Über den Wolken: Der Papst spricht über aktuelle Krisen

Rohingya, Atomwaffen, China – das waren nur einige der Themen, über die Papst Franziskus auf dem Rückflug von Bangladesch nach Rom am Samstagabend mit Journalisten gesprochen hat. Bei seiner „fliegenden Pressekonferenz“ über den Wolken verteidigte der Papst die Tatsache, dass er in Myanmar nicht öffentlich von „Rohingya“ gesprochen hat. Er erwähnte seinen Wunsch, China zu besuchen, und kündigte eine Reise nach Indien für das nächste Jahr an. Gegen zehn Uhr abends – eine Stunde eher als erwartet – ist das Flugzeug mit Franziskus an Bord wieder in Rom gelandet: Schlusspunkt einer knapp einwöchigen Südostasien-Reise.

Besitz von Atomwaffen irrational

Angesprochen auf die Nordkorea-Krise äußerte der Papst, eine Politik der nuklearen Abschreckung wie zu Zeiten des Kalten Krieges sei heute nicht mehr vertretbar. Schon den bloßen Besitz von Atomwaffen halte er für „irrational“.

„Atomwaffen zu haben und einzusetzen, ist heute an der Grenze des ethisch Erlaubten, davon bin ich überzeugt. Warum? Weil solche ausgeklügelten Atomarsenale heutzutage die Menschheit – oder zumindest einen großen Teil der Menschheit – zu vernichten drohen.“ Zwar sei das keine Frage des päpstlichen Lehramtes, aber dennoch eine Frage, die ein Papst stellen müsse: „Kann es denn heute wirklich legitim erscheinen, Atomarsenale beizubehalten? Oder ist es nicht vielmehr nötig, umzukehren, um die Schöpfung zu retten und um die Menschheit heute zu retten? Denken wir an Hiroshima und Nagasaki vor siebzig Jahren, und denken wir auch daran, was passiert, wenn es in einem Reaktor einen Atomunfall gibt… Wir sind an der Grenze des Erlaubten.“

Der Papst antwortete damit auf die Frage eines mitreisenden Journalisten, was sich seit den 80er Jahren in der Welt verändert habe. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) habe noch 1982 in einem Brief an die UNO-Vollversammlung geschrieben, die Politik der nuklearen Abschreckung sei insofern „moralisch gerechtfertigt“, als sie damals einen Krieg verhindert habe und die beteiligten Partner daran arbeiteten, sie abzubauen. Bereits Mitte Oktober hatte Franziskus hingegen die Anwendung von und die Drohung mit Atomwaffen verurteilt – und darüber hinausgehend auch deren alleinigen Besitz. Das hatte, vor allem bei Katholiken in den USA, für Diskussionen gesorgt.

Tränen beim Treffen mit Rohingya

Sein zweites Besuchsland Bangladesch lobte der Papst bei der „fliegenden Pressekonferenz“ als ein „Vorbild für die Aufnahme“ von Flüchtlingen. Obwohl Bangladesch nicht groß sei, habe es doch für über 600.000 Rohingya-Flüchtlinge aus dem benachbarten Myanmar die Türen geöffnet. „Ich denke da an die Länder, die ihre Türen schließen. Da müssen wir dankbar sein für das Beispiel, das Bangladesch uns gegeben hat!“

Die Begegnung mit einigen Rohingya-Flüchtlingen am Freitagabend im Garten des Erzbischofs von Dhaka sei ein besonderer Moment gewesen, bei dem nur ein Teil geplant war, das meiste sich jedoch spontan ergab, erklärte der Papst. „Ich habe geweint. Ich versuchte es so hinzukriegen, dass man es nicht sah… Sie weinten auch. Ich habe mir gesagt: Ich kann die jetzt nicht wieder gehen lassen, ohne ihnen etwas zu sagen. Man wollte sie wieder vom Podium herunterschicken, ohne dass sie mit mir gesprochen hätten. Das habe ich nicht zugelassen… Und nachdem ich sie angehört habe, fühlte ich etwas in mir sich regen, und dann habe ich ihren Namen genannt.“ Franziskus hatte bei der Begegnung die Flüchtlinge spontan im Namen ihrer Verfolger, aber auch im Namen einer gleichgültigen Weltöffentlichkeit, um Vergebung gebeten. Dabei hatte er zum einzigen Mal auf der ganzen Reise ausdrücklich von „Rohingya“ gesprochen.

