarität, Synodalität, Katholizität, Professionalität und Gradualität ins Feld.

Was alle diese Punkte bei genauerem Hinsehen gemeinsam haben? Als Thema kommt in allen immer wieder die Bekehrung zur Sprache. Gleich im ersten Punkt, der „Individualität“, betont der Heilige Vater die „Bedeutung der individuellen Umkehr, ohne die alle strukturellen Veränderungen nutzlos sein werden“. Die wahre Seele der Reform, so Franziskus, sind die Menschen.

Was meint der Papst mit „Bekehrung“ und „Umkehr“, mit Konversion? Im katholischen Sinn bedeutet sie immer und ausschließlich die Hinwendung zu Gott, aber auch die Nachfolge Jesu. Ihn zu kennen, zu lieben, und ihm zu dienen ist der Sinn des christlichen Lebens, kurzum: Die Heiligung.

So wie es Aufgabe und Lebensinhalt jedes Christen ist, sich in seiner Berufung zu heiligen, so können die 12 Prinzipien des Papstes gelesen werden als Leitlinien nicht etwa zu einer medizinischen Heilung; sondern, was unendlich wichtiger und relevanter ist, einer Heiligung. Zur Heiligung gehört die Heilung von Sünde. Und genau das ist der Punkt.

Die Betonung der Heiligung durch Umkehr ist also kein Angriff auf die Kurie, sondern ein Angriff auf die Sündhaftigkeit, und wie sich diese in der Kirche manifestiert. Die Reform des Papstes ist letztlich Bekehrung: Sie ist das positive Ziel seiner Bemühungen.

Wer den Papst schon länger kennt, weiß: Diese Betonung der Heiligung ist nichts Neues. Auch schon in seiner Zeit in Buenos Aires war dies der Fall.

„Es ist unmöglich, den Papst ohne diesen Begriff zu verstehen“

In seinem 2010 erschienen Buch „On Heaven and Earth“ (Über Himmel und Erde), einem Dialog mit seinem Freund Abraham Skorka, dem Rabbiner und Gelehrten aus Buenos Aires, spricht der damalige Erzbischof der Stadt argentinischen Hauptstadt über ganz unterschiedliche Themen; mit Abstand das deutlichste ist jedoch die Zentralität der Heiligkeit in der Mission der Kirche.

Die Heiligkeit sei „ein Sprungbrett in die Transzendenz“ und unverzichtbar für die Führung religiöser Gemeinschaften, so Bergoglio im Buch.

„Was die Religion betrifft, ist Heiligkeit unverzichtbar für einen Anführer“, sagte er, und mit Blick auf Zeiten, in denen die Kirche mit Korruption und anderen Schwierigkeiten rang, fuhr er fort, dass die Religion zurückkehrte wenn Persönlichkeiten wie die kürzlich heiliggesprochene Mutter Theresa von Kalkutta den „religiösen Eifer wiederbelebten“.

Alejandro Bermudez, Direktor der internationalen Catholic News Agency, zu der auch CNA Deutsch gehört, und Übersetzer des Buchs aus dem Spanischen ins Englische, sagte im April 2013, keine zwei Monate nach der Wahl Bergoglios zum Papst: „Es ist unmöglich irgendetwas zu verstehen von dem, das dieser Papst tut, ohne zu wissen, was persönliche Bekehrung ist“.

Der CNA-Direktor verwies auch auf die grundlegende jesuitische Tradition der Bildung des Herzens, die „Hand in Hand“ gehe mit der Vorstellung, die der Papst von Bekehrung habe.

Bermudez, der Franziskus mehrfach interviewte als dieser noch in Buenos Aires war, betonte, dass „nur eine Bekehrung der Herzen einen Wandel in der Kirche bringen wird, und ein Wandel in der Kirche wird einen Wandel von Gesellschaft und Kultur erringen.“

„Für Papst Franziskus führt kein Weg an dieser Tatsache vorbei: Dass dies nur durch ein bekehrtes Herz möglich ist“.

Die strenge Ansage des Papstes mag einige Hörer verletzt und sich nach einem barmherzigeren Ton sehnen haben lassen. Doch Franziskus scheint hier davon auszugehen, dass ein wenig „liebevolle Strenge“ nötig ist, statt Schulterklopfens und warmer Worte.

Mit Blick auf den Gesamtkontext des Reform-Mandats, mit dem der Papst gewählt wurde, wird so klar: Der Heilige Vater will nicht einzelne Verantwortliche aussondern, sondern lädt Mitglieder der Kurie ein, sich einer gründlichen Gewissensprüfung zu unterziehen, während seine Reform-Maßnahmen Schritt für Schritt umgesetzt werden.

In der Prüfung des eigenen Gewissens sollen die Mitarbeiter erkennen, ob sie an einer der 15 Krankheiten leiden, die der Papst in seiner ersten Rede anführte – und sich mit Hilfe der richtigen christlichen Tugenden davon heil(ig)en.

