Benedikt XVI.: „Betet für mich zum Pontifikatsjubiläum“

Um Gebet für das Jubiläum zum siebenjährigen Pontifikat, das Benedikt XVI. am kommenden Donnerstag begeht, bat der Papst die Gläubigen in seinen französischen Grußworten:

„Ich bitte euch, für mich anlässlich der siebten Jahrestages meiner Wahl auf den Stuhl Petri am kommenden Donnerstag zu beten, damit Gott mir die Kraft gibt, die mir anvertraute Mission zu erfüllen!"

Die Barmherzigkeit des Herrn ist Quelle der Freude – das gab der Papst den deutschsprachigen Pilgern mit auf den Weg:

„Nach seiner Auferstehung gibt Christus den Aposteln die Vollmacht zur Sündenvergebung. Und den heiligen Thomas lässt er nicht im Dunkel des Unglaubens allein, sondern heilt ihn durch die Kraft seiner verklärten Wunden. So wird die Barmherzigkeit des Herrn für die Apostel zur unerschöpflichen Quelle österlicher Freude. Euch allen wünsche ich eine gnadenreiche Osterzeit!"

Der Papst war am späten Freitagnachmittag von seinem Sommersitz Castel Gandolfo in den Vatikan zurückgekehrt. Nach den umfangreichen Kar- und Osterliturgien hatte sich Benedikt XVI., der am Montag seinen 85. Geburtstag begeht, am vergangenen Sonntag zu einem kurzen Erholungsaufenthalt an seinen Amtssitz oberhalb des Albaner Sees begeben. Seinen Geburtstag begeht der Papst am Montag als normalen Arbeitstag. Am Morgen feiert er gemeinsam mit den bayerischen Bischöfen sowie dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, in der Capella Paolina des Apostolischen Palastes einen Gottesdienst. Am Mittag empfängt er Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) zusammen mit einer hochrangigen Politikerdelegation in Audienz. (rv)

Papst eröffnet mit Palmprozession die Karwoche

Mit der Weihe der Palmzweige und einer Palmprozession auf dem Petersplatz eröffnet der Papst am Sonntagvormittag im Vatikan die Feierlichkeiten zur Kar- und Osterwoche. Vor Beginn der Messe wird Benedikt XVI. neben dem ägyptischen Obelisken die Palmenzweige segnen und sich dann in einer Prozession zum Altar vor der Eingangsfassade der Vatikan-Basilika begeben.

Wie in den vergangenen Jahren hat die süditalienische Region Apulien dafür Olivenbäume und Palmwedel nach Rom transportiert. Es sind diesmal 13 alte Olivenbäume und mehr als 200.000 Zweige von Palmen, Olivenbäumen oder Buchsbaum, die an die Gläubigen verteilt werden. Am Palmsonntag erinnert die Kirche an den triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem vor seinem Tod vor 2000 Jahren. An diesem Sonntag begeht die katholische Kirche auch den Weltjugendtag, der in diesem Jahr jedoch ohne zentrale Veranstaltung und nur auf Ebene der Diözesen gefeiert wird.

Höhepunkt der kommenden Woche sind am Gründonnerstag der Abendsmahlsgottesdienst des Papstes in der Lateran-Basilika, der Kreuzweg zu Karfreitag am römischen Kolosseum und die Feier der Osternacht am Abend des Karsamstags im Petersdom. Am Ostersonntag spendet das Kirchenoberhaupt traditionell nach der Festmesse auf dem Petersplatz den Segen „Urbi et orbi".
(rv)

Benedikt XVI.: Chancen sozialer Netzwerke für den Glauben

Die diesjährige Papstbotschaft zum 46. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel steht im Zeichen der Neuevangelisierung. Der Vatikan stellte die Botschaft mit dem Titel „Stille und Wort: Weg der Evangelisierung" an diesem Dienstag vor, am Fest des heiligen Franz von Sales, Patron der Journalisten. Weltweit wird der Welttag der sozialen Kommunikationsmittel am ersten Sonntag nach Pfingsten begangen, in Deutschland dagegen am zweiten Sonntag im September.

