Kardinalsberatungen gehen weiter

 Rodriguez Kardinal MaradiagaDie acht Kardinäle, die Franziskus bei der Kurienreform beraten, haben dem Papst an diesem Mittwoch Vorschläge zur Reorganisation wirtschaftlicher Angelegenheiten im Vatikan unterbreitet. Darüber informierte Vatikansprecher Federico Lombardi die versammelte Presse. Die Vorschläge seien vertraulich, sie dienten dem Papst als Entscheidungsgrundlage, so Lombardi. Seinen Angaben zufolge betreffen die Reformvorschläge der Kardinäle sowohl das vatikanische Geldinstitut IOR als auch die verschiedenen wirtschaftlich-administrativen Einheiten, die mit Geldflüssen zu tun haben, beispielsweise die Güterverwaltung des Heiligen Stuhles APSA. Die beiden zuständigen Kommissionen hatten dem Kardinalsrat in den vergangenen Tagen ihre Zwischenberichte vorgetragen. Der Kardinalsrat – auch „K8“ genannt – werde sich das nächste Mal von 28. bis 30. April in Rom treffen, danach wieder von 1. bis 4. Juli.

An diesem Mittwochnachmittag tagt hingegen im Apostolischen Palast der „Rat der 15“. Die beiden Kommissionen, die den „K8“-Kardinälen Bericht erstatteten, informierten in abgekürzter Form auch die 15 Kardinälen dieses Gremiums von ihren Erkenntnissen, sage Lombardi. Der „Rat der 15“ wird Montag und Dienstag kommender Woche seine Beratungen fortsetzen.  (rv)

Offenbar vatikanisches Finanzministerium geplant

 Rodriguez Kardinal MaradiagaDer Heilige Stuhl wird wahrscheinlich ein Finanzministerium erhalten. Das sagte Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga am Mittwochabend in Rom. Maradiaga leitet den achtköpfigen Kardinalsrat, der in diesen Tagen seine zweite Beratungsrunde zur Kurienreform im Vatikan abhält.

„Die allgemeine Tendenz dieser Tage steuert auf etwas wie ein echtes Finanzministerium zu, wie es auch andere Staaten haben."

Wann es soweit sein werde, konnte Maradiaga nicht sagen:

„Das wird kommen, wenn der Heilige Vater entscheidet. Wir sind nur ein Rat."

Dass sich bereits jetzt die Einrichtung einer neuen Behörde ankündigt, kommt für Beobachter etwas überraschend. Wie genau die Geldflüsse in den Vatikan und innerhalb des Vatikans laufen, ist eine so komplexe Frage, dass die acht Kardinäle sie noch nicht einmal genau untersuchen konnten.

„Es gibt in Bezug auf die Finanzaktivitäten zwei Kommissionen, die an der Arbeit sind. Sie hatten uns gesagt, für die Dezembersitzung werde alles abgeschlossen sein. Aber es ist dann doch mehr Zeit nötig. Unsere nächste Sitzung ist Mitte Februar, und wir hoffen, dass dann schon Untersuchungsergebnisse vorliegen."

Die Kurienreform an sich ist – ganz abgesehen von der Fragen der Finanzkontrollen – eine weit ausgreifende Angelegenheit. Kardinal Maradiaga:

„Die Arbeit geht gut voran, aber sie ist umfangreich, und man kann nicht davon ausgehen, dass alles in wenigen Monaten vorüber ist. Es handelt sich um eine Überprüfung aller Kurienbehörden. Wir müssen auch alle Vorschläge untersuchen, die aus der ganzen Welt eingetroffen sind, und deshalb braucht es Zeit."

