Papst zu Reformation: 2017 Gebet und Vergebung statt Triumph-Feier

Bischof FeigePapst Franziskus blickt zurück auf fast fünfzig Jahre intensive Dialogarbeit zwischen Lutheranern und Katholiken: An diesem Donnerstag empfing das Kirchenoberhaupt eine Delegation der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, die gemeinsam mit Vertretern der Ökumene-Kommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in den Vatikan gekommen waren.

„Ungeachtet der theologischen Differenzen, die in verschiedenen Glaubensfragen noch bestehen, ist das Leben unserer Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, die heute einen gemeinsamen ökumenischen Weg beschreiten, von Zusammenarbeit und geschwisterlichem Miteinander gekennzeichnet.“

Franziskus würdigte die bisherigen Meilensteine der Ökumene mit den Lutheranern: die einvernehmlich erstellten Texte wie die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ des Lutherischen Weltbundes und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, die vor 15 Jahren in Augsburg unterzeichnet wurden. Offene Fragen und unterschiedliche Interpretationen über Kirche und Einheit sollten Katholiken und Lutheraner nicht trennen, sondern dazu motivieren, die gemeinsame theologische Forschung zu fördern, sagte der Papst. Die Glocken der deutschen Kirchen, die vergangenen 21. November zum fünfzigsten Jahrestag des Konzildekrets (Unitatis redingretaio) läuteten, hätten eben dieses Zeichen gesetzt.

Papst Franziskus lobte auch die Kommission für den bilateralen Dialog der deutschen Bischofskonferenz und der evangelisch-lutherischen Kirche, die derzeit die Arbeit über das Thema „Gott und die Würde des Menschen“ abschließen. Gleichzeitig benannte er Stolpersteine in der Ökumene zwischen Katholiken und Lutheranern, nämlich unterschiedliche Haltungen in Themen wie Euthanasie, Stammzellforschung und gleichgeschlechtliche Partnerschaften:

„Von größter Aktualität sind die Fragen, welche die Würde der menschlichen Person am Anfang und am Ende ihres Lebens betreffen, wie auch jene zur Familie, zur Ehe und zur Sexualität – Fragen, die nicht übergangen oder vernachlässigt werden dürfen, nur weil man den bisher erreichten ökumenischen Konsens nicht aufs Spiel setzen will. Es wäre sehr schade, wenn es angesichts dieser wichtigen, mit dem menschlichen Dasein verknüpften Fragen zu neuen konfessionellen Differenzen kommen würde.“

Zum 2017 bevorstehende Gedenkjahr zum 500. Jahrestag der Reformation sagte Franziskus, lutherische und katholische Christen würden dieses Datums gemeinsam gedenken und „zum ersten Mal die Möglichkeit haben, weltweit ein und dasselbe ökumenische Gedenken zu halten, nicht in Form einer triumphalistischen Feier, sondern als Bekenntnis unseres gemeinsamen Glaubens an den Dreieinen Gott“. Im Mittelpunkt dieses Ereignisses stünden „das gemeinsame Gebet und die innige Bitte an den Herrn Jesus Christus um Vergebung für die wechselseitige Schuld“.

Die lutheranische Delegation war von Landesbischof Gerhard Ulrich angeführt, die katholische vom Magedburger Bischof Gerhard Feige. (rv)

Päpste auf Kuba – ein Rückblick

KubaZur Vorgeschichte des historischen Übereinkommens zwischen Washington und Havanna gehören die Papstreisen nach Kuba. 1998 kam Johannes Paul II. auf die Insel, 2005 reiste Benedikt XVI. nach Havanna. Ein kleiner Rückblick.

Januar 1998: „Winds of change“ auf der Zuckerinsel. Als Johannes Paul II. auf dem Platz der Revolution die Messe feiert, kommt ein kleiner Sturm auf – ganz wörtlich. „Dieser Wind von heute ist sehr bedeutsam, denn er symbolisiert den Heiligen Geist“, improvisiert der Papst. Und er ruft auf lateinisch: „Der Geist weht, wo er will, und er will Kuba!“

Fidel Castro, damals noch in Amt und Würden, sitzt in der ersten Reihe, neben ihm der kolumbianische Schriftsteller Gabriel Garcia Marquez. Zehntausende können die Messe auf Kuba am Fernsehen miterleben, eine Premiere für die Kubaner. In Washington sitzt auch der amtierende US-Präsident Bill Clinton vor dem TV-Gerät.

„Kuba hat eine christliche Seele, und darum hat es auch eine universelle Berufung“, sagt Johannes Paul. Und dann, immer wieder von Beifall und Sprechchören unterbrochen, die programmatischen Sätze: „Kuba ist berufen, die Isolierung zu überwinden. Es muss sich der Welt öffnen, und die Welt muss sich Kuba annähern – seinem Volk, seinen Kindern… Das ist der Moment, neue Wege zu gehen, die diese Zeiten der Erneuerung von uns verlangen!“

Neue Wege, neue Zeiten – die Worte des Papstes bleiben zunächst folgenlos. Die USA heben ihr jahrzehntealtes Embargo gegen Kuba nicht auf. Doch die Gegner des Embargos können sich von nun an auf den Papst berufen.

Frühjahr 2012: Diesmal ist es Benedikt XVI., der die Insel besucht. Seine vorletzte Auslandsreise als Papst. Empfangen wird er von Präsident Raul Castro; Bruder Fidel ist mittlerweile Pensionär. Der deutsche Papst spricht den Kubanern Mut zu:

„Die gegenwärtige Stunde erfordert dringend, dass im menschlichen, im nationalen und internationalen Zusammenleben unbewegliche Positionen und einseitige Sichtweisen aufgegeben werden, die dazu tendieren, die Verständigung zu erschweren und die Bemühung zur Zusammenarbeit wirkungslos zu machen.“

Auch hier bohrt wieder ein Papst das dicke Brett der Isolierung Kubas. Doch auch von Freiheit spricht Benedikt, von einer „echten Erneuerung des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens“ auf Kuba.

„Niemand sollte durch die Einschränkung seiner Grundfreiheiten daran gehindert werden, an dieser spannenden Aufgabe teilzunehmen, und keiner fühle sich ausgeschlossen durch Nachlässigkeit oder Mangel an materiellen Ressourcen – eine Situation, die sich verschärft, wenn von außen auferlegte restriktive wirtschaftliche Maßnahmen schwer auf der Bevölkerung lasten.“

Diese Worte sind seit Mittwochabend Geschichte. (rv)