Der Papst machte deutlich, dass er gerne ein Flüchtlingslager von Rohingya besucht hätte: „Die Dinge wurden geprüft, und das war dann nicht möglich, aus verschiedenen Gründen, etwa aus Zeitgründen wegen der Distanz. Aber das Flüchtlingslager ist dann ja durch einige Vertreter zu mir gekommen…“

Nicht die Tür vor der Nase zuschlagen

Der Papst verteidigte ausdrücklich, dass er während seines Aufenthalts in Myanmar nie ausdrücklich von „Rohingya“ gesprochen hatte. „Schon auf dem Petersplatz habe ich sie durchaus beim Namen genannt… Aber hätte ich das in einer offiziellen Rede (in Myanmar) gesagt, hätte ich (den Burmesen) sozusagen die Tür vor der Nase zugeschlagen. Also habe ich die Lage beschrieben, habe vom Recht der Minderheiten gesprochen, um dann in den Privatgesprächen noch weiter zu gehen… Mir ist es am wichtigsten, dass die Botschaft angekommen ist. Sagen wir es so: Ich hatte nicht das Vergnügen, die Tür zuzuknallen, indem ich öffentlich etwas Anklagendes sagte – aber ich hatte die Genugtuung, einen Dialog aufzunehmen und auch die andere Seite zu hören. Und so ist die Botschaft angekommen.“

Diese Gesprächsdiplomatie hinter verschlossenen Türen nahm der Papst auch für seine Begegnung mit dem Armeechef in Anspruch, der nach allgemeiner Ansicht für die Vertreibung von Rohingya aus Myanmar verantwortlich ist. „Ich habe die Wahrheit nicht verhandelt… Ich habe so gesprochen, dass er verstanden hat, dass man heute die Dinge nicht mehr so machen darf, wie sie früher gemacht wurden… Es war ein gutes Treffen. Zivilisiert. Und auch bei dieser Gelegenheit ist die Botschaft angekommen.“

Nächstes Jahr eventuell eine Reise nach Indien

Franziskus ließ die mitreisenden Journalisten auch einmal in seine Karten sehen, was die nächsten Reisepläne betrifft. Er wolle 2018 gerne Indien besuchen – „wenn ich dann noch lebe“, scherzte er. Eine Reise nach China sei dagegen „nicht in Vorbereitung“, auch wenn ihm eine solche Reise „so sehr gefallen würde“. Auf die zähen Verhandlungen zwischen Peking und dem Vatikan über eine Aufnahme von diplomatischen Beziehungen angesprochen, versuchte sich der Papst an einem Hohenlied der Langsamkeit und Gründlichkeit: „Schritt für Schritt“ gelte es vorzugehen. (rv)

Franziskus lobt Bangladesch für Aufnahme muslimischer Flüchtlinge

„Es ist notwendig, dass die internationale Gemeinschaft entscheidende Maßnahmen im Hinblick auf diese ernste Krise durchführt“.

DHAKA – Das Wort „Rohingya“ hat der Papst erneut vermieden, aber Schwerpunkt seiner Rede war der Umgang mit Flüchtlingen aus Burma: Kurz nach seiner Ankunft in Bangladesch am heutigen Donnerstag hat Franziskus das muslimische Nachbarland Burmas vor allem dafür gelobt, Flüchtlinge aufgenommen zu haben.

Der kleinen Minderheit der Katholiken stärkte er vorsichtig den Rücken, in dem er für Vielfalt und Freiheit plädierte, und deren Beitrag zur Gesellschaft hervorhob.

In seiner Rede würdigte der Papst, dass Bangladesch – dessen natürliche Schönheit er eingangs erwähnte – „humanitäres Engagement den großen Strömen von Flüchtlingen aus dem Rakhaing-Staat“ gezeigt habe. Er lobte, dass Bangladesch diesen „vorläufige Unterkunft gegeben und sie mit den lebensnotwendigsten Dingen versorgt hat“.

Rakhaing ist ein anderes Wort für Arakan: Dort, im westlichsten Staat Burmas, kämpft die „Arakan Rohingya Salvation Army“ (ARSA) Burmas Regierung zufolge für einen eigenen muslimischen Staat; Burma erkennt die Volksgruppe der Rohingya nicht an, sondern bezeichnet diese als muslimische Bengalis – und illegale Migranten aus Bangladesch.