Die zweite Beratungsrunde der acht Kardinäle, unter ihnen Reinhard Marx von München, geht an diesem Donnerstag zu Ende. (rv)

Vatikan: Der „Monsignore-Stopp“ in historischer Brechung

MonsignorePapst Franziskus hat in seiner gut sechs Monate währenden Amtszeit einige vatikanische Bräuche ausgesetzt, die bisher gang und gäbe waren. Wir beschäftigen uns heute mit den päpstlichen Ehrentiteln. Franziskus hat nämlich die Verleihung solcher Ehrentitel scheinbar vorerst auf Eis gelegt, vielleicht auch mit Blick auf Vorschläge der acht Kardinäle. Ist das das Aus für die „Monsignori" – so die Anrede für die derart ausgezeichneten Prälaten? Jedenfalls: Der Papst wünscht in der Frage der Ehrentitel für Priester möglicherweise eine Neuorientierung, analysiert der Kirchenhistoriker Ulrich Nersinger:

„Es ist mit der Zeit ein gewisser Automatismus eingetreten. Wer vier oder fünf Jahre an der Kurie gearbeitet hatte, erhielt einen solchen Titel: Zunächst den Kaplan seiner Heiligkeit, dann den Ehrenprälaten, und wenn er sich besonders ausgezeichnet hat, den überzähligen Apostolischen Protonotar. Da ist ein Automatismus eingetreten, der ungut war. Solche Titel sollte man mehr nach den Verdiensten verleihen, vielleicht auch stärker an Leute außerhalb der Kurie, die wirklich etwas Außergewöhnliches geleistet haben."

Allein in den Ländern deutscher Sprache gibt es viele hundert „Ehrenprälaten seiner Heiligkeit", die korrekt mit „Monsignore" angesprochen werden. Bis zur Kurienreform unter Paul VI. bestand der Brauch, päpstliche Ehrentitel quasi mit Ablaufdatum zu versehen.

„Einen Großteil der Titel hat man nur für die Dauer des Pontifikates verliehen. Wer unter Papst Benedikt Monsignore wurde, oder besser gesagt Kaplan Seiner Heiligkeit oder Ehrenprälat, denn Monsignore ist kein Titel, sondern die Anrede, der bekam diesen Titel nur für dieses Pontifikat, und mit dem Tod des jeweiligen Papstes erlosch der Titel. Es bestand die Möglichkeit ein Ansuchen zu stellen, dass im nächsten Pontifikat der Titel bekräftigt wird, aber das war im Belieben des neuen Papstes oder besser gesagt des Staatssekretariats gestellt. Das war vernünftiger als die Handhabung dieser Sache in den vergangenen Jahrzehnten."

Der vorläufige „Monsignore-Stopp" hat keine lauten Reaktionen unter Priestern hervorgerufen. Ein Murmeln aber doch.

„Es wird sich niemand großartig dazu äußern, aber es gibt eine Anzahl von Leuten, denen das Probleme macht. Ich glaube schon, dass das ein großer Gesprächsstoff innerhalb der Kurie ist und dass das auch dem Papst vermutlich Schwierigkeiten bereiten könnte in der Ausübung seines Pontifikates. Es ist zwar alles sekundär, aber doch etwas, was das Persönliche eines Mannes, der im Vatikan arbeitet, betrifft."

Man kann das durchaus verstehen: Auszeichnungen, wie Orden oder Titel, sind überall sonst mindestens so gebräuchlich wie in der katholischen Kirche, etwa im Militär und im Staatsdienst, erinnert Ulrich Nersinger.

„Ich denke nur an Österreich: es gibt immer noch den Hofrat und den wirklichen Hofrat, den vortragenden Hofrat, obwohl wir schon seit langem keine Monarchie mehr in Österreich haben. Das liegt vielleicht in der menschlichen Natur, dass man für seine Arbeit eine gewisse Bestätigung braucht. Und das muss auch nicht schlecht sein. Man darf nicht generell solche Titel abschaffen oder im großen Bausch verurteilen, man muss sie vernünftig handhaben. Und dann kann ich mir vorstellen, dass sie für eine Person auch ein Ansporn sein können, noch besser zu arbeiten als bisher." (rv)

