Warum dieser überfallene Priester den Täter im Gefängnis besucht

GLASGOW – Pfarrer Patrick Hennessy wurde in seinem Pfarrhaus in Schottland angegriffen und ausgeraubt. Warum er seinem Täter vergeben hat, und ihn im Gefängnis besuchen will, um ihm seelsorglichen Beistand anzubieten, erklärte er nun gegenüber der schottischen Presse, die den Fall aufgegriffen hat.

Der 41-jährige Michael McTaggart wurde am 17. Juli in Glasgow wegen des Raubüberfalls auf Pfarrer Hennessy zu vier Jahren Haft verurteilt.

Pfarrer Hennessy, 73 Jahre alt, ist Seelsorger von St. Columbkille in Rutherglen, das zur Diözese Motherwell gehört. Er ist bekannt dafür, allen Bedürftigen, die zu ihm kommen, mit Lebensmitteln zu helfen.

Gegenüber dem „Scottish Catholic Observer“ sagte Hennessy, das Urteil sei „eine harte Strafe für den Burschen“ der „wohl viele Probleme“ habe.

„Ich habe nicht erwartet, dass er für so viele Jahre ins Gefängnis kommt; für den Mann ist das ein großes Problem. Ich würde ihn augenblicklich im Gefängnis besuchen, wenn ich könnte, denn es ist offensichtlich, dass er Hilfe braucht“.

Am 13. Mai um 21:40 Uhr Ortszeit klopfte McTaggart an die Tür des Pfarrhauses, bedrohte den Pfarrer und verlangte Geld.

„Pater Hennessy gab ihm zwei rosa Umschläge, von denen er glaubte, dass sich in jedem umgerechnet zehn Euro befänden und 5 Pfund aus seinem Geldbeutel“, erklärte laut Angaben der Journalistin Ashlie McAnally von „Glasgow Live“ die Staatsanwältin Louise MacNeil vor Gericht.

McTaggart verlangte weiter Geld und Pater Hennessy übergab ihm einen Opferkasten mit etwa 100 Pfund. Während der Dieb die Umschläge in der Spendenkasten kontrollierte, konnte Pater Hennessy auf die Straße laufen und die Nachbarn alarmieren. Der Angreifer floh.

In der Urteilsbegründung wandte sich Richter Martin Jones an McTaggart: „Sie haben sich schuldig bekannt, eine äußerst schwere Straftat begangen zu haben. Sie haben Gewalt angewendet, um an Geld zu gelangen und haben den Priester im Foyer des Pfarrzentrums bedroht.“

„Der Moment ist gekommen, zu erkennen, dass die Zeit Ihrer Haftstrafen immer länger werden wird, wenn Sie weiterhin auf diese Weise Straftaten verüben.“


Zur Zeit des Raubüberfalls war McTaggart gerade frühzeitig von einer früheren Haftstrafe entlassen worden.

Pfarrer Hennessy erläuterte, dass die Gemeinschaft des heiligen Vinzenz von Paul sich nun um die Spenden in St. Columbkille kümmere und dafür nicht mehr das Gemeindezentrum benutzt werde.

Die Diözese Motherwell kommentierte, dass „die Sicherheit der Priester und Ordensleute, die in den Pfarreien leben, vorrangig sei.“

„Angesichts der jüngsten Vorfälle hat die Diözese allen Priestern Unterstützung angeboten, um die Sicherheitsmaßnahmen in den Pfarr- und Gemeindehäusern zu überholen.“ (CNA Deutsch)

„Kirche von England“ stimmt über Bischöfinnen ab

Großbritannien Seit Freitag tagt in York die Synode der anglikanischen ‚Kirche von England’. Sie dürfte Geschichte schreiben, denn an diesem Montag soll sie über die Bischofsweihe für Frauen abstimmen. Und alle rechnen mit einem Ja zu Bischöfinnen, schießlich ist auch der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, dafür. 2012 war die Öffnung des Bischofsamtes für Frauen noch auf einer Generalsynode zurückgewiesen worden – mit nur zwölf Stimmen Mehrheit.

Rémy Bethmont ist Experte für britische Geschichte und Zivilisation, er lehrt in Paris und erklärt für Radio Vatikan, dass England mit dieser Entscheidung keineswegs die Vorreiterrolle innerhalb der Anglikaner hätte.