Für eine „erneuerte Verkündigung Christi in der Welt von heute" braucht es das richtige Verhältnis von „Stille" und „Wort", so einer der Kernsätze der Papstbotschaft. Benedikt XVI. beschreibt darin „Stille" und „Wort" als wesentliche Elemente der Kommunikation, die „sich ausgleichen, aufeinander folgen und ergänzen müssen, um einen echten Dialog und eine tiefe Nähe unter den Menschen zu ermöglichen". Das gelte sowohl in der Medienwelt und im Bereich des Journalismus als auch für das „kommunikative Handeln der Kirche", führt der Papst aus: „Sich zur Kommunikation erziehen heißt nicht nur reden, sondern auch hören und betrachten lernen."

Der Gewinn aus der Stille ist für den Papst sowohl persönlicher als auch gemeinschaftlicher Natur: „Wo es eine Fülle von Nachrichten und Informationen gibt, wird die Stille unentbehrlich, um das, was wichtig ist, von dem, was unnütz oder nebensächlich ist, zu unterscheiden", schreibt Benedikt. Das gelte auch gerade, „um die wirklich wichtigen Fragen zu erkennen und klar zu formulieren". Auf das journalistische Tagesgeschäft bezogen heißt das: Es braucht Momente des Innehaltens und der Reflektion, um Ereignisse in Beziehung miteinander setzen zu können, „Nachrichten zu bewerten und zu analysieren" und schließlich zu „echter, gemeinsamer Erkenntnis" zu kommen. Um dies leisten zu können, brauche es ein „förderliches Umfeld", erinnert der Papst, „gewissermaßen eine Art ,Ökosystem‘, das Stille, Wort, Bilder und Töne in Gleichgewicht zu bringen weiß".

Neben dieser wachsamen und achtsamen Kommunikation, die sich durch „Unterscheidungsvermögen" auszeichnet, müssen die sozialen Kommunikationsmittel aber auch noch etwas Wesentlicheres leisten: Sie müssen sich den „letzten Fragen der menschlichen Existenz" annehmen, so der Papst. „Es ist wichtig, sich der Menschen, die diese Fragen stellen, anzunehmen und die Möglichkeit für ein tiefes Gespräch zu eröffnen". Als Ort, wo diese Fragen auftauchen, nennt Benedikt XVI. das Internet mit seinen Suchmaschinen und sozialen Netzwerken: Dort werde der Mensch einerseits mit Antworten auf Fragen „bombardiert", die er sich „nie gestellt" habe, ebenso „auf Bedürfnisse, die er nicht empfindet", so der Papst. Andererseits liest Benedikt XVI. aus „der komplexen und bunten Welt der Kommunikation" aber auch das menschliche Interesse für Grundfragen der menschlichen Existenz heraus, die „Suche nach Wahrheit", „die seiner Existenz Sinn und Hoffnung verleiht": „Wer bin ich? Was kann ich wissen? Was muss ich tun? Was darf ich hoffen?" Im Wirrwarr der Reizüberflutung die „richtigen Fragen" zu stellen und Orientierung dafür geben, was wesentlich ist, so könnte man Benedikts Appell an die Medienmacher und –User hier übersetzen.

Interessantes Detail: Der Papst würdigt in seiner Botschaft explizit die Chancen der „verschiedenen Websites, Anwendungen und sozialen Netzwerke", „die dem Menschen von heute behilflich sein können, Momente des Nachdenkens und echten Fragens zu erleben, aber auch Räume der Stille und Gelegenheit zu Gebet, Meditation oder Austausch über das Wort Gottes zu finden".