Kardinalsrat: Neuerungen beim Ablauf von Synoden

KardinalsratDer achtköpfige Kardinalsrat, der Papst Franziskus in Fragen der Kurienreform assistiert, hat in seinen derzeit laufenden Sitzungen als erstes konkretes Anliegen den Ablauf von Bischofssynoden verhandelt. Darüber informierte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi in einem Pressebriefing an diesem Mittwoch. Franziskus hatte mehrmals ausdrücklich „weniger starre" Abläufe bei Synoden und Konsistorien gewünscht. Thematisch werde es bei der nächsten Synode im Vatikan um Familienseelsorge gehen, wobei unter anderem die Frage der Sakramente für wiederverheiratete Geschiedene zur Sprache kommen soll. Der neuernannte Sekretär der Synode, Erzbischof Lorenzo Baldisseri, nahm am runden Tisch der Kardinäle mit dem Papst am Dienstagnachmittag teil, informierte Lombardi.

„Verschiedene Redebeiträge der Kardinäle befassten sich mit dem Ablauf der Synode, um sie zu verbessern. Wir können uns, denke ich, darauf einstellen, dass das Synodensekretariat binnen ein, zwei Wochen genauere Informationen über das Thema und die Arbeitsweise der Synode gibt."

Bestimmte Aspekte der Kurienreform im engeren Sinn kommen an diesem Nachmittag zur Sprache, so Lombardi:

„Die Beziehungen der Dikasterien (Kurienbüros, Anm.) mit dem Heiligen Vater, die Anordnung der Dikasterien und die Aufgabe des Staatssekretariates. Es sind sehr weitgespannte Themen, über die eine Menge Vorschläge und Anmerkungen präsentiert wurden. Ich denke, das ist eine langfristige Arbeit: Wir haben keine kurzzeitigen Beschlüsse zu erwarten."

Der Kardinalsrat werde kein eigenes Dokument erarbeiten, seine Funktion sei ausschließlich beratend, stellte Lombardi neuerlich klar.

„Wenn es eine neue Apostolische Konstitution über die Kurie gibt, dann wird sie vom Papst unterzeichnet werden, nicht vom ,Rat der acht Kardinäle‘".

Den Auftakt der dreitägigen Beratungen, die bis einschließlich Donnerstag dauern, bildete eine kurze Einführung durch den Papst, gefolgt von einer theologischen Einordnung zur Ekklesiologie, also der Lehre von der Kirche, seit dem II. Vatikanischen Konzil. Am Beginn jedes Arbeitstages stehe die gemeinsame Messe mit dem Papst. Der Zeitplan sei intensiv, sagte Lombardi: von 9:00 bis 12:20 Uhr und von 16:00 bis 19:00 Uhr. Die erste Begegnung fand in der Bibliothek des früheren päpstlichen Apartments statt, alle folgenden der Einfachheit halber im vatikanischen Gästehaus, in dem sowohl der Papst als auch die Kardinäle des „Rates der Acht" wohnen.

Die beteiligten Kardinäle genießen die besondere Wertschätzung des Papstes, betonte Lombardi, Franziskus fühle sich mit ihnen „auf einer Wellenlänge", was ein „Klima des Vertrauens, der Gelassenheit und der Effizienz im Dialog" fördere, so der Vatikansprecher, der jeweils selbst bei den Treffen anwesend ist.

Die acht Kardinäle stammen aus allen Kontinenten: aus dem Kongo, aus Indien, aus Australien, aus Nord-, Mittel- und Lateinamerika. Aus Europa ist der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx ,vertreten, und aus dem Vatikan Kardinal Giuseppe Bertello, der als Leiter des Governatorates, also des Vatikanstaates, keine Funktion an der Kurie hat. (rv)

Papst gründet Kardinalsrat als feste Einrichtung

Die Gruppe der acht Kardinäle ist ein reines Beratergremium für den Papst und hat keine Entscheidungsbefugnis. Das betonte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bei einer Pressekonferenz an diesem Montag, einen Tag bevor die Kardinäle erstmals zusammenkommen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein Schreiben veröffentlicht, mit dem Papst Franziskus die Gruppe institutionalisiert. Bei den Beratungen gehe es um die Leitung der Weltkirche und um eine Revision der apostolischen Konstitution „Pastor Bonus" über Struktur und Funktionsweise der Kurie, so das Schreiben. Pater Lombardi erklärte zum Treffen der acht Kardinäle:

„Die Reform der Kurie ist ein Punkt, aber sie ist nicht alles. Es geht auch um die Probleme der Leitung der Weltkirche, um die es bei den Beratungen gehen wird. Auch diese haben eine hohe Wichtigkeit für den Papst."

