Jubiläum der Nuntien: Papstbotschafter aus aller Welt in Rom

Kardinal ParolinEin vatikanisches Botschaftertreffen neuer Art: Papst Franziskus hat seine Nuntien aus aller Welt zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit nach Rom eingeladen, und fast alle sind gekommen. Von 108 Nuntien und Ständigen Beobachtern halten sich nicht weniger als 106 zum „Jubiläum der päpstlichen Repräsentanten“ dieser Tage im Vatikan auf, wie der Pressesaal des Heiligen Stuhles am Donnerstag informierte. Das Treffen dauert bis Samstag und enthält geistliche Impulse, Fortbildungsvorträge, zwei Empfänge sowie insgesamt vier Begegnungen mit Papst Franziskus. Am letzten Tag, zu dem auch die 40 emeritierten Nuntien eingeladen sind, durchschreiten die päpstlichen Diplomaten gemeinsam die Heilige Pforte des Petersdoms, danach ist eine Papstaudienz anberaumt.

Die Serie der Begegnungen eröffnete eine Messe im Petersdom, die Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Donnerstagmorgen zelebrierte. Danach hören die Nuntien in der Synodenaula über der Audienzhalle zwei Vorträge, einen davon über die „Kultur des Gender“ von dem Opus-Dei-Priester Robert Gahl, der Ethik an der Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz in Rom lehrt. Am Abend ist ein gemeinsames Essen mit Papst Franziskus in der Casina Pio IV. in den vatikanischen Gärten vorgesehen.

Der Freitag ist einer Arbeitsbegegnung mit den Spitzen des Staatssekretariats gewidmet, danach hält der Präsident des päpstlichen Dialogrates, Kardinal Jean-Loius Tauran, selbst ein früherer Spitzendiplomat des Heiligen Stuhles, einen Vortrag über die Beziehungen zum Islam. Abends folgt ein großer Empfang mit den Kurienchefs und den beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschaftern auf der Terrasse der Gemäldesammlung der Vatikanischen Museen.

Am Samstag feiern die Nuntien die Frühmesse mit dem Papst in der Kapelle von dessen Residenz Santa Marta. Am selben Ort hören die Diplomaten sodann einen Vortrag vom neuen Präsidenten des Päpstlichen Instituts Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie, Pierangelo Sequeri. Nach dem pilgernden Durchschreiten der Heiligen Pforte und der Papstaudienz in der Sala Clementina im Apostolischen Palast ist eine „brüderliche Agape“ mit Franziskus in seiner Residenz vorgesehen.

Die übrigen Mitarbeiter im diplomatischen Dienst sind zu einer gesonderten Begegnung mit Franziskus im Vatikan am 18. November eingeladen. Dann werden, wie der Pressesaal informierte, alle 163 festen Mitarbeiter der päpstlichen diplomatischen Vertretungen – Botschaftsräte, Sekretäre und Attaches – zur Feier eines Jubiläumstages nach Rom kommen.

Von den derzeit 108 Päpstlichen Repräsentanten sind 103 Apostolische Nuntien im Rang eines Erzbischofs, die fünf anderen sind Priester, die als Ständige Beobachter zu verschiedenen internationalen Organisationen entsandt sind.

Der Heilige Stuhl unterhält diplomatische Beziehungen mit 180 Staaten auf allen Kontinenten; nicht vertreten sind unter anderem Saudi-Arabien und China. Die katholische Kirche ist die einzige Religionsgemeinschaft, die ein eigenes, hochartikuliertes System diplomatischer Vertretungen unterhält. In ihren Gastländern nehmen die Botschafter – Nuntien – im Auftrag des Papstes sowohl diplomatische als auch kirchliche Aufgaben wahr. (rv)

Kurienreform: Klerus, Bischöfe, Bildung und Ökumene im Visier

Kardinal PellÜber den derzeitigen Stand der Kurienreform hat sich Papst Franziskus von Montag bis Mittwoch mit seinem Kardinalsrat ausgetauscht. Bei dem mittlerweile 16. Treffen dieser Art ging es vor allem um die Kongregationen für Klerus, Bischöfe und Bildung sowie um den Päpstlichen Einheitsrat; das war am Mittwoch aus dem Vatikanischen Pressesaal zu hören. Hauptfokus der Beratungen sei gewesen, „wie die einzelnen Einrichtungen der Kurie besser der Mission der Kirche dienen können“.

Kardinal Marc Ouellet als Präfekt der Bischofskongregation unterrichtete den Papst und den Kreis der neun Kardinäle über die Arbeit seiner Behörde und der angeschlossenen Päpstlichen Kommission für Lateinamerika, die er ebenfalls leitet. „Die Kardinäle haben ausgiebig über das spirituelle und seelsorgerliche Profil nachgedacht, das ein Bischof heute braucht“, so der Pressesaal weiter. Dabei sei auch betont worden, welch heikle Rolle ein Päpstlicher Nuntius bei der Auswahl von Bischofskandidaten spiele.

Weitere Themen des „K9“-Rats: die „Diakonie der Gerechtigkeit“ und die bereits verwirklichten Schritte im Reformprozess der Kurie, besonders die Einrichtung der neuen Behörde für ganzheitliche menschliche Entwicklung. Das Sekretariat für Kommunikation legte den Kardinälen ein Dossier über die nächsten Etappen der vatikanischen Medienreform vor. Kardinal George Pell, der dem K9-Rat angehört und zugleich das vatikanische Wirtschaftssekretariat leitet, informierte über die Entwicklungen seiner Behörde, und Kardinal Sean O’Malley – auch er Teil der „K9“ – sprach über Neuigkeiten der von ihm geleiteten Päpstlichen Kommission für Kinderschutz. Die nächste Sitzungsrunde wurde für 12. bis 14. Dezember vereinbart.

Dem Rat zur Reform der Kurie gehören Kardinäle aus allen Kontinenten an: Der Erzbischof von München-Freising Reinhard Marx, Erzbischof Laurent Monswengo von Kinshasa, Erzbischof Oswald Garcias von Bombay, Erzbischof Sean Patrick O´Malley von Boston, Erzbischof Oscar Rodriguez Maradiaga von Tegucigalpa, der emeritierte Erzbischof von Santiago de Chile, Francisco Javier Errazuriz Ossa, sowie drei Kardinäle aus dem Vatikan, der frühere Erzbischof von Sidney George Pell, der Präsident des Governatorats des Vatikanstaates Giuseppe Bertello sowie Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. (rv)