Archetyp einer Kommunikation der Stille ist die Sprache der „Liebenden", so Benedikt XVI. weiter: Aus der Stille entstehe nämlich eine „noch anspruchsvollere Kommunikation", die „die Sensibilität und jene Fähigkeit des Hörens ins Spiel bringt, die oft das Ausmaß und das Wesen der Beziehungen offenbart". Kommunikation schafft immer auch Beziehung; wenn sich „Stille und Wort aber gegenseitig ausschließen, verschlechtert sich die Kommunikation, entweder weil sie eine gewisse Betäubung hervorruft oder weil sie, im Gegenteil, eine Atmosphäre der Kälte schafft", betont der Papst. Selbstredend ist, dass Stille für den Papst direkt mit dem Glauben verknüpft ist: „In der stillen Betrachtung wird das ewige Wort, durch das die Welt erschaffen wurde, noch deutlicher, und man erkennt den Heilsplan, den Gott durch Worte und Taten in der ganzen Geschichte der Menschheit verwirklicht".
Hintergrund
Papst Paul VI. führte den Tag der sozialen Kommunikationsmittel 1967 als Welttag der Massenmedien ein. Jeweils zum Fest des heiligen Franz von Sales, des Patrons der Journalisten, wird die Papstbotschaft dazu am 24. Januar veröffentlicht. Seit dem Konzilsdekret „Über die sozialen Kommunikationsmittel" aus dem Jahr 1963 gehört der entsprechende „Welttag der sozialen Kommunikationsmittel" zum Gesamtprogramm der pastoralen Erneuerung. In allen Diözesen wird den Medien ein besonderer Tag gewidmet, an dem für die katholische Medienarbeit gebetet und gesammelt wird. (rv)

Urbi et Orbi: „Gott hat unseren Schrei erhört“

Wie jedes Jahr richteten sich die Augen der Katholiken in aller Welt wieder auf Papst Benedikt XVI., als er vom Petersdom am 1. Weihnachtsfeiertag den weltberühmten Segen „Urbi et Orbi" – also „Der Stadt und dem Erdkreis" – spendete. Neben dem Segen „Urbi et Orbi" richtete Benedikt XVI. von der Mittelloggia der Vatikan-Basilika aus seine Weihnachtsbotschaft an die Welt. Jesus Christus sei der Beweis, dass Gott den Schrei der Menschen erhört habe, sagte der Papst in seiner Weihnachtsbotschaft.

„Und nicht nur das! Gott hegt eine so starke Liebe zu uns, dass er nicht in sich selbst bleiben kann, sondern aus sich selbst herausgeht und zu uns hereintritt, unsere Lage bis zum Äußersten teilt. Die Antwort, die Gott in Jesus auf den Schrei des Menschen gegeben hat, übertrifft unendlich unsere Erwartung, indem sie zu einer solchen Solidarität gelangt, dass sie nicht nur menschlich sein kann, sondern göttlich. Allein der Gott, der die Liebe ist, und die Liebe, die Gott ist, konnte die Wahl treffen, uns auf diesem Weg zu retten, der sicher der längste ist, aber auch der, welcher seine und unsere Wahrheit berücksichtigt: der Weg der Versöhnung, des Dialogs, der Zusammenarbeit."

Benedikt XVI. erinnerte an die schlimme Situation am Horn von Afrika, wo die Menschen unter Hunger und Not leiden.

„Manchmal wird dort die Situation noch verschlimmert durch einen anhaltenden Zustand der Unsicherheit. Die Internationale Gemeinschaft lasse es nicht an ihrer Hilfe für die zahlreichen Flüchtlinge aus jener Region fehlen, die in ihrer Würde hart auf die Probe gestellt sind."

Auch wies Benedikt XVI. auf die jüngsten Überflutungen in Süd-Ost-Asien hin.
„Der Herr schenke den Bevölkerungen von Süd-Ost-Asien Trost, besonders denen aus Thailand und den Philippinen, die sich aufgrund der jüngsten Überflutungen noch in schweren Situationen der Entbehrung und Mühsal befinden. Der Herr eile der Menschheit zu Hilfe, die durch so viele Konflikte verwundet ist, die noch heute die Erde mit Blut beflecken. Er, der der Friedensfürst ist, schenke dem Land, das er erwählt hat, um zur Welt zu kommen, Frieden und Stabilität, indem er zur Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Israelis und Palästinensern ermutige."
Der Papst hoffe auch auf Versöhnung im Irak und Afghanistan und weiter sagte er:

„Möge Gott die Gewalttätigkeiten in Syrien aufhören lassen, wo schon so viel Blut vergossen worden ist. Er schenke allen Teilen der Gesellschaft in den Ländern Nordafrikas und des Vorderen Orients neue Kraft beim Aufbau des Allgemeinwohls."

