Papst Franziskus betet in den Ardeatinischen Höhlen

ROM – Ein Augenblick des Gebetes an dem Ort jenes Massakers, das heute in Italien als Symbol aller kriegerischen Repressalien gilt: Am Ende eines Tages, der den Toten aller Kriege gewidmet war, nach der Heiligen Messe auf dem amerikanischen Friedhof von Nettuno und vor dem Besuch in den vatikanischen Grotten und dem Gebet an den Gräbern seiner Vorgänger, kam Papst Franziskus an der Gedenkstätte der Ardeatinischen Höhlen an.

Bei seiner Ankunft wurde er vom Verantwortlichen der Vereinigung „Onorcaduti“ (Ehre den Gefallenen), vom Direktor der Gedenkstätte und vom Oberrabbiner Roms, Riccardo Di Segni, empfangen. Auch die Mitglieder der nationalen Vereinigung der „Italienischen Familien der für das Vaterland Gefallenen“ (ANFIM) waren anwesend, darunter Adriana Montezemolo, die Schwester des Kardinals Andrea Cordero Lanza di Montezemolo: Ihr Vater Giuseppe war eines der Opfer des Massakers gewesen.

Nach einer Erklärung zum Monument – die Statue versinnbildlicht die drei beteiligten Generationen, der Monolith die Gewichtigkeit des Ereignisses – betrat der Papst die Gedenkstätte und lief allein die Gänge entlang, die zu Grabmal führen. Einige Schritte hinter ihm ein kleines Gefolge, zu dem der Rabbiner Di Segni und der Leiter der Gedenkstätte gehörten.

Dann verweilte der Papst ein paar Minuten in stillem Gebet an jenem Ort, an dem die Leichen, jeweils in Gruppen von fünf, aufgestapelt worden waren.

Danach sprach Rabbiner Di Segni noch kurz mit Papst Franziskus. „Unter den Opfer der Ardeatinischen Höhlen waren auch 75 Juden (…) es ist eine geteilte Trauer. Wir sind hier gemeinsam, um dieser schrecklichen Dinge, die nie wieder geschehen dürfen, zu gedenken“, sagte er.

Dann ging die kleine Gruppe weiter zum Mausoleum. Die Website des Verteidigungsministeriums erklärt, dass „die Leichen der 335 Ermordeten in einem riesigen Grabe in der Erde gelegt wurden, das von einem großen Grabstein überdeckt wird, der auf symbolische Weise die Unterdrückung der Opfer und das Verbergen der Leichen darstellt.“

Weiter heißt es – und der Papst nahm diese Information auf – dass „die die sterblichen Überreste der Personen in der Reihenfolge ihrer Exhumierung in der Grotte angeordnet worden waren.“

Die Gräber sind alle aus Granit gefertigt und wurden in sieben parallelen Doppelreihen angelegt; die Daten der 326 identifizierten Leichen sind auf den zugehörigen Grabplatten eingemeißelt. Von weiteren acht Opfern kennt man den Namen, sie wurden jedoch nicht identifiziert; zu einer Leiche schließlich besitzt man keinerlei Angaben. Die Gräber dieser Ermordeten tragen die Inschrift „Ignoto“ – ein Unbekannter.

Der Papst legte weiße Rosen nieder. Am Ende eines Augenblicks der Stille stimmt Rabbiner Di Segni den Gesang eines jüdischen Gebetes an.

Neben ihm stand Papst Franziskus. Dieser betete im Anschluss: „Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, mit diesen Namen hast Du dich Moses vorgestellt, als du ihm deinen Willen geoffenbart hast, ihn aus der Knechtschaft in Ägypten zu befreien“. Dieser Gott „bindet sich in einem Bund der Liebe für immer an den Menschen“, er ist barmherzig gegenüber „jedem Volk und jedem Menschen“, die unterdrückt werden.

„Gott der Gesichter und der Namen, Gott eines jeden dieser 355 am 24. März 1944 Ermordeten, deren sterbliche Überreste hier ruhen. Du, Herr, kennst ihre Gesichter und ihren Namen. Auch die jener, die für uns unbekannt geblieben sind. Für Dich, Herr, ist niemand unbekannt“.

