D: Differenzierte Lösungen für wiederverheiratete Geschiedene

Bischofssynode 2014Die deutschen Bischöfe plädieren für differenzierte Lösungen bei der Frage der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten. Bereits bei der Tagung des Ständigen Rates im Juni 2014 wurde dazu ein Text mit großer Mehrheit beraten und verabschiedet, er bildete die Vorarbeiten für die Stellungnahme der Bischöfe bei der Bischofskonferenz 2014, war aber nach den Worten des Vorsitzenden Kardinal Reinhard Marx damals nicht veröffentlicht worden, um der Synode nicht vorzugreifen.

Jetzt ist dieser Text Teil einer Textsammlung, welche von der Bischofskonferenz an diesem Montag vorgelegt wurde. Dort finden sich vor allem Dokumente, die mit der im Oktober zu Ende gegangenen außerordentlichen Versammlung der Bischofssynode zu tun haben, die Antworten auf den Fragebogen etwa, die Relatio und auch die Ansprachen des Papstes.

In der Pressemitteilung zur Veröffentlichung erklärt Kardinal Marx, dass die Suche nach einer theologisch verantwortbaren und pastoral angemessenen Begleitung von Gläubigen, deren Ehe zerbrochen ist und die zivil geschieden und wiederverheiratet sind, „weltweit zu den drängenden Herausforderungen der Ehe- und Familienpastoral im Kontext der Evangelisierung“ gehört. Damit verbunden sei vielfach ein Prozess der Distanzierung von der Kirche und vom Glauben.

Wie alle Gläubigen müssten auch diese Menschen aktiv am Leben der Kirche teilnehmen können, betont Kardinal Marx. „Eine an diesen Grundsätzen orientierte Pastoral kann der Frage nach einer möglichen Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur sakramentalen Kommunion nicht ausweichen,“ heißt es weiter. Deshalb habe die Deutsche Bischofskonferenz „mit großer Mehrheit“ diese Überlegungen verabschiedet, die sich ausführlich mit den theologischen Fragen einer Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu Buße und Kommunion befassten.

Eine unterschiedlose Zulassung aller wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten sei „nicht richtig“, so Marx, aufgrund ihrer pastoralen Erfahrungen und auf der Grundlage ihres theologischen Nachdenkens plädierten die Bischöfe vielmehr für differenzierte Lösungen, die dem Einzelfall gerecht werden und unter bestimmten Bedingungen eine Zulassung zu den Sakramenten ermöglichen.

Die Texte der Arbeitshilfe sollen dazu dienen, allen Interessierten das Verständnis für die Arbeit der Bischofssynode zu erleichtern, so die Pressemittelung. Die Arbeitshilfe Nr. 273, „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung. Texte zur Bischofssynode 2014 und Dokumente der Deutschen Bischofskonferenz“, ist ab sofort bei der Deutschen Bischofskonferenz als Download abrufbereit (rv)

Kardinal Cottier: „Nicht verhandelbare Werte, ein unglücklicher Ausdruck“

Kardinal CottierDer frühere päpstliche Haustheologe Kardinal Georges Cottier hält den Ausdruck „nicht verhandelbare Werte“ für unglücklich. Viele dächten fälschlich, Werte außerhalb dieser Kategorie seien zweitranging, sagte der Schweizer Kardinal in einem Interview; der Ausdruck „nicht verhandelbare Werte“ sei ein „schwerwiegender Fehler in der Kommunikation“. Cottier nannte die „Lüge über Wirtschaftsprobleme, die eine tragische Jugendarbeitslosigkeit schufen“ und das Drama der Migranten auf den Booten. Das seien Fragen, die das Menschenleben betreffen, hielt der Kardinal fest. „Wir haben nicht das Recht, gleichgültig Menschen gegenüberzustehen, die Krieg, Armut, Ausgrenzung erleben“, so Cottier wörtlich. Es sei nicht wahr, dass Papst Franziskus die Verteidigung des Lebens vernachlässige. Das Interview mit Kardinal Georges Cottier ist das soeben als Buch mit dem Titel „Selfie“ im italienischen Verlag Cantagalli erschienen.

Auch Papst Franziskus hatte – im Interview mit dem „Corriere della Sera“ vom Aschermittwoch 2014 – eingeräumt, mit dem Begriff der „nicht verhandelbaren“ oder „unveräußerlichen“ Werte Schwierigkeiten zu haben: „Werte sind Werte, Schluss, ich kann nicht sagen, dass von den Fingern einer Hand einer weniger nützlich ist als der andere“, sagte Franziskus. Seine Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. hatten den Ausdruck häufig genutzt, etwa in Fragen des Lebensschutzes und der Definition von Familie. (rv)

Kleiner Knigge für Vatikan-Mitarbeiter

Papst Franziskus

Papst Franziskus hat sich bei seinen Mitarbeitern und deren Familien für negative Vorkommnisse im Vatikan entschuldigt. Am Schluss seines Weihnachtsempfangs in der Audienzhalle sprach Franziskus von „Verfehlungen, meinerseits und vonseiten der Mitarbeiter, und auch von einigen Skandalen, die sehr schmerzen: Vergebt mir.“ Es war das erste Mal, dass ein Papst nicht nur seine engsten Mitarbeiter der Kurie, sondern alle seine Angestellten und ihre Familien zu einem weihnachtlichen Treffen eingeladen hatte.

Er habe sein zweites Weihnachten in Rom nicht feiern wollen, ohne erst die „Unbekannten und Unsichtbaren“ zu treffen, die im Vatikan arbeiten, sagte Franziskus: „die Gärtner, die Putzleute, die Pförtner, die Abteilungsleiter, die Liftführer, die Sachbearbeiter und viele, viele andere. Dank eures täglichen Einsatzes und eurer zuvorkommenden Mühe zeigt sich die Kurie wie ein lebendiger Körper in Bewegung: ein reiches Mosaik verschiedener Einzelteile, die nötig und komplementär sind.“

Als Leitwort für die Begegnung mit dem großen Kreis seiner Mitarbeiter wählte der Papst die reiche italienische Vokabel „cura“, die so viel bedeutet wie Aufmerksamkeit, Sorge, Sorgfalt, Pflege oder Therapie. „In der Zeit, die ich in eurer Mitte verbracht habe, habe ich die Sorge bemerken können, die ihr für eure Arbeit hegt“, sagte der Papst seinen Angestellten. Dennoch wolle er ihnen einige Punkte empfehlen, die „dieses Weihnachtsfest in eine echte Gelegenheit verwandeln, um jede Wunde zu heilen und um sich vor jeder Verfehlung zu hüten“.

Franziskus legte seinen Mitarbeitern zehn Punkte vor, auf die sie ihre Aufmerksamkeit richten sollten, eine Art vatikanischen Knigge. Erster Ratschlag: das geistliche Leben pflegen, die Beziehung zu Gott, „denn das ist das Rückgrat von allem, was wir tun und sind“. Auch solle man das Familienleben pflegen und seinen Lieben nicht nur Geld, sondern besonders Zeit, Aufmerksamkeit und Liebe schenken. Zu pflegen gelte es drittens auch die Beziehungen zu den anderen und die eigene Redensweise: Franziskus empfahl seinen Mitarbeitern eine Reinigung ihrer Sprache „von beleidigenden Worten, von Vulgärausdrücken und vom Vokabular weltlicher Dekadenz“:

„Besser den Herrn um die Weisheit bitten, sich rechtzeitig auf die Zunge beißen zu können“.

Die Wunden des Herzens seien mit dem „Öl der Vergebung“ zu heilen, fuhr der Papst fort. Hüten solle man sich vor Neid und negativen Gefühlen, vor Wut und Rachsucht, vor beständigem Lamentieren, vor Faulheit, „die uns zur existentiellen Euthanasie führt“, und davor, mit dem Finger auf andere zu zeigen, „denn das führt zu Hochmut“. „Die schwachen Brüder pflegen“: dafür habe er viele schöne Beispiele unter seinen Mitarbeitern gesehen, sagte Franziskus weiter und verwies auf ehrenamtliches Engagement für Alte, Kranke, Hungernde, Obdachlose und Ausländer, „denn danach werden wir gerichtet werden“. Letzter Punkt des Dekalogs: „Das Weihnachtsfest pflegen, damit es niemals ein Fest des kommerziellen Konsumismus, des Scheins oder der nutzlosen Geschenke und der Verschwendungen wird, sondern damit es das Fest der Freude ist, der Freude den Herrn aufzunehmen, in der Krippe und im Herzen“. (rv)

Vatikan-Bibliothek will Mutter der Kultur werden

Erzbischof Brugues

Diplomatie und Ökumene mit Hilfe der Vatikan-Bibliothek: Der Bibliothekar der römisch-katholischen Kirche und Archivar des Vatikanischen Geheimarchivs, Erzbischof Jean-Louis Burguès, will seine Einrichtungen vor allem in China, auf Kuba und in Serbien bekannter machen. Das sagt er im Interview mit Radio Vatikan am Sonntag. Geplant seien Zusammenarbeiten mit den staatlichen Einrichtungen in Peking, Havanna und Belgrad, so Bruguès. Vor kurzem wurde dazu beispielsweise ein Abkommen mit Serbien unterzeichnet. In dem Balkanland könne man durch die Bücher die ökumenischen Gespräche mit der Orthodoxie festigen. Mit Kuba könne der Kulturaustausch auch für die Diplomatie wichtige Früchte tragen, so der Bibliothekar des Papstes weiter. Bruguès:

„Wir dürfen nicht vergessen, was während der Nazi-Zeit mit Büchern in Serbien geschehen ist. Hitler persönlich hatte damals angeordnet, die serbische Nationalbibliothek in Schutt und Asche zu vernichten. Damit wollte er die Erinnerung eines gesamten Landes zerstören! Schon damals half die Vatikanische Bibliothek, wichtige Dokumente zu retten.“

Die Kultur müsse heute wieder stärker auch in der Politik gefördert werden, so der Kurienerzbischof. „Ein Land, in der die Politik die Vergangenheit nicht achtet, hat keine Kultur“, so Bruguès weiter. Dies sei in vielen lateinamerikanischen Ländern aber auch in China der Fall und da wolle er helfen, dies zu ändern. „Die Vatikanische Bibliothek soll sozusagen zu einer Mutter der Kultur werden“, so der Vatikan-Bibliothekar. (rv)