Die Geburt des Retters unterstütze die Aussichten auf Dialog und Zusammenarbeit in Burma, auf der Suche nach gemeinsam angenommenen Lösungen, sagte der Papst weiter.
„Das Geburtsfest des Erlösers möge auch den Ländern der Region der Großen Afrikanischen Seen politische Stabilität garantieren und unterstütze den Einsatz der Bewohner Süd-Sudans für die Wahrung der Rechte aller Bürger."
Dann bat Benedikt XVI. den Blick auf die Grotte von Bethlehem zu richten.

„Das Kind, das wir betrachten, ist unser Heil! Er hat der Welt eine allumfassende Botschaft der Versöhnung und des Friedens gebracht. Öffnen wir ihm unser Herz, nehmen wir ihn in unser Leben auf. Wiederholen wir ihm voll Vertrauen und Hoffnung: „Veni ad salvandum nos!"

Der Papst richtete die Weihnachtsgrüsse in 65 Sprachen, unter anderem auch auf Deutsch:

„Die Geburt Jesu Christi, des Erlösers der Menschen, erfülle Euer Leben mit tiefer Freude und reicher Gnade; sein Friede möge in Euren Herzen wohnen. Gesegnete und frohe Weihnachten!"
(rv)

Rom: Papst besucht Strafgefangene

Benedikt XVI. hat am Sonntagmorgen Strafgefangene im römischen Gefängnis Rebibbia besucht. Bei der Begegnung mit etwa 300 Inhaftierten forderte der Papst verstärkte Anstrengungen für ein gerechtes Justizwesen und erinnerte an den Zusammenhang von göttlicher und menschlicher Gerechtigkeit. In seiner Ansprache zitierte Benedikt XVI. wörtlich einen Passus des Nachapostolischen Schreibens „Africae Munus":

„Es ist dringlich, unabhängige Justiz- und Gefängnissysteme einzurichten, um das Recht wiederherzustellen und die Schuldigen neu zu erziehen. Auch müssen die Fälle von Justizirrtümern und die Misshandlungen von Gefangenen, die zahlreichen Vorfälle von Nichtbeachtung des Gesetzes und die Verhaftungen, die erst spät oder nie in einen Prozess münden, ausgeschlossen werden. … Die Gefangenen sind menschliche Personen, die trotz ihres Vergehens verdienen, respektvoll und mit Würde behandelt zu werden. Sie bedürfen unserer Fürsorge."

Überdies unterstrich Benedikt den Zusammenhang von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, die von den Menschen zumeist als etwas Unterschiedliches betrachtet würden.

„Gerecht ist für uns das, was dem anderen geschuldet ist, während barmherzig das ist, was aus Güte gegeben wird. Scheinbar schließt das eine das andere aus. Aber für Gott ist es nicht so: In Ihm fallen Gerechtigkeit und Liebe zusammen, es gibt keine gerechte Handlung, die nicht auch ein Akt der Barmherzigkeit und der Vergebung wäre, und zugleich gibt es keine Handlung aus Barmherzigkeit, die nicht vollkommen gerecht wäre. Wie weit entfernt ist die Logik Gottes von der unseren! Und wie anders ist seine Weise zu handeln! … Unsere Gerechtigkeit wird umso vollkommener sein, je mehr sie beseelt ist von der Liebe zu Gott und zu den Mitbrüdern." (rv)

Papst wird Ehrenbürger in Südtirol

Benedikt XVI. hat am Mittwoch eine Ehrendelegation von Natz-Schabs, dem Südtiroler Heimatort seiner Großmutter, empfangen. Der Bürgermeister der Gemeinde, Peter Gasser, überreichte dabei dem Papst die Ehrenbürgerurkunde. Unter den 250 Gästen war auch der Generalvikar des Bistums Bozen-Brixen, Josef Matzneller. Bereits bei der Generalaudienz am Mittwochvormittag auf dem Petersplatz begrüßte Benedikt XVI. die Delegation und bekundete seine Freude und seinen Dank. Die Großmutter des Papstes, Maria Tauber-Peintner, war am 29. Juni 1855 im zu Natz-Schabs gehörenden Ortsteil Raas geboren worden, auch seine Urgroßmutter, Elisabeth Maria Tauber, stammt aus Raas. Der Papst ist unter anderem schon Ehrenbürger von Brixen, Traunstein, Freising, seinem Geburtsort Marktl am Inn, sowie von Introd im Aostatal. (rv)

