Kardinal Turkson fordert UNO-Reform

Der Vatikanverantwortliche für Frieden und ganzheitliche Entwicklung, Kardinal Peter Turkson, fordert eine umfassende UNO-Reform. Im Gespräch mit einer italienischen Zeitschrift erklärte er, eine Stärkung der UNO sei „unerlässlich“, um die „positiven Effekte der Globalisierung zu verstärken“ und die negativen einzudämmen. Außer einer Vollversammlung, die die Staaten repräsentiere, brauche eine erneuerte UNO aus seiner Sicht auch eine weitere „Versammlung“, in der die Zivilgesellschaft, „also transnationale Sozialverbände“, vertreten sei.

Der afrikanische Kurienkardinal verwies auf die weltweite Migration, um die Dringlichkeit einer UNO-Reform zu verdeutlichen. Wenn man Schätzungen der Weltbank und Statistiken über Binnenmigration innerhalb von Staaten zugrunde lege, komme man zu dem Schluss, dass mehr als eine Milliarde von Menschen heute Migranten seien, „also einer von sieben Erdbewohnern“. Turkson wörtlich: „Migration ist heute ein globales Phänomen und muss von supranationalen Organismen angegangen werden.“

Turkson warnte westliche Länder vor „einer emotionellen Lektüre des Phänomens“, vor „identitärem Abkapseln“ oder einer „neurotischen Suche nach Sicherheitspolitiken“. Schließlich würden 85 Prozent aller Asylbewerber heutzutage „von den ärmsten bzw. von den Entwicklungsländern aufgenommen“.

Scharf kritisierte Kardinal Turkson die Höhe der Militärausgaben in vielen entwickelten Ländern: Sie seien mitverantwortlich für die Konflikte und Kriege und überstiegen außerdem bei weitem die geleistete Entwicklungshilfe. „Wenn wir ehrlicher wären, dann würde uns klar werden: Man kann nicht Länder durch eine Invasion destabilisieren, den Waffenhandel fördern, Ungerechtigkeiten zulassen, die ganze Bevölkerungen demütigen, im Handel ungerechte Regeln durchsetzen – und sich dann beschweren, dass es zu viele Asylbewerber und Einwanderer gibt!“

Turkson beklagte auch den „Totentanz rund um die Atombombe“ und sprach sich für einen internationalen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen aus. Eine entsprechende Initiative werde bereits von mehr als hundert Staaten unterstützt. Es sei eine „schwerwiegende Anomalie“, dass alle Massenvernichtungswaffen durch internationale Konventionen geächtet würden – mit Ausnahme von Atomwaffen. (rv)

K-9 will Ortskirchen mehr Kompetenzen geben

Wie kann man dafür sorgen, dass die Römische Kurie noch mehr im Dienst der Ortskirchen steht? Mit dieser Frage hat sich der Kardinalsrat, der sogenannte K-9, von Montag bis Mittwoch beschäftigt – fast die ganze Zeit in der Anwesenheit des Papstes.

An diesem Mittwoch gab der Vatikan ein paar Einzelheiten aus der mittlerweile 20. Runde des K-9 bekannt. Da sei etwa darüber gesprochen worden, ob vor einer Bischofsernennung nicht ein breiterer Konsultationsprozess stattfinden sollte; auch Ordensleute oder Laien könnten doch zu ihrer Meinung befragt werden.

Ein weiterer Vorschlag habe „im Geist einer gesunden Dezentralisierung“ auf die Übertragung einzelner Kompetenzen aus dem Vatikan auf Ortsbischöfe oder Bischofskonferenzen gezielt. Ganz konkret könnte das bedeuten, dass künftig über die Priesterweihe eines (unverheirateten) Diakons oder über die Neu-Verheiratung eines verwitweten Diakons nicht mehr in der Kleruskongregation entschieden wird, sondern in einer Bischofskonferenz. Dasselbe könnte nach Vatikan-Angaben auch für den Fall gelten, dass ein Diakon, dessen Frau gestorben ist, um die Priesterweihe nachsucht.