Schließlich ist die Kirche letzten Endes nicht dazu da, den Menschen zu helfen, sich besser zu fühlen sondern sich zu heiligen: Immer mehr „konform“ mit Jesus und seiner Frohen Botschaft zu leben. Darauf scheinen die Reformpläne des Papstes zu basieren – und abzuzielen. (CNA Deutsch)

Kardinalsrat tagt wieder

KardinalsratAn diesem Montag tritt im Vatikan der von Papst Franziskus berufene Kardinalsrat (“K9”) zum dreizehnten Mal zusammen. Thematisch wird es um die „Synodalität“ gehen, die Franziskus immer wieder als wichtiges Grundprinzip seines Kirchenverständnisses betont. Bei den Beratungen wird auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx als eines der neun von Franziskus bestimmten Mitglieder des Gremiums anwesend sein. Zum Abschluss der Beratungen an diesem Dienstag wird ein Statement aus dem Vatikan erwartet. (rv)

Papstansprache: Synodalität für das 3. Jahrtausend

Papst Franziskus„Die Schönheit und die Notwendigkeit des gemeinsamen Gehens“: Arbeitsübersetzung der Papstrede vom 17. Oktober, Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Bischofssynode.

(…) Von Anfang meines Dienstes als Bischof von Rom an hatte ich vor, die Synode aufzuwerten, die ja ein kostbares Erbe der letzten konziliaren Versammlung ist. Für den seligen Paul VI. sollte die Bischofssynode das Selbstverständnis des ökumenischen Konzils aufgreifen und dessen Geist und Methode reflektieren. Derselbe Papst hat dargelegt, dass der Organismus der Synode „im Laufe der Zeit noch verbessert werden kann“ (Motu proprio Apostolica sollicitudo,15 settembre 1965). Das griff zwanzig Jahre später der heilige Johannes Paul II. auf, als er bestätigte, dass „dieses Instrument vielleicht noch verbessert werden kann. Vielleicht kann sich die kollegiale pastorale Verantwortung noch voller in der Synode ausdrücken“ (Schlussansprache, 6. Bischofssynode 1983). Schließlich hat Papst Benedikt XVI. 2006 einige Änderungen der Synodenordnung approbiert, auch im Licht der Vorschriften des Kodex des Kirchenrechtes und der Kirchenrechts der Ostkirchen, die in der Zwischenzeit promulgiert worden waren.

Auf dieser Straße müssen wir weiter gehen. Die Welt, in der wir leben und die in all ihrer Widersprüchlichkeit zu lieben und der zu dienen wir berufen sind, erfordert von der Kirche eine Steigerung der Synergien in allen Bereichen ihrer Sendung. Es ist dieser Weg der Synodalität, welcher der Weg ist, den Gott von der Kirche im dritten Jahrtausend erwartet.

Das was Gott von uns bittet ist in gewisser Weise schon im Wort „Synode“ enthalten. Gemeinsam gehen – Laien, Hirten, der Bischof von Rom – ist eine Idee, die sich leicht in Worte fassen lässt, aber nicht so leicht umzusetzen ist.

Unfehlbarkeit im Glauben

Nachdem es betont hat, dass das Volk Gottes aus allen Getauften gebildet gerufen ist, „ein geistlicher Bau und ein heiliges Priestertum“ zu sein (Lumen Gentium 10), verkündet das Zweite Vatikanische Konzil: „Die Gesamtheit der Gläubigen, welche die Salbung von dem Heiligen haben (vgl. 1 Joh 2,20.27), kann im Glauben nicht irren. Und diese ihre besondere Eigenschaft macht sie durch den übernatürlichen Glaubenssinn des ganzen Volkes dann kund, wenn sie von den Bischöfen bis zu den letzten gläubigen Laien ihre allgemeine Übereinstimmung in Sachen des Glaubens und der Sitten äußert.“ (Lumen Gentium 12). Das ist die berühmte „Unfehlbarkeit im Glauben“.

In meinem apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium habe ich das noch einmal unterstrichen: „Das Volk Gottes ist heilig in Entsprechung zu dieser Salbung, die es „in credendo“ unfehlbar macht“ (EG 119) und ich habe hinzu gefügt: „Jeder Getaufte ist, unabhängig von seiner Funktion in der Kirche und dem Bildungsniveau seines Glaubens, aktiver Träger der Evangelisierung, und es wäre unangemessen, an einen Evangelisierungsplan zu denken, der von qualifizierten Mitarbeitern umgesetzt würde, wobei der Rest des gläubigen Volkes nur Empfänger ihres Handelns wäre“ (EG 120). Der sensus fidei verhindert, dass wir zwischen der Ecclesia docens und der Ecclesia discens, weil auch die Herde ihr eigenes „Gespür“ für die neuen Wege hat, die der Herr seiner Kirche enthüllt.