Religionen rufen in Assisi zu religiöser Toleranz auf

Der erste Weg des Pilgerreise für den Frieden führte die Delegationen in die Kirche Santa Maria degli Angeli in der Unterstadt von Assisi, dort, wo vor 800 Jahren der Franziskanerorden um eine kleine Kirche herum entstand.

„Wir wollen Zeugnis ablegen für die Kraft der Religionen, ihren Beitrag für den Frieden zu leisten." So begann Kardinal Peter Turkson den Reigen der Wortmeldungen. Und er gab den Ton vor, dem die übrigen Sprecher folgten.

Bartholomaios I., ökumenischer Patriarch von Konstantinopel, sprach vom Keim der Verwandlung, den jede Religion in sich trage. Die Rolle von Religion in der Welt sei aber unsicher, gerade auch mit Blick auf den „arabischen Frühling"; ein weiteres an den Rand gedrängt werden zum Beispiel im Nahen Osten sei eine Gefahr, die Religionen träfen sich in Assisi in einer Position der Schwäche, nicht der Stärke.

Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, betonte, dass man nicht hergekommen sei, um den kleinsten gemeinsamen Nenner festzustellen. Man wolle in aller Verschiedenheit aus der Tiefe des eigenen Glaubens sprechen; die Welt solle erkennen, wie viel Weisheit die Religionen im Angesicht der Unkenntnis und des Misstrauens der Welt zu bieten hätten.

Olav Fykse Tveit – Generalsekretär des Weltkirchenrates – richtete seinen Blick auf die nachfolgenden Generationen: Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit seinen Gefahren für den Frieden, man dürfe mit der Zukunft der Jugend nicht spielen.

Der Vertreter des israelischen Großrabbinats, David Rosen, betonte, Frieden stelle mehr als nur eine pragmatische Notwendigkeit dar. Glaubende strebten nach einem höheren, göttlichen Frieden. Rosen dankte Benedikt XVI. für seine Initiative zu einem weiteren Weltfriedenstreffen 25 Jahre nach der ersten Zusammenkunft, zu der Johannes Paul II. im Jahr 1986 eingeladen hatte.

Den besonderen Beitrag der Ur-Religionen betonte Wande Abimbola Awise Agbaye, Sprecher der afrikanischen Religionen der Ifu und der Yoruba. Gemäß seiner religiösen Tradition sang er Teile seines Beitrages. Zusammenarbeit und das Erkunden der eigenen Wurzeln müsse zusammen geschehen, so Abimbola, ebenso der Respekt sowohl für den Menschen als auch für die Natur, unsere Mutter.

Der Vertreter der Hindu, Scharia Shri Shrisvatsa Goswami, betonte den inneren Weg des Pilgerns. Rein äußerlich ließen sich die obersten Werte der Menschen nicht erreichen. Friede sei dieser Weg. Die vergangenen 25 Jahre seit dem ersten Treffen hätten aber gezeigt, dass auf diesem inneren Weg noch viel zu tun sei.

Dem fügte der Vertreter des Buddhismus Ja-Seung hinzu, dass das nur gemeinsam zu schaffen sei. Menschen seien nicht getrennte Individuen, sie seien in ihrem Menschsein miteinander verbunden, es brauche „Bruderschaften des Lebens", „Bruderschaften für Frieden", „Bruderschaften des Teilens". Bei allen kulturellen Unterschieden sei Wahrheit nur gemeinsam zu finden.

Dass Menschen des Glaubens oft Teil der Problems und nicht Teil der Lösung sind betonte der Vertreter des Islam, Kyai Haji Hasym Muzadi, wohl auch im Blick auf den Terrorismus. Umso wichtiger sei es, den jeweils eigenen Glauben richtig verstehen zu wollen. Jede Religion besitze ihre eigene Identität, zwischen den Religionen gebe es Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten, das alles gelte es als Reichtum zu erkennen und nicht als Gefahr.

