Vatikan: Brügge in Belgien hat einen neuen Bischof

BelgienBrügge hat einen neuen Bischof: Papst Franziskus bestimmte an diesem Mittwoch den bisherigen Stadtdekan und Domkapitular von Gent, Lodewijk Aerts, zum neuen Oberhirten der belgischen Stadt. Der 1984 zum Priester geweihte Aerts war als Philosophie- und Dogmatikprofessor in Gent tätig, wo er auch als spiritueller Rektor des dortigen Priesterseminars tätig war. Als Bischofsvikar kümmerte er sich um die Bereiche Jugendpastoral, Berufungen, Ausbildung und Weiterbildung. Seit 2002 war Aerts Domkapitular von Gent und seit 2016 Dekan der Stadt. (rv)

Fliegende Pressekonferenz des Papstes: Gender, Reisen, Kardinäle

cna_Fliegende_Pressekonferenz„Fragt mich alles, was ihr wollt“: Mit diesen Worten ist Papst Franziskus am Sonntagabend in die „Fliegende Pressekonferenz“ gegangen. Auf dem Rückflug von Aserbaidschan nach Rom stellte er sich dann Fragen zu Homosexualität, weiteren Reiseplänen oder dem nächsten Konsistorium zur Erhebung von Kardinälen.

Er habe doch in Georgien, der ersten Etappe seiner Kaukasusreise, die sogenannten Gender-Theorie verurteilt, so eine Frage an Franziskus. Was er denn zu einem Menschen sagen würde, der sich eine andere sexuelle Identität wünsche als die, mit der er geboren sei? „In meinem priesterlichen Leben, als Bischof und Papst habe ich Menschen mit homosexuellen Tendenzen und Praktiken begleitet“, antwortete der Papst. „Ich habe sie dem Herrn nähergebracht und sie nie im Stich gelassen. Man muss die Menschen begleiten, so wie Jesus das getan hat. Wenn ein Mensch, der sich in dieser Lage befindet, vor Jesus gelangt, dann wird dieser ihm sicher nicht sagen: Geh weg, du bist homosexuell.“

Homosexuelle Veranlagung ist das eine, das andere ist Ideologisierung an den Schulen

Bei seiner Ansprache in Georgien aber sei es ihm um etwas anderes gegangen, so der Papst: „Ich habe über diese Bosheit gesprochen, mit der heute durch die Gender-Theorie Indoktrination betrieben wird. Ein Vater aus Frankreich hat mir von seinem zehnjährigen Sohn erzählt. Der hat beim Mittagessen der Familie auf die Frage, was er später mal werden will, geantwortet: Ein Mädchen! Da wurde dem Vater klar, dass das Kind in der Schule über die Gender-Theorie unterrichtet wird, und das ist gegen das Natürliche. Das eine ist, dass jemand diese Tendenz hat und sogar sein Geschlecht ändert; etwas anderes ist es, das in den Schulen zu unterrichten, um die Mentalität zu verändern. Das ist es, was ich ideologische Kolonisierung nenne.“

Aufnehmen, begleiten, integrieren: das ist, was Jesus heute tun würde

Er habe letztes Jahr im Vatikan einen Spanier empfangen und „Zeit mit ihm verbracht“, der als Mädchen geboren worden sei, sich aber immer als Mann gefühlt habe und schließlich auch sein Geschlecht durch eine Operation verändert habe. Dieser Mann habe ihm, dem Papst, geschrieben und ihn dann auch zusammen mit seiner Frau in Rom besucht. „Er, der eine Sie war, aber jetzt ein Er ist. Ich habe sie empfangen, sie waren glücklich… Das Leben ist, wie es ist; man muss die Dinge nehmen, wie sie kommen. Sünde ist Sünde; es gibt gewisse Tendenzen, hormonelles Ungleichgewicht, so viele Probleme. Aber auf jeden Fall muss man aufnehmen, begleiten, untersuchen, unterscheiden und integrieren! Das ist, was Jesus heute tun würde. Es ist ein menschliches Problem, und man muss es lösen, so gut man eben kann – aber immer mit der Barmherzigkeit Gottes!“

„Amoris Laetitia“ ganz lesen, nicht selektiv

In einer Stegreif-Ansprache in der georgischen Hauptstadt Tiflis hatte der Papst am Samstag von einem „Weltkrieg gegen die Ehe“ gesprochen, hakte ein Journalist nach, und er habe gesagt, dass eine Scheidung auch Gott treffe, als dessen Ebenbild ja Mann und Frau aufeinander hin geordnet geschaffen seien. Wie sich das denn vertrage mit der „Aufnahme“ und „Begleitung“ von Geschiedenen, von der auch die letzten vatikanischen Bischofssynoden gesprochen hätten?