Die Zusammensetzung drücke die Gemeinschaft der Bischöfe aus, mit Ausnahme eines Vertreters des Vatikans seien alle Mitglieder residierende Bischöfe. Der Sekretär des Rates – der Bischof von Albano – habe Kardinal Bergoglio bei einer Synode bereits als Mitarbeiter geholfen, hier bestehe eine gute Arbeitsbeziehung, erläuterte Lombardi.

„Der Papst behält sich vor, die Zahl der Mitglieder zu vergrößern oder zu verändern. Sie beginnt mit diesen acht für dieses erste Treffen und sie repräsentieren die verschiedenen Teile der Welt, aber der Papst ist frei, diese Gruppe zu ergänzen oder die Zusammensetzung zu verändern."

Da das Schreiben des Papstes keine Zusammenarbeit mit anderen Institutionen oder Gruppen erwähnt, sei deutlich, dass es sich um ein Beratungsgremium für den Papst handele, so Lombardi.

„Eine gute Weise, diesen Rat zu definieren ist, ihn als ein weiteres Mittel zu nennen, dass die Leitung der Kirche durch eine neue Weise der Beratung bereichert ."

Lombardi wies bei der Pressekonferenz auch darauf hin, dass Papst Franziskus ebenfalls weitere Formen der Beratung in Anspruch genommen hätte. So habe es ein erstes Treffen aller Leiter päpstlicher Dikasterien gegeben, außerdem habe der Papst zwei Kommissionen gegründet, die ökonomische und administrative Fragen behandelten. Der Papst habe außerdem von einer Erneuerung der Arbeitsweise der Bischofssynode gesprochen. Er denke, dass es dazu in nicht allzu weiter Ferne Entscheidungen geben werde, so der Vatikansprecher.

„Die wichtigsten Formen der Beratung in der Kirche werden diese drei sein: Die Synode, die Treffen mit den Leitern der Vatikanabteilungen, seinen engsten Mitarbeitern, und diese Gruppe, die heute formal eingerichtet wird."

Die Mitglieder

Die acht Mitglieder des Kardinalsrates sind Erzbischof Reinhard Marx von München-Freising, Erzbischof Laurent Monswengo von Kinshasa, Erzbischof Oswald Garcias von Bombay, Erzbischof George Pell von Sidney, Erzbischof Sean Patrick O’Malley von Boston, Erzbischof Oscar Rodriguez Maradiaga von Tegucigalpa, Francisco Javier Errazuriz Ossa, emeritierter Erzbischof von Santiago de Chile und Giuseppe Bertello, Präsident des Governatorats des Vatikanstaates. (rv)

Das Treffen der acht Kardinäle: Ein Kommentar

 Rodriguez Kardinal MaradiagaDie Einberufung einer Kardinalskommission ist sicherlich die Entscheidung Papst Franziskus, welche die meisten Erwartungen geweckt hat. Dahinter stecken die Frage nach einer Reform im Vatikan und die nach den Schwerpunkten des Pontifikates. In dieser Woche treffen sich nun die acht Kardinäle das erste Mal im Vatikan, Pater Bernd Hagenkord blickt für uns voraus.

Die kirchliche Aufmerksamkeit liegt von Dienstag bis Donnerstag auf acht Kardinälen: Erzbischof Reinhard Kardinal Marx von München-Freising, Erzbischof Laurent Kardinal Monswengo von Kinshasa, Erzbischof Oswald Kardinal Garcias von Bombay, Erzbischof George Kardinal Pell von Sidney, Erzbischof Sean Patrick O’Malley von Boston, Erzbischof Oscar Kardinal Rodriguez Maradiaga von Tegucigalpa, Francisco Javier Kardinal Errazuriz Ossa, emeritierter Erzbischof von Santiago de Chile und Giuseppe Kardinal Bertello, Präsident des Governatorats des Vatikanstaates werden sich treffen und beraten. Was genau und wie genau: Darüber ist wenig bekannt. Vielleicht sind gerade deswegen die Erwartungen so hoch. Der Papst hatte Reform im Vatikan angekündigt, die begleitenden Interviews um die Papstwahl herum durch andere Kardinäle haben ihr Übriges getan, man will Schritte und Entscheidungen sehen. Und diese Erwartungen konzentrieren sich nun auf das Treffen der Acht.

