Zypern/Türkei: Entweihte Kirchen

Metropolit Chrysostomos II. von Zypern klagt über die Entweihung christlicher Kirchen im türkisch besetzten Teil von Zypern. Viele Kirchen würden in diesem Teil der Insel in Lagerräume, Museen oder Moscheen umgewandelt, sagte das Oberhaupt der zyprisch-orthodoxen Kirche Anfang der Woche auf dem Katholikentreffen im italienischen Rimini. 120 Kirchen seien betroffen, die darin enthaltenen Kunstwerke seien beeinträchtigt bzw. verkauft worden. Der Metropolit beschwerte sich weiter über die Erhebung von Gebühren für Besucher des Grabes des Apostels Barnabas und anderer Heiliger Stätten des Christentums. Zyperns Bevölkerungsmehrheit gehört dem orthodoxen Christentum an, die zumeist türkischsprachigen Muslime machen etwa zwanzig Prozent aus. Nur jeweils ein Prozent der zyprischen Bevölkerung gehört der römisch-katholischen Kirche sowie den katholischen Maroniten an. Die für diese Christen zuständige Apostolische Nuntiatur wird vom Nuntius für das Heilige Land mitbetreut. (rv)

Dritter und letzter Tag der Papstreise nach Zypern

Papstreise nach Zypern: 3. Tag

Höhepunkt des dritten und letzten Tags der Apostolischen Reise Papst Benedikts XVI. nach Zypern war am Sonntagmorgen ein Gottesdienst im Sportstadium von Nicosia. Am Ende der Hl. Messe überreichte er das „Instrumentum Laboris“ der Nahostsynode, die im Oktober im Vatikan stattfindet. Dabei handelt es sich um ein Arbeitsdokument, das erstellt wurde aufgrund von Eingaben der Bischöfe, Priester und Laien aus dem Nahen Osten. Auch gedachte Benedikt erneut des am Donnerstag ermordeten anatolischen Bischofs Luigi Padovese und lancierte einen eindringlichen Friedensappell.

Nach einem Mittagessen in der Apostolischen Nuntiatur mit einigen Patriarchen und Bischöfen und dem orthodoxen Kirchenoberhaupt von Zypern, Chrysostomus II., besuchte der Papst am Nachmittag die maronitische Kathedrale „Unsere Liebe Frau der Gnaden“ in Nicosia.

Am frühen Sonntagabend ist die Abschlusszeremonie auf dem Flughafen von Larnaca geplant. Die Maschine der Cyprus Airways, die den Papst wieder nach Hause bringt, landet am Sonntagabend um 20.45 h auf dem Flughafen Ciampino.

Am Samstag war es nicht zu der Begegnung mit dem Großmufti gekommen, die Vatikansprecher Lombardi als möglich angesehen hatte. Stattdessen begegnete er einem Sufi-Scheich aus dem Nordteil der Insel. Am Samstagabend feiert Benedikt eine Messe in der Hl-Kreuz-Kirche. In der Predigt meditierte der Papst über das Geheimnis des Kreuzes und seine Bedeutung im Leben des Christen. (rv)

Papst: „Maroniten, bleibt eurem Erbe treu!“

Letzter Programmpunkt der Apostolischen Reise war am Sonntagnachmittag ein kurzer Besuch in der maronitischen Kathedrale von Nicosia. Benedikt XVI. würdigte hier besonders die Maroniten, die die größte katholische Eigenkirche im Nahen Osten bilden und seit Jahrhunderten ungespalten in Einheit mit dem Papst von Rom stehen.
Der maronitische Patriarch, Kardinal Nasrallah Sfeir, dankte dem Papst und betete ein Bußgebet der syrischen Liturgietradition. In seiner Ansprache sagte der Papst, die Maroniten hätten oft Schwierigkeiten gehabt, ihrem besonderen christlichen Erbe treu zu bleiben. Dennoch seien sie treu im Glauben ihrer Väter geblieben. Eindringlich bat er die Gläubigen, dieses Erbe in Ehren zu halten.
„Zusammen mit den Christen auf der ganzen Welt sind wir Teil jenes großen Tempels, des mystischen Leibes Christi. Unser geistiger Gottesdienst, der in vielen Sprachen, an vielen Orten und in einer schönen Vielfalt von Liturgien dargebracht wird, ist Ausdruck der einen Stimme des Volkes Gottes, das im Lob und Dank an ihn und in der beständigen Gemeinschaft untereinander geeint ist. Diese Gemeinschaft, die uns sehr am Herzen liegt, drängt uns, die Gute Nachricht unseres neuen Lebens in Christus der ganzen Menschheit zu bringen.“ (rv)

