Abschlussrede des Papstes beim Flughafen von Zagreb

Herr Präsident,
sehr geehrte Vertreter des öffentlichen Lebens,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
Brüder und Schwestern im Herrn!
Mein Besuch in Ihrem Land geht zu Ende. Auch wenn er kurz war, ist er doch reich an Begegnungen gewesen, die mir das Gefühl vermittelt haben, einer von Ihnen zu sein, an Ihrer Geschichte teilzuhaben, und die mir die Gelegenheit gegeben haben, die pilgernde Kirche in Kroatien im Glauben an Jesus Christus, den einzigen Erlöser, zu stärken. Diesen Glauben, der zu Ihnen gelangt ist über das mutige und treue Zeugnis so vieler Ihrer Brüder und Schwestern, von denen einige nicht gezögert haben, für Christus und sein Evangelium zu sterben, habe ich hier in lebendiger und echter Form angetroffen. Gott wollen wir für die Fülle an Gnadengaben loben, die er seinen Kindern auf ihrem täglichen Weg reichlich schenkt! Danken möchte ich allen, die zur Organisation meines Besuches und zu seinem ordnungsgemäßen Ablauf beigetragen haben.
In meinem Geist und in meinem Herzen sind die Erinnerungen dieser Tage lebendig. Einmütig und tief empfunden war heute morgen die Teilnahme an der heiligen Messe anläßlich des Nationalen Familientages. Die gestrige Begegnung im Nationaltheater hat mir die Gelegenheit gegeben, einige Überlegungen mit den Vertretern der Zivilgesellschaft und der Ordensgemeinschaften zu teilen. Während der intensiven Gebetsvigil haben mir dann die Jugendlichen das strahlende Gesicht Kroatiens gezeigt, das der Zukunft zugewandt und von einem lebendigen Glauben erleuchtet ist wie von der Flamme eines kostbaren, von den Vätern empfangen Lichtes – einer Flamme, die auf dem Weg gehütet und genährt werden will. Das Gebet am Grab des seligen Kardinals Stepinac hat uns in besonderer Weise an alle erinnert, die aufgrund ihres Glaubens an das Evangelium gelitten haben – und auch heute leiden. Bitten wir diesen unerschrockenen Zeugen des auferstandenen Herrn weiter um seine Fürsprache, damit jede Prüfung und jedes Opfer, die Gott aus Liebe zu ihm und zu den Mitmenschen dargebracht werden, wie ein Weizenkorn sein können, das in die Erde fällt und stirbt, um Frucht zu bringen.
Es war für mich ein Grund zur Freude festzustellen, wie lebendig heute weiterhin die alte christliche Tradition Ihres Volkes ist. Ich konnte mich dessen vor allem bei dem herzlichen Empfang vergewissern, den die Menschen mir bereitet haben, wie sie es bei den drei Besuchen des seligen Johannes Paul II. getan hatten; sie haben den Besuch des Nachfolgers des heiligen Petrus erkannt, der kommt, um die Brüder im Glauben zu stärken. Diese kirchliche Vitalität, die zu bewahren und zu kräftigen ist, wird dank der – wie ich mir wünsche – immer sachlichen und nützlichen Zusammenarbeit zwischen der Kirche und den öffentlichen Einrichtungen unweigerlich seine positiven Wirkungen auf die gesamte Gesellschaft ausüben. Mögen in dieser Zeit, in der feste und verläßliche Bezugspunkte zu fehlen scheinen, die Christen – „gemeinsam in Christus", dem Eckstein, vereint – weiterhin gleichsam die Seele der Nation sein und ihr so helfen, sich zu entfalten und voranzuschreiten.
Da ich wieder nach Rom abreise, vertraue ich Sie alle der Hand Gottes an. Er, der Geber alles Guten und die unendliche Vorsehung, segne stets dieses Land und das kroatische Volk und gewähre jeder Familie Frieden und Wohlergehen. Die Jungfrau Maria wache über dem geschichtlichen Weg Ihrer Vaterlandes und über dem Weg ganz Europas. Es begleite Sie auch mein Apostolischer Segen, den ich Ihnen von Herzen erteile. (rv)