Das Friedenstreffen von Assisi ist nicht einfach nur eine Weiterführung einer Idee, es ist eine Weiterentwicklung. Durch die Einladung an Nichtglaubende hat Benedikt XVI. dem Treffen eine eigene Prägung hinzugefügt. So interpretierte die Philosophin Julia Kristeva die Worte Johannes Pauls II. „Habt keine Angst" als nicht nur an Gläubige gerichtet, weil sie dazu aufforderten, dem Totalitarismus zu widerstehen. Zum ersten Mal sei die Menschheit in der Lage, sich selbst zu zerstören. Aber dieses Treffen in Assisi sei Zeugnis dafür, dass die Annahme der Zerstörung nicht die einzig mögliche Annahme sei. „Wir müssen auf die Fähigkeit von Männern und Frauen setzen, gemeinsam zu glauben und zu erkennen". So würde der Humanismus auch in Zukunft seine kreativen Fähigkeiten erhalten, so Kristeva.

Der Präsident des Päpstlichen Rates „Iustitia et Pax", Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson, würdigte die Fortschritte im interreligiösen Dialog seit dem ersten Weltfriedenstreffen. In dieser Zeit sei das Gefühl der Brüderlichkeit und Solidarität zwischen den Religionen gestärkt worden, sagte Turkson. (rv)

Madrider Kardinal: „Papst war den Tränen nahe“

Der Papst war „den Tränen nahe" aus Freude über den geglückten Weltjugendtag. Das sagte der Erzbischof von Madrid, Kardinal Antonio Maria Rouco Varela, in einer Bilanz zum Jugendevent in seiner Stadt. Der Kardinal hatte den Papst bei jedem seiner Auftritte begleitet. Nun bedankte sich bei den Organisatoren und Behörden für die gelungene Zusammenarbeit. Im Gespräch mit dem vatikanischen Fernsehzentrum CTV sagte Kardinal Rouco Varela:

„Es fand wahrlich eine Begegnung mit dem Herrn statt. Ich glaube, dass diese Erfahrung das Leben vieler Jugendlichen ändern wird. Auf der anderen Seite scheint mir, dass die Einheit der Kirche gestärkt wurde. Denn die verschiedenen Realitäten, die es in der katholischen Kirche gibt, haben an ein und demselben Strang gezogen. Ich denke hierbei an Ordensgemeinschaften, Bewegungen, Vereine und neue Gemeinschaften, aber auch an Pfarreien und Diözesen. Das alles wird noch weitere reiche Früchte tragen."

Was ihm persönlich noch lange in Erinnerung bleiben wird, ist die Gebetsvigil am Samstagabend auf dem Fluggelände Cuatro Vientos, so Kardinal Rouco Varela.

„Der Windsturm dauerte etwa 20 Minuten, doch man sah eine fröhliche und festliche Stimmung. Und als man dem Papst fragte, ob er das Gelände verlassen möchte und er mit Nachdruck sagte, dass er nicht weggehen wolle, das war eindrücklich. Aber auch die Stille bei der Anbetung und das anschließende Freudengeschrei war wunderbar." (rv)