Es war diese Überzeugung, die mich geleitet hat, als ich gewünscht habe, dass das Volk Gottes in der Vorbereitung für die doppelte Synodenversammlung zur Familie konsultiert werde, wie es normalerweise mit allen „Lineamenta“ [Vorbereitungsdokumenten] geschieht und geschah. Sicherlich, eine Befragung dieser Art reicht auf keinen Fall aus, um auf den sensus fidei zu hören. Aber wie wäre es möglich, über die Familie zu sprechen ohne Familien zu Rate zu ziehen, ohne auf ihre Freuden und Hoffnungen zu hören, ihr Leiden und ihre Ängste? (vgl Gaudium et Spes, 1) Durch die Antworten auf die zwei Fragebögen, welche an die Ortskirchen verschickt wurden, haben wir die Möglichkeit gehabt, wenigstens auf einige von ihren Fragen zu hören, die sie ganz direkt betreffen und über die sie so viel zu sagen haben.

Eine Kirche des Hörens

Eine synodale Kirche ist eine Kirche des Hörens, im Bewusstsein, dass auf etwas Hören mehr ist als bloßes Hören. Es ist ein wechselseitiges Hören bei dem jeder etwas zu lernen hat. Das gläubige Gottesvolk, das Kollegium der Bischöfe, der Bischof von Rom: der eine hört auf den anderen, und gemeinsam hören sie auf den Heiligen Geist, den Geist der Wahrheit (Joh 14,17), um das zu erkennen, was Er seinen Kirchen sagt (Apg 2,7).

Die Bischofssynode ist der Punkt, an dem diese Dynamik des Hörens auf allen Ebenen des Lebens der Kirche zusammen laufen. Der synodale Weg beginnt hörend auf das Volk, dass an der prophetischen Sendung Christi teilhat (LG 13); nach einem guten Prinzip der Kirche des ersten Jahrtausends: „Quod omnes tangit ab omnibus tractari debet“ [Was alle angeht muss von allen besprochen werden]. Der Weg der Synode geht weiter im Hören auf die Hirten. Über die Synodenväter handeln die Bischöfe als echte Wahrer, Vermittler und Zeugen des Glaubens der Ganzen Kirche, den sie unterscheiden können müssen von den vielen Strömungen der öffentlichen Meinung. Am Vorabend der Synode im vergangenen Jahr habe ich das folgendermaßen betont: „Vom Heiligen Geist erbitten wir für die Synodenväter vor allem die Gabe des Hörens: des Hörens auf Gott, so dass wir mit Ihm den Schrei des Volkes hören; des Hörens auf das Volk, so dass wir dort den Willen wahrnehmen, zu dem Gott uns ruft“ (Petersplatz, 4. Okt 2014).

Schließlich gipfelt der synodale Weg im Hören auf den Bischof von Rom, der gerufen ist als „Hirte und Lehrer aller Christen“ zu sprechen (1. Vat. Konzil, Pastor Aeternus; CIC 749 §1): nicht bei seinen persönlichen Überzeugungen beginnend, sondern als oberster Zeuge des fides totius Ecclesiae ist er Garant des Gehorsams und der Übereinstimmung der Kirche mit dem Willen Gottes, dem Evangelium Christi und der Tradition der Kirche (Ansprache Abschluss der Synode 2014, 18. Oktober).

Mit dem Papst, unter dem Papst

Die Tatsache, dass die Synode immer cum Petro et sub Petro handelt, also nicht nur mit dem Papst, sondern auch unter dem Papst, ist keine Beschränkung ihrer Freiheit, sondern eine Garantie der Einheit. Tatsächlich ist der Papst dank dem Willen des Herrn „das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen“ (LG 23, vgl. 1. Vat. Konzil Pastor Aeternus). Damit verbindet sich das Konzept der „hierarchischen Communio“, welche vom Zweiten Vatikanischen Konzil angewandt wurde: die Bischöfe sind verbunden mit dem Bischof von Rom durch das Band der bischöflichen Gemeinschaft (cum Petro) und sind zur gleichen Zeit hierarchisch ihm als Haupt des Kollegiums untergeordnet (sub Petro) (LG 22, Christus Dominus, 4).

Kirche und Synode sind Synonyme

Die Synodalität als konstitutives Element der Kirche bietet uns einen angemesseneren Interpretationsrahmen für das Verständnis des hierarchischen Dienstes. Wenn wir verstehen, dass wie der heilige Johannes Chrysostomos sagt „Kirche und Synode Synonyme sind“ (Explicatio in Ps 149) – weil die Kirche nichts anderes ist als das „gemeinsame Gehen der Herde Gottes auf den Wegen der Geschichte zur Begegnung mit Christus dem Herrn – dann verstehen wir auch, dass in ihrem Inneren niemand über die anderen „erhoben“ ist. Im Gegenteil, in der Kirche ist es notwendig, dass sich jemand „erniedrigt“ um sich in den Dienst an den Geschwistern auf dem Weg zu stellen.