Vatikan: Papst geißelt Gepflogenheiten der internationalen Finanzmärkte

Der Papst hat die Gepflogenheiten der internationalen Finanzmärkte gegeißelt. Nach einer akuten Krisenphase sei man wieder zu Kreditverträgen übergegangen, die „grenzenlose Spekulation" ermöglichten, sagte der Papst an diesem Montag vor Teilnehmern eines Kongresses über die Sozial-Enzyklika „Mater et magistra", die Papst Johannes XXIII. vor 50 Jahren veröffentlichte. Die Spekulation weite sich auch auf Nahrungsmittel, Wasser und Grundstücke aus, und treibe so ohnehin bereits arme Menschen noch tiefer ins Elend. Auch die steigenden Energiepreise könnten sich nachteilig auf Umwelt und Mensch auswirken, dann nämlich, wenn ausschließlich mit kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen nach alternativen Energieformen gesucht werde. (rv)

Vatikan: Papst Benedikt XVI. im 7. Pontifikatsjahr

Mit dem Tod von Papst Johannes Paul II. am 02.04.2005 begann die Zeit der Sedisvakanz. Mit dem Ende der Trauerfeierlichkeiten traten die wahlberechtigten Kardinäle am 18. April in´s Konklave ein. Bereits im vierten Wahlgang am folgenden Tag wurde Joseph Kardinal Ratzinger zum neuen Pontifex gewählt. Seither trägt er den Namen Benedikt XVI. Mit dem heutigen Tag jährt sich seine Papstwahl zum sechsten Mal. Für die Angehörigen des Vatikans ist der Wahltag noch heute ein besonderer Tag, sie haben heute Urlaub. Für den Papst beginnt nun sein siebtes Pontifikatsjahr. (vh) 

Vatikan: Papst Benedikt XVI. wird 84 Jahre

Papst Benedikt XVI. begeht heute seinen 84. Geburtstag.  In seinem Geburtshaus in "Marktl am Inn" fand um 04.15 Uhr eine Morgenandacht im Geburtszimmer mit Lichterzug und Tauferinnerungsfeier in der Pfarrkirche St. Oswald statt. Schon wenige Stunden nach seiner Geburt am 16. April 1927, einem Karsamstag, war der Papst in der Pfarrkirche auf den Namen „Joseph Aloisius Ratzinger“ getauft worden. In drei Tagen beginnt bereits das siebte Pontifikatsjahr von Papst Benedikt. (vh) 