„Wenn man von der Ehe spricht, so wie Gott sie gewollt hat, dann spricht man von einem Mann und einer Frau. Es stimmt, dass die heutige Kultur und auch einige philosophische Ansätze zu diesem Weltkrieg gegen die Ehe führen. Wir müssen aufpassen, dass wir uns von solchen Ideen nicht einschränken lassen. Man sollte das Apostolische Schreiben „Amoris Laetitia“ ganz lesen und als Einheit verstehen, nicht nur sich auf das achte Kapitel konzentrieren! In „Amoris Letitia“ ist vom Fundament der Ehe die Rede, und wie man mit verletzten Familien umgehen soll. Aber die menschlichen Schwächen und Sünden existieren nun einmal; das letzte Wort muss die Barmherzigkeit haben. Wenn es bei einem Paar zu Problemen kommt, sollte man sie mit vier Schritten lösen: Aufnahme, Unterscheidung, Begleitung, Integration. Es gibt Sünde, es gibt den Bruch, aber es gibt auch Pflege und Barmherzigkeit!“

Neue Kardinäle: Nicht nur Europa

Wann es denn zu einer Schaffung neuer Kardinäle kommen werde, und an welchen Kriterien sich Franziskus bei der Auswahl der Kandidaten orientiere, wollte ein italienischer Reporter wissen. „Dieselben Kriterien wie bei den zwei früheren Konsistorien“, versetzte der Papst. „Ich studiere noch die Liste der Namen. Zwei von jedem Kontinent; einer aus dem einen, der andere aus dem anderen Teil des Kontinents. Die Liste ist lang, aber es gibt nur 13 Plätze. Kriterium ist die Universalität der Kirche. Nicht nur Europa also, denn die Kirche ist überall auf der Welt! Das Konsistorium könnte am Jahresende oder Anfang nächsten Jahres stattfinden. Jedenfalls wird es bald sein.“

Reisen: Fatima und Südindien

Nächstes Jahr muss der Papst, wie er sagte, eine zusätzliche Reihe von Bischofskonferenzen auf Ad-Limina-Besuch empfangen, die wegen des im Dezember endenden Heiligen Jahres ausgesetzt waren. Was seine eigenen Reisen im kommenden Jahr anlangt, bestätigte Franziskus, er werde den portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima besuchen. „Und Indien und Bangladesch – das ist fast sicher.“

Franziskus bekräftigte zugleich seinen Wunsch, nach China zu reisen. Jedoch ließ er erkennen, dass die vatikanisch-chinesischen Verhandlungen noch etwas Zeit bräuchten. Was eine Reise nach Afrika betrifft, sei das genaue Reiseziel noch nicht sicher. „Da muss man das Klima wie auch die politische Lage vor Ort noch untersuchen. Was Amerika angeht, da werde ich nach Kolumbien fliegen, wenn der Friedensprozess definitiv ist und das Referendum gewonnen wird.“ Doch kurz nach dieser Äußerung des Papstes wurde bekannt, dass die Kolumbianer in der Volksabstimmung über den Friedensvertrag zwischen Regierung und FARC-Rebellen mehrheitlich mit „Nein“ votierten.

Trump oder Clinton? Keine Empfehlung

Den Katholiken in den USA will Papst Franziskus keine Empfehlung für die Präsidentschaftswahl im November geben. Das Volk sei souverän. Er rate nur dazu, die Vorschläge der Kandidaten eingehend zu prüfen, zu beten und sich dann bewusst zu entscheiden. Im Februar hatte der Papst den vom republikanischen Kandidaten Donald Trump befürworteten Ausbau der Grenzanlagen zwischen Mexiko und den USA mit den Worten kommentiert: „Jemand, der nur daran denkt, Mauern … und keine Brücken zu bauen, ist nicht christlich.“