„Gott Jesu Christi, Vater unser im Himmel. Dank ihm, dem auferstandenen Gekreuzigten, wissen wir, dass dein Name bedeutet, dass Du kein Gott der Toten, sondern der Lebenden bist. Dass dein treuer Bund der Liebe stärker als der Tod und Unterpfand der Auferstehung ist.“

Am Ende des Gebetes schrieb Papst Franziskus einige Zeilen in das Gedenkbuch: „Das ist die Furch des Krieges: Hass, Tod, Rache… Herr, vergib uns.“

Das Mausoleum der Ardeatinischen Höhlen ist ein Ort großer Bedeutung. Dort wurden die Leichen der 335 Zivilisten verborgen, die von der deutschen Wehrmacht als Rache für einen Angriff der „Resistenza“ (italienische Widerstandsbewegung) auf die deutschen Truppen am 23. März in der Via Rasella, getötet wurden.

Dieses Ereignis wurde zum Symbol der Unterdrückung durch die Nationalsozialisten. Und die Höhlen aus Pozzolanerde in der Nähe der Via Ardeatina wurden zum geeigneten Ort für eine Gedenkstätte. Gleich nach dem Krieg gab es eine Ausschreibung für die Gestaltung der Ardeatinischen Höhlen und die Errichtung eines Monuments zum Gedenken an die Opfer des Massakers, das am Ort ihrer Ermordung stehen sollte. Es war die erste Ausschreibung im befreiten Italien.

In einem Italien, das durch die deutsch-britischen Auseinandersetzungen zweigeteilt war, erweckten die Vielfältigkeit der Opfer (Katholiken und Juden, Mitglieder des Widerstands und gemeinsame Inhaftierte) und die Brutalität des Massakers auf gewisse Weise neu das Gefühl der nationalen Einheit. Mit dem Mausoleum wollte man nicht nur der Opfer gedenken, sondern den Krieg hinter sich lassen. Auch das hat Papst Franziskus gefordert durch diesen Tag, den er den Opfern aller Kriege gewidmet hat.

Übersetzt aus dem Italienischen von Susanne Finner. (CNA Deutsch)

Europa leidet an Gedächtnisverlust und ist unfruchtbar, warnt Papst Franziskus

Konflikt der 1960er führte zum Verrat am eigenen Vermächtnis und lässt Jugend ohne Wurzeln – Rückbesinnung auf christlichen Ursprung und sakramental verortetes Familienbild nötig für eine christliche, solidarische Gesellschaft, so der Pontifex.

VATIKANSTADT – Papst Franziskus hat in einer ausführlichen Rede zu Europa die Ehe von Mann und Frau verteidigt, die Unfruchtbarkeit der Revolution der 1968er verurteilt und betont, dass die Familie das notwendige Fundament einer christlichen, solidarischen Gesellschaft ist – auch und gerade für ein Europa, dem man vorwerfen könne, „Verrat an seinen Idealen“ verübt zu haben.

Der Pontifex sprach vor vor Teilnehmern der Tagung „(Re)Thinking Europe“, bei der 350 Teilnehmer aus 28 Delegationen sämtlicher EU-Nationen, zusammen mit Vertretern katholischer Organisationen und Bewegungen, an diesem Wochenende in Rom den christliche Beitrag für eine Zukunft Europas diskutierten.

Franziskus wörtlich:

„Die Familie bleibt als erste Gemeinschaft der grundlegendste Ort dieser Entdeckung [christlicher Identität]. In ihr wird die Verschiedenheit hochgehalten und zugleich in der Einheit wieder zusammengefasst. Die Familie ist die harmonische Einheit der Unterschiede zwischen Mann und Frau, die umso wahrer und tiefer ist, je mehr sie fruchtbar und fähig ist, sich für das Leben und für die anderen zu öffnen.“

Seit den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, so der Papst weiter, sei „ein beispielloser Generationenkonflikt im Gang“.