Ansonsten kreisten die K-9-Beratungen mit Papst Franziskus um eine Reihe von Vatikan-Einrichtungen, „vor allem um die Missionskongregation“. Kardinal George Pell informierte über die Arbeit des Wirtschaftssekretariats, das er leitet, und sprach mit seinen Mitbrüdern im Kardinalsrang über einzelne Posten in den Haushaltsplänen des Vatikans. Der Präfekt des Kommunikationssekretariats, Dario Edoardo Viganò, präsentierte einen Bericht über den Stand der Reform der Vatikanmedien, in dem von „positiven Resultaten“ die Rede war.

Das nächste Mal will sich der Papst in der ersten Septemberhälfte wieder mit seinem Kardinalsrat treffen. (rv)

Jahresbilanz des IOR: Höhere Gewinne, geringere Kosten

Ein Nettogewinn von 36 Millionen Euro wird vom Institut für Religiöse Werke IOR, im Volksmund auch Vatikanbank genannt, dem Heiligen Stuhl zur Verfügung gestellt. Das geht aus dem Jahresbericht des IOR hervor, der an diesem Montag veröffentlicht wurde. Bereits zum fünften Mal in Folge wird die Bilanz vorgelegt, zuvor war sie extern und damit unabhängig geprüft worden.

Der zuständigen Kardinalskommission, zu der unter anderem Kardinal Christoph Schönborn gehört, hat der Aufsichtsrat des IOR vorgeschlagen, den gesamten Gewinn an den Heiligen Stuhl zu überweisen. Im Vorjahr 2015 waren es noch 16,1 Millionen gewesen.

Im Pressestatement zur Veröffentlichung heißt es, dass das IOR im Jahr 2016, das von sehr unberechenbaren Märkten und politischen Unsicherheiten geprägt war, klug seine Aufgaben hat erfüllen können. Das finanzielle Profil des Instituts, das man auch der Bilanz entnehmen könne, weise auf „hohe Solvenz und niedrige Risiken“ hin. Außerdem habe man eine weitere Reduzierung der laufenden Kosten erreichen können, man habe die inneren Kontrollmechanismen weiter gestärkt und sich den ‚best practices’, also den international üblichen gut funktionierenden Standards, weiter angenähert.

Gewinn an den Heiligen Stuhl

15.000 Kunden weltweit und ein dem Institut anvertrautes Kapital von 5,7 Milliarden Euro: Damit liegt die so genannte Vatikanbank fast mit dem Vorjahr gleichauf. Die finanzielle Entwicklung des Instituts ist also stabil.

Abschließend weist das IOR noch darauf hin, dass man mit der Republik Italien im Oktober 2016 einen Abkommen über Zoll-Fragen abgeschlossen habe, in Folge dessen Italien den Vatikan im März diesen Jahres auf die „white list“, also die Liste unbedenklicher Staaten und Institutionen, gesetzt habe. In der Vergangenheit war das Verhältnis zwischen den Finanzinstitutionen des Vatikan und Italien nicht immer spannungsfrei, 2013 waren sogar die EC-Geldautomaten im Vatikan gesperrt worden. (rv)

„Wer steuert den Islamischen Staat fern?“

Islamischer Staat unter Druck: In Syrien hat die Offensive auf Raqqa begonnen, die „Hauptstadt“ der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS). Und auch in der nordirakischen Millionenstadt Mossul gerät die Bande immer stärker unter Druck. Am Samstag hat die irakische Armee ihr ein weiteres Stadtviertel im Westteil der Stadt abgenommen, jetzt halten die Terroristen nur noch drei Stadtteile Mossuls… darunter die Altstadt.

Auch wenn die Kämpfer der Terrogruppe ihre Haut teuer zu Markte tragen: Jetzt fängt die Diskussion an, was nach dem Sieg über den IS mal aus Mossul werden soll. Und aus dem Irak überhaupt.