Der Papst blickte natürlich auch auf seine Reise nach Georgien und Aserbaidschan an diesem Wochenende zurück. Die reiche christliche Geschichte Georgiens und auch der orthodoxe Patriarch Elia II. – „ein Mann Gottes!“ – hätten ihn überrascht. Was Aserbaidschan und seinen Streit mit dem Nachbarland Armenien betreffe, rate er zu einem „ehrlichen Dialog“ und notfalls zum Gang vor ein internationales Schiedsgericht: „Ich sehe keinen anderen Weg! Der andere Weg ist Krieg, und Krieg zerstört immer. Durch Krieg geht alles verloren.“ (rv)

Papst Franziskus in Aserbaidschan angekommen

AserbaidschanPapst Franziskus ist in Aserbaidschan eingetroffen. Mit dem eintägigen Besuch in der Hauptstadt Baku wird seine Kaukasusreise ihren Abschluss finden. Ohne großes Zeremoniell wurde der Papst bei seiner Ankunft am Sonntagmorgen auf dem Internationalen Heydar Aliyev-Flughafen willkommen geheißen, neben der Ehrengarde erwartete ihn der Vize-Premierminister Yaqub Eyyubov. Das offizielle Zusammentreffen mit Staatspräsident Ilham Aliyev ist für den Nachmittag im Präsidentenpalast vorgesehen.

Ohne große Verzögerung begab Franziskus sich vom Flughafen zum Salesianer-Zentrum in Baku, wo er die Sonntagsmesse halten wird. Nach der Messe und einem privat gehaltenen Mittagessen im Salesianer-Zentrum wird Papst Franziskus zum Präsidentenpalast geleitet, wo er durch den Staatspräsidenten empfangen wird. Im Anschluss an die Begegnung sind eine Kranzniederlegung am Nationaldenkmal für die Kriegsgefallenen sowie eine Rede des Papstes vor Regierungsvertretern, Diplomaten und Vertretern der Zivilgesellschaft vorgesehen.

Vom besonderer interreligiöser Bedeutung ist das anschließende Treffen des Papstes mit Großmufti Allahschükür Paschazade in der Heydar-Aliyev-Moschee, das den Abschluss der Reise darstellen wird. Der Großmufti ist aktuell die einzige geistliche und fachliche Autorität für beide Strömungen des Islam. In Aserbaidschan lebt der Großteil der Bevölkerung (75 Prozent aller Muslime, die 85 Prozent der Bevölkerung ausmachen) nach den Regeln des schiitischen Islam, während rund ein Viertel dem sunnitischen Islam anhängt. Paschazade ist in zahlreichen internationalen Gremien vertreten und Träger des vatikanischen Gregorius-Ordens, der ihm vom Hl. Johannes Paul II. verliehen worden ist. (rv)

Die Papstpredigt bei der Messe in Tiflis

georgienHier die Papstpredigt im Wortlaut bei der Eucharistiefeier in Tiflis im Micheil-Meschi-Stadion vom 1. Oktober 2016:

Unter den vielen Schätzen dieses wunderschönen Landes fällt die große Bedeutung der Frauen auf. Sie – so schrieb die heilige Theresia vom Kinde Jesu, deren Gedenktag wir heute feiern – „lieben den Lieben Gott in viel größerer Zahl als die Männer“ (Selbstbiographie, Handschrift A: Einsiedeln 101984, S. 144). Hier in Georgien gibt es viele Großmütter und Mütter, die beständig den Glauben, der von der heiligen Nino in diesem Land ausgesät wurde, hüten und weitergeben und das frische Wasser der Tröstung Gottes in viele Situationen der Wüste und des Konflikts hineintragen.

Dies hilft uns, die Schönheit dessen zu begreifen, was der Herr heute in der ersten Lesung sagt: » Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch « (Jes 66,13). Wie eine Mutter die Lasten und Mühen ihrer Kinder auf sich nimmt, so bürdet Gott sich gerne unsere Sünden und unsere Sorgen auf. Er, der uns kennt und uns unendlich liebt, ist empfänglich für unser Gebet und versteht unsere Tränen zu trocknen. Wenn er uns anschaut, ist er jedes Mal von leidenschaftlicher Liebe bewegt und lässt sich erweichen, weil wir jenseits des Bösen, zu dem wir fähig sind, immer seine Kinder sind. Er möchte uns in den Arm nehmen, uns beschützen, uns von den Gefahren und dem Bösen befreien. Lassen wir in unserem Herzen diese Worte widerhallen, die er heute an uns richtet: „Wie eine Mutter, so tröste ich euch“.