Zollitsch: „Mit dem Papst über Theologen-Memorandum gesprochen“

Zu Gast bei Radio Vatikan war an diesem Freitagnachmittag der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Wir haben mit ihm über die Papstreise, den Dialogprozess und das Theologenmemorandum gesprochen.
Deutschlandreise des Papstes
Bundesministerin Annette Schavan hat Radio Vatikan gegenüber im Interview gesagt, der Papst sei „innerlich sehr beschäftigt" mit seinem bevorstehenden Deutschlandbesuch. Haben Sie das bei Ihrer Audienz auch so erlebt?
„Ja. Ich konnte ausführlich mit dem Heiligen Vater über seinen Besuch sprechen, wir haben die einzelnen Stationen miteinander besprochen. Er ist auch sehr interessiert daran, welche Botschaft in Berlin von ihm erwartet wird, denn die Rede im Deutschen Bundestag ist etwas Besonderes und für ihn eine Chance, dem deutschen Volk, seinem Volk, einiges zu sagen. Das beschäftigt ihn sehr bewusst. Ihn beschäftigt auch die Frage, wie katholische Kirche in Berlin lebendig wird und wie der Gottesdienst, den wir dort feiern, für möglichst viele Berliner zu einem Zeugnis des Glaubens wird.
Ein besonderer Schwerpunkt ist für ihn dann die Begegnung mit der evangelischen Kirche in Erfurt. Der Papst selber hat Wert darauf gelegt, dass mehr Zeit eingeplant wird für die Begegnung mit den Vertretern der evangelischen Kirche, dass es einerseits ein Gespräch gibt und zum anderen auch eine gemeinsame Form des Gottesdienstes, des Gebetes – weil er zeigen will, dass wir nicht nur die sind, die miteinander sprechen oder gar übereinander sprechen, sondern vor allem auch die, die gemeinsam zu Gott sprechen und damit gemeinsam auf einem Weg sind. Da überlegt er sich sehr intensiv, welche Botschaft von ihm in Erfurt erwartet wird und welche er dort mitbringen kann.
Dann ist für ihn auch eine schöne Station Freiburg selber, was der Schwerpunkt sein wird. Dort feiern wir den großen Gottesdienst am Sonntag, am Abend zuvor ist eine Vigilfeier mit der Jugend, auf die er sich besonders freut. Er hat sich erinnert an eine Vigilfeier beim Katholikentag 1978 in Freiburg mit Mutter Teresa und hat auch noch hinzugefügt, „Das war zur Zeit von Papst Johannes Paul I.". Das ist ihm sehr lebendig in Erinnerung.
Diese Fragen beschäftigen ihn, und er ist dankbar, wenn wir ihm auch unsere Hinweise geben, unsere Wünsche formulieren, unsere Anregungen. Er sagte mir, dass er dann im August in Castelgandolfo genauer überlegen wird, was Herausforderung, was Chance und was die Botschaft ist, so dass die beiden Schwerpunkte, die Frage nach Gott und nach der Zukunft, auch wirklich durchkommen."
Der Dialogprozess
Herr Erzbischof, die deutschen Bischöfe haben einen Brief an die Gemeinden geschrieben. Gab es da schon erste Rückmeldungen oder Reaktionen?
„Wir wollen die Gemeinden damit einladen, den Weg des Dialoges und Gespräches mitzugehen und sich engagiert daran zu beteiligen. Zugleich wollen wir das tun im Bewußtsein, dass wir gemeinsam auf dem Weg sind, gemeinsam auf Gott und auf einander hören wollen.
Ich habe verschiedene Echos gehört, was mich freut – denn es zeigt, dass Interesse da ist.
Es sind viele dankbar dafür, dass wir gemeinsam einen Weg nach vorne gehen wollen und dass die Fragen, die da sind, angesprochen werden sollen und dass wir schauen wollen, wie uns Gott den Weg in die Zukunft zeigt. Es sind auch manche Echos gekommen, die mir sagten, dass sie das noch etwas konkreter erwartet hätten, dass wir noch konkreter hätten sagen können, was die Herausforderungen sind, aber wir wollten ja nicht als Bischöfe die Vorgaben machen, um welche die Themen es geht, sondern wir wollen einladen, gemeinsam diesen Weg zu gehen und dann die großen zentralen Anliegen im Blick auf das Evangelium miteinander zu klären versuchen… und uns dabei Wege zeigen zu lassen, vor allem wenn wir auf einander und gemeinsam auf Gott hören."
Auffällig war, dass Sie vor einer Emotionalisierung der Debatte gewarnt haben. Was ist daran so gefährlich?
„Die Gefahr besteht, dass jeder Forderungen stellt, die nach seiner Weise erfüllt werden müssen, bevor man miteinander spricht. Das halte ich für gefährlich, denn man muss erst miteinander sprechen, um dann auch zu erkennen, wie die Position des anderen ist, was meine Position ist und wie ich die dann auch darlegen kann. Wir sollten nicht zuerst sagen, dass dies oder jenes erfüllt sein muss, bevor wir uns auf den Weg machen. Wir sollen den Mut haben, zu sagen: ‚Wir machen uns gemeinsam auf den Weg’. Emotionen sind in Gefahr, den anderen zu verletzen, sind in Gefahr, dass man sich selber verschließt, und nur auf sich selbst zu sehen und bei sich selbst zu verharren.
Die Gefahr ist doch die: Man kann auf Barrikaden nicht miteinander diskutieren, und Emotionen können leicht auf Barrikaden führen. Also ist das Anliegen, sachlich, menschlich so miteinander zu sprechen, dass ich dem anderen dabei ins Auge sehen kann, ohne ihn zu verletzen. Dann können wir auch das Gemeinsame viel besser finden, denn Verletzungen verschließen."
Wie macht man das? Wie komme ich über den moralischen Appell, offen miteinander zu reden, hinaus? Wie strukturiere ich das so, dass alle Parteien eben nicht diese Emotionalisierung betreiben?
„Wir machen in der Erzdiözese Freiburg den Versuch über eine Hilfe, die wir geben, die „Dialogbox". Dort wird angeregt, wie man miteinander spricht, welche Fragen wir stellen, wie wir aufeinander zugehen. Und wir laden auch ein, das Gespräch über all diese Fragen schon mit einer geistlichen Besinnung und im Gebet mit einer Besinnung auf die Heilige Schrift zu beginnen.
Und wenn da die Positionen aufeinander stoßen, zu fragen, was Gott mir durch die Position des anderen sagen will. Dass wir einander ernst nehmen und auf diese Weise das Gemeinsame sehen, das uns verbindet im christlichen Glauben in unserer katholischen Kirche. Sich für den anderen öffnen heißt auf den anderen hören, seine Position ernst nehmen und kennen lernen wollen. Und dann kommen wir weiter."
Das Theologenmemorandum
Zu der ganzen Debatte gehört auch das Theologenmemorandum. Wo stehen wir da im Augenblick?
„Die Theologen haben sich zu Wort gemeldet und haben Punkte benannt, die eigentlich überall bekannt sind, und zwar Forderungen, die viele Leute in der Kirche auch stellen. Sie haben das noch einmal namhaft gemacht. Ich hätte mir natürlich von den Theologen erwartet, dass sie auch theologisch arbeiten, etwa die große Frage nach Gott stellen, auch die große Frage stellen, wie es zu dieser Säkularisierung kommt, in der wir leben, denn die hat ja Wurzeln, die weit, weit zurück reichen. Oder auch die Frage theologisch zu stellen, wir wir heute einen Weg nach vorne gehen können – und was ist nun heute die Chance des Glaubens, wie kann ich im Heute glauben, wie kann ich heute über Gott sprechen, wie kann ich heute die Wahrheiten verkünden, um die es uns allen geht? Das sind für mich die ersten und die grundlegenden Fragen.
Die anderen Fragen werden wir auch ansprechen im Laufe des Dialogsprozesses und schauen, wo die Positionen der Kirche klar sind – darüber braucht man nicht mehr zu sprechen, denn die Wertschätzung der Ehe ist für uns selbstverständlich –, dann aber auch die anderen Fragen zu stellen.