Dieser habe dazu geführt, „dass man bei der Weitergabe der Ideale, die das große Europa gebildet haben, dem Vermächtnis den Verrat vorgezogen hat“.

„Auf die Ablehnung dessen, was von den Vätern kam, folgte so die Zeit einer dramatischen Unfruchtbarkeit und dies nicht nur weil in Europa wenig Kinder gezeugt werden und es allzu viele sind, die ihres Rechtes, geboren zu werden, beraubt worden sind (…)“.

Schlimmer noch als diese Verleugnung der natürlichen wie übernatürlichen Wahrheit über Sexualität: Diese Revolution habe sich als unfähig erwiesen, so Franziskus weiter, „den jungen Menschen die materiellen und kulturellen Werkzeuge zu übergeben, um sich der Zukunft zu stellen“.

„Europa erlebt eine Art Gedächtnisverlust. Dazu zurückzukehren, eine solidarische Gemeinschaft zu sein, bedeutet, den Wert der eigenen Vergangenheit wiederzuentdecken, um die eigene Gegenwart zu bereichern und den nachfolgenden Generationen eine Zukunft der Hoffnung zu übergeben“. (CNA Deutsch)

Blutreliquien des heiligen Johannes Paul II. gestohlen

VATIKANSTADT – Die italienischen Behörden ermitteln im Fall des Diebstahls von Blutreliquien des heiligen Papstes Johannes Paul II. aus dem Heiligtum von Montecastello im Norden des Landes.

Laut Angaben der Nachrichtenagentur Efe wurden die Reliquien zusammen mit Knochenfragmenten des seligen Jerzy Popieluszko, einem polnischen Priester, der 1984 getötet worden war, gestohlen. Beide befanden sich im Hochaltar.

Der Vorfall ereignete sich letzte Woche, die Nachricht wurde aber erst gestern bekanntgegeben. Nach dem ersten Stand der Ermittlungen gaben sich die Diebe als Touristen aus und entwendeten die Reliquien kurz vor Schließung des Heiligtums.

Der Pfarrer des Heiligtums, Giuseppe Mattanza, erklärte gegenüber Efe, dass es sich um eine „schwerwiegende Tat“ handle und forderte die Diebe auf, die Reliquien zurückzugeben.

Wie es oft der Fall ist, waren die Reliquien des Papstes und des seligen Popieluszko ein Geschenk an das Heiligtum, hier ein Geschenk des emeritierten Erzbischofs von Krakau, Kardinal Stanislaw Dziwisz, dem ehemaligen Privatsekretär des Papstes.

Der Priester Jerzy Popieluszko wurde am 14. September 1947 geboren. Das kommunistische Regime hatte für den 13. Oktober 1984 einen Anschlag auf sein Auto geplant, um ihn zu töten, der jedoch scheiterte. Ein alternativer Plan – seine Entführung – wurde am 19. Oktober von drei Offizieren durchgeführt. Diese warfen ihn lebend in den Weichsel-Stausee, nachdem sie Steine an seine Füße gebunden hatten, damit sein Körper nicht an die Oberfläche käme. Sein Leichnam wurde am 30. Oktober geborgen.

Die Meldung dieses politischen Mordes erschütterte ganz Polen und die Mörder sowie einer ihrer Vorgesetzten wurden für die Straftat verurteilt. (CNA Deutsch)

PRO POPE FRANCIS: Unterstützer gegen kirchliche Papstkritiker

Unterstützer um Papst Franziskus haben jetzt eine Gegeninitiative ins Leben gerufen. Sie nennt sich „PRO POPE FRANCIS“ (PPF) und hat einen internationalen Hintergrund. Das von den Unterstützern unterzeichnete öffentliche Dokument hat folgenden Originaltext auf ihrer Website (PPF):

Hochgeschätzter Papst Franziskus!

Ihre Pastoralen Initiativen und deren theologische Begründung werden derzeit von einer Gruppe in der Kirche scharf attackiert. Mit diesem öffentlichen Brief bringen wir zum Ausdruck, dass wir für ihre mutige und theologisch wohl begründete Amtsführung dankbar sind.