Der Trost, den wir inmitten der stürmischen Ereignisse des Lebens brauchen, ist genau die Gegenwart Gottes im Herzen. Denn seine Gegenwart in uns ist die Quelle des wahren Trostes, der bleibt, der vom Bösen befreit, der den Frieden bringt und die Freude wachsen lässt. Wenn wir daher als Getröstete leben wollen, müssen wir dem Herrn in unserem Leben Raum geben. Und damit der Herr beständig in uns wohne, müssen wir ihm die Tür öffnen und dürfen ihn nicht ausschließen. Es gibt Türen des Trostes, die wir immer offenhalten müssen, weil es Jesus gefällt, durch sie einzutreten: das Evangelium, das wir täglich lesen und immer bei uns tragen, das Gebet der Stille und der Anbetung, die Beichte und die Eucharistie. Durch diese Türen tritt der Herr ein und gibt den Dingen einen neuen Geschmack. Wenn sich aber die Tür des Herzens schließt, kommt sein Licht nicht an und man bleibt im Dunkel. Dann gewöhnen wir uns an den Pessimismus, an die Dinge, die nicht in Ordnung sind, an die Gegebenheiten, die sich nie ändern werden. Und am Ende verschließen wir uns in der Traurigkeit, in den Katakomben der Angst, allein in uns selbst. Wenn wir hingegen die Türen des Trostes aufreißen, tritt das Licht des Herrn ein!

Gott tröstet uns aber nicht nur im Herzen; durch den Propheten Jesaja fügt er nämlich hinzu: » In Jerusalem findet ihr Trost « (66,13). In Jerusalem, das heißt in der Stadt Gottes, in der Gemeinschaft: Wenn wir verbunden sind, wenn Gemeinschaft unter uns herrscht, dann wirkt der Trost Gottes. In der Kirche findet man Trost, die Kirche ist das Haus des Trostes: Hier möchte Gott trösten. Wir können uns fragen: Ich bin in der Kirche, bin ich auch Überbringer des Trostes Gottes? Verstehe ich es, den anderen als Gast aufzunehmen und den zu trösten, den ich müde und enttäuscht sehe? Auch wenn er Betrübnis erleidet und auf Verschlossenheit stößt, ist der Christ immer aufgerufen, dem, der sich aufgegeben hat, Hoffnung zuzusprechen, den Entmutigten aufzurichten, das Licht Jesu zu bringen, die Wärme seiner Gegenwart, die Stärkung seiner Vergebung. Viele leiden, erfahren Prüfungen und Ungerechtigkeiten, leben in Besorgnis. Da ist die Salbung des Herzens nötig, dieser Trost des Herrn, der die Probleme nicht nimmt, aber die Kraft der Liebe schenkt, die den Schmerz in Frieden tragen kann. Den Trost Gottes empfangen und bringen: dieser Auftrag der Kirche ist dringend. Liebe Brüder und Schwestern, fühlen wir uns dazu aufgerufen, nicht in dem zu erstarren, was in unserer Umgebung nicht in Ordnung ist, oder in Traurigkeit zu verfallen, wenn wir unter uns irgendeine Unstimmigkeit wahrnehmen. Es tut nicht gut, sich an ein in sich geschlossenes kirchliches „Mikroklima“ zu gewöhnen; es tut uns gut, weite und offene Horizonte der Hoffnung miteinander zu teilen, indem wir in unserem Leben den demütigen Mut aufbringen, die Türen zu öffnen und aus uns selbst hinauszugehen.

Es gibt aber eine Grundbedingung für den Empfang des Trostes Gottes, an die uns sein Wort heute erinnert: klein werden wie die Kinder (vgl. Mt 18,3-4), » wie ein kleines Kind bei der Mutter « sein (Ps 131,2). Um die Liebe Gottes zu empfangen, braucht es dieses Kleinsein des Herzens: Nur als kleines Kind kann man von der Mutter im Arm gehalten werden.