„Der IS ist ein Problem – aber er ist nicht d a s Problem“, sagt im RV-Interview Jean-Benjamin Sleiman, der „lateinische“ Erzbischof von Bagdad. „Das wirkliche Problem sind die Hintermänner, die für die Gründung des IS gesorgt haben. Das sind extrem intelligente Leute mit genauen Kenntnissen der islamischen Welt und Gesellschaft. Sie sind das wirkliche Problem! Denn der IS macht die Drecksarbeit, aber wer sind die Manipulatoren im Hintergrund? Wer steuert die Gruppe fern, wer finanziert sie? Wer hält die Hand über sie? Diese Fragen muss man sich stellen, denn der Islamische Staat ist nicht nur ein Problem für den Irak oder die Region, sondern eine Gefahr für die ganze Welt. Man darf keine Tiger heranzüchten, sonst zerreißen sie einen eines Tages…“

„Ein gewisser Beduinen-Instinkt“

Typisch orientalische Verschwörungstheorien, könnte man denken. Aber so einfach ist das nicht: Schon vielen Experten ist aufgefallen, wie eng im Irak führende Köpfe des gestürzten Regimes von Saddam Hussein mit dem IS verbandelt sind. Sie haben den Widerstand gegen die amerikanischen Besatzer im Irak mit dem Unmut der sunnitischen Stämme zusammengerührt, dem Mix eine für viele attraktive islamistische Zutat gegeben, fertig war das Terrorsüppchen.

„Natürlich sind jetzt alle glücklich, dass der IS aus Mossul herausgefegt wird! Aber was nach dem IS kommt, bereitet doch auch Sorgen. Und zwar in mehrfacher Hinsicht. Zum einen stehen die befreiten Gebiete, auch die in der Niniveh-Ebene, im Mittelpunkt eines heftigen Streits – seit langem schon, schon seit dem Sturz des Regimes (von Saddam Hussein). Jetzt kriegt der Stärkste, der sich als erster darauf stürzt, wohl den Löwenanteil.“ Das zielt auch auf die kurdischen Milizen, die an der Befreiung von Mossul mitwirken.

„Hinzu kommt, dass sich einige Familien aus Not, vielleicht aber auch aus einem gewissen Beduinen-Instinkt heraus – entschuldigen Sie bitte diese Formulierung – sich das Eigentum der anderen angeeignet haben. Wir sind in diesem Land schon daran gewöhnt: Wenn sich jemand Ihr Haus angeeignet hat, und Sie schaffen es mithilfe der Behörden oder der Justiz, das Haus wiederzubekommen, dann müssen sie diesen Leuten eine Art Entschädigung zahlen.“

„Der Irak ist nicht mehr mein Land“

Probleme dieser Art gebe es viele, sagt der Erzbischof. Sie machten geflohenen oder vertriebenen Christen eine Rückkehr in ihre vom IS befreite Heimat schwer. „Wenn das jetzt nur, sagen wir mal, materielle Probleme wären – an sowas sind wir gewöhnt, das würden wir hinkriegen. Aber das eigentliche Problem besteht beim Vertrauen.“

Der Spaltpilz IS hat die Einzelteile der irakischen Gesellschaft auseinandergetrieben, Ergebnis ist ein allgemeines Misstrauen und der Eindruck: Mit unseren alten Nachbarn wollen wir nicht mehr Wand an Wand wohnen. Mehr noch. „Wenn Ihnen ein Iraker sagt: Der Irak ist nicht mehr mein Land – dann geht das über Nachbarschaftskonflikte oder um einen Streit über ein besetztes Haus weit hinaus. Das geht sehr weit. Und das ist einer der Gründe für den irakischen Exodus. Es gibt noch andere Gründe, aber der Verlust des Vertrauens ist sicher fatal.“