Die burmesischen Streitkräfte wiederum haben – vor allem seit einer Reihe von ARSA-Angriffen im August diesen Jahres – mit brutaler Gewalt auch Zivilisten der muslimischen Volksgruppe grausamst verfolgt und vertrieben. Viele Rohingya – Schätzungen gehen bis zu mehreren Hunderttausend – flohen nach Bangladesch.

Franziskus betonte: Das Engagement Bangladeschs für die Flüchtlinge „wurde mit nicht geringem Opfer erreicht und vor den Augen der ganzen Welt vollbracht“.

Die Staatengemeinschaft müsse helfen, sich um die muslimische Volksgruppe zu kümmern, forderte der Papst:

„Es ist notwendig, dass die internationale Gemeinschaft entscheidende Maßnahmen im Hinblick auf diese ernste Krise durchführt. Es muss nicht nur daran gearbeitet werden, die politischen Fragen zu lösen, die zur Verschiebung von Menschenmassen geführt haben, sondern es muss Bangladesch sofortige materielle Unterstützung geboten werden“

Papst Franziskus hat sich wiederholt für die muslimische Volksgruppe stark gemacht, unter anderem bei Angelus-Gebeten, im Rahmen seiner täglichen Eucharistiefeiern, bei Generalaudienzen wie auch in Interviews mit Medien.

Seine Reise nach Burma und Bangladesch erregt vor allem auch wegen dieser Thematik internationale Aufmerksamkeit.

In seiner heutigen Rede fügte Franziskus hinzu, dass sein Besuch „an erster Stelle der katholischen Gemeinde Bangladeschs“ gelte. Er lobte Präsident Scheich Mujibur Rahman dafür, „eine moderne, pluralistische und inklusive Gesellschaft“ vor Augen zu haben, „in der jeder Mensch und jede Gemeinschaft in Freiheit, Frieden und Sicherheit leben kann und in der die angeborene Würde und die Gleichheit der Rechte aller respektiert werden“.

So sei es möglich, im „Klima gegenseitigen Respekts und eines zunehmenden interreligiösen Dialogs“, dass Gläubige ihre tiefsten Überzeugungen über die Bedeutung und das Ziel des Lebens frei äußern könnten, so der Papst.

Einübung ethischer und menschlicher Werte

Tatsächlich kommt es auch in Bangladesch immer wieder zu Gewalt gegen Katholiken im Land, die mit 0,2 Prozent Anteil der Bevölkerung nur eine sehr kleine Minderheit ausmachen. Auf dem Weltverfolgungsindex des christlichen Hilfswerks „Open Doors“ liegt Bangladesch auf Rang 26.

Vor diesem Hintergrund betonte der Papst heute:

„Auch wenn die Katholiken Bangladeschs zahlenmäßig wenige sind, versuchen sie doch, eine konstruktive Rolle bei der Entwicklung des Landes zu spielen, vor allem durch ihre Schulen, die Kliniken und die Sanitätsstationen.“

Die Kirche, so der Pontifex weiter, schätze die Freiheit, „den eigenen Glauben zu praktizieren und ihre eigenen karitativen Werke zu verwirklichen“. Dazu gehöre, den Jugendlichen „eine qualitätsvolle Ausbildung zu bieten als auch die Einübung gesunder ethischer und menschlicher Werte“.

Tatsächlich sei die breite Mehrheit der Schüler und viele der Lehrer nicht christlich, so Franziskus weiter. Er sei gewiss, „dass die katholische Gemeinde im Einklang mit dem Wortlaut und dem Geist der nationalen Verfassung weiter die Freiheit genießen wird, diese guten Werke als Ausdruck ihres Einsatzes für das Gemeinwohl fortzuführen“.

Die delikate Mission des Papstes in Bangladesch ist also nicht nur, auf die Rohingya-Problematik aufmerksam zu machen, sondern den wenigen Christen im Land den Rücken zu stärken. (CNA Deutsch)

Mehr Pulverfass als Peripherie: Die Papstreise nach Burma und Bangladesch

In der Öffentlichkeit wird diese dritte Asienreise von Franziskus, die vom 27. November bis 2. Dezember geplant ist, aus gutem Grund mehr wahrgenommen als so manche andere.

VATIKANSTADT – Warum reist Papst Franziskus nach Burma und Bangladesch? Es ist weniger eine Reise an die Peripherie als mitten in ein Pulverfass, in dem mittlerweile die ganze Welt sitzt. Wie brisant die Lage ist, zeigt die Tatsache, dass der örtliche Kardinal dem Papst empfiehlt, das Wort „Rohingya“ nicht einmal in den Mund zu nehmen.

Warum reist der Papst nach Burma und Bangladesch? Aus katholischer Perspektive ist es eine Reise an die äußerste Peripherie, insofern dort kaum Katholiken leben: Im islamischen Bangladesch sind 0,2 Prozent der Bevölkerung katholisch. Die meisten von ihnen gehören Stämmen an, die als kleine Minderheiten im Land leben. Und im vorwiegend buddhistischen Burma, das auch als Myanmar bekannt ist, ist knapp ein Prozent der Menschen katholisch. Oft sind sie auch hier Angehörige verschiedener Minderheiten.

Insgesamt lebt in Burma und Bangladesch keine Million Katholiken: Das ist aus Sicht der Weltkirche mit über 1,2 Milliarden Gläubigen ein absoluter Promillebereich. In vielen Bistümern leben mehr Katholiken als in den beiden Ländern zusammengerechnet. Hinzu kommt noch die geographische Distanz, erklärte am Mittwoch Vatikan-Sprecher Greg Burke.

Der Papst wird drei Tage in Burma verbringen und dabei die Stadt Rangun und die Hauptstadt Naypyidaw besuchen. Anschließend ist er vom 30. November bis 2. Dezember in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch.

Aus weltlicher Sicht reist das Oberhaupt der Kirche damit nicht an den Rand, sondern in ein Zentrum der Aufmerksamkeit, und an einen neuralgischen Punkt der Weltpolitik.

Tatsächlich wird in der Öffentlichkeit diese dritte Asienreise von Franziskus mehr wahrgenommen als manche andere, und politisch ist sie besonders brisant.

„Es ist ein Pulverfass und es muss etwas getan werden“, so Daniel Mark, Vorsitzender US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit in einem Interview mit CNAs Washingtonkorrespondentin Adelaide Mena im vergangenen September.

Die Rede ist von den Rohingya, eine rund 1,1 Millionen Menschen umfassende muslimische Bevölkerungsgruppe im Westen Burmas. Anders als andere Gruppen im Vielvölkerstaat sind sie nicht anerkannt, gelten als illegale Einwanderer. Die burmesische Regierung erkennt auch nicht den Namen „Rohingya“ an. Für sie sind es Bengalis und Migranten aus dem Nachbarland.

Wie Pater Bernardo Cervellera gegenüber CNA sagte, geht es in der Tat um „Migranten im vollen Sinn des Wortes, sie haben keinen Ort, an dem sie ihr Haupt niederlegen können“.

Der Priester des Päpstlichen Institutes für die auswärtigen Missionen (PIME) kennt Burma und Bangladesch gut; er ist unter anderem Chefredakteur von AsiaNews.

Von Franziskus erwarte er vor allem, dass dieser „zur Verteidigung der Katholiken, zur Verteidigung der Minderheiten“ darüber sprechen werde, „dass der Weg des Friedens der fruchtbarste für alle Menschen ist“.

Die Frage freilich ist, wie der Weg des Friedens aussehen kann; nicht so sehr für die christlichen Minderheiten denn für die Rohingya, und welche Rolle Franziskus dabei spielen kann.

Franziskus und die Rohingya

Seit Jahrzehnten kommt es immer wieder zu gewalttätigen Spannungen zwischen der muslimischen Minderheit und der buddhistischen Bevölkerungsmehrheit, bis hin zu bewaffneten Auseinandersetzungen.

Die selbst-ernannte „Arakan Rohingya Salvation Army“ (ARSA) kämpft für einen eigenen muslimischen Staat in der Region.

Bewaffnete Rohingya überfielen unter anderem dutzende Polizeistationen und andere staatliche Einrichtungen; als Reaktion auf die Gewalt rief die burmesische Regierung 2012 den Notstand aus und ging mit gnadenloser Gewalt gegen die muslimische Volksgruppe vor. Hunderttausende Rohingya flohen. Laut den Vereinten Nationen werden die im Land gebliebenen, staatenlosen Muslime auch heute massiv, systematisch unterdrückt und selbst Zivilisten brutal verfolgt. Dabei schrecken, so Berichterstatter, Täter auch nicht vor Massakern zurück.