Es wird sicher Situationen geben, wo wir sagen, dass wir hier als Kirche in Deutschland nicht weiter kommen: Hier sind weltkirchliche Fragen angesprochen, die auch nur auf der Ebene der Weltkirche entschieden werden können. Dann gibt es theologische Positionen, über die man miteinander sprechen und die man auch weitergeben kann. Es wird aber auch Situationen geben (wenn ich etwa das Verhältnis Priester und Laien anspreche oder wenn ich an manche Strukturfragen der Kirche in Deutschland denke), wo wir selber Entscheidungen treffen und Wege nach vorne gehen können."
Memorandum – Im Gespräch mit dem Papst
Haben Sie auch mit dem Papst über das Memorandum gesprochen?
„Ja, ich habe auch mit dem Papst darüber gesprochen und meine Position gesagt. Ich habe auch dargelegt, dass ich bei uns in Freiburg das Professorenkollegium der theologischen Fakultät der Universität zum Gespräch eingeladen habe. Wir haben miteinander gesprochen und wir haben vereinbart, beim nächsten Gespräch, das im Mai sein wird, über die Frage Theologie und Lehramt zu sprechen. Wir wollen schauen, wie wir mit diesen Fragen weiter kommen."
Der Dialogprozess: 300 Christen treffen sich in Mannheim
Mit diesen Vorstellungen machen Sie auch den ersten Schritt im Juli in den Gesprächsprozess der Bischofskonferenz hinein.
„Wir wollen im Juli etwa 300 Personen aus allen deutschen Diözesen einladen zu einem gemeinsamen Treffen von zwei Tagen in Mannheim, um dann einzusteigen mit diesen Fragen: Wie wir aufeinander hören, und was es heißt, im Heute zu glauben. Dass wir Erfahrungen zusammentragen, dass wir Ängste zusammentragen, dass wir auch Wege aufzeigen, die wir bisher gegangen sind, um zu schauen, wie der Weg nach vorne weiter geht."
Herr Erzbischof, herzlichen Dank für das Gespräch. (rv)

Das Papstbuch: Unsere Geschichte von Jesus von Nazareth

 An diesem Donnerstag ist der zweite Band des Papstbuches „Jesus von Nazareth" offiziell auf dem Markt, gegen Mittag wird es in Frankfurt von Erzbischof Robert Zollitsch, im Nachmittag hier in Rom von Kardinal Marc Ouellet offiziell vorgestellt.
Was steht drin?
Das Buch ist eine Fortsetzung des ersten Buches. Das klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist es aber gar nicht. Wer sich von diesem Werk – wie vom Interviewbuch mit dem Papst – große Neuigkeiten erwartet, wird vielleicht enttäuscht. Benedikt erzählt die Geschichte dieses Jesus. Und während der erste Band von seiner Lehre handelte, geht es im zweiten Band darum, wie er selbst mit seinem Leben dafür einstand: Leiden, Tod und Auferstehung.
Wie ist das Buch aufgebaut?
Der Papst hatte im ersten Band gesagt, dass er „den Evangelien vertraue". Und so geht er Kapitel für Kapitel der Geschichte Jesu nach, vergleicht die Evangelien, legt aus, argumentiert, wo Argumente notwendig sind. Schritt für Schritt zeichnet er so das Leben dieses Jesus, der unser Christus ist, nach.
Er beginnt mit dem Einzug in Jerusalem und zeichnet Schritt für Schritt die Erzählungen um die letzten Tage im Leben Jesu nach, ordnet die unterschiedlichen Berichte der Evangelien ein und legt sie im Licht des Glaubens aus.
Kritische Debatten?
Zuerst – und darauf haben die Medien nach den Vorabdrucken von vergangener Woche bereits Bezug genommen – ist der Papst sehr klar, was die Beziehung Jesu zum Judentum angeht. ‚Die Juden’ sind nicht schuld am Tod Jesu, noch einmal macht der Theologe und Papst Joseph Ratzinger das klar. Dann spricht er aber auch über die Bekehrung der Juden – auch hier ein Bekenntnis, dass Christen im Jüdischen Volk ein Beispiel für die Treue zu Gott sehen sollten.
Im Zug liturgischer Streitigkeiten um das neue Messbuch ist vielleicht ein Blick auf die Erlösungsabsicht Jesu interessant. Zunächst sagt der Papst sehr klar, dass es nicht sinnvoll ist, die Intention Jesu erraten zu wollen, das könnten wir nicht. Aber dann argumentiert er theologisch, mit dem Apostel Paulus: Selbstverständlich sei er für alle gestorben, „die Vielen" im Buch Jesaja meint die Gesamtheit Israels und spricht damit von Verheißung, nicht vom Ausschluss einiger.
Ausblick
Der letzte Teil des Lebens Jesu Christi ist der Teil nach der Auffahrt in den Himmel und dem Warten auf sein Wiederkommen. Auch das ist also Teil der Geschichte des Jesus von Nazareth. Noch einmal wird deutlich, dass es die Geschichte der Glaubenden mit ihrem Erlöser ist, von der der Papst schreibt. Es ist keine losgelöste Biographie einer antiken Gestalt, sondern die vom Glauben der Gemeinschaft durch die Jahrhunderte getragene Erzählung von Jesus Christus. (rv)

Vatikan/Rom: Papstdebüt im Fernsehen

 Am 22. April, um 14.10 Uhr, wird Papst Benedikt XVI. im italienischen Fernsehen auf Raiuno zu sehen sein. Die Sendung „A sua immagine-Domande su Gesù" (Nach seinem Bilde – Fragen zu Jesus) wird sich zu diesem Anlass mit dem Thema der Figur Christi befassen. Moderiert wird die Sendung von Rosario Carello. Er sagte gegenüber dem „Corriere della Sera", dass sich der Sender seiner Aufgabe durchaus bewusst sei und den Karfreitag auf Raiuno angemessen gestalten würde. Der Karfreitag sei eine Pause vom normalen Programm und schaffe Raum zur Besinnung. Die Sendung mit dem Papst wird bereits vorab aufgezeichnet. Die drei Fragen an den Papst kommen von den Zuschauern, die auf der Seite des Senders die Möglichkeiten haben diese einzusenden. Mit der am Karfreitag ausgestrahlten Sendung antwortet ein Papst zum ersten Mal in der Geschichte des Papsttums in einer Fernsehsendung auf die Fragen der Gläubigen. (rv)

Das war 2010 für Benedikt XVI.

Mit einem feierlichen „Te Deum" im Petersdom wird Papst Benedikt an diesem Freitag Abend einen Schlußpunkt hinter das Jahr 2010 setzen. Die traditionelle Feier ab 18 Uhr ist gleichzeitig die Vesper zum Gottesmutter-Fest, das die Kirche am 1. Januar begeht. Nicht genug damit: Der 1. Januar ist außerdem kirchlicher Weltfriedenstag, und dazu zelebriert der Heilige Vater ab 9.50 Uhr eine Messe in St. Peter. Wir übertragen sie live mit deutschem Kommentar auf KW 7.225 kHz sowie im Sendebereich Rom auf MW 1.611 kHz. Letzter öffentlicher Auftritt Benedikts im zu Ende gehenden Jahr ist an diesem Freitag Abend sein Besuch bei der Krippe auf dem Petersplatz.
 2010 – das war für den Papst ein intensives Jahr mit einigem Gegenwind und Turbulenzen. Vor allem wegen der Missbrauchsskandale im kirchlichen Raum, die im Frühjahr aufbrachen, in Irland etwa und auch in Deutschland. Benedikt nennt Missbrauch Ende März in einem Brief an die irischen Katholiken „ein abscheuliches Verbrechen" und „eine schwere Sünde".
„Es stand zu erwarten, dass dem Feind der neue Glanz des Priestertums im Jahr der Priester nicht gefallen würde", meint der Papst Ende Juni beim feierlichen Abschluss des Priesterjahres auf dem Petersplatz. „Er hätte es lieber untergehen sehen, damit letzten Endes auch Gott aus der Welt verschwinden würde. Und so kamen gerade in diesem Jahr der Freude über das Sakrament des Priestertums die Sünden der Priester ans Licht, vor allem der Missbrauch der Kleinsten, durch den das Priesteramt als Dienst Gottes am Menschen in sein Gegenteil verkehrt wird. Wir bitten Gott und alle Betroffenen inständig um Vergebung, und wir versprechen, alles zu tun, was in unserer Kraft steht, damit ein solcher Missbrauch sich niemals wiederholen kann!"
Auf seinen Reisen nach Malta und London trifft sich Benedikt mit Missbrauchsopfern – und er verschärft die kirchlichen Normen in diesem Bereich. Im Zeichen der Aufklärung und Reinigung steht auch die Apostolische Visitation der „Legionäre Christi" und die klare Verurteilung des „skrupellosen" Doppellebens, das der Gründer dieser Gemeinschaft führte; Anti-Geldwäsche-Normen für die sogenannte Vatikanbank; und eine Untersuchungskommission zu den angeblichen Marienerscheinungen von Medjugorje.
2010 ist aber auch das Jahr, in dem das Bewußtsein einer Christenverfolgung in vielen Teilen der Welt wächst. Für das Überleben der Christen in Nahost sucht eine Bischofs-Sondersynode im Vatikan nach einer Strategie, und dem Thema Religionsfreiheit gilt die Neujahrsbotschaft von Papst Benedikt.
„Ich bete für die Opfer dieser absurden Gewalt", sagt er mit Blick auf das Massaker in einer Bagdader Kathedrale, dem Ende Oktober fast sechzig Katholiken barbarisch zum Opfer fallen. „Da wurden unschuldige Personen im Haus Gottes getötet, das doch ein Haus der Liebe und Versöhnung sein will. Ich bin allen verfolgten Christen nahe und ermutige Hirten und Gläubige, trotz allem stark in der Hoffnung zu sein."
2010 ist aus Vatikansicht das Jahr, in dem die Bemühungen, mit dem chinesischen Regime zu einem Auskommen zu finden, schwere Rückschläge erleiden. Die Gefahr, dass sich in China ein Schisma verfestigt, ist wieder größer geworden. Mit Blick auf die Säkularisierung im Westen richtet der Papst einen Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung ein. Und er spricht in Großbritannien John Henry Newman selig, um ein Signal für das Miteinander von Glaube und Vernunft zu geben. Denkwürdig ist die Rede Benedikts in einem historischen Saal des britischen Parlamentsviertels:
„Dort habe ich betont, dass Religion für Gesetzgeber nicht ein Problem darstellt, das es zu lösen gelte, sondern einen Faktor, der vital zum geschichtlichen Weg und zur öffentlichen Debatte der Nastion beiträgt – vor allem, indem er auf das ethische Fundament verweist, auf dem in verschiedenen Teilen des sozialen Lebens Entscheidungen zu treffen sind."
Außer nach Großbritannien reist Benedikt 2010 noch nach Malta, Portugal, Spanien und Zypern. Dort auf der geteilten Insel ist er sogar als erster Pontifex zu Besuch. Innerhalb Italiens bleibt von 2010 wohl vor allem sein Gebet vor dem berühmten Turiner Grabtuch im Gedächtnis. Für Deutsche interessant ist die Visite des deutschen Papstes bei der evangelischen Gemeinde von Rom. Und der Heilige Vater sucht auch die römische Synagoge am Tiberufer auf:
„Die Kirche beklagt die Sünden und Unterlassungen ihrer Anhänger und bittet um alles um Verzeihung, was in irgendeiner Weise dem Antisemitismus und dem Antijudaismus Vorschub geleistet hat. Mögen diese Wunden für immer geheilt werden!"
Die großen Dokumente des Jahres sind ein Synoden-Abschlußpapier zur Bibel namens „Verbum Domini" und das Gesprächsbuch „Licht der Welt". Die Bilanz des Jahres 2010 ist für den Papst trotz allem positiv:
„Wir haben gesehen, dass die Kirche heutzutage zwar viel erleidet, aber dass sie doch eine freudige Kirche ist, keine altgewordene. Wir haben gesehen, dass die Kirche jung ist und dass der Glaube Freude weckt!"
Und noch ein paar Zahlen: Im Jahr 2010 hat der Papst Bischöfe aus etwa fünfzehn Ländern zum ad-limina-Besuch empfangen. In seinem dritten Konsistorium hat er 24 neue Kardinäle „geschaffen". Die neuen Heiligen sind sechs an der Zahl, darunter die erste heilige Australierin. (rv)

GB: „Briten dürsten nach dem Evangelium“

Papstreise nach GB: 4. Tag

Papst Benedikt hat an den Briten eine „tiefe Sehnsucht“ nach der Frohen Botschaft Jesu Christi wahrgenommen. Das vertraute er den Bischöfen von England, Wales und Schottland an, als er sie kurz vor seiner Rückreise nach Rom in Birmingham traf. Bei dieser Gelegenheit mahnte er die Oberhirten dazu, das Evangelium ungekürzt zu verkünden, „einschließlich jener Elemente, die die verbreiteten Überzeugungen der heutigen Kultur herausfordern“. Sie sollten sich nicht scheuen, zu diesem Zweck die Dienste des kürzlich von ihm gegründeten päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung in Anspruch zu nehmen, so der Papst an die britischen Bischöfe.
 Noch einmal kam Benedikt auf den „schändlichen Missbrauch Jugendlicher durch katholische Priester“ zu sprechen. Die Bischöfe hätten „eine Lektion gelernt“, so der Papst; er würdigte die öffentliche Missbilligung dieser Verbrechen durch die Oberhirten. Ihr „wachsendes Verständnis über das Ausmaß des Missbrauchs Jugendlicher in der Gesellschaft, über die verheerenden Folgen der Taten und über die Notwendigkeit, den Opfern angemessene Unterstützung zu bieten“ sollten die Bischöfe dazu anregen, die hier gemachten Erfahrungen mit der breiteren Gesellschaft zu teilen.
Schließlich ermutigte Benedikt die katholischen Oberhirten dazu, übertretende Anglikaner bereitwillig in der Kirche aufzunehmen. Die zu diesem Zweck verfasste apostolische Konstitution „Anglicanorum coetibus“ helfe, den Blick auf das letzte Ziel jeder ökumenischen Aktivität zu lenken, nämlich die Wiederherstellung der vollen kirchlichen Einheit. Diese ermögliche einen „Austausch von Gaben des jeweiligen spirituellen Erbes“, was eine Bereicherung für alle sei. (rv)

Vatikan/D: Neues päpstliches Interview-Buch

Der bekannte deutsche Journalist Peter Seewald wird in absehbarer Zeit ein weiteres Interviewbuch mit Papst Benedikt XVI. herausgeben. Das bestätigt der vatikanische Pressesaal an diesem Dienstag. Seewald hat den Papst in den vergangenen Wochen wiederholt in Castelgandolfo besucht, um das entsprechende Interview aufzuzeichnen, so die Vatikan-Note weiter. Das Buch ist mehrsprachig angelegt, sein Arbeitstitel lautet „La luce del mondo" – „Das Licht der Welt". Peter Seewald hat bereits zwei sehr erfolgreiche Interviewbücher mit dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger herausgegeben, „Salz der Erde" und „Gott und die Welt". Die Koordinierung des neuen Buches liegt beim Vatikanverlag „Libreria Editrice Vaticana". (rv)