Es ist Ihnen in kurzer Zeit gelungen, die Pastoralkultur der katholischen Kirche von ihrem jesuanischen Ursprung her zu reformieren. Die verwundeten Menschen, die verwundete Natur gehen Ihnen zu Herzen. Sie sehen die Kirche an den Rändern des Lebens, als Feldlazarett. Ihr Anliegen ist jeder einzelne von Gott geliebte Mensch. Das letzte Wort im Umgang mit den Menschen soll nicht ein legalistisch, sondern ein barmherzig interpretiertes Gesetz haben. Gott und seine Barmherzigkeit prägen die Pastoralkultur, die Sie der Kirche zumuten. Sie träumen von einer „Kirche als Mutter und Hirtin“. Diesen Ihren Traum teilen wir.

Wir bitten Sie, von diesem eingeschlagenen Weg nicht abzuweichen und sichern Ihnen unsere volle Unterstützung und unser stetes Gebet zu.

Die Unterzeichner“

Das kurze und leider wenig aussagekräftige Dokument zielt gegen die Papstkritiker der „Correctio filialis“. Scheinbar haben die Befürworter nicht so recht begriffen, das die Kritik gegen den Papst nicht nur aus den kirchlichen Kreisen kommt, sondern derzeit schon weit verbreitet unter den Gläubigen der ganzen Welt anzutreffen ist. Zudem sprechen die Unterzeichner von einer „in kurzer Zeit gelungenen Pastoralkultur in der katholischen Kirche“, Argumente liefern sie dafür jedoch keine. Das Dokument ist hastig schnell mit der heißen Nadel gestrickt und liefert kein einziges überzeugendes Argument gegen die Kritikinhalte der „Correctio filialis“.

Quelle: Radio Vatikan (Screenshot am 17. Oktober)

Das Radio Vatikan unter der Schlagzeile „Pro Pope Francis: Initiative zur Unterstützung des Papstes“ rasch diese Gegeninitiave verbreitet ist verständlich. Unverständlich ist aber, dass man es hier unterlassen hat vorher die aktuellen Fakten zu recherchieren. So liest man in dem Artikel:

„Initiatoren von „Pro Pope Francis“ sind die Theologen Paul Zulehner aus Wien und Thomas Halik aus Prag. Mit der Initiative stellen sich die Unterzeichner und Unterstützer gegen 62 Papstkritiker, die Franziskus in einer „Zurechtweisung“ Ende September aufgefordert haben, sich von „Irrlehren“ zu distanzieren.“

Mit Stand 17. Oktober hat „Correctio filialis“ nicht 62, sondern 245 Signatoris und bei den angeführten Initiatoren weiß vielleicht Radio Vatikan mehr als die offizielle Website, denn hier wird nur der emerit. UnivProf. Dr. Dr. Paul M. Zulehner im Impressum genannt.

Festzustellen bleibt, PPF ist eine bedauernswerte Initiative für „Amoris laetitia“ und den Papst. Die Kritiker wird PPF eher lächeln lassen und zum überfälligen Dialog zu „Amoris laetitia“ trägt sie nichts bei. (vh)

Benedikt XVI. geht es gut

Benedikt XVI. geht es gut: Der emeritierte Papst liegt keineswegs im Sterben. Das versichert der Vatikan an diesem Montag. Er widerspricht damit Gerüchten, die in den letzten Tagen aufgekommen waren, nach denen das Leben des 90-Jährigen „wie eine Kerze allmählich“ verlösche.

Im Internet kursierten in den letzten Tagen angebliche Zitate von Benedikts früherem Privatsekretär, Kurienerzbischof Georg Gänswein. Danach könne Benedikt ohne Hilfe weder gehen noch die Messe feiern. Gänswein rief nach diesen Zitaten zum Gebet für den emeritierten Papst auf.

