Staatsekretär Parolin für schlanke Kurie

EB Pietro ParolinDie römische Kurie solle ein „bewegliches und schlankes“ Mittel im Dienst an der „Mission der Kirche in der Welt von heute“ sein. Das sagt der neue Staatsekretär Piero Parolin in einem langen Interview mit der italienischen Zeitung „Avvenire“ vom Sonntag. Die Kurie müsse dem Papst, den Bischöfen, der Welt- und den Ortskirchen dienen. Es gebe immer die Gefahr des Machtmissbrauchs, allerdings reichten Strukturreformen allein nicht aus, es sei immer auch eine persönliche Bekehrung notwendig. Parolin kritisierte zugleich das einseitige Bild, das manche Medien von der Kurie zeichneten. In Vergangenheit und Gegenwart habe es viele heilige Menschen an der Kurie gegeben.
Zum Vatileaks-Skandal äußerte der zweite Mann im Vatikan die Hoffnung, dass er definitiv überwunden sei. Die Krise habe in ungerechter Weise Benedikt XVI. leiden lassen und bei vielen Menschen Anstoß erregt. Zum politischen Einsatz des Heiligen Stuhls befragt, unterstreicht der Staatsekretär die Priorität des Themas Frieden auf der Agenda der Vatikandiplomatie. Angesichts von Kritiken aus dem konservativen Spektrum an der vermeintlich „marxistischen Linie“ von Papst Franziskus in wirtschaftlichen Fragen, stellt Parolin die Gegenfrage: „Ist es Marxismus, wenn man zu nicht interessegeleiteter Solidarität auffordert und zur Rückkehr und einer Wirtschafts- und Finanzpolitik im Dienst am Menschen?“ Die starken Appelle im Schreiben „Evangelium Gaudii“ seien motiviert von der Wahrnehmung von Unrechtssituationen und von Ausschluss in Lateinamerika und in anderen Teilen der Welt. (rv)
 

Parolin über Papst Franziskus, menschliche Diplomatie und Europa

EB Pietro ParolinDer Chefdiplomat des Heiligen Stuhles wünscht sich viel Menschlichkeit in der Diplomatie. Vatikan-Staatssekretär Pietro Parolin, der im vergangenen November sein Amt antrat, äußerte sich dazu in einem ausführlichen Interview mit dem Vatikan-Fernsehsender CTV. Parolin verriet in dem Gespräch außerdem, welche Prioritäten er bei Papst Franziskus sieht und wie er selbst sein Amt als „zweiter Mann im Staat“ versteht. Radio Vatikan fasst die wichtigsten Aussagen hier zusammen.

Wie Pietro Parolin sein Amt versteht:
„Was für Franziskus Priorität hat, steht auch für mich an erster Stelle“

„Ich muss sagen, dass das Amt des Staatssekretärs ein sehr anspruchsvoller Dienst ist, ein Dienst der sehr viel von mir fordert und auch mit sehr viel Verantwortung verbunden ist. Vor allen Dingen ist es aber ein Dienst, den ich mit sehr viel Leidenschaft ausübe in diesem ,neuen Frühling der Kirche’, den das Pontifikat von Papst Franziskus eingeläutet hat. Meine Priorität als Staatssekretär, also als erster und engster Mitarbeiter des Papstes, kann gar nichts anderes sein als das, was auch für den Papst selbst Priorität hat: Das, worauf er seit den ersten Tagen seines Pontifikats immer wieder zu sprechen kommt und was er uns in ,Evangelii Gaudium’ sagt.“

Priorität des Papstes: Der missionarische Umbruch der Kirche
„Ich würde sagen, für Papst Franziskus ist der missionarische Umbruch der Kirche die oberste Priorität: Eine Kirche, die aus sich herausgeht, wie er selbst ja immer wieder sagt, die ständig in Mission ist. Und diese Charakteristik, diese kirchliche Erneuerung, diese pastorale Umstellung muss auch die römische Kurie betreffen und die kirchliche Diplomatie. Das sind auch die Hauptbereiche der Aktivitäten des Staatssekretärs. Ich hoffe, wie ich hinzufügen möchte, dass wir all dies immer mit dem Herzen tun: Dass wir es für den Herrn tun und es uns so auch gelingt, die Herzen der Menschen zu berühren.“

Neue Kapitel in der Diplomatie-Geschichte des Heiligen Stuhls:
Franziskus’ Gebetswache für den Frieden
„Ich würde sagen, dass wir jeden Tag neue Seiten in der Geschichte der Diplomatie des Heiligen Stuhls schreiben. Neue Kapitel, die an jene der Vergangenheit anknüpfen. (…) Zu den neuen Seiten gehören die vielen verschiedenen Treffen mit Staats- und Regierungs-Chefs, mit Vertretern internationaler Organisationen, die Papst Franziskus begegnen wollen, um mit ihm über die großen Herausforderungen unserer Zeit zu sprechen. Außerdem möchte ich ganz besonders noch einmal an den Fasten- und Gebetstag für den Frieden in Syrien erinnern. Das war eine sehr bedeutende Seite der diplomatischen Aktivitäten des Heiligen Stuhls – ins Leben gerufen von Papst Franziskus selbst, der so die moralische Kraft und Aktivität der Kirche zum Ausdruck gebracht hat.“

Papst Franziskus wird von den Diplomaten gehört
„Papst Franziskus ist in diesem Fall so etwas wie das moralische Gewissen der Menschheit. (…) Eines möchte ich diesbezüglich unterstreichen: Manchmal scheint es, als würde es nicht sofort eine Antwort auf die Appelle des Papstes geben. Ich möchte aber betonen, dass es eine große Sehnsucht nach dem Guten gibt, es gibt wirklich auch sehr große Anstrengungen, tatsächlich Frieden auf der Welt zu schaffen. (…) Ich denke also, dass die Aufrufe von Papst Franziskus – die es übrigens ja auch bei vorherigen Päpsten gab – gut aufgenommen werden und langsam einen Weg zum Gewissen und zum Handeln der Menschheit finden.“

Plädoyer für eine menschliche Diplomatie
„Die Diplomatie muss menschlich sein. Ich denke, in ihrem Zentrum muss der Mensch stehen: Das scheint mir das erste und wichtigste Prinzip. Dazu möchte ich auch sagen, dass Papst Franziskus uns dazu bringt, den Menschen im Zentrum nicht auf abstrakte Art und Weise zu sehen, also den Mensch an sich. Vielmehr muss jeder einzelne Mensch für uns im Zentrum stehen und ganz besonders gilt das für die Armen, für Außenseiter, für schwache und besonders verletzliche Menschen, für die, die keine Stimme haben. (…) Das erfordert erstens eine Begegnung miteinander, das Aus-sich-Herausgehen zu den anderen hin. Zweitens: Solidarität und drittens: sich die Lage der anderen zu Herzen nehmen. Papst Franziskus bemängelt ja nicht umsonst auch immer wieder eine ,Kultur der Gleichgültigkeit’. (…) Letztlich lässt sich sagen: Das Prinzip einer menschlichen Diplomatie ist die Liebe und die Aufmerksamkeit für jeden Menschen auf dieser Welt. “

Hauptaufgabe der Vatikan-Diplomatie: Unterschiede als Bereicherung erkennen
„Ich denke, das ist unsere Aufgabe, ist immer die Aufgabe der Vatikan-Diplomatie gewesen: in diesen Zeiten so vieler Konflikte immer die Begegnung fördern, den Dialog und den gegenseitigen Respekt. Für mich ist das eine der Grund-Herausforderungen der heutigen Zeit (…) – auch in der kirchlichen Diplomatie – dafür zu sorgen, dass Unterschiede politischer, kultureller oder religiöser Natur nicht Gründe für Kämpfe werden, sondern als gegenseitige Bereicherung begriffen werden.“

Auch Europa verdient Aufmerksamkeit
„Selbstverständlich liegt Papst Franziskus als Hirte der Weltkirche die ganze Welt am Herzen. (…) Ich möchte aber etwas zu Europa sagen: Europa ist ein Bereich, der meiner Meinung nach Aufmerksamkeit verdient. Besonders gilt das für die Schaffung eines ,Haus Europa’. Das scheint mir sehr wichtig und etwas, wozu die Kirche einen Beitrag leisten kann: damit dieses Haus auch Werte hat und nicht nur ein rein politisches oder rein wirtschaftliches Konstrukt ist. Damit wichtige Werte geteilt werden, die ja auch ein wenig den Geist des europäischen Grundgedankens inspiriert haben. Selbstverständlich ist unsere Aufmerksamkeit heute mehr auf den Süden der Welt gerichtet, auf die Konflikte dort, wo tatsächlich das Wichtigste ist: Den Frieden wiederzufinden, einen Frieden, der dann die Grundlage der ganzen menschlichen Entwicklung ist.“ (rv)

Vatikan: US-Außenminister zu langem Gespräch im Vatikan

EB Pietro ParolinUS-Außenminister John Kerry hat an diesem Dienstag den vatikanischen Staatssekretär Pietro Parolin getroffen. Das Gespräch dauerte eine Stunde und 40 Minuten, war also außergewöhnlich lang und bedeutend, teilte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi im Anschluss mit. Es ging um den Nahen Osten und speziell Syrien, mit Blick auf die bevorstehende Friedenskonferenz „Genf 2“ am 22. Januar. Parolin habe die große Sorge des Heiligen Stuhles über die Lage in Syrien formuliert und neuerlich darauf hingewiesen, dass das Land eine Verhandlungslösung und dringende humanitäre Hilfen brauche. Überdies hätten Parolin und der amerikanische Außenminister über Afrika gesprochen, so Lombardi weiter. Es sei aber auch um Reformvorhaben in den USA unter der Regierung Obama gegangen, besonders die Gesundheitsreform. So wie zuvor schon die amerikanischen Bischöfe habe Parolin seine Bedenken wegen der nicht gewährleisteten Religions- und Gewissensfreiheit zum Ausdruck gebracht. Daneben hätten der US-Außenminister – der übrigens Katholik ist – und der vatikanische Staatssekretär über die Bekämpfung der Armut in den USA gesprochen. (rv)
 

Parolin aus dem Krankenhaus entlassen

EB Pietro ParolinDer neue Staatssekretär des Vatikan ist an diesem Freitag in Padua aus dem Krankenhaus entlassen worden. Erzbischof Pietro Parolin gehe es gut; er wolle sich noch ein paar Tage im Veneto von einer Operation erholen, um dann im Vatikan sein Amt anzutreten, so Vatikansprecher Federico Lombardi am Freitag. Papst Franziskus hat unlängst Parolins Vorgänger, Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, feierlich in den Ruhestand verabschiedet. (rv)

Abschied von Kardinal Bertone als Kardinalstaatssekretär – Parolin tritt Amt später an

bertone EB Pietro ParolinKardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone ist an diesem Dienstag offiziell aus dem Amt verabschiedet worden. Papst Franziskus dankte der bisherigen „Nummer zwei" im Vatikan in einer Ansprache vor Vertretern des Staatssekretariates. Neben Kardinal Bertone hätte hier auch sein Nachfolger Erzbischof Pietro Parolin an seinem ersten Arbeitstag anwesend sein sollen. Dies war aber nicht der Fall. Papst Franziskus erklärte, warum:

„Wir sind hier zusammengekommen, um Kardinal Tarcisio Bertone zu danken, der heute das Amt des Staatssekretärs niederlegt, und um Erzbischof Parolin zu begrüßen, doch es wird ein Willkommen ,in Abwesenheit‘ sein, weil Parolin seinen neuen Dienst erst einige Woche später als heute antreten wird, aufgrund eines kleinen chirurgischen Eingriffes, den er vornehmen lassen musste."

Der Papst hatte Parolin am 31. August ernannt, der Erzbischof tritt das Amt mit diesem Dienstag trotz Abwesenheit an. Dem scheidenden Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone dankte der Papst in seiner Ansprache in der Bibliothek des Staatssekretariates auch im Namen Benedikt XVI., unter dem der ehemalige Erzbischof von Genua am 15. September 2006 sein Amt aufgenommen hatte:

„In diesem Moment möchte ich mit euch allen ein Gefühl der Dankbarkeit teilen. Lieber Kardinal Bertone, ich denke, ich greife auch den Gedanken meines geliebten Vorgängers Benedikt XVI. auf, wenn ich Ihnen für den in diesen Jahren geleisteten Dienst herzlich danke."

Mit Unternehmungslust und Liebe dem Papst gegenüber
Besonders würdigte Franziskus die Verbundenheit des Salesianers mit „dem Geiste Don Boscos" – „trotz der vielfältigen Verpflichtungen", die mit dem Dienst des Staatssekretärs verbunden sind, habe Bertone den Geist des Ordensgründers und Sozialpioniers „zu bewahren und zu bezeugen" verstanden, so der Papst in seiner Grußbotschaft:

„Mit Unternehmungslust und Liebe dem Papst gegenüber, welche die Kinder des Heiligen Johannes Bosco kennzeichnen, haben Sie immer mit Hingabe Ihre Leitungsaufgabe in den internationalen Beziehungen des Heiligen Stuhles ausgeübt, die so wichtig für die Amtsausübung des Bischofs von Rom ist. Gleichzeitig haben Sie sich nicht zurückgehalten, das päpstliche Amt und den apostolischen Segen überall hinzutragen: in Länder, Diözesen, Gemeinden, Universitäten, Institutionen, Verbände."

Bertone habe mit „Mut" und „Geduld" „vielen Widrigkeiten" die Stirn bieten müssen, so der Papst anerkennend – wie der Heilige Don Bosco, der es im Traum mit den Tücken einer Gartenlaube voll von Rosen aufnehmen musste:

„Wer von außen schaut, sieht nur die Rosen, während Don Bosco und seine Jünger, die in den Rosen wandeln, die Dornen spüren: viele verlässt der Mut, doch die Jungfrau Maria redet allen zu, beharrlich zu sein, und am Ende findet der Heilige mit seinem Gefolge einen wunderschönen Garten. Der Traum will die Mühen des Erziehers veranschaulichen, doch ich denke, man kann ihn auch auf jedes Amt von Verantwortung in der Kirche anwenden."

Die drei großen Tugenden des Don Bosco – „die Anwesenheit des eucharistischen Jesus, die Fürsprache der Gottesmutter und die Freundschaft des Papstes" – gab Franziskus dann auch Bertones Nachfolger als Wunsch mit auf den Weg:

„Mit diesen drei Gedanken heißen wir den neuen Staatssekretär, auch wenn er heute abwesend ist, herzlich willkommen. Er kennt die Familie des Staatssekretariates sehr gut, hat dort für viele Jahre gearbeitet, mit Leidenschaft und Kompetenz und der Fähigkeit zu Dialog und Menschlichkeit, die ein Merkmal seiner sind. In gewissem Sinne ist das wie eine Rückkehr nach Hause."

Ein oft verborgener und anonymer Dienst
Der Papst dankte im Anschluss allen Mitarbeitern des Staatssekretariates für ihren täglichen „oft verborgenen und anonymen" Dienst, der für den Dienst des Papstes jedoch sehr „kostbar" sei. Und er rief seine Zuhörer dazu auf, für ihn zu beten.

Kardinal Tarcisio Bertone blickte in seiner Dankesrede auf seinen siebenjährigen Dienst unter Benedikt XVI. und seine sieben Monate währende Amtszeit unter Papst Franziskus zurück. Eine „vollständige Bilanz" falle ihm schwer, so Bertone. Er und seine Mitarbeiter hätten auch so „manches Opfer" gebracht. Benedikt XVI. würdigte der langjährige Staatssekretär des deutschen Papstes als „"Reformator des Gewissens und des Klerus":

„Sein Pontifikat ist durch starke pastorale Projekte gekennzeichnet gewesen: das Paulus-Jahr , das Priesterjahr und das zu Ende gehende Glaubensjahr. Er hat schwer an den Krankheiten gelitten, die das Gesicht der Kirche verunstalten und hat sie deshalb mit einer neuen Gesetzgebung ausgestattet, die mit Entschiedenheit das schändliche Phänomen der Pädophilie im Klerus bekämpft. Und er hat dabei nicht vergessen, neue wirtschaftlich-administrative Normen auf den Weg zu bringen."

Benedikt XVI.: Ein pastorales Pontifikat
Benedikt habe der Kirche ein tiefes Verständnis als Gemeinschaft vermittelt, so Bertone weiter, und sie zugleich befähigt, „zur Welt zu sprechen", „zum Herzen und zum Intellekt eines jeden Menschen mit doktrineller Klarheit und gedanklicher Größe", so Bertone mit Verweis unter anderem auf die großen Reden und Enzykliken des deutschen Papstes. Franziskus führt laut Bertone den begonnenen Weg weiter:

„Heute sehe ich in Papst Franziskus nicht so sehr eine Revolution, sondern eine Kontinuität mit Papst Benedikt XVI., wenn auch die Akzente und die Abschnitte des persönlichen Lebens unterschiedlich sind (…) Das Zuhören, die Zärtlichkeit, die Barmherzigkeit und das Vertrauen sind wunderbare Eigenschaften, die ich persönlich mit Ihnen, Heiliger Vater, erfahren durfte, in den vielen Unterredungen, Gesten, Überraschungen am Telefon und den Aufgaben, die Sie mir auftrugen. Danke Papst Franziskus für Ihr Wohlwollen!"

Dem Papst und dem neuen Staatssekretär wünschte Bertone viel Erfolg bei der Bewältigung ihrer Aufgaben:

„Maria helfe Papst Franziskus und dem neuen Staatssekretär, Seiner Exzellenz Erzbischof Pietro Parolin, dem wir wünschen, dass er bald kommen kann, die Knoten zu lösen, die die Kirche immer noch behindern, in Christus im Herzen der Welt zu sein, dem erhofften und ständig angerufenen Horizont. Das ist unser inbrünstiges Gebet. Danke, Heiliger Vater!"

Der neue Staatssekretär
Erzbischof Pietro Parolin stammt aus der italienischen Provinz Vicenza in Norditalien, wo er 1955 in der Stadt Schiavon geboren wurde. Sein Theologiestudium absolvierte er in Mailand, nach seiner Priesterweihe war er zunächst als Kaplan tätig, bevor er 1984 zum Weiterstudium an die päpstliche Diplomatenakademie wechselte. 1986 promovierte er an der Päpstlichen Universität Gregoriana im Fach Kirchenrecht. Erste diplomatische Stationen waren Nigeria und Mexiko, danach wechselte er zurück in das Staatssekretariat, wo er zwischen 2002 und 2009 das Amt des Untersekretärs inne hatte. Seit 2009 war er Nuntius in Venezuela, im selben Jahr wurde er von Papst Benedikt XVI. zum Bischof geweiht. (rv)

Kardinal Tagle: „Dialog mit traditionellen Religionen möglich und nötig“

Wie sieht die Kirche in Asien Papst Franziskus? Und worauf kommt es bei der Missionierung dort an? Darüber hat Radio Vatikan mit Kardinal Luis Antonio Tagle, dem Erzbischof von Manila, gesprochen. Der Philippiner ist überzeugt: Missionierung ist in Asien nur über Dialog möglich, und sie müsse sich von der „missio ad gentes" hin zur „missio inter gentes" entwickeln. Tagle nennt hier drei Arten des Dialoges:

„Den Dialog mit den Armen, den Dialog mit den traditionellen und aufsteigenden Kulturen sowie den Dialog mit den traditionellen Religionen. Wir sind sehr froh, dass wir einen Papst haben, der diesen Weg des Dialogs verfolgt. Es ist zwar nicht einfach, als Minderheit mit den großen Religionen in Asien Dialog zu führen, es ist nicht einfach, aber es ist möglich."

Die katholische Kirche in Asien sei auch sehr froh, dass Erzbischof Parolin zum neuen Staatsekretär ernannt wurde, berichtet Tagle weiter. Parolin sei erfahren in Verhandlungen mit der Volksrepublik China und habe Asiens Kirche sehr viel geholfen, besonders, was die Beziehungen zu Vietnam angehe. Die Kirche in Asien beschreibt Tagle als eine Kirche der Armen, der Minderheiten und der Einwanderer. Der Erzbischof von Manila berichtet weiter, dass Papst Franziskus auf den Philippinen sehr gut ankommt:

„Die Leute hier haben Papst Franziskus mit Liebe, Sympathie und Enthusiasmus aufgenommen, denn er zeigt ein Gesicht der Kirche, das der asiatischen Kultur sehr nahe ist: So wie der Papst legen auch wir sehr viel Wert auf die zwischenmenschlichen Beziehungen – jeder Mensch ist wichtig! Wenn der Papst jemanden trifft, dann konzentriert sich für ihn in diesem einen Menschen die ganze Welt. Für die Asiaten ist das ein Ausdruck von Spiritualität, von der Nähe zum Herrn. So hat Papst Franziskus die Herzen der Gläubigen hier erobert." (rv)

Viel Lob für Pietro Parolin

„Eine hervorragende Wahl": So urteilt Kurienkardinal Jean-Louis Tauran über Pietro Parolin. Der italienische Erzbischof Parolin, der bisher Nuntius in Venezuela war, ist am Samstag vom Papst zum neuen Kardinalsstaatssekretär ernannt worden. Tauran, der heute den Päpstlichen Rat für Interreligiösen Dialog leitet, hat in den neunziger Jahren im Staatssekretariat eng mit Parolin zusammengearbeitet. In einem Interview lobt er Parolins „Loyalität" und seine „großen priesterlichen Qualitäten". Die neue Nummer Zwei im Vatikan sei außerdem „ein außergewöhnlicher Verhandler", der viele „Missionen" in China, Vietnam und dem Nahen Osten für den Vatikan durchgeführt habe. Tauran wörtlich: „Er ist sehr arbeitsam, studiert die Akten genau, ist liebenswürdig und diskret."

Parolin habe alle Voraussetzungen für den Spitzenposten, sei mit 58 Jahren noch „jung" und kenne das Staatssekretariat sehr gut. Das werde es ihm erleichtern, „den Papst bei der Kurienreform zu unterstützen", so der französische Kardinal. Er sei froh darüber, dass sich Papst Franziskus für einen Karrierediplomaten entschieden habe, könne allerdings „keinen Bruch" zur Ära Bertone erkennen. Der 78-jährige bisherige Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone bleibt Camerlengo und Leiter einer Kontroll-Kommission der „Vatikanbank" IOR. Bertone war im Juni 2006 vom damaligen Papst Benedikt XVI. zum Kardinalstaatssekretär berufen worden.

Der venezolanische Kardinal Jorge Urosa Savino würdigt die Rolle Parolins für den Annäherungsprozess zwischen Kirche und Staat in dem südamerikanischen Land. „Er ist ein Mann mit großer Erfahrung auf dem Feld der Diplomatie", sagte Urosa der Tageszeitung „El Universal" und lobte die Entscheidung des Papstes. „Seine Nominierung ist eine gute Sache." Parolin ist seit 2009 als Nuntius in Venezuela tätig. In diese Zeit fällt eine Annäherung von katholischer Kirche und den seit 1999 regierenden Sozialisten. Zuvor war das Verhältnis zwischen Kirche und Regierung in Venezuela stark angespannt gewesen.

Große Freude über die Ernennung vom Samstag herrschte in der norditalienischen Heimat Parolins. In der Diözese Vicenza, aus der er stammt, läuteten nach Bekanntwerden der Ernennung zahlreiche Kirchenglocken. Der Pfarrer seiner Heimatgemeinde Schiavon sagte in einem Interview, Parolin sei ein „Mann des Volkes". Das Amerikanische Jüdische Komitee würdigte ebenfalls den Aufstieg Parolins. Rabbiner David Rosen sprach in einem Statement von einer „langen und freundschaftlichen Arbeitsbeziehung" mit dem Erzbischof. (rv)