Schätzungsweise die Hälfte der Rohingya lebt als Flüchtlinge in ihrer vorgeblichen Heimat, Bangladesch, sowie einigen anderen Ländern. In Bangladesch werden viele jedoch nicht als Flüchtlinge anerkannt – und zum Teil gezwungen, das Land wieder zu verlassen.

Wird der Papst das Wort „Rohingya“ vermeiden?

Papst Franziskus hat sich wiederholt deutlich – und Kritikern zufolge nicht unbedingt differenziert – für die muslimische Volksgruppe stark gemacht, unter anderem bei Angelus-Gebeten, im Rahmen seiner täglichen Eucharistiefeiern, bei Generalaudienzen wie auch in Interviews mit Medien. Sogar bei einem Treffen mit über 1500 Mitgliedern der Internationalen Eucharistischen Jugendbewegung im Jahr 2015 sagte er:

„Lasst uns an unsere Brüder denken, die Rohingya. Sie wurden von einem Land zum anderen und dann zu einem weiteren gejagt“.

Bei der Generalaudienz am 8. Februar diesen Jahres bat der Papst die anwesenden Gläubigen, mit ihm „für unsere Brüder und Schwester, die Rohingya, zu beten. Sie wurden aus Burma vertrieben, sie gehen von einem Ort zum anderen und niemand will sie haben“.

Solche Worte wird Papst Franziskus in Burma vielleicht nicht direkt in den Mund nehmen – zumindest hat ihm das der erste und bislang einzige Kardinal des Landes nun in einem persönlichen Gespräch ans Herz gelegt.

Kardinal Charles Maung Bo wurde von Papst Franziskus am 18. November zu einer privaten Audienz empfangen, zur Vorbereitung auf die Reise.

Das Treffen habe etwa eine halbe Stunde gedauert, sagte der Erzbischof von Rangun, das offiziell Yangon heißt, gegenüber CNA-Vatikanist Andrea Gagliarducci. Dabei habe er dem Papst mehrere Empfehlungen gemacht für seine Reise.

Der erste Ratschlag: Das Wort „Rohingya“ zu vermeiden. Der Begriff sei stark umstritten und für die meisten Burmesen wie auch die Regierung des Landes nicht richtig. Der korrekte Terminus sei: „Muslime des Staates Aarakan“. Arakan, auch bekannt als Rakhaing, ist der an Bangladesch grenzende westlichste Staat Burmas.

Der zweite Ratschlag von Kardinal Bo: Ein Treffen mit General Min Aung Hlaing, dem Oberbefehlshaber der Burmesischen Streitkräfte. Das Land war 50 Jahre lang eine Militärdiktatur, und die Armee spielt in der jungen Demokratie nach wie vor eine prägende Rolle. Es sei wichtig, auch und gerade mit der Armee einen Dialog zu führen, so der Erzbischof gegenüber CNA.

Der dritte Ratschlag schließlich: Ein Treffen zur Förderung des interreligiösen Dialogs mit Vertretern verschiedener Religionen. Dazu habe er eine Gruppe von „etwa 15 Personen, Christen, Buddhisten, Muslime (darunter Muslime aus dem Staat Arakan, und Hindus“ empfohlen, sagte Kardinal Bo.

Interreligiöser Höhepunkt der Reise ist voraussichtlich ein gemeinsames Friedensgebet am 1. Dezember, in dem der Papst auch Vertreter der Rohingya persönlich treffen wird.

Ein enger und hoch sensibler Rahmen also laut Kardinal Bo, der möglicherweise einer vorsichtigeren Differenzierung bedarf als die landläufige Berichterstattung über das Thema vermuten lässt. Diese hat auch scharfe Kritik an Aung San Suu Kyi geäußert: Die Friedensnobelpreisträgerin hatte abgestritten, dass die Regierung die Zerstörung von Rohingya-Siedlungen autorisiert habe.

Anfang Oktober sagte Kardinal Bo dazu am Rande einer Veranstaltung in Taiwan, Aung San Suu Kyi bemühe sich, die mühsam errungene Demokratie zu stabilisieren. Dies sei ein Drahtseilakt. Dennoch hätte sie auch über die Opfer der Gewalt sprechen müssen, vor allem die Frauen und Kinder, die nun unter schwierigsten Umständen auf der Flucht seien, so der Erzbischof. Aung San Suu Kyi habe nun möglicherweise wichtige Unterstützung der internationalen Gemeinschaft verloren.