„Man muss die Sache in einem internationalen Kontext sehen. Frauen als Bischöfe gibt es in der anglikanischen Kirche schon seit langer Zeit. Die Kirche von England ist ja nicht die einzige anglikanische Kirche auf der Welt! Die US-Episkopalkirche hat schon in den achtziger Jahren damit begonnen, Frauen zu Bischöfen zu weihen. Auch in den anglikanischen Kirchen Australiens, Neuseelands und Kanadas gibt es längst Bischöfinnen – das ist also alles andere als eine Premiere in der anglikanischen Welt. Die Kirche von England tut nichts anderes, als sich einer wachsenden Zahl anglikanischer Kirchen anzuschließen, die das Bischofsamt für Frauen geöffnet haben.“

Und schon seit zwei Jahrzehnten gebe es auch in der Kirche von England schon Priesterinnen – da sei die Bischöfin gewissermaßen der nächste logische Schritt. Man habe das Thema lange genug hin und her gedreht; eine Austrittswelle sieht der Experte jetzt nicht losrollen.

„Die, die die Kirche wegen der Bischofsweihe für Frauen verlassen wollten, haben sie längst verlassen, glaube ich. Die, die noch da sind, haben sich allmählich an den Gedanken gewöhnt, dass eine Mehrheit in ihrer Kirche Bischöfinnen will. Sie sind außerdem zufrieden mit den Massnahmen, die ihr Gewissen schützen sollen.“

Diese Massnahmen sind von den Bischöfen nach langem Ringen in allen Details festgezurrt worden. Ausgangspunkt: Jeder Bischof ist vollgültig Bischof, egal ob er ein Mann ist oder eine Frau. Aber wenn eine Bischöfin in einer Pfarrei auf schwere Gewissensvorbehalte gegen sie stößt, dann überträgt sie ihre pastorale Zuständigkeit für diese Pfarrei auf einen anderen (männlichen) Bischof. Die Voraussetzung ist, dass der entsprechende Pfarrgemeinderat das mit Zweidrittel-Mehrheit beantragt hat. Bethmont glaubt, dass dieses System funktionieren wird. Und er glaubt auch nicht an eine Verschlechterung in den Beziehungen zwischen anglikanischer und katholischer Kirche nach dem Votum von York.

„Auch hier gilt: Die Beziehung zwischen Anglikanern und Katholiken lässt sich nicht allein auf die Beziehung zwischen der Kirche von England und der Kirche von Rom reduzieren. In diesen Beziehungen wird längst der Tatsache Rechnung getragen, dass es in der anglikanischen Gemeinschaft Bischöfinnen gibt. Es stimmt, dass sich unter dem neuen Papst Franziskus und dem anglikanischen Primas Justin Welby der Ton in den Beziehungen verbessert hat – aber ich wüßte nicht, warum sich das jetzt ändern sollte.“ (rv)

Vatikan/Schottland: Kardinal O´Brien verlässt das Land

obrienKardinal Keith Patrick O’Brien wird Schottland verlassen. Das hat der emeritierte Erzbischof von St. Andrews und Edinburgh nach Absprache mit Papst Franziskus beschlossen, wie aus einer Note des vatikanischen Pressesaals von diesem Mittwoch hervorgeht. Der Kardinal werde sich einige Monate zum Gebet und zur geistlichen Erneuerung zurückziehen, heißt es weiter in der Erklärung. Die Gründe für diese Entscheidung seien die gleichen, wie vor wenigen Monaten, als der Kardinal nicht am Konklave teilgenommen hatte. Er hatte sich öffentlich für sein Verhalten gegenüber Seminaristen entschuldigte, die er in 1980er Jahren sexuell belästigt hatte. Die weitere Zukunft des Kardinals werde mit dem Heiligen Stuhl abgestimmt. (rv)

Kardinal Koch zum Staat-Kirche-Verhältnis in Großbritannien

Das enge Verhältnis der „Church of England" zum Staat könnte die Aufgaben der Anglikanischen Gemeinschaft in Zukunft behindern. Diesen Eindruck hat der Ökumene-Verantwortliche des Vatikans, Kardinal Kurt Koch, bei seiner England-Visite gewonnen. Der Kurienkardinal war während seiner Reise nach Großbritannien und Irland in dieser Woche unter anderem Gast des anglikanischen Erzbischofs von Canterbury, Rowan Williams. Koch sagte nach seiner Rückkehr im Interview mit Radio Vatikan:

„Viele Fragen haben sich mir ergeben in Bezug auf das Verhältnis der ,Church of England‘ zum Staat. Da scheint es mir, dass es zu enge Beziehungen gibt. Beispielsweise müssen Entscheidungen, die die Kirche fällt, von beiden Parlamentskammern abgesegnet werden. In meiner Wahrnehmung ist die anglikanische Kirche zu sehr Staatskirche. Und da könnten ganz große Herausforderungen auf sie zukommen."