Im Vatikan fiel allerdings vielen auf, dass der Hinweis auf Benedikts Schwierigkeiten beim Messefeiern schon aus einem Interview mit einem koptischen Bischof vom 3. Oktober stammen. Gänswein selbst erklärt, dem emeritierten Papst gehe es – natürlich mit allen, dem Alter geschuldeten Einschränkungen – gut. Und Radio-Vatikan-Mitarbeiter stellten am Montag fest, dass sich Benedikt XVI. wie üblich abends eine Weile in den Vatikanischen Gärten aufhielt. (rv)

Papst Franziskus als Großinquisitor?

Quelle: Katholisches. Info (Screenshot am 16. Oktober)

Unter dem Titel „Beklemmende Parallelen zum Wirken von Papst Franziskus – Die Parabel vom Großinquisitor“ erschien heute im Online-Magazin Katholisches.Info ein Artikel des Wiener Theologen Wolfram Schrems. Hier rückt der Unterzeichner der „Correctio filialis“ den Papst in die Nähe eines Großinquisitors. (vh)

Zum Originaldokument: Die Parabel vom Großinquisitor

Amoris Laetitia: Kardinal Müller fordert erneut Dialog zur Schlichtung der Kontroverse

WÜRZBURG – Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat erneut für einen Dialog zur Klärung der offenen Fragen und andauernden Kontroverse um Amoris Laetitia plädiert.

„Die Einheit der Kirche in der Wahrheit des Evangeliums“ müsse gewahrt werden, so Kardinal Müller gegenüber Guido Horst von der katholischen Zeitung „die Tagespost“.

„Den Streit kann man weder aussitzen noch durch einen versuchten K.O.-Schlag lösen“.

Kardinal Müller kritisiert im Interview mit großer Schärfe die Auslegung des Schreibens durch einzelne Bischofskonferenzen:

„Sie meinten, (…) auf die Überprüfung ihrer Thesen am Befund der gesamten Lehrtradition der Kirche und vor allem am Schriftbefund verzichten zu können und das noch unter Verzicht auf die in der Offenbarung selbst begründeten Auslegungsprinzipien der katholischen Theologie.“

Der „Beifall der veröffentlichten Meinung“ sei dabei kein theologisches Kriterium. Vielmehr müsse man nun die theologischen und pastoralen Probleme sachlich lösen. Es gehe darum, das Unklare zu klären und nicht das Klare zu verunklären, so der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation. (CNA Deutsch)

Amoris laetitia: Unvermögen von Vatikan und Papst?

Die Rechtfertigungen zu „Amoris laetitia“ der Vatikanverantwortlichen werden zunehmend fragwürdiger. Papst Franziskus wird weltweit durch die Medien massiv Angegriffen und verliert mehr und mehr an Glaubwürdigkeit. Das Nachsynodale apostolische Schreiben über Liebe und Familie gerät zunehmend, nicht nur in Kirchenkreisen, sondern auch unter den Gläubigen, zum Ärgernis.

Quelle: Radio Vatikan (Screenshot am 12. Oktober)

Am heutigen Tag startete Radio Vatikan einen neuerlichen Versuch die Kritiker von „Amoris laetitia“ zu treffen. Mit der Überschrift „Tradition lebendig erhalten als große Herausforderung“ berichtete man über die Aussagen von Papst Franziskus zum Thema Todesstrafe. Erzbischof Rino Fisichella, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung sagte in dem Gespräch mit Radio Vatikan unter anderem:

„Traditionsorientierte Kreise der katholischen Kirche verteidigen das Glaubensgut als unveränderlich im reinen Sinn. Aus diesem Grund halten sie etwa die Todesstrafe als letztes Mittel in schwerwiegenden Fällen für hinnehmbar oder lehnen das päpstliche Lehrschreiben „Amoris Laetitia“ ab, das im Umgang mit verletzten Familien Barmherzigkeit über Gerechtigkeit stellt und so – nach Ansicht der Kritiker – die Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe unterwandert“.