Wenn man den Irak retten wolle, so Erzbischof Sleiman, dann müsse man dafür sorgen, dass der Staat wieder wirklich zum Staat werde. „Wenn man die Geschichte mal im Zeitraffer sieht: Das Regime fällt, fast alle staatlichen Einrichtungen lösen sich auf, nach ein paar Monaten der Anarchie wird der Staat neu gegründet – und diese Neugründung besteht aus kleinen, aus Mini-Staaten. In der Zwischenzeit haben sich viele Milizen, Parteien usw. gebildet, mit diesem Material also hat man den Irak neu gegründet. Aber ein Staat müsste eigentlich viel mehr sein als ein Zusammenschustern von lauter Mini-Staaten!“

„Nicht auf die Widersprüche starren“

Wenn der Staat funktionieren würde, dann gäbe es „überhaupt kein Problem, nicht für die Christen, nicht für alle anderen“, sagt Erzbischof Sleiman. Doch die Zentralgewalt in Bagdad sei einfach zu schwach, um das Gebilde Irak mit allen seinen widerstreitenden Interessen zusammenzuhalten. „Die erste Aufgabe eines Staates besteht darin, die Sicherheit in der Gesellschaft zu gewährleisten. Heute sind die Minderheiten, darunter die Christen, zur Zielscheibe geworden. So etwas mindert nicht nur das Vertrauen – es tötet es.“

Aber der lateinische Erzbischof von Bagdad bemüht sich auch, nicht nur schwarzzumalen. Doch, es gebe durchaus schon Christen, die jetzt in ihre Dörfer in der Niniveh-Ebene zurückkehrten. Oder die schon die Koffer packten, um einen Neuanfang in der alten Heimat zu wagen. „Es gibt auch einige, die jetzt nicht zurückkehren können, auch wenn sie es gerne wollen, weil ihre Häuser abgebrannt oder ausgeplündert sind. Also, da steht uns allen viel Arbeit bevor… Ich glaube, es ist wichtig, Mut aufzubringen und nicht auf die Widersprüche zu starren, die ich aufgezählt habe.“

Zu Trump: „Wo sind die Werte?“

Der neue US-Präsident Donald Trump hat unlängst auf seiner ersten Auslandsreise den Nahen Osten – konkret Saudi-Arabien und Israel – besucht. Aus Riad brachte er einen milliardenschweren Rüstungsdeal mit nach Hause. Was sagen Sie zu Trump, Herr Erzbischof? „Wissen Sie – viele Menschen im Irak haben mit Trumps Reise jetzt nicht besonders viel Hoffnung verbunden. Aus meiner Sicht ist Trump in die USA zurückgekehrt und hat da gesagt: Guckt mal, ich bringe euch Milliarden Dollar mit, ihr könnt zufrieden sein! (Lacht) Alles gut und schön – aber der Friede auf der Welt und unsere Zukunft bestehen nicht nur aus Dollars. Vor allem, wenn diese Dollars auf nicht ganz klare Weise zusammengerafft werden.“

Nein, große Hoffnungen hätten die Christen im Irak auf Trump nicht gesetzt – das ist ein interessanter Befund, denn viele Kirchenleute im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien können dem neuen Mann im Weißen Haus durchaus einiges abgewinnen.

Bestürzt ist Erzbischof Sleiman über die Kriegsgefahr am Golf – darüber, dass Saudi-Arabien und einige Verbündete Katar isolieren. „Man wirft Katar vor, Terror zu unterstützen – aber man sollte sich mal genau ansehen, wer da diesen Vorwurf erhebt. Wer es ist, der den ersten Stein wirft. Das alles trägt zu unserem Leiden bei. Wir träumen von einer friedlichen Welt – von einer Welt, in der es ein bisschen Wahrheit gibt. Aber diese Wahrheit gibt es nicht!“ Trump hat Saudi-Arabien zunächst zu seiner Kampagne gegen Katar beglückwünscht, jetzt gerade rudern die US-Diplomaten wild durch die Gegend, weil sie ihren Militärstützpunkt in Katar nicht verlieren wollen. An die Adresse der USA hat Erzbischof Sleiman eine klare Frage: „Ich sage das mit Blick auf eine Nation, die einmal christlich war und eine christliche Kultur hatte – also eine Kultur der Werte. Wo sind die Werte?“