Man darf die kommenden Tage nicht überbewerten; es wird das erste Treffen der beratenden Kardinäle sein, weitere werden folgen. Ergebnisse werden zunächst nicht bekannt, die acht Kardinäle arbeiten ja dem Papst zu und nicht der Öffentlichkeit. Auch werden wohl nicht sofort am Freitag Entscheidungen fallen, schon gar nicht alle.

Man darf die kommenden Tage aber auch nicht unterbewerten; so eine Kommission ist etwas Neues, neben einem Kurienkardinal sind es sonst residierende Ortsbischöfe, die ihre Erfahrungen in die Regierung der Weltkirche einbringen. Die Schritte, die Papst Franziskus in Richtung Reform macht und machen wird, werden von diesen Kardinälen geprägt werden.

Interessant ist auch der Rahmen, in dem das Treffen stattfindet: Montag, direkt davor, findet ein Konsistorium statt, also eine Kardinalsversammlung. Da geht es zunächst um die Heiligsprechungen der Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II., aber ohne zu spekulieren darf man sagen, dass das Thema des Treffens der acht Kardinäle das Konsistorium prägen wird. Und abgeschlossen wird es durch eine Reise, die Papstreise nach Assisi am Fest des heiligen Franziskus, zu der die acht Kardinäle auch eingeladen sind. Es ist ganz Papst Franziskus’ Stil, wie er so die Wichtigkeit betont, die er dem Treffen beimisst, ohne sofort auf Inhalte einzugehen.

Was die Ergebnisse sein werden und was von den Ergebnissen sich Papst Franziskus zu Eigen macht, das werden wir erst in den kommenden Monaten sehen. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Beratungen nun Form annehmen. Die Kirche wartet darauf, dass auch in diesem Bereich Papst Franziskus der Papst wird, als der er sich bislang gezeigt hat. Die kommende Woche wird eine prägende Woche sein für das Pontifikat von Papst Franziskus. (rv)

Kolumbien/Vatikan: Bedauern über die angerichtete Verwirrung

Pater Lombardi PressekonferenzDer Verband Lateinamerikanischer Ordensleute, abgekürzt CLAR, bedauert, dass Aufzeichnungen über eine Audienz beim Papst an die Öffentlichkeit gelangt sind. Papst Franziskus hatte die Leitung des CLAR am 6. Juni zu einem ausführlichen Gespräch im Vatikan empfangen; eine chilenische Internetseite hat am Montag Einzelheiten aus dem Gespräch veröffentlicht. In einem Statement vom Dienstag weist die CLAR von ihrem Generalsekretariat im kolumbianischen Bogotà aus darauf hin, dass die Unterredung mit Franziskus „nicht aufgezeichnet worden" sei. Stattdessen hätten Teilnehmer hinterher eine „Zusammenfassung zu ihrer persönlichen Erinnerung" geschrieben, die „keineswegs zur Veröffentlichung bestimmt" gewesen sei. Die von der Internetseite zitierten Äußerungen dürften dem Papst nicht zugeschrieben werden, „lediglich der allgemeine Sinn" dieser Äußerungen. Wörtlich heißt es in dem Statement: „Die Führung des CLAR bedauert das Geschehene und die dadurch womöglich angerichtete Verwirrung zutiefst."

Die von der Italienischen Bischofskonferenz herausgegebene katholische Tageszeitung „Avvenire" hat an diesem Mittwoch ausführlich Auszüge aus den Aufzeichnungen nach der Audienz wiedergegeben. Danach hat Papst Franziskus die Ordensleute ermutigt, „zu neuen Horizonten aufzubrechen", ohne Angst vor „Risiken" oder vor einer Mahnung durch die vatikanische Glaubenskongregation zu haben. Er sei besorgt über restaurative wie über gnostisch-pantheistische Gruppierungen in der Kirche. Eine Kurienreform, wie fast alle Kardinäle sie vor dem letzten Konklave gefordert hätten, sei vor allem die Aufgabe der von ihm berufenen acht Kardinäle. Die CLAR wies am Dienstag darauf hin, Franziskus habe auf Fragen der anwesenden Ordensleute geantwortet. Vatikansprecher Federico Lombardi wollte die Indiskretionen Journalisten gegenüber nicht kommentieren, weil es sich nicht um öffentliche Äußerungen des Papstes handle. (rv)

Kardinal Coccopalmerio: „Kurie darf kein Klotz am Bein sein“

 Kardinal Coccopalmerio„Die Kurie darf kein Klotz am Bein des Papstes sein, sondern soll ihm dabei helfen, seine Arbeit zu tun." Mit diesen Worten fasst der Kirchenrechtler Kardinal Francesco Coccopalmerio den Sinn der geplanten Kurienreform zusammen. Der Papst hatte am 13. April ein achtköpfiges Kardinalsgremium mit einer Reform des Verwaltungsapparates der römisch-katholischen Kirche beauftragt und empfing an diesem Montagmorgen ein Mitglied dieser Kommission, den Erzbischof von Sydney, Georg Pell. Coccopalmerio ist Präsident des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte und hat bereits im Vorkonklave Vorschläge zu einer Kurienreform gemacht. Im Interview mit der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera" von diesem Montag erklärt er, wie die Reform aussehen könnte, über die Anfang Oktober zum ersten Mal offiziell beraten werden soll.

Im Zuge der Umstrukturierungen könnte eine neue Figur in der römischen Kurie auftauchen, so Kardinal Coccoplamerio im Interview mit dem Corriere: ein „Moderator Curiae Romanae", der in der Arbeit der Kurie einen reibungslosen Ablauf garantieren soll. Coccopalmerio hatte bereits in seiner Zeit als Weihbischof in Mailand eine solche Stelle im Erzbistum geschaffen und stellt sich jetzt etwas Ähnliches für Rom vor: Ein möglicher „Kurienmoderator" dürfte sich keineswegs „zwischen den Papst und die Dikasterien stellen", präzisiert er, auch würde er eng mit dem Kardinalstaatssekretär zusammenarbeiten: „Der Moderator ist es, der die Kurie funktionieren lässt. Wenn ein Dikasterium eine besondere Aufgabe hat, muss er sich zum Beispiel fragen, welche Mittel es braucht, ob es genug qualifiziertes Personal hat usw., und er muss in Folge alle diesbezüglichen Schritte organisieren."

Coccopalmerio grenzt die Figur eines solchen Mittelsmannes klar vom Kardinalstaatssekretär ab: „Das sind verschiedene Rollen. Das Staatssekretariat hilft dem Papst direkter, der Staatssekretär ist eine nach außen gerichtete Figur und kümmert sich an der Seite des Papstes um die Probleme der universellen Kirche. Die Aufgabe des Moderators ist dagegen auf die römische Kurie begrenzt, damit diese besser funktioniert."

Unter einer besseren Funktionsweise der Kurie versteht Coccopalmerio in erster Linie mehr Effizienz bei Unterstützung des Papstes und insbesondere einen ständigen und häufigen Kontakt zwischen Papst und Dikasterien, zum Beispiel in Form eines Treffens der Leiter der Dikasterien mit Franziskus „einmal im Monat". Coccopalmerio: „Der Papst muss wissen, was jeder tut und sein Urteil dazu abgegeben: ,das ist in Ordnung, das nicht, man könnte das verbessern, das hinzufügen‘. Denn in dem Moment, wo er sagt, ,das ist in Ordnung‘, handelt der Papst ja durch die Kompetenz der jeweils von ihm bestimmten Personen."