Fisichella wird hier als beschlagener Theologe bezeichnet. Es ist schon anmaßend, die Kritiker von "Amoris laetitia" alle in den von Fisichella konstruierten Topf zu werfen und kräftig umzurühren. Mit einem Punkt hat er allerdings vollkommen recht. Das Glaubensgut wird gottseidank durch einige wenige Bischöfe und viele Priester noch verteidigt, diese alle als Traditionalisten zu bezeichnen ist fehl am Platz. An dieser Stelle sei der glaubensfeste Bischof von Regensburg, Dr. Rudolf Voderholzer, wohl der Einzige im deutschen Episkopat mit Rückgrat, genannt. Im Regensburger Bistum gibt es keine pastorale Außerkraftsetzung des Heiligen Sakraments der Ehe durch „die Hintertür“ wie sie Kardinal Kasper und Marx gerne hätten.

Die Gesamtsituation um „Amoris laetitia“ wird für Papst Franziskus immer kritischer. Er ist offenkundig nicht in der Lage sein eigenes Dokument gegenüber renommierten Theologen zu rechtfertigen bzw. zu verteidigen. Hier genügt es auch nicht, Kardinal Schönborn als den Allwissenden zu AL, vor die päpstliche Sedia zu spannen.

Vielleicht ist es wirklich so, wie immer wieder zu lesen ist, dass Franziskus schlechte jesuitische Berater sein eigenes Dokument hat anfertigen lassen und er selbst der überfälligen Diskussion um „Amoris laetitia“ nicht gewachsen ist. Was wird wohl der emer. Papst Benedikt XVI. über dieses Dokument denken? Ihm wäre ein derart kritisiertes Lehrschreiben niemals passiert. Der Vorstoß von Kardinalstaatssekretär Parolin Ende September „einen Dialog zur Klärung offener Fragen um „Amoris laetitia“zu führen“ ist überfällig. Ob diese Äußerung der persönliche Wunschgedanke von Parolin oder vom Papst initiiert war, bleibt bislang offen.

Die Diskussion um „Amoris laetitia“, öffentlich ausgelöst durch die „Dubia“ der vier Kardinäle und seit September in aller Munde durch die „Correctio filialis de haeresibus propagatis“, die dem Papst sogar Häresie vorwirft, muss endlich geführt werden. Hier muss es zu einem klärenden Dialog zwischen dem Vatikan und den Kritikern von AL kommen. Das allein wird aber nicht genügen. Anschließend steht der Papst in der Verantwortung als oberster Kirchenführer SEIN „Amoris laetitia“ zu rechtfertigen oder neu zu bewerten oder gegebenenfalls zu revidieren. Schweigen ist eines Papstes unwürdig. (vh)

Franziskus will Nein zur Todesstrafe im Katechismus haben

Das ausnahmslose Nein zur Todesstrafe soll verpflichtendes katholisches Glaubensgut werden und als solches im Katechismus stehen. Das hat Papst Franziskus am Mittwochabend in einer weit ausgreifenden Rede über den Katechismus, den fortschreitenden Glauben der Kirche und die Tradition angekündigt. Er äußerte sich bei einer Audienz für Teilnehmer eines Treffens, zu dem der Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung geladen hatte.

Die Ablehnung der Todesstrafe müsse im Katechismus der Katholischen Kirche auf „angemessenere und schlüssigere“ Weise Platz finden als bisher, sagte Franziskus. Der Weltkatechismus war als späte Frucht des II. Vatikanischen Konzils vor nunmehr 25 Jahren erschienen. Seither habe sich in der Frage der Todesstrafe nicht nur das päpstliche Lehramt entwickelt, sondern auch das Bewusstsein des Gottesvolkes. Man müsse heute, so der Papst wörtlich, „energisch bekräftigen, dass die Verurteilung zur Todesstrafe eine unmenschliche Maßnahme ist, die, auf welche Art auch immer durchgeführt, die Menschenwürde demütigt“. Die Todesstrafe widerspreche dem Evangelium, weil sie das Leben eines Menschen beende; jedes Menschenleben aber sei heilig in den Augen Gottes, der letztlich der einzige wahre Richter sei.

Todesstrafe im Kirchenstaat entsprach “keiner christlichen Gesinