Dritter und letzter Tag der Papstreise nach Zypern

Papstreise nach Zypern: 3. Tag

Höhepunkt des dritten und letzten Tags der Apostolischen Reise Papst Benedikts XVI. nach Zypern war am Sonntagmorgen ein Gottesdienst im Sportstadium von Nicosia. Am Ende der Hl. Messe überreichte er das „Instrumentum Laboris“ der Nahostsynode, die im Oktober im Vatikan stattfindet. Dabei handelt es sich um ein Arbeitsdokument, das erstellt wurde aufgrund von Eingaben der Bischöfe, Priester und Laien aus dem Nahen Osten. Auch gedachte Benedikt erneut des am Donnerstag ermordeten anatolischen Bischofs Luigi Padovese und lancierte einen eindringlichen Friedensappell.

Nach einem Mittagessen in der Apostolischen Nuntiatur mit einigen Patriarchen und Bischöfen und dem orthodoxen Kirchenoberhaupt von Zypern, Chrysostomus II., besuchte der Papst am Nachmittag die maronitische Kathedrale „Unsere Liebe Frau der Gnaden“ in Nicosia.

Am frühen Sonntagabend ist die Abschlusszeremonie auf dem Flughafen von Larnaca geplant. Die Maschine der Cyprus Airways, die den Papst wieder nach Hause bringt, landet am Sonntagabend um 20.45 h auf dem Flughafen Ciampino.

Am Samstag war es nicht zu der Begegnung mit dem Großmufti gekommen, die Vatikansprecher Lombardi als möglich angesehen hatte. Stattdessen begegnete er einem Sufi-Scheich aus dem Nordteil der Insel. Am Samstagabend feiert Benedikt eine Messe in der Hl-Kreuz-Kirche. In der Predigt meditierte der Papst über das Geheimnis des Kreuzes und seine Bedeutung im Leben des Christen. (rv)

Papst: „Maroniten, bleibt eurem Erbe treu!“

Letzter Programmpunkt der Apostolischen Reise war am Sonntagnachmittag ein kurzer Besuch in der maronitischen Kathedrale von Nicosia. Benedikt XVI. würdigte hier besonders die Maroniten, die die größte katholische Eigenkirche im Nahen Osten bilden und seit Jahrhunderten ungespalten in Einheit mit dem Papst von Rom stehen.
Der maronitische Patriarch, Kardinal Nasrallah Sfeir, dankte dem Papst und betete ein Bußgebet der syrischen Liturgietradition. In seiner Ansprache sagte der Papst, die Maroniten hätten oft Schwierigkeiten gehabt, ihrem besonderen christlichen Erbe treu zu bleiben. Dennoch seien sie treu im Glauben ihrer Väter geblieben. Eindringlich bat er die Gläubigen, dieses Erbe in Ehren zu halten.
„Zusammen mit den Christen auf der ganzen Welt sind wir Teil jenes großen Tempels, des mystischen Leibes Christi. Unser geistiger Gottesdienst, der in vielen Sprachen, an vielen Orten und in einer schönen Vielfalt von Liturgien dargebracht wird, ist Ausdruck der einen Stimme des Volkes Gottes, das im Lob und Dank an ihn und in der beständigen Gemeinschaft untereinander geeint ist. Diese Gemeinschaft, die uns sehr am Herzen liegt, drängt uns, die Gute Nachricht unseres neuen Lebens in Christus der ganzen Menschheit zu bringen.“ (rv)