Jesus hat die Kirche gegründet und an ihre Spitze das Kolleg der Apostel gesetzt, in dem der Apostel Petrus der „Fels“ ist (Mt 16,18); er soll seine Brüder im Glauben stärken (Lk 22,32). Aber in dieser Kirche befindet sich der Gipfel wie bei einer umgekehrten Pyramide unterhalb der Basis. Deswegen heißen diejenigen, die Autorität ausüben, „Diener“: weil sie im Ursprungssinn des Wortes die Kleinsten von allen sind. Dem Volk Gottes dienend wird ein jeder Bischof, für den ihm anvertrauten Teil der Herde, vicarius Christi (LG 27), Stellvertreter dieses Jesus, der sich beim letzten Abendmahl niedergekniet hat, um die Füße der Apostel zu waschen (Joh 13,1-15). In gleicher Sichtweise ist der Nachfolger Petri selbst nichts anderes als der Diener der Diener Gottes.

Vergessen wir das nie! Für die Jünger Jesu, gestern, heute und immer, ist die einzige Autorität die Autorität des Dienstes, die einzige Macht die Macht des Kreuzes, getreu den Worten des Meisters: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein.“ (Mt 20,25.27) Unter euch soll es nicht so sein: in diesem Ausdruck kommen wir zum Kern des Dienstes der Kirche – „bei euch soll es nicht so sein“ – und wir erhalten die notwendige Einsicht um den hierarchischen Dienst zu verstehen.

In einer synodalen Kirche ist die Bischofssynode nur der sichtbarste Ausdruck der Dynamik einer Gemeinschaft, die alle kirchlichen Entscheidungen anregt.

Die erste Ebene der Ausübung der Synodalität geschieht in den Ortskirchen. Nachdem es die noble Institution der Bischofssynode wieder eingeführt hat, in der Priester und Laien gerufen sind gemeinsam mit dem Bischof für die gesamte kirchliche Gemeinschaft zusammen zu arbeiten (CIC 460-468) widmet das Kirchenrecht viel Aufmerksamkeit denjenigen Institutionen, die allgemein „Organe der Gemeinschaft“ in den Ortskirchen genannt werden: dem Priesterrat, dem Beraterkolleg, dem Domkapitel und dem Pastoralrat (CIC 495-514). Nur in dem Maß in dem diese Organismen mit der „Basis“ verbunden bleiben und von den Menschen ausgehen, von den Problemen des Alltag, kann von dort aus eine synodale Kirche ausgehen: diese Instrumente, die manchmal mühselig vorangehen, müssen geschätzt werden als Gelegenheiten des Hörens und Teilens.

Wir sind auf halbem Weg

Die zweite Ebene ist die der Kirchenprovinzen und kirchlichen Regionen, der Partikular-Konzilien und auf besondere Weise die der Bischofskonferenzen (CIC 431-459). Wir müssen darüber nachdenken, um die Zwischeninstanzen der Kollegialität durch diese Organismen noch besser zu machen, vielleicht durch eine Aktualisierung von einigen Aspekten der antiken Kirchenordnung. Der Wunsch des Konzils, dass diese Organismen zum Wachsen des Geistes der bischöflichen Kollegialität beitragen können, ist noch nicht voll erfüllt. Wir sind auf halbem Weg, auf einem Teil des Weges. Wie ich bereits gesagt habe, ist es in einer synodalen Kirche „nicht angebracht, dass der Papst die örtlichen Bischöfe in der Bewertung aller Problemkreise ersetzt, die in ihren Gebieten auftauchen. In diesem Sinn spüre ich die Notwendigkeit, in einer heilsamen „Dezentralisierung“ voranzuschreiten“ (EG 16).

Die letzte Ebene ist die der universalen Kirche. Hier wird die Bischofssynode, welche das gesamte katholische Episkopat repräsentiert, zum Ausdruck der bischöflichen Kollegialität in einer ganz und gar synodalen Kirche (Christus Dominus 5, CIC 342-348). Zwei verschiedene Begriffe: „bischöfliche Kollegialität“ und „eine ganz und gar synodale Kirche“. Das drückt eine affektive Kollegialität aus, die in einigen Umständen zu einer „effektiven“ werden kann, welche die Bischöfe unter sich und mit dem Papst im Dienst am Volk Gottes verbindet (Johannes Paul II., Partores Gregis, 8).