Zypern: Nikosia letzte geteilte europäische Hauptstadt

 Papstreise nach Zypern: 2. Tag

Zum Auftakt des zweiten Tages seiner Zypernreise hat Papst Benedikt XVI. an diesem Samstag dem Präsidenten Dimitris Christofias einen Höflichkeitsbesuch in der Hauptstadt Nikosia abgestattet. Der Papst legte dort einen Kranz am Denkmal des orthodoxen Erzbischofs Makarios III. (1913-1977) ab. Dieser war nach der Unabhängigkeit Zyperns 1960 zudem erster Präsident des Landes. Der amtierende Präsident Christofias dankte dem Papst für sein Kommen. Seine Reise falle zusammen mit dem 50. Jubiläum der Gründung der Republik Zypern. Die Anwesenheit Benedikts bringe moralischen und spirituellen Auftrieb.
„Zypern hat seine Unabhängigkeit 1960 gewonnen. Seit 1974 erfährt das Land eine schmerzhafte militärische Besetzung von mehr als 36 Prozent seines Gebietes. Nikosia ist die letzte geteilte europäische Hauptstadt. Vor einem Jahr sagten Sie im Heiligen Land, soweit ich mich erinnere, die Mauer ist eines der besorgniserregendsten Bilder, die Sie je in ihrem Leben gesehen haben. Ich erinnere mich auch, dass Sie damals für Frieden beteten. Möge dieses Friedensgebet bald in Erfüllung gehen, auch für den Fall Zypern!"
Der Präsident hatte bereits zweimal den Vatikan besucht. Die Erinnerung daran sei noch immer lebendig, so Christofias. Er verwies in seiner Rede auf die weit zurückreichende christliche Geschichte Zyperns.
„Seit dem ersten Besuch der Apostel Paulus und Barnabas 43 nach Christus ist Zypern immer ein apostolisches Land gewesen, mit tiefen christlichen Wurzeln. Leider befindet sich ein großer Teil seines spirituellen und kulturellen Erbes unter der Besatzung der türkischen Armee. Es ist sehr beunruhigend, dass seit 36 Jahren unser kulturelles und religiöses Erbe zerstört wird. Das bedeutet einen Verlust für die gesamte Menschheit."
Der Präsident lobte außerdem die karitative Arbeit der katholischen Kirche. Er versprach Papst Benedikt eine Zusammenarbeit.
„Wir sind beide Reisende auf der Straße, die zu Frieden führt und ein allgemeines moralisches Bewusstsein weckt, auch kämpfen wir gemeinsam gegen Armut, Ausgrenzung, Ungerechtigkeit und Hunger." (rv)

Zypern: Ökumenisches Gebet mit dem Papst

Papstreise Zypern: 1.Tag

Erstes Reiseziel des Papstes auf Zypern: die Kirche Hagia Kiriaki Chrysopolitissa – ein orthodoxes Gotteshaus, das aber auch Anglikanern und Katholiken offen steht. Es liegt in der Nähe der Ausgrabungen einer frühchristlichen Basilika aus dem vierten Jahrhundert. Hier, am Schauplatz der ersten Missionsreise des heiligen Paulus, feierte Benedikt XVI. einen ökumenischen Gottesdienst zusammen mit dem orthodoxen Erzbischof Chrysostomos II. Für diesen Papst ist es die erste Visite in einem Land mit orthodoxer Bevölkerungsmehrheit; eine breite Mehrheit der Zyprioten freut sich über den Besuch. Allerdings war aus der zweiten Reihe der orthodoxen Bischöfe auch ein gewisses Grummeln zu vernehmen – ein Hinweis darauf, dass die Ökumene eine bleibende Aufgabe ist. Genau das sprach der Papst denn auch in seiner Rede an:
„Die Einheit aller Jünger Christi ist ein Geschenk, um das wir beim Vater bitten müssen – in der Hoffnung, dass dadurch das Zeugnis des Evangeliums in der Welt von heute gestärkt wird. Der Herr selbst hat ja für die Heiligkeit und Einheit seiner Jünger gebetet, ‚damit die Welt glaube‛. Vor genau hundert Jahren ist von einer Konferenz in Edinburgh die moderne ökumenische Bewegung ausgegangen. Heute können wir dem Herrn dafür danken, dass er uns – vor allem in den letzten Jahrzehnten – das reiche apostolische Erbe neu entdecken ließ, das Ost und West gemeinsam haben.“
Der Weg zur vollen kirchlichen Einheit sei „sicher nicht leicht“, räumte Benedikt ein. Aber die Menschen unserer Zeit hungerten geradezu nach dem Glauben, „nach der Wahrheit, die den Namen Jesus trägt“. Vielleicht könne ja die bevorstehende Nahost-Bischofssynode auch zu einer stärkeren Zusammenarbeit der verschiedenen christlichen Kirchen in der Region führen.
Die ökumenische Feier mit dem Papst verlief bunt und herzlich. Nur 25.000 der fast 800.000 Inselbewohner sind Katholiken; das sind 3,15 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Erzbischof Chrysostomos klagte gegenüber dem Gast aus Rom über den Angriff der Türkei; sie habe 1974 mit Waffengewalt 37% des zypriotischen Bodens erobert. Die so genannte kultivierte Menschheit sehe tatenlos zu, wie die Türkei versuche, auf die Dauer ganz Zypern unter seine Kontrolle zu bringen. Der Kirchenmann sprach von einer Art „ethnischer Säuberung“, von Vertreibung der orthodoxen Christen, von der Neubesiedlung ihres früheren Lands durch Siedler aus Anatolien. Der oberste Orthodoxe auf der Insel wörtlich: „Unser kulturelles Erbe wurde gnadenlos geplündert, und auch unsere christlichen Monumente werden zerstört oder auf illegalen Antiquitäten-Märkten verkauft – das ist ein Versuch, alles Griechische und Christliche auszulöschen.“ Hier bitte er den Papst – der in der von UNO-Soldaten bewachten Pufferzone genau auf der Grünen Grenze übernachtet – um Hilfe.
Auf dem Flug nach Zypern hatte sich der Papst auch diesmal den Fragen von mitreisenden Journalisten gestellt. Dabei mahnte er eindringlich dazu, eine Friedenslösung für das geteilte Zypern „in den Herzen der Menschen vorzubereiten“. Mit Blick auf die Israel-Militäraktion vor Gaza meinte Benedikt, man dürfe auf dem Weg zum Frieden „nie die Geduld und den Mut verlieren“. (rv)

Zypern: Erste Rede des Papstes auf dem Flughafen

Papstreise Zypern: 1.Tag

Um 14 Uhr Ortszeit ist der Papst in der „Republik Zypern" gelandet – in dem griechischen Teil der Insel also, der seit 2004 zur EU gehört. Auf dem Flughafen des Hafenstädtchens Paphos an der Westküste begrüßte ihn Präsident Demetris Christofias. Seine ersten Worte auf Zypern sprach der Gast aus Rom in griechischer Sprache: „Freut euch – der Friede sei mit euch!"
Χαίρετε ! Ειρήνη μαζί σας ! Еίναι μεγάλη η χαρά μου που είμαι σήμερα μαζί σας!"
Zypern liege „an einer Kreuzung von Kulturen und Religionen und von alten epischen Geschichten", so der Papst. Er hoffe, dass die EU-Mitgliedschaft der Republik zu Wohlstand führe – „und dass auch andere europäische Länder aus eurem reichen Erbe schöpfen, das geistlich wie kulturell ist. Es spiegelt eure historische Rolle zwischen Europa, Asien und Afrika wider."
„Mögen eure Liebe zur Heimat und zu euren Familien und euer Wille, mit den Nachbarn in Frieden zu leben, euch bei den geduldigen Versuchen leiten, um die ungelösten Probleme zu lösen, die die Zukunft eurer Insel betreffen!"
Er komme als Pilger, so der Papst weiter, und grüße die orthodoxe Mehrheitskirche der Insel „als ein Bruder im Glauben". Zypern sei „der richtige Ort", um die Nahost-Bischofssynode vom nächsten Herbst vorzubereiten: Die Kirche wolle nachdenken über ihre langjährige Verwurzelung in der Region.
„Wir wollen unsere Solidarität mit allen Christen in der Region ausdrücken – und unsere Überzeugung, dass sie eine unersetzliche Rolle für den Frieden und die Versöhnung aller hier lebenden Völker haben… Gott segne das Volk von Zypern!" (rv)