Wer so klein sein kann wie ein Kind, sagt uns Jesus, » der ist im Himmelreich der Größte « (Mt 18,4). Die wahre Größe des Menschen besteht darin, sich vor Gott klein zu machen. Denn Gott erkennt man nicht mit hehren Gedanken und viel Studium, sondern mit der Kleinheit eines demütigen und vertrauensvollen Herzens. Um vor dem Höchsten groß zu sein, braucht man nicht Ehren und Anerkennung, irdische Güter und Erfolge anzusammeln, sondern man muss sich von sich selbst frei machen. Gerade das Kind hat nichts zu geben und alles zu empfangen. Es ist zerbrechlich, abhängig von Vater und Mutter. Wer sich klein macht wie ein Kind, wird arm an sich selbst, aber reich an Gott.

Die Kinder, die keine Probleme haben, Gott zu verstehen, können uns vieles lehren: Sie sagen uns, dass er große Dinge mit dem vollbringt, der ihm keinen Widerstand leistet, der einfach und ehrlich ist und ohne Falschheit. Das zeigt uns das Evangelium, wo große Wunder mit kleinen Dingen gewirkt werden: mit wenigen Broten und zwei Fischen (vgl. Mt 14,15-20), mit einem Senfkorn (vgl. Mk 4,30-32), mit dem Weizenkorn, das in der Erde stirbt (vgl. Joh 12,24), mit der Gabe eines einzigen Bechers Wasser (vgl. Mt 10,42), mit zwei kleinen Münzen einer armen Witwe (vgl. Lk 21,1-4), mit der Demut Marias, der Magd des Herrn (vgl. Lk 1,46-55).

Das ist die überraschende Größe Gottes, eines Gottes, der voller Überraschungen ist und Überraschungen liebt: Verlieren wir nie den Wunsch nach den Überraschungen Gottes und das Vertrauen auf sie. Und es wird uns gut tun, daran zu denken, dass wir immer und vor allem seine Kinder sind: nicht Herren des Lebens, sondern Kinder des Vaters; nicht selbständige und selbstgenügsame Erwachsene, sondern Kinder, die es immer wieder nötig haben, in den Arm genommen zu werden und Liebe und Vergebung zu empfangen. Selig die christlichen Gemeinschaften, die diese unverfälschte Einfachheit des Evangeliums leben! Arm an Besitz, sind sie reich an Gott. Selig die Hirten, die sich nicht auf das hohe Ross der Logik des weltlichen Erfolgs setzen, sondern dem Gesetz der Liebe folgen: durch Aufnahme, Zuhören und Dienen. Selig die Kirche, die sich nicht auf die Kriterien des Funktionalismus und der Organisationseffizienz verlässt und sich nicht um Imagepflege kümmert. Kleine, geliebte Herde von Georgien, die du dich so der Nächstenliebe und der Bildung widmest, nimm die Ermutigung des Guten Hirten an, vertrau dich ihm an, der dich auf die Schultern nimmt und dich tröstet!

Ich möchte diese Gedanken mit einigen Worten der heiligen Theresia vom Kinde Jesu, deren Gedenken wir heute begehen, zusammenfassen. Sie zeigt uns ihren „kleinen Weg“ zu Gott, „die Hingabe des kleinen Kindes, das angst los in den Armen seines Vaters einschläft“ (Selbstbiographie, Handschrift B: Einsiedeln 101984, S. 192), denn „Jesus fordert keine großen Taten, sondern nur Hingabe und Dankbarkeit“ (ebd., S. 193). Aber leider – so schrieb sie damals, aber es ist auch heute wahr – findet Gott „so wenig Herzen, die sich ihm ohne Rückhalt hingeben, die die ganze Zärtlichkeit seiner unendlichen Liebe verstehen“ (ebd.). Die junge Heilige und Kirchenlehrerin war hingegen eine Expertin in der „Wissenschaft der Liebe“ (ebd., S. 192) und sie lehrt uns, dass „die vollkommene Liebe darin besteht, die Fehler der anderen zu ertragen, sich nicht über ihre Schwächen zu wundern, sich an den kleinsten Tugendakten zu erbauen, die man sie vollbringen sieht“. Sie erinnert uns auch daran, dass „die Liebe nicht in der Tiefe des Herzens verschlossen bleiben darf“ (Selbstbiographie, Handschrift C, S. 232). Erbitten wir heute alle zusammen die Gnade eines einfachen Herzens, das in der sanften Kraft der Liebe glaubt und lebt. Bitten wir darum, mit dem unbeschwerten und umfassenden Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes zu leben. (rv)