„Emigration gibt es nicht erst seit Saddam“

Nach einer neuen Studie haben weit mehr als die Hälfte der Christen dem Irak seit dem Sturz Saddam Husseins den Rücken gekehrt. „Wir sind nicht weit von der Zweidrittel-Marke entfernt, wenn wir ab 2003 zählen. Aber wissen Sie – das Drama der Emigration aus dem Nahen Osten, auch aus dem Irak, hat doch gar nicht erst 2003 angefangen. Da muss man eigentlich zurückgehen bis zum Ersten Weltkrieg. Das sind Dramen, die sich aneinander reihen; auch der Iran-Irak-Krieg hat den Irak ausgeblutet. Aber ich will gar nicht nur von den Christen sprechen – das Phänomen betrifft alle Iraker. Alle leiden und sind frustriert.“

Der Ölreichtum des Irak sei auch sein Fluch: Er habe dazu geführt, dass sich zu viele ausländische Staaten für das Land „interessieren“, sagt Erzbischof Sleiman. Die Menschen seien ausgelaugt, sie hätten die ewigen Kämpfe – auch die des Alltags – satt. (rv)

Kardinalsrat bespricht mit dem Papst Kurienreform

Zum zwanzigsten Mal trifft sich ab diesem Montag der sogenannte K-9 mit dem Papst. Der Kardinalsrat spricht mit Franziskus von Montag bis Mittwoch über den derzeitigen Stand der Reformprozesse an der Römischen Kurie; dabei soll es dem Vernehmen nach auch um die Reform der Vatikanmedien gehen. Der Papst hat den Rat von neun Kardinälen kurz nach seiner Wahl im Jahr 2013 eingerichtet. Zu dem Gremium gehört auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. (rv)

Kasachstan: Kardinal Turkson bei Eröffnung der Expo

Astana: Der Name der Hauptstadt von Kasachstan steht im Moment vor allem für die Friedensverhandlungen zu Syrien, die dort an der UNO vorbei laufen. Jetzt aber macht Astana noch mit etwas anderem von sich reden: Die Expo startet dort an diesem Samstag. Ihr Motto heißt „Energie der Zukunft“. Und auch Kurienkardinal Peter Turkson ist beim Expo-Start dabei.

„Der Heilige Stuhl ist von Kasachstan eingeladen worden, an der Expo teilzunehmen – darum sind wir hier“, sagt uns Turkson telefonisch aus Zentralasien. „Schon bei der letzten Expo in Mailand lag der Pavillon von Kasachstan sehr nah am Pavillon des Heiligen Stuhls. Und wir wollen natürlich den guten Willen des Heiligen Stuhls zeigen, an solchen internationalen Ereignissen teilzunehmen.“

Kurienkardinal Turkson leitet die Vatikanbehörde für ganzheitliche menschliche Entwicklung; sie hat den Vatikan-Pavillon auf der Expo organisiert. Turkson hat ihn am Freitag eingeweiht. Die Themen des Vatikan-Beitrags lauten: Gottes Liebe als Ursprung der Schöpfung, Energie als Werkzeug in den Händen des Menschen, ganzheitliche Entwicklung, Pflege des gemeinsamen Hauses. Das sind lauter Themen, die schon in der Schöpungsenzyklika Laudato Si‘ von Papst Franziskus anklingen.