Zypern: Bischöfe wollen Papst an ihre Seite

Es ist der erste Papstbesuch auf Zypern. Am Freitag wird Benedikt XVI. in das mehrheitlich orthodoxe Land aufbrechen. Dass dieses Land bisher als Reisestation fehlte, hat auch sicherlich viel mit der ungeklärten Lage des Landes zu tun. Seit 1974 ist Zypern geteilt. Der Norden der Insel wird nur von der Türkei als Türkische Republik Nordzypern anerkannt. Doch auch um die Ökumene wird auf der Insel gerungen, wie unsere Korrespondentin Gabi Fröhlich berichtet, denn nicht alle Bischöfe scheinen mit der Rom zugewandten Art von Erzbischof Crysostomos einverstanden…
„Wir wollen Sie an unserer Seite, Heiligkeit!. Durch uns lädt der Apostel Barnabas seinen größeren Bruder, den Apostel Petrus, ein, zum ersten Mal sein demütiges Haus zu besuchen – damit er es segne…"
Deutlicher hätte die Einladung nicht sein können: Chrysostomos II., Oberhaupt der zyprisch-orthodoxen Kirche, sprach sie 2007 bei seinem jüngsten Besuch im Vatikan aus. Doch nicht alle Bischöfe auf Zypern sind mit der Ökumene-freundlichen Linie des Erzbischofs einverstanden. Der einflussreiche Bischof Athanasios von Limassol stellte sich vor einigen Wochen an die Spitze der Kritiker des Papstbesuchs. In einem Zeitungsinterview erklärte er:
„Ich glaube, dass der Papstbesuch frommen Christen so manche Gewissensprobleme bereiten wird. Wir können mit allen Menschen Dialog führen, egal welchen Glaubens. Aber es eine Sache, mit jemandem zu sprechen, und eine andere, den Papst als kanonischen Bischof zu empfangen – obwohl er für uns Orthodoxe ein Häretiker ist, und nicht einmal ein Bischof."
Harte Worte im Vorfeld des ersten Papstbesuchs überhaupt auf der Mittelmeerinsel, die Paulus noch selbst mit seinem Gefährten Barnabas missioniert hat. Weitere vier der insgesamt 17 Bischöfe schlossen sich der Kritik an. Die Reaktion von Chrysostomos war scharf: Ein Bischof könne seine Privatmeinung haben, aber nicht einfach tun, was ihm gerade einfalle, erklärte er. Die Bischofssynode habe den Papstbesuch mit großer Mehrheit begrüßt, und dieser Entscheidung hätten sich die einzelnen zu unterwerfen. Und er kündigte an, bei der heutigen Synodensitzung die Entscheidung über den Umgang mit den Abtrünnigen herbeizuführen. Insgesamt gelten die Scharfmacher gegen den Papstbesuch auf Zypern jedoch als kleine Minderheit. Typischer für die zyprische Orthodoxie ist die Haltung des erst 39 Jahre alten Bischof Isaias von Tamasus: Er hofft, dass die orthodoxen Gläubigen sich nicht von einer negativen Stimmungsmache gegen den Gast aus Rom anstecken lassen: „Ich denke, dass wir uns in modernen Zeiten den Luxus, nicht zu kooperieren und in unseren Vorurteilen zu verharren, nicht mehr leisten können. Wir brauchen dringend eine Allianz unter allen Christen, um den großen spirituellen und humanitären Herausforderungen unserer Erde begegnen zu können. Darum ist jede Koalition unter unseren Kirchen wichtig. Und wir sehen den Besuch des Papstes als gute Gelegenheit an, um über alle diese Probleme zu sprechen. So ist er uns in Zypern sehr willkommen." (rv) 

Vatikan: Papstreise auf Zypern

Inzwischen wurde das Programm der apostolischen Reise nach Zypern bekannt gegeben. Benedikt XVI. wird am 4. Juni zunächst im Ausgrabungsgebiet von Paphos in der Kirche von Agia Kiriaki Chrysopolitissa einen ökumenischen Gottesdienst feiern. Nach einem Besuch beim Präsidenten der Republik am nächsten Tag, sowie dem Zusammentreffen mit der katholischen Gemeinschaft und dem Erzbischof von Zypern wird er abends die Heilige Messe in der Kirche des Heiligen Kreuzes von Nicosia zelebrieren. Am Sonntag, den 6. Juni, wird Papst Benedikt dann zum Ende seiner apostolischen Reise die Heilige Messe feiern, sowie die maronitische Kathedrale in Zypern besuchen. (rv)