Zypern: Bischöfe wollen Papst an ihre Seite

Es ist der erste Papstbesuch auf Zypern. Am Freitag wird Benedikt XVI. in das mehrheitlich orthodoxe Land aufbrechen. Dass dieses Land bisher als Reisestation fehlte, hat auch sicherlich viel mit der ungeklärten Lage des Landes zu tun. Seit 1974 ist Zypern geteilt. Der Norden der Insel wird nur von der Türkei als Türkische Republik Nordzypern anerkannt. Doch auch um die Ökumene wird auf der Insel gerungen, wie unsere Korrespondentin Gabi Fröhlich berichtet, denn nicht alle Bischöfe scheinen mit der Rom zugewandten Art von Erzbischof Crysostomos einverstanden…
„Wir wollen Sie an unserer Seite, Heiligkeit!. Durch uns lädt der Apostel Barnabas seinen größeren Bruder, den Apostel Petrus, ein, zum ersten Mal sein demütiges Haus zu besuchen – damit er es segne…"
Deutlicher hätte die Einladung nicht sein können: Chrysostomos II., Oberhaupt der zyprisch-orthodoxen Kirche, sprach sie 2007 bei seinem jüngsten Besuch im Vatikan aus. Doch nicht alle Bischöfe auf Zypern sind mit der Ökumene-freundlichen Linie des Erzbischofs einverstanden. Der einflussreiche Bischof Athanasios von Limassol stellte sich vor einigen Wochen an die Spitze der Kritiker des Papstbesuchs. In einem Zeitungsinterview erklärte er:
„Ich glaube, dass der Papstbesuch frommen Christen so manche Gewissensprobleme bereiten wird. Wir können mit allen Menschen Dialog führen, egal welchen Glaubens. Aber es eine Sache, mit jemandem zu sprechen, und eine andere, den Papst als kanonischen Bischof zu empfangen – obwohl er für uns Orthodoxe ein Häretiker ist, und nicht einmal ein Bischof."
Harte Worte im Vorfeld des ersten Papstbesuchs überhaupt auf der Mittelmeerinsel, die Paulus noch selbst mit seinem Gefährten Barnabas missioniert hat. Weitere vier der insgesamt 17 Bischöfe schlossen sich der Kritik an. Die Reaktion von Chrysostomos war scharf: Ein Bischof könne seine Privatmeinung haben, aber nicht einfach tun, was ihm gerade einfalle, erklärte er. Die Bischofssynode habe den Papstbesuch mit großer Mehrheit begrüßt, und dieser Entscheidung hätten sich die einzelnen zu unterwerfen. Und er kündigte an, bei der heutigen Synodensitzung die Entscheidung über den Umgang mit den Abtrünnigen herbeizuführen. Insgesamt gelten die Scharfmacher gegen den Papstbesuch auf Zypern jedoch als kleine Minderheit. Typischer für die zyprische Orthodoxie ist die Haltung des erst 39 Jahre alten Bischof Isaias von Tamasus: Er hofft, dass die orthodoxen Gläubigen sich nicht von einer negativen Stimmungsmache gegen den Gast aus Rom anstecken lassen: „Ich denke, dass wir uns in modernen Zeiten den Luxus, nicht zu kooperieren und in unseren Vorurteilen zu verharren, nicht mehr leisten können. Wir brauchen dringend eine Allianz unter allen Christen, um den großen spirituellen und humanitären Herausforderungen unserer Erde begegnen zu können. Darum ist jede Koalition unter unseren Kirchen wichtig. Und wir sehen den Besuch des Papstes als gute Gelegenheit an, um über alle diese Probleme zu sprechen. So ist er uns in Zypern sehr willkommen." (rv) 

Nahost/Vatikan: Papstbesuch in Zypern kann Katholiken psychologisch stärken

 

Die Gläubigen sollen für seine Reise nach Zypern beten. Darum bat Papst Benedikt XVI. an diesem Mittwoch nach der Generalaudienz. Die Katholiken im Nahen Osten erhoffen sich von der bevorstehenden Papstreise einen neuen Aufschwung für ihre Kirchen. Das Arbeitspapier für die Sonderbischofssynode zum Nahen Osten, das der Papst in Nikosia vorstellen wird, werde die orientalischen Kirchen ermutigen, zukünftig noch mehr mit einer Stimme zu sprechen. Das sagte Pater Bernt Besch vom Lateinischen Patriarchat in Jerusalem dem Münchner Kirchenradio.
Zwar gebe es bereits eine katholische Bischofskonferenz für Israel. Dieses Gremium könnte aber noch viel mehr als bisher als eine Stimme hörbar sein. Eine verstärkte Einigkeit – das könnte die Frucht der Synode sein, die im Oktober in Rom stattfinden wird. Mit Blick auf den Dialog mit dem Staat Israel und dem Islam sei zudem wichtig, dass auch die griechisch-orthodoxe Kirche zukünftig zu einer stärkeren Zusammenarbeit bereit sei, so Besch.
Christliche Friedenbotschaft
Der Papst wird bei seiner Zypernreise die christliche Friedensbotschaft als Lösungsansatz anbieten. Das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi bei der Vorstellung der Papstreise vor Journalisten. Bei diesem Besuch gehe es auch um Ökumene, so der Vatikansprecher weiter:
„Patriarch Chrysostomos wird auf Zypern sehr respektiert. Kritische Töne aus orthodoxen Kreisen betreffend kann ich sagen, dass wir zuversichtlich sind. Man muss diesen Stimmen keine große Bedeutung beimessen. Die gesamte orthodoxe Kirche Zyperns hat einstimmig diese Reise gutgeheißen. Des Weiteren schließe ich nicht aus, dass der Papst auf Zypern auch eine muslimische Delegation treffen wird."
Höhepunkt der Visite sei die Überreichung des so genannten „Instrumentum laboris" für die Nahost-Synode im Herbst. Papst Benedikt XVI. wird am kommenden Sonntag das Arbeitspapier der Sonderversammlung der Bischofssynode für den Nahen Osten im Sportpalast Elefteria von Nikosia vorstellen. Die Texte werden in vier Sprachen verfasst und zwar Englisch, Französisch, Italienisch und Arabisch. Dann werden Vertreter aller katholischen Kirchen aus allen Ländern der Region das „Instrumentum laboris" aus der Hand des Papstes in Empfang nehmen.
Problem der Abwanderung
Ob die Synode den Wunsch der Christen nach einem ganz normalen Leben im Heiligen Land erfüllen kann, ist nach Ansicht von Pater Besch fraglich. Dies hänge davon ab, ob sich die politische Lage insgesamt normalisiere. Als dringendstes Problem, dass die Synode angehen müsse, nannte Besch die Abwanderung der Christen aus dem Nahen Osten. Um das zu verhindern, bräuchte man von der Weltkirche noch mehr Unterstützung beim Bau von Wohnungen für junge Familien und bei der Arbeitsbeschaffung. Durch die Synode könnten diese Maßnahmen weiter verstärkt und koordiniert werden. Für die Christen vor Ort müsse spürbar werden, dass die Synode etwas erbracht hat, forderte Besch.
Aufgrund der Brückenfunktion zum Nahen Osten wie auch zur östlichen Christenheit hat der Vatikan Zypern für den Synoden-Countdown ausgewählt. Die Synode will die Anliegen von katholischen Chaldäern, Syrern, Kopten oder Armeniern zu Aufgaben der Weltkirche machen. (rv)