„Ich finde, wir haben in unserem Pavillon ein sehr spannendes Narrativ. Von Anfang an haben sich viele Menschen hineingedrängelt – vermutlich wegen der Bilder des Heiligen Vaters und des Vatikans, die am Eingang zu sehen sind – auch Bilder der Päpste Johannes Paul und Benedikt XVI. mit dem kasachischen Präsidenten. Der Pavillon scheint also wirklich attraktiv zu sein, und hoffentlich ist das auch mit der Botschaft, die in seinem Inneren vorgestellt wird.“

Natürlich ist der Heilige Stuhl kein Energie-Unternehmen und kann auch keine Ressourcen zur Ausbeutung bieten. Doch sein Interesse am Thema ist authentisch, versichert der Afrikaner Turkson: Dem Vatikan geht es um Krieg und Frieden.

„Energie interessiert uns in zweierlei Hinsicht: Da wo es Rohmaterial für Energie gibt, kommt es oft zu Konflikten um die wirtschaftlichen Profite. Da geht es um Geld, um Märkte, um Profite, da entsteht Streit um Zugang, um Besitz, um Ausbeutung von Energiequellen. Ganze Staaten können sich da in die Haare geraten. Und zweitens sind die Kriegswerkzeuge heute oft unterschiedliche Formen von Energie. Keiner schießt eine Waffe ab, ohne dass etwas explodiert.“

Das führt den Vatikan in seinem Pavillon dazu, an eine berühmte Forderung des Jesaja zu erinnern: Schwerter zu Pflugscharen. Schon interessant, welchen Dreh der Vatikan dem Thema Energie gibt…

In dem kommenden drei Monaten stellen 115 Länder in Astana rund um das Thema Energie aus, bis zu sieben Millionen Besucher werden erwartet. Die letzte Expo fand 2015 in Mailand statt, 2020 wird Dubai Gastgeber sein. Der Heilige Stuhl beteiligt sich seit 1851 an der Weltausstellung. (rv)

Dialog-Kardinal: „Gleiche Verantwortung für Frauen“

Für eine Chancengleichheit von Frauen gegenüber Männern hat sich Kurienkardinal Jean-Louis Tauran ausgesprochen. Frauen seien nicht allein zur Mutterschaft, sondern auch zur Wahrnehmung anderer gesellschaftlicher Aufgaben berufen, erinnert der Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog im Interview mit Radio Vatikan. Er äußerte sich am Rande der laufenden Vollversammlung des Dialogrates: „Die Frau hat nicht allein diese Aufgabe der Zärtlichkeit, der Mutter, sondern auch ihren Platz in der Gesellschaft. Frauen sind in der Lage dazu, Verantwortlichkeiten zu haben wie Männer.“

Was in den Ohren westlicher Gesellschaften wie eine Binsenweisheit klingen mag, ist im Großteil der Welt kaum verwirklicht. Dort sind Frauen in Rechten und Chancen benachteiligt, obwohl vor allem sie es sind, die entscheidend zu Stabilisierung und Ausgleich in Gemeinschaften beitragen. Die Rolle von Frauen bei der Friedenserziehung ist Thema der Vollversammlung des Päpstlichen Dialogrates, die am Freitag mit einer Papstaudienz abschließt. Die Teilnehmer spannen einen weiten Bogen von Frauenfiguren der Bibel bis zu heutigen Friedensaktivistinnen und Akteurinnen in Wirtschaft und internationalem Recht. Dazu Tauran: „Es ist gut, diese Perspektiven wahrzunehmen, um einen vollständigen Blick auf die Frau zu erhalten, verstanden als gleichwertig zum Mann gegenüber Gott und in der Gesellschaft. Frauen müssen die gleichen Verantwortlichkeiten haben, die Möglichkeit, dieselben Verantwortlichkeiten wahrzunehmen.“

Im Aufgabenfeld der Friedenserziehung sieht der Kardinal bei Frauen ein besonderes Potential, das Tauran von der spezifischen Disposition der Mutterschaft ableitet. „Der Papst bezieht sich oft darauf: Die Frau hat eine essentielle Zärtlichkeit, weil sie Mutter ist – ein Fähigkeit des Zuhörens, der Sorge um und des Interesses für andere. Und das ist eine universelle Botschaft.“