Denn bei heiklen sozialen und ethischen Fragen wie beispielsweise der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare – das Thema wird in Großbritannien derzeit heiß diskutiert – würden politische Überlegungen die Position der Kirche verdrängen. Und dies könnte auch im ökumenischen Dialog passieren, fügte der Schweizer Kurienkardinal hinzu:

„Das Verhältnis von Kirche und Staat ist eine Beziehung, die das Verhältnis zwischen den Kirchen mitprägt und die in eine bestimmte Richtung lenkt. Doch in ganz Europa hat sich die Trennung von Kirche und Staat als der Normalfall herausgestellt. Es ist auch eine Entwicklung unserer Gesellschaft."

Beim Treffen mit dem Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, sei es auch um die anglikanischen Gruppen gegangen, die zur katholischen Kirche konvertieren wollen und für die katholische Personalordinariate eingerichtet wurden, berichtete Kardinal Koch weiter – der Vatikan hatte just an diesem Freitag die Einrichtung eines solchen Personalordinariates in Australien bekannt gegeben. Die anglikanischen Priester, „die sich katholisch verstehen", seien eigentlich gar nicht Geistliche, die in die katholische Kirche „zurückkehren" möchten, präzisiert Koch:

„Es sind vielmehr Priester, die sich prinzipiell katholisch verstehen und die die Liturgie auch dementsprechend katholisch feiern, die aber in der anglikanischen Kirche bleiben möchten wegen deren Tradition. Das wollte mir Erzbischof Rowan Williams auch ganz bewusst zeigen."

Übertritte hin oder her – eigentlich habe die „Church of England" derzeit andere Sorgen als den „Wechsel" einiger anglikanischer Gemeinden in die katholische Kirche, so der Kardinal weiter. So sei bei der nächsten Generalsynode der anglikanischen Kirchgemeinschaft im kommenden Juli etwa nicht der Übertritt der Anglikaner Hauptthema, sondern die Öffnung des Bischofsamtes für Frauen. (rv)

GB: „Briten dürsten nach dem Evangelium“

Papstreise nach GB: 4. Tag

Papst Benedikt hat an den Briten eine „tiefe Sehnsucht“ nach der Frohen Botschaft Jesu Christi wahrgenommen. Das vertraute er den Bischöfen von England, Wales und Schottland an, als er sie kurz vor seiner Rückreise nach Rom in Birmingham traf. Bei dieser Gelegenheit mahnte er die Oberhirten dazu, das Evangelium ungekürzt zu verkünden, „einschließlich jener Elemente, die die verbreiteten Überzeugungen der heutigen Kultur herausfordern“. Sie sollten sich nicht scheuen, zu diesem Zweck die Dienste des kürzlich von ihm gegründeten päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung in Anspruch zu nehmen, so der Papst an die britischen Bischöfe.
 Noch einmal kam Benedikt auf den „schändlichen Missbrauch Jugendlicher durch katholische Priester“ zu sprechen. Die Bischöfe hätten „eine Lektion gelernt“, so der Papst; er würdigte die öffentliche Missbilligung dieser Verbrechen durch die Oberhirten. Ihr „wachsendes Verständnis über das Ausmaß des Missbrauchs Jugendlicher in der Gesellschaft, über die verheerenden Folgen der Taten und über die Notwendigkeit, den Opfern angemessene Unterstützung zu bieten“ sollten die Bischöfe dazu anregen, die hier gemachten Erfahrungen mit der breiteren Gesellschaft zu teilen.
Schließlich ermutigte Benedikt die katholischen Oberhirten dazu, übertretende Anglikaner bereitwillig in der Kirche aufzunehmen. Die zu diesem Zweck verfasste apostolische Konstitution „Anglicanorum coetibus“ helfe, den Blick auf das letzte Ziel jeder ökumenischen Aktivität zu lenken, nämlich die Wiederherstellung der vollen kirchlichen Einheit. Diese ermögliche einen „Austausch von Gaben des jeweiligen spirituellen Erbes“, was eine Bereicherung für alle sei. (rv)

England/Wales: Die Kirchen von England und Wales stimmen auf den Besuch von Papst Benedikt XVI. ein

An diesem Dienstag haben sie offiziell ihre Öffentlichkeitskampagne gestartet, wie der Vatikan mitteilt. In Vorbereitung auf den Besuch aus Rom sollen alle Gemeinden in England, Wales und Schottland an diesem Wochenende einen Leitfaden erhalten. In der Broschüre werden einige Fragen über den Besuch vom 16. bis 19. September beantwortet; dazu gibt es grundlegende Informationen über die katholische Kirche. „Im Allgemeinwissen der Bevölkerung klaffen heutzutage viele Löcher zu diesen Themen“, sagte Erzbischof Vincent Nichols von Westminster. Mit der Broschüre wolle die Kirche vor Ort kein tiefes Wissen über die Kirche vermitteln, aber eindeutige Antworten geben. (rv)