Papst an Helfer: „Wie viele Opfer, wie viel Liebe!“

In ihren grünen T-Shirts mit der Aufschrift „voluntario" prägten sie den gesamten Weltjugendtag: die freiwilligen Helfer. 40.000 von ihnen stellten ihre Zeit in den Dienst des Treffens. Sie verteilten Essen und Wasser, wirkten als Wegweiser und Blitzableiter, organisierten hinter den Kulissen, arbeiteten Tag und Nacht. Vor seiner Rückrese nach hat sich der Papst herzlich von diesen jungen Freiwilligen verabschiedet. „Wie viele Opfer, wieviel Liebe!", bewunderte er den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer bei einer Begegnung am Madrider Messegelände.
„Alle, jeder nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten, habt ihr jeweils mit eurer Arbeit und mit dem Gebet das wunderschöne, vielfarbige Bild dieses Weltjugendtags gewebt. Danke für euren Einsatz! Ich bin euch dankbar für diese tiefe Geste der Liebe."
Viele der jungen Freiwilligen mussten darauf verzichten, selbst an den Veranstaltungen teilzunehmen. Aber gerade dieser Verzicht sei eine „sehr schöne und dem Evangelium gemäße Weise der Teilnahme" gewesen, formulierte der Papst.
„Das christliche Leben ist das grundsätzlich ein Dienst der Liebe. Der Herr wird eure angesammelte Müdigkeit, die Sorgen und die Last vieler Augenblicke in Früchte christlicher Tugenden verwandeln: in Geduld, Milde, Freude in der Hingabe an die anderen, Bereitschaft, den Willen Gottes zu tun. Lieben ist dienen, und der Dienst steigert die Liebe."
Möglicherweise sei auch in dem einen oder der anderen die Frage gereift, was Gott mit ihm oder ihr vorhabe. Priestertum? Ordensleben? Ehe? Der Rat des Papstes:
„Lasst euch vom Herrn führen und gebt euch freiwillig in den Dienst dessen, der „nicht gekommen [ist], um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele" (Mk 10,45). Euer Leben wird eine unerwartete Fülle erreichen. Vielleicht denkt jetzt jemand: Der Papst ist gekommen, um uns zu danken, und jetzt verlangt er etwas. Ja, so ist es. Das ist die Sendung des Papstes, des Nachfolgers Petri…. Das ist es, was der Papst in diesem Abschied von euch erbittet: dass ihr mit Liebe dem antwortet, der sich aus Liebe für euch hingegeben hat. Danke noch einmal, und möge Gott immer mit euch sein!" (rv)

Vatikan: Der Papst ist 60 Jahre Priester

Mit einer spektakulären Aktion auf dem Petersplatz haben Mitglieder des bayrischen Pferdezuchtverbandes am Samstagnachmittag Papst Benedikt XVI. geehrt: Mit 42 Pferden und auf sechs Gespannen fuhren die Wallfahrer sechs Modelle bayerischer Kirchen über den Platz, die einen besonderen Bezug zu Papst Benedikt XVI. haben: Den Münchener Liebfrauendom, die Wallfahrtskapellen von Altötting und Birkenstein, sowie die Pfarrkirche von Aschau am Inn, wo Joseph Ratzinger seine Erstkommunion empfing. Die Wallfahrer mit Pferden und Fuhrwerken waren am 1. Juni in Bayern gestartet. Am 4. Juni gab es im Münchener Liebfrauendom einen Gottesdienst samt Tiersegnung. Nach Freising und Birkenstein war nächste Station die dem heiligen Korbinian geweihte Kirche in Kuens bei Meran. Am Freitag erreichte die Gruppe Rom und feierte am Samstag eine Messe in San Corbiniano, der Titelkirche des Münchner Kardinals Reinhard Marx, im römischen Vorort Infernetto. Höhepunkt der Wallfahrt war die Teilnahme am Pfingstgottesdienst mit Papst Benedikt XVI. an diesem Sonntag im Petersdom – natürlich diesmal ohne Pferde.

Der Papst ist seit 60 Jahren Priester

Hintergrund der Aktion ist das Diamantene Priesterjubiläum von Papst Benedikt XVI. Josef Ratzinger wurde am 29. Juni 1951 in Freising zum Priester geweiht, also vor fast genau 60 Jahren. Anlässlich des Jubiläums wurde an diesem Sonntag im Rahmen der Pfingstmesse ein neuer hölzerner Ambo eingeweiht. Das Geschenk deutscher Gläubiger an den Papst wurde von Künstlern aus Bayern und Italien gefertigt und soll offiziell am kommenden Donnerstagmorgen übergeben werden.

Anlässlich des 60. Priesterjubiläums hat das Erzbistum von München und Freising, dem Josef Ratzinger von 1977 bis 1982 als Erzbischof vorstand, eine Reihe von Festveranstaltungen ausgerichtet, darunter Gottesdienste am 29. Juni im Freisinger Mariendom und im Münchner Liebfrauendom sowie eine Festakademie auf dem Freisinger Domberg am 18. Juni, die der Theologie des Jubilars gewidmet ist. (rv)