P. Jaeger: „Beziehungen zu Orthodoxen auf Zypern sind gut!“

 

Wenige Tage vor Beginn des Papstbesuches auf Zypern kommen auf einmal Störsignale aus der orthodoxen Kirche auf der Insel. Der orthodoxe Bischof der zweitgrößten Stadt der Insel, Limassol, will Benedikt boykottieren: Wer immer in dogmatischen Fragen von der orthodoxen Lehre abweiche, der sei als Häretiker anzusehen, so Metropolit Georgios von Paphos. Heißt das, es stimmt etwas nicht in den Beziehungen zwischen Katholiken und Orthodoxen auf Zypern?
Nein, im Gegenteil – die Kontakte und der Umgangston sind exzellent. Das sagt Pater David Jaeger von der Kustodie des Heiligen Landes, die auch für die katholische Kirche auf Zypern zuständig ist.
„Die Beziehungen zwischen Katholiken und der orthodoxen Kirche auf Zypern sind gut – es gibt keine besonderen Spannungen, soweit das Gedächtnis zurückreicht. Was die Kirche im ganzen Nahen Osten betrifft, über Zypern hinaus, da war der Umgang zwischen dem niederen orthodoxen Klerus bzw. den orthodoxen Gläubigen und den Katholiken immer freundlich. Es hat im Nahen Osten nie diese Bitternis der gewollten Spaltung gegeben, die wir seit dem späten 15. Jahrhundert im europäischen Teil der Orthodoxie erlebt haben."
Die Bitterkeit hatte viel damit zu tun, dass Orthodoxe dem Westen vorwarfen, er habe nicht genug getan, um den Fall von Konstantinopel-Byzanz zu verhindern. Dieser Fall ereignete sich nur wenige Jahre nach einer Beinahe-Wiederversöhnung mit Rom; er traf eine orthodoxe Kirche, die vom Bosporus aus viele Missionserfolge vorweisen konnte. Konstantinopel, das war der letzte Dominostein, der kippte; vorher waren schon die alten orthodoxen Patriarchate Alexandrien, Antiochien und Jerusalem unter islamische Herrschaft geraten.
„Die Ostkirchen des Nahen Ostens haben sich zum Beispiell am Unionskonzil von Florenz 1439 beteiligt – sie haben die Union sogar unterschrieben. Sie haben die Union dann auch nie willentlich verlassen; stattdessen war es die veränderte Lage nach der türkischen Eroberung von Konstantinopel 1453, die zur Auflösung der Kirchenunion führte. Es gibt also im Nahen Osten da keine Überreste von Ressentiment gegenüber der katholischen Kirche – anders als das in Kleinasien oder in Griechenland gewesen sein mag, wenn man an die Geschehnisse in Konstantinopel 1204 dachte oder an das Versagen der Fürsten – nicht des Papstes! – im katholischen Europa, die dem belagerten Konstantinopel nicht zur Hilfe kamen."
Die „Geschehnisse von 1204" – das meint die Erstürmung und Plünderung von Konstantinopel durch katholische Ritter auf dem irregeleiteten Vierten Kreuzzug. Von dieser Schwächung hat sich die alte Kaiser- und Patriarchenstadt bis zu ihrer Eroberung durch die Türken nicht mehr richtig erholt. Doch wie Jaeger sagt: Orthodoxe in Nahost oder auf Zypern haben in dieser Hinsicht nie anti-katholische Ressentiments gehegt.
„Also – die Beziehungen sind gut, und wir haben allen Grund zu denken, dass der Besuch des Heiligen Vaters auf Zypern sie vertiefen und stärken wird!"
Zumindest die Beziehungen zur orthoxen Kirchenspitze: Denn natürlich denkt Erzbischof Chrysostomos II. überhaupt nicht an einen Boykott der Visite. Er soll den „Abtrünnigen" bereits aufgefordert haben, seine Haltung zu korrigieren, weil ihm sonst sogar der Ausschluss aus der Bischofssynode drohe. Die Gegner der Ökumene gelten auf Zypern als kleine, aber scharfe Minderheit. Vor allem Mönche vom griechischen Berg Athos führten zuletzt Proteste gegen eine katholisch-orthodoxe Annäherung an. Dort, auf dem Athos, erhielt auch der jetzige Bischof von Limassol seine Ausbildung… (rv)