Bekehrung des Papsttums

Gleichzeitig bestehe ich auf der Notwendigkeit, über eine „Bekehrung des Papsttums“ nachzudenken (EG 32); gerne wiederhole ich die Worte meines Vorgängers Papst Johannes Paul II.: „Als Bischof von Rom weiß ich sehr wohl, und habe das in der vorliegenden Enzyklika erneut bestätigt, daß die volle und sichtbare Gemeinschaft aller Gemeinschaften, in denen kraft der Treue Gottes sein Geist wohnt, der brennende Wunsch Christi ist. Ich bin überzeugt, diesbezüglich eine besondere Verantwortung zu haben, vor allem wenn ich die ökumenische Sehnsucht der meisten christlichen Gemeinschaften feststelle und die an mich gerichtete Bitte vernehme, eine Form der Primatsausübung zu finden, die zwar keineswegs auf das Wesentliche ihrer Sendung verzichtet, sich aber einer neuen Situation öffnet“ (Ut unum sint, 95).

Unser Blick weitet sich auch auf die ganze Menschheit. Eine synodale Kirche erhobenes Banner unter den Völkern (Jes 11,12) in einer Welt, die – obwohl sie zu Beteiligung, Solidarität und Transparenz in der öffentlichen Verwaltung einlädt – oft das Schicksal ganzer Völker in die gierigen Hände einer beschränkten Gruppe Mächtiger gibt. Als Kirche, die gemeinsam mit den Menschen unterwegs ist, die an den Mühen der Geschichte Anteil hat, pflegen wir den Traum dass die Wiederentdeckung der unverletzlichen Würde der Völker und der Dienstcharakter der Autorität auch den Gesellschaften helfen kann, um sich auf Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit zu stützen, um eine bessere und würdigere Welt für die Menschheit zu bauen und für die Generationen, die nach uns kommen (EG 186-192, Laudato Si’ 156-162).

Übersetzt ist der inhaltliche Teil der Rede, die Gruß- und Dankworte zu Beginn fehlen. (rv)

Papst Franziskus zum Ende der Synode

Papst FranziskusMit Dank und einem Ausblick auf das anstehende Jahr hat Papst Franziskus an diesem Samstag die Beratungen der Versammlung der Bischofssynode beendet. Wir dokumentieren in einer Arbeitsübersetzung die Ansprache des Papstes zum Ende der Sitzungen.

Liebe Eminenzen, Seligkeiten, Exzellenzen, Schwestern und Brüder,

mit einem Herzen voller Dankbarkeit möchte ich gemeinsam mit Ihnen dem Herrn danken, der uns begleitet und in diesen vergangenen Tagen mit dem Licht des Heiligen Geistes geleitet hat.

Von ganzem Herzen danke ich Seiner Eminenz, Kardinal Lorenzo Baldisseri, Generalsekretär der Synode, Seiner Exzellenz Erzbischof Fabio Fabbene, dem Untersekretär, und mit ihnen danke ich dem Relator, Seiner Eminenz Kardinal Peter Erdö, und dem Sondersekretär, Seiner Exzellenz Bischof Bruno Forte, ich danke den drei delegierten Präsidenten, den Autoren der Dokumente, den Beratern und allen anderen, die mit echter Treue und Hingabe an die Kirche gearbeitet haben: Danke, aus ganzem Herzen!

Gleichzeitig danke ich aber auch Ihnen, liebe Synodenväter, Delegierte der anderen Christlichen Kirchen, Auditoren und Auditorinnen und Experten für ihre aktive und fruchtbare Teilnahme. Ich trage sie alle im Gebet und bitte den Herrn, sie überreich mit den Gaben seiner Gnade zu beschenken.

Gelassen kann ich sagen, dass wir im Geist der Kollegialität und der Synodalität wirklich eine Erfahrung von „Synode“ gemacht haben, einen gemeinsamen Weg (Synode griechisch: gemeinsam gehen).

Und weil es ein Weg war, gab es wie bei allen Wegen Momente von großer Geschwindigkeit, als ob man gleichsam die Zeit besiegen wollte und mit größter Geschwindigkeit zum Ziel kommen wollte. Es gab andere Momente der Müdigkeit, als ob man sagen wollte, dass es jetzt reicht; es gab wiederum andere Momente des Enthusiasmus und des Fleißes. Es hab Momente des Trostes, beim Hören auf die Zeugnisse wahrer Hirten (Joh 10), die in ihren Herzen weise die Freuden und die Tränen ihrer Gläubigen tragen. Es gab Momente der Gnade und des Trostes beim Hören auf die Zeugnisse der Familien, die an der Synode teilgenommen haben und mit uns die Schönheit und die Freude ihres Lebens als Eheleute geteilt haben. Ein Weg, bei dem der Stärkste sich verpflichtet fühlte, dem Schwächsten zu helfen, wo der beste Experte den anderen gedient hat, auch in der Auseinandersetzung. Und weil es ein Weg von Menschen war gab es auch Momente des Mistrostes, der Spannung und der Versuchung, von denen man vielleicht die Folgenden nennen könnte.