Das vom Papst ins Leben gerufene achtköpfige Beratungsgremium für die Kurienreform, deren Mitglieder aus allen Erdteilen kommen, könnte laut Kardinal Coccopalmerio auch zu einer ständigen Einrichtung werden. Denkbar sei auch, so der Kardinal weiter, ein ständiges Beratergremium aus zwei, drei Kardinälen im Vatikan einzurichten, das den Papst in anderen Fragen berät.

Im Mittelpunkt der Kurienreform soll eine Überarbeitung der Kurienverfassung „Pastor Bonus" aus dem Jahr 1988 stehen. Mit Einsetzung der Kommission hat Franziskus auf Vorschläge der Generalkongregationen vor dem vergangenen Konklave reagiert; dort war die Kurienreform ein virulentes Thema. Mitglieder der Kommission sind neben dem Koordinator der Gruppe, Oscar Andres Rodriguez Maradiaga, der US-Kardinal Sean Patrick O’Malley, Kardinal Giuseppe Bertello, Präsident des Governatorats, der emeritierte Erzbischof von Santiago de Chile, Kardinal Francisco Javier Errazuriz Ossa, der Erzbischof von Bombay, Oswald Gracias, der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, der Erzbischof von Kinshasa, Laurent Monsengwo Pasinya, und der Erzbischof von Sydney, Georg Pell. (rv)

Kardinalsgruppe wird Papst für Kurienreform beraten

Pater LombardiPapst Franziskus hat acht Kardinäle in eine Beratungsgruppe berufen, die sich mit dem Thema einer Kurienreform befassen wird. Das teilte das vatikanische Presseamt an diesem Samstag mit. Mitglied der Kardinalsgruppe ist auch der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Die Idee zu dieser Beratungsgruppe sei bereits bei den Gesprächen vor dem Konklave entstanden, heißt es in der Erklärung. Es gehe konkret darum, ein Projekt zu erarbeiten, um die Apostolische Konstitution „Pastor bonus" zu ändern, so Vatikansprecher Federico Lombardi an diesem Samstag. Die Gruppe wird sich erstmals vom 1. bis 3. Oktober treffen. Papst Franziskus hat aber bereits mit den acht Kardinälen Kontakt aufgenommen.

Mitglieder sind neben Kardinal Marx die folgenden Kardinäle: Kardinal Giuseppe Bertello (Präsident des vatikanischen Governatorats), Kardinal Francisco Javier Errazuriz Ossa (ehemaliger Erzbischof von Santiago de Chile), Kardinal Oswald Gracias (Erzbischof von Bombay), Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya (Erzbischof von Kinshasa), Kardinal Sean Patrick O´Malley (Erzbischof von Boston), Kardinal George Pell (Erzbischof von Sydney) und Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga (Erzbischof von Teguicigalpa). Als Sekretär der Gruppe ist der Bischof von Albano, Marcello Semeraro, ernannt worden.

Lombardi sagte beim Briefing an diesem Samstag vor Journalisten:

„Der Papst hatte im Kontext der Generalkongregation den Eindruck von der Universalkirche und von der Kurie selber gewonnen, dass die verschiedenen Institutionen und Strukturen der Kirche zu hören seien. Die Art und Weise, welche Kardinäle ausgewählt wurden, scheint mir sehr einleuchtend. Alle Kontinente sind vertreten und darüber hinaus sind auch die verschiedenen Weltregionen dabei."

Die Kardinalsgruppe wird sich erstmals in einem halben Jahr treffen. Dazu Vatikansprecher Lombardi:

„Es handelt sich also nicht um eine Gruppe, die rasch handeln muss, weil Not herrscht. In der Mitteilung des Papstes wird auch nicht angegeben, wie regelmäßig sich danach die Gruppe treffen wird und wann ein Abschluss der Arbeit vorgesehen ist. Nun wird der Papst die Kurie weiter besser kennen lernen. Wir haben ja bereits gesehen, dass er direkt auf die Vatikanmitarbeiter zugeht." (rv)

Hier: Mitglieder der Kardinalsgruppe für die Kurienreform