Eine Einschätzung, die zeigt, wie sensibel die Lage vor Ort ist – und wie anspruchsvoll die Friedensmission des Heiligen Vaters im Pulverfass sein wird, dessen Probleme längst globales Ausmaß erreicht haben.

Adelaide Mena, Andrea Gagliarducci, Elise Harris und Hannah Brockhaus trugen zur Berichterstattung bei. (© CNA Deutsch)

Asienreise des Papstes: Es geht wirklich an die Peripherie

Kinder, die dem Papst selbstgemachte Sandalen schenken, eine Gruppe von Rohingya und natürlich die Minderheiten der Christen im Land: Es wird eine Papstreise, die wirklich an die Peripherien geht. Papstsprecher Greg Burke erläuterte an diesem Mittwoch das Programm der 21. Auslandsreise von Papst Franziskus, die ihn ab Sonntagnacht zuerst nach Myanmar und dann nach Bangladesch führen wird. „Dass das wirklich Peripherie ist, liegt zum einen an der Entfernung, aber auch daran, dass in beiden Ländern die Katholiken eine kleine Minderheit bilden“, so Burke im Interview mit Radio Vatikan. Myanmar ist mehrheitlich buddhistisch, auch wenn es viele Minderheiten gibt, während Bangladesch vor allem muslimisch geprägt ist.

Deswegen habe der interreligiöse Aspekt der Reise eine besondere Bedeutung, so Burke. „Auch hier will der Papst erneut zeigen, welche Bedeutung Frieden und Versöhnung für Religion haben.“ In Myanmar sei deswegen die Begegnung mit dem Leitungsrat der Buddhisten sehr wichtig, aber auch einfach die Präsenz des Papstes im Land. In Bangladesch geht es ganz allgemein um den interreligiösen Dialog, nicht nur mit den Muslimen.

Große Aufmerksamkeit wird der Reise auch deswegen geschenkt, weil sie den Papst in zwei Länder führt, die wegen der Flüchtlingskrise um das Volk der Rohingya im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. So wird beim interreligiösen Friedensgebet am 1. Dezember eine Gruppe dieses Volkes dabei sein, erklärte Burke.

Andere, nicht im offiziellen Programm aufgeführte Begegnungen seien etwa das Treffen mit dem Oberbefehlshaber der Armee Myanmars, General Min Aung Hlaing, und mit einigen Straßenkindern, die dem Papst aus weggeworfenem Material angefertigte Sandalen schenken wollen. (rv)

Kardinal Bo: „Myanmar hat viel Respekt vor Religionsführern“

Papst Franziskus besucht in zehn Tagen Myanmar und anschließend Bangladesch. Diese Reise wird nicht nur die Katholiken stärken, die in beiden Ländern eine Minderheit bilden. Vor allem in Myanmar wird der Papstbesuch auch das „eigene Selbstbewusstsein“ fördern. Davon ist der Erzbischof von Yangon, Kardinal Charles Maung Bo, überzeugt. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er, der Besuch des Papstes werde vor allem das Zusammenleben zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften betreffen. Seit Jahren sind die Verhältnisse dort nicht immer einfach.

„Es gab vor vier und fünf Jahren diese Hassreden, als buddhistische Mönche, die Extremisten waren, gegen Muslime im ganzen Land vorgingen. Dies kam erst vor etwa eineinhalb Jahren zu einem Ende, nun erleben wir umgekehrt in jüngster Zeit vermehrt Attacken von Muslime im Bundesstaat Rakhine gegen buddhistische Einrichtungen. Buddhistische Mönche haben nun verkündet, es sei nicht schlimm, einen Nicht-Buddhisten zu töten und das nahmen dann viele zum Anlass, um Gewalt gegen Muslime anzuwenden.“

Dies führe unweigerlich zu einer Eskalation, so Kardinal Bo. Der Papstbesuch komme deshalb gerade zur richtigen Zeit, denn Franziskus könne dabei helfen, die Gewaltspirale aufzulösen.

„Die Menschen in Myanmar haben einen großen Respekt vor Religionsführern. Das beweist ja gerade die Tatsache, dass man auf jene extremistischen buddhistischen Mönche hört. Deshalb tragen Vertreter der Religionsgemeinschaften eine enorme Verantwortung. … Dieser Besuch des Papstes stellt uns allen hier aber die große Frage, wie wir gemeinsam eine Nation bilden können, trotz unserer Unterschiede. Bildung und Friedensförderungen werden wohl die zentralen Botschaften des Papstes diesbezüglich sein. Auch der Schutz von Frauen und Kinder gehört dazu, denn obwohl wir Katholiken eine Minderheit sind, können wir mit dem Papstbesuch genau diese Bereiche auf nationaler Ebene besprechen.“

Papst Franziskus wird auf seiner knapp einwöchigen Staats- und Pastoralreise vom 26. November bis 2. Dezember 2017 zehn Ansprachen und eine Predigt halten und auch buddhistische Mönche treffen. Geplant ist auch ein interreligiös-ökumenisches Friedenstreffen. Zudem sind Begegnungen mit Staats- und Regierungschefs geplant. Ein Treffen mit den muslimischen Rohingya oder ein Besuch der Region Rakhine ist in dem offiziellen Programm nicht vorgesehen. (rv)

Die „Rohingya“- Problematik und weitere Meldungen der Woche

Myanmar-Besuch: Papst steht vor schwieriger Aufgabe *** Papst Johannes Paul I. wird der heroische Tugendgrad anerkannt *** Benedikt nimmt Regensburger Sonntagsbibel entgegen *** Vatikan verbietet den Verkauf von Zigaretten .

MÜNCHEN – Myanmar-Besuch: Papst steht vor schwieriger Aufgabe *** Papst Johannes Paul I. wird der heroische Tugendgrad anerkannt *** Benedikt nimmt Regensburger Sonntagsbibel entgegen *** Vatikan verbietet den Verkauf von Zigaretten

Papst vor schwieriger Aufgabe bei seinem Besuch in Myanmar

Myanmars Kardinal Charles Bo hat Papst Franziskus davon abgeraten, den Begriff „Rohingya“ während seines anstehenden Besuches Ende November zu verwenden. Der Begriff sei sehr umstritten und werde sowohl von der Regierung, als auch von den meisten Menschen nicht akzeptiert, so der Kardinal laut einem Bericht von „Christian Today“.

Ob der heilige Vater sich an die Empfehlung halten wird, sei ungewiss, so Kardinal Bo. Franziskus hat wiederholt die starke Notwendigkeit betont, den muslimischen und weitgehend staatenlosen Rohingya, die Myanmars Regierung als illegale Einwanderer betrachtet und grausam verfolgt, Hilfe zu leisten.

Papst Johannes Paul I. auf Weg zur Seligsprechung

Sein Namensvetter ist bereits ein Heiliger: Nun ist Albino Luciano – besser bekannt als Papst Johannes Paul I. – der Heiligsprechung näher gekommen: Wie der Vatikan am heutigen Donnerstag mitteilte, hat Papst Franziskus ihm den heroischen Tugendgrad zugesprochen.

Dieser ist eine Station auf dem Weg zur Selig- und dann Heiligsprechung.

Albino Luciani wurde am 17. Oktober 1912 im nordostitalienischen Venetien geboren. Er wurde im Alter von 65 Jahren zum Papst gewählt. Er wählte den Namen Johannes Paul zu Ehren seiner beiden unmittelbaren Vorgänger, dem heiligen Johannes XXIII. und dem seligen Paul V.

Benedikt nimmt Regensburger Sonntagsbibel entgegen

Die Regensburger Sonntagsbibel ist in der Ewigen Stadt angekommen: Das Redaktionsteam um Bischof Rudolf Voderholzer hat in Rom ein Exemplar der Regensburger Sonntagsbibel an Papst emeritus Benedikt XVI. übergeben.

In dieser sind unter anderem Texte Benedikts enthalten. Das 11-köpfige Team traf den emeritierten Papst am Montagmittag in seinem Wohnsitz im Mater Ecclesiae in den vatikanischen Gärten.

Vatikan verbietet den Verkauf von Zigaretten

Papst Franziskus hat beschlossen, den Verkauf von Zigaretten innerhalb des Stadtstaates zu verbieten, da der Heilige Stuhl von einer nachgewiesenen Gesundheitsgefahr nicht profitieren könne.

In einer Erklärung vom 9. November sagte der Presse-Sprecher des Vatikans, Greg Burke, dass der Grund für die Entscheidung „sehr einfach ist: Der Heilige Stuhl kann nicht zu einer Aktivität beitragen, die eindeutig die Gesundheit der Menschen schädigt.“ (CNA Deutsch)