Die italienische Ordensfrau und Sozialwissenschaftlerin Raffaella Petrini, eine der Vortragenden bei der Plenarsitzung, sieht dieses weibliche Potential als wohltuendes Gegengewicht zum heute in den modernen Gesellschaften vorherrschenden technokratischen Paradigma: „Es gibt Fähigkeiten, die die Frau hat: zum Beispiel ihre physische Strukturiertheit, Leben auszutragen und dieses verletzliche Leben von Anfang an zu versorgen. Dies ist eine Fähigkeit des Gebens und Umsorgens derjenigen, die schwächer sind, und bedeutet auch, die Grenzen der Verfasstheit der Menschen zu akzeptieren – diese Akzeptanz stellt das technokratische Paradigma in Frage.“

Es gehe hierbei nicht um eine Verteufelung des heutigen technischen Fortschrittes, präzisiert Petrini gegenüber Radio Vatikan – dieser sei ja schließlich auch „Ausdruck der intellektuellen Fähigkeiten des Menschen“. Allerdings sieht sie auch Gefahren bei dieser Mentalität, die manipulative Merkmale aufweise: „Sie bringt dazu, die anderen, Dinge und Menschen, als Objekte zu sehen, die sich entsprechend der eigenen Vorlieben und Ziele modifizieren und verändern lassen. Auf diesen Aspekt weist auch Papst Franziskus sehr stark hin: wir haben es hier mit einer fast epistemologischen Logik zu tun, die auf Beziehungen angewandt wird und dabei die Begrenztheit der Dinge und der Menschen vergisst.“ (rv)

Nach Unterbrechung: Papst-Botschafter für Libyen

Zwei Jahre lang war der Posten des Vatikan-Botschafters in Libyen nicht besetzt – eine Nebenwirkung der Wirren in dem nordafrikanischen Land. Am Samstag nun hat Papst Franziskus wieder einen Nuntius für Tripolis ernannt, es ist der Vatikandiplomat Alessandro D’Errico. Der 66-Jährige ist bereits Vatikanvertreter in Malta und wird seine Aufgabe in Libyen künftig von Malta aus wahrnehmen; das war seit der Errichtung einer Nuntiatur in Libyen im Jahr 1997 immer so.

Re ist neuer Kardinal-Vizedekan

Eine weitere Personalie aus dem Vatikan, die an diesem Samstag bekannt wurde, betrifft das Kollegium der Kardinäle. Sein Dekan ist Kardinal Angelo Sodano, der Vizedekan war bisher der Franzose Roger Etchegaray. Dieser ist jetzt krankheitsbedingt mit 94 Jahren zurückgetreten. Franziskus hat die Wahl von Kardinal Giovanni Battista Re (83) zu Etchegarays Nachfolger bestätigt.

Re hat das letzte Konklave von 2013 geleitet, in dem der heutige Papst gewählt wurde. An einem künftigen Konklave kann er aber wegen Überschreitens der Altersgrenze ebenso wenig teilnehmen wie Kardinaldekan Sodano. Käme es also jetzt zu einer Papstwahl, würde sie vom maronitischen Patriarchen Béchara Rai geleitet. (rv)

Bischöfe beim Papst: Wie läuft’s in Panama?

Über den Stand der Vorbereitungen zum nächsten Weltjugendtag in Panama konnte sich der Papst an diesem Donnerstag aus erster Hand informieren: Franziskus empfing die Bischöfe des Landes, die anlässlich ihres Ad limina-Besuches im Vatikan sind, in Audienz. Panama ist Gastgeber des nächsten katholischen Weltjugendtags vom 22. bis 27. Januar 2019. Das mittelamerikanische Land ist der bislang kleinste Staat, der das Großtreffen junger Christen ausrichtet. Rund 85 Prozent der 3,6 Millionen Einwohner Panamas sind Katholiken, etwa 10 Prozent Protestanten. Zum dritten Mal findet der Weltjugendtag in Lateinamerika statt. (rv)

Dialog-Kardinal: „Gleiche Verantwortung für Frauen“

Für eine Chancengleichheit von Frauen gegenüber Männern hat sich Kurienkardinal Jean-Louis Tauran ausgesprochen. Frauen seien nicht allein zur Mutterschaft, sondern auch zur Wahrnehmung anderer gesellschaftlicher Aufgaben berufen, erinnert der Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog im Interview mit Radio Vatikan. Er äußerte sich am Rande der laufenden Vollversammlung des Dialogrates: „Die Frau hat nicht allein diese Aufgabe der Zärtlichkeit, der Mutter, sondern auch ihren Platz in der Gesellschaft. Frauen sind in der Lage dazu, Verantwortlichkeiten zu haben wie Männer.“

Was in den Ohren westlicher Gesellschaften wie eine Binsenweisheit klingen mag, ist im Großteil der Welt kaum verwirklicht. Dort sind Frauen in Rechten und Chancen benachteiligt, obwohl vor allem sie es sind, die entscheidend zu Stabilisierung und Ausgleich in Gemeinschaften beitragen. Die Rolle von Frauen bei der Friedenserziehung ist Thema der Vollversammlung des Päpstlichen Dialogrates, die am Freitag mit einer Papstaudienz abschließt. Die Teilnehmer spannen einen weiten Bogen von Frauenfiguren der Bibel bis zu heutigen Friedensaktivistinnen und Akteurinnen in Wirtschaft und internationalem Recht. Dazu Tauran: „Es ist gut, diese Perspektiven wahrzunehmen, um einen vollständigen Blick auf die Frau zu erhalten, verstanden als gleichwertig zum Mann gegenüber Gott und in der Gesellschaft. Frauen müssen die gleichen Verantwortlichkeiten haben, die Möglichkeit, dieselben Verantwortlichkeiten wahrzunehmen.“

Im Aufgabenfeld der Friedenserziehung sieht der Kardinal bei Frauen ein besonderes Potential, das Tauran von der spezifischen Disposition der Mutterschaft ableitet. „Der Papst bezieht sich oft darauf: Die Frau hat eine essentielle Zärtlichkeit, weil sie Mutter ist – ein Fähigkeit des Zuhörens, der Sorge um und des Interesses für andere. Und das ist eine universelle Botschaft.“

Die italienische Ordensfrau und Sozialwissenschaftlerin Raffaella Petrini, eine der Vortragenden bei der Plenarsitzung, sieht dieses weibliche Potential als wohltuendes Gegengewicht zum heute in den modernen Gesellschaften vorherrschenden technokratischen Paradigma: „Es gibt Fähigkeiten, die die Frau hat: zum Beispiel ihre physische Strukturiertheit, Leben auszutragen und dieses verletzliche Leben von Anfang an zu versorgen. Dies ist eine Fähigkeit des Gebens und Umsorgens derjenigen, die schwächer sind, und bedeutet auch, die Grenzen der Verfasstheit der Menschen zu akzeptieren – diese Akzeptanz stellt das technokratische Paradigma in Frage.“

Es gehe hierbei nicht um eine Verteufelung des heutigen technischen Fortschrittes, präzisiert Petrini gegenüber Radio Vatikan – dieser sei ja schließlich auch „Ausdruck der intellektuellen Fähigkeiten des Menschen“. Allerdings sieht sie auch Gefahren bei dieser Mentalität, die manipulative Merkmale aufweise: „Sie bringt dazu, die anderen, Dinge und Menschen, als Objekte zu sehen, die sich entsprechend der eigenen Vorlieben und Ziele modifizieren und verändern lassen. Auf diesen Aspekt weist auch Papst Franziskus sehr stark hin: wir haben es hier mit einer fast epistemologischen Logik zu tun, die auf Beziehungen angewandt wird und dabei die Begrenztheit der Dinge und der Menschen vergisst.“ (rv)