Die Versuchung der feindlichen Erstarrung: Das ist der Wunsch, sich im Geschriebenen einzuschließen und sich nicht von Gott überraschen lassen wollen, vom Gott der Überraschungen, dem Geist. Im Gesetz einschließen, in der Sicherheit dessen, was wir wissen und nicht dessen, was wir noch lernen und erreichen müssen. Das ist die Versuchung der Eifrigen, der Skrupulösen, der sogenannten „Traditionalisten“ und auch der Intellektualisten.

Die Versuchung des zerstörerischen Gutmenschentums, das im Namen einer falschen Barmherzigkeit die Wunden verbindet, ohne sie zuvor zu behandeln; dabei handelt es sich um ein Symptom, nicht um Gründe oder Wurzeln. Es ist die Versuchung der „Gutmenschen, der Ängstlichen und auch der so genannten „Progessiven und Liberalen“.

Die Versuchung, Steine in Brot zu verwandeln um ein langes, schweres und schmerzhaftes Fasten zu beenden (Lk 4:1-4). Eine weitere Versuchung: Brot in Steine zu verwandeln und sie auf die Sünder zu werfen, die Schwachen und die Kranken (Joh 8:7) und ihnen so unerträgliche Lasten aufzubinden (Lk 11:46).

Die Versuchung, vom Kreuz herunter zu steigen, um den Menschen zu gefallen, und nicht dort zu bleiben um den Willen des Vaters zu erfüllen; sich vor dem Geist der Weltlichkeit zu verbeugen anstatt sich zu reinigen und vor dem Geist Gottes zu verneigen.

Die Versuchung, das „depositum fidei“ zu vernachlässigen und sich selber nicht als Hüter, sondern als Besitzer und Herren zu verstehen oder andererseits die Versuchung, die Realität zu vernachlässigen und eine einengende Sprache zu benutzen und so zu sprechen, dass man viel redet und nichts sagt!

Liebe Schwestern und Brüder, diese Versuchungen dürfen uns nicht erschrecken, nicht befremden, aber auch nicht entmutigen, denn kein Knecht ist größer als sein Herr; wenn also Jesus versucht worden ist und sogar selbst Beelzebub genannt wurde (Mt 12:24), dann dürfen seine Jünger keine andere Behandlung erwarten.

Ich persönlich wäre sehr besorgt und betrübt, hätte es diese Versuchungen und diese emotionalen Diskussionen nicht gegeben; das sind Bewegungen des Geistes, wie sie der Heilige Ignatius nennt. Wir hätten alle einverstanden oder schweigsam in einem falschen und ruhigen Frieden bleiben können. Stattdessen habe ich mit Dank und Freude Beiträge und Diskussionen gehört, die voller Glauben sind, voller Einsatz für Pastoral und Lehre, voller Weisheit, Offenheit, Mut und Parresia (Freiheit des Wortes). Und ich habe wahrgenommen, dass uns das Wohl der Kirche, der Familien und das höchste Gesetz, das Wohl der Seelen, vor Augen stand. Und das alles, ohne jemals die fundamentale Wahrheit des Sakraments der Ehe in Frage zu stellen: Die Unauflöslichkeit, die Einheit, die Treue und die Zeugungsfähigkeit, also die Offenheit für das Leben (GS 48).

Das ist die Kirche, der Weinberg des Herrn, die fruchtbare Mutter und sich sorgende Lehrerin, die keine Angst hat, die Ärmel hochzukrempeln und das Öl und den Wein über die Wunden der Menschen auszugießen (Lk 10:25-37). Sie beobachtet die Menschheit nicht aus einer Burg aus Glas beobachtet, um die Menschen zu klassifizieren oder zu richten. Das ist die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche, die aus Sündern besteht, die Seine Barmherzigkeit brauchen. Das ist die Kirche, die wahre Braut Christi, die ihrem Bräutigam und seiner Lehre treu zu bleiben sucht. Das ist die Kirche, die keine Angst hat, mit Huren und Sündern zu essen (Lk 15). Die Kirche, welche ihre Tore aufreißt, um die Bedürftigen und Reuevollen einzulassen, nicht nur die Gerechten und die, die glauben, perfekt zu sein! Die Kirche, die sich nicht für den gefallenen Bruder schämt und nicht so tut, als sehe sie ihn nicht, sondern betroffen ist und die Pflicht spürt, ihn aufzurichten und zu ermutigen, den Weg weiter zu gehen und ihn begleitet, bis zur endgültigen Begegnung mit ihrem Bräutigam, im himmlischen Jerusalem.

Das ist die Kirche! Und wenn die Kirche, in der Verschiedenheit ihrer Charismen, sich in gemeinschaftlich ausdrückt, dann kann sie nicht irren: Das ist die Schönheit und die Kraft des sensus fidei, dieses übernatürlichen Sinns des Glaubens, der vom Heiligen Geist geschenkt wird, damit mir gemeinsam in das Herz des Evangeliums gelangen können und lernen können, Jesus in unserem eigenen Leben nachzufolgen. Das darf nicht als Grund für Verwirrung und Unbehagen sein.

Viele Kommentatoren haben sich eine Kirche vorgestellt, in der ein Teil gegen den anderen kämpft und so den Heiligen Geist bezweifelnd, den wahren Förderer und Garanten der Einheit und Harmonie in der Kirche. Der Heilige Geist hat in der Geschichte immer das Schiff durch seine Diener geführt, auch wenn das Meer aufgewühlt war und die Diener ungläubig und sündig.

Wie ich zu Beginn der Synode gesagt habe, ist es nötig, das alles in Ruhe und innerem Frieden zu durchleben, damit die Synode cum Petro et sub Petro (mit Petrus und unter der Leitung Petri) verläuft, und die Anwesenheit des Papstes ist für das alles Garantie.

Die Aufgabe des Papstes ist es nämlich, die Einheit der Kirche zu garantieren; es ist seine Aufgabe, alle Gläubigen an ihre Pflicht zu erinnern, treu dem Evangelium Christi zu folgen; es ist seine Aufgabe, die Hirten daran zu erinnern, dass es ihre wichtigste Aufgabe ist, die Herde zu hüten, der Herr ihnen anvertraut hat und die verirrten Schafe zu suchen und willkommen zu heißen, in Väterlichkeit, Barmherzigkeit und ohne falsche Angst.

Es ist seine Aufgabe, alle daran zu erinnern, dass die Macht der Kirche der Dienst ist (Mk 9:33-35), wie es klar und deutlich Papst Benedikt XVI. gelehrt hat, mit folgenden Worten:

„Die Kirche ist berufen und bemüht sich, diese Art von Autorität auszuüben, die Dienst ist, und sie übt sie nicht aus eigener Vollmacht aus, sondern im Namen Jesu Christi… . Durch die Hirten der Kirche nämlich weidet Christus seine Herde: Er ist es, der sie leitet, schützt und zurechtweist, da er sie zutiefst liebt. Doch Jesus, der Herr, der oberste Hirt unserer Seelen, hat gewollt, dass das Apostelkollegium, heute die Bischöfe in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri … für das Gottesvolk zu sorgen, Erzieher im Glauben zu sein und der christlichen Gemeinschaft Orientierung zu geben, sie zu beseelen und zu stützen oder, wie das Konzil sagt, »dafür zu sorgen, dass jeder Gläubige im Heiligen Geist angeleitet wird zur Entfaltung seiner persönlichen Berufung nach den Grundsätzen des Evangeliums, zu aufrichtiger und tätiger Liebe und zur Freiheit, zu der Christus uns befreit hat« (Presbyterorum Ordinis, 6). Jeder Hirt also ist das Mittel, durch das Christus selbst die Menschen liebt: Dank unseres Dienstes, liebe Priester, durch uns erreicht der Herr die Seelen, durch uns lehrt, bewahrt und leitet er sie. Der hl. Augustinus sagt in seinem Kommentar zum Johannesevangelium: »Es sei ein Erweis der Liebe, die Herde des Herrn zu weiden« (123,5); dies ist die oberste Norm für das Verhalten der Diener Gottes, eine bedingungslose Liebe, wie jene des Guten Hirten, voll Freude, allen Menschen gegenüber offen, achtsam auf den Nahestehenden und fürsorglich gegenüber den Fernen (vgl. Augustinus, Reden 340,1; Reden 46,15), einfühlsam gegenüber den Schwächsten, den Geringen, den Einfachen, den Sündern, um die unendliche Barmherzigkeit Gottes mit den ermutigenden Worten der Hoffnung zu offenbaren (vgl. ders., Brief 95,1).“ (Generalaudienz vom 26. Mai 2010).

Die Kirche ist deswegen aus Christus, sie ist seine Braut, und alle Bischöfe, gemeinsam mit dem Nachfolger Petri, haben die Aufgabe und die Pflicht, sie zu hüten und ihr zu dienen, nicht als Herren sondern als Diener. Der Papst ist in diesem Sinn nicht der oberste Herr sondern vielmehr der oberste Diener, der Diener der Diener Gottes; er ist der Garant des Gehorsams, der Übereinstimmung mit dem Willen Gottes, mit dem Evangelium Christi und der Tradition der Kirche. Jede persönliche Willkür beiseite lassend ist er dem Willen Christi gemäß der „oberste Hirte und Lehrer alle Gläubigen“ (Katechismus 749), dazu hat er „die volle ordentliche Autorität, die oberste, volle, unmittelbare und universale in der Kirche“ (Katechismus 331-334).

Liebe Schwestern und Brüder, wir haben jetzt noch ein Jahr um die hier vorgeschlagenen Ideen in einer wirklichen geistlichen Unterscheidung reifen zu lassen und konkrete Lösungen für alle Schwierigkeiten und die unzähligen Herausforderungen zu finden, welchen die Familien begegnen müssen; Antworten zu geben auf die vielen Entmutigungen, welche die Familien umgeben und einschnüren. Ein Jahr, um an der „Relatio Sinodi“ zu arbeiten, welche die getreue und deutliche Widergabe dessen ist, was in dieser Aula und in den Arbeitskreisen gesagt und diskutiert wurde.

Der Herr begleite und leite uns auf diesem Weg, zur Herrlichkeit seines Namens und auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria und des Heiligen Josef! Und bitte: vergesst nicht, für mich zu beten! (rv)

Papst an Synodenväter: „Redet bitte offen“

Papst FranziskusDie Bischofssynode hat begonnen, oder genauer: Die „Dritte Außerordentliche Vollversammlung der Bischofssynode“ hat ihre Arbeiten im Vatikan aufgenommen, nachdem Papst Franziskus sie schon am Sonntag mit einer Messfeier in St. Peter eröffnet hat. Thema der Versammlung, die zwei Wochen tagen soll und die ein großes Medieninteresse erfährt, ist die Ehe- und Familienseelsorge. Papst Franziskus bat die Teilnehmer in der vatikanischen Synodenaula am Montagmorgen, eine offene Sprache zu führen. Sie seien „die Stimme der Ortskirchen“, das sei „eine große Verantwortung“. Es gehe darum „die Wirklichkeiten und Probleme der Kirchen zu tragen“ und das „Evangelium von der Familie“ zu verkünden.

„Eine Grundbedingung dafür ist es, offen zu sprechen. Keiner soll sagen: ‚Das kann man nicht sagen, sonst könnte ja jemand von mir so oder so denken…’ Alles muss ausgesprochen werden, was jemand sich zu sagen gedrängt fühlt! Nach dem letzten Konsistorium, bei dem über die Familie gesprochen wurde, hat mir ein Kardinal geschrieben: ‚Schade, dass einige Kardinäle aus Respekt vor dem Papst nicht den Mut gehabt haben, gewisse Dinge zu sagen, weil sie annahmen, dass der Papst vielleicht anders denkt.’ Das geht nicht! Das ist nicht Synodalität! Man muss alles sagen, was man sich im Herrn zu sagen gedrängt fühlt: ohne menschliche Rücksichten, ohne Zögern!“

„Anwesenheit des Papstes ist Garantie für alle“

Das Konsistorium, auf das sich Papst Franziskus da bezog, hatte im Februar 2014 getagt. Auf die Bitte des Papstes hin hatte der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper dabei einen Vortrag über die kirchliche Lehre und Seelsorge im Bereich Ehe und Familie gehalten; damit hatte Kasper dem Vernehmen nach hinter verschlossenen Türen eine lebhafte Debatte angestoßen. Viele Bischöfe und Kardinäle, auch an der Kurie, haben sich in den letzten Wochen öffentlich zu Aspekten der Ehe- und Familienseelsorge positioniert, etwa was die Unauflöslichkeit der Ehe betrifft oder den Kommunionempfang für Geschiedene, die eine neue Ehe eingehen. Papst Franziskus fuhr an diesem Montagmorgen fort:

„Gleichzeitig sollte man auch mit Demut zuhören und mit offenem Herzen aufnehmen, was die Brüder sagen. Mit diesen beiden Haltungen (offenem Reden und bereitem Hinhören) übt man die Synodalität aus. Und darum bitte ich euch herzlich um diese brüderlichen Haltungen im Herrn: Sprecht mit Freimut und hört mit Demut! Und tut dies in aller Ruhe und in Frieden, denn die Synode entwickelt sich immer cum Petro et sub Petro. Die Anwesenheit des Papstes ist eine Garantie für alle.“

Der Papst setzte, von seinem Redetext abweichend, hinzu, dass ihm ausgesprochen viel an einem „Geist der Synodalität“ liege. Der Relator (also Berichterstatter) sowie der Generalsekretär der Synode seien „direkt vom postsynodalen Rat gewählt worden, der wiederum von den Teilnehmern der letzten Synode gewählt“ worden sei. Und da ihm die Aufgabe zugefallen sei, die delegierten Präsidenten der Synodenversammlung zu bestimmen, habe er den postsynodalen Rat um die Nennung von Kandidaten gebeten: „Und ich habe die ernannt, die der Rat mir vorgeschlagen hat.“

Er hoffe, so Franziskus weiter, dass Gott „unsere Herzen für seine Wege aufschließt, die menschlich unerwartet und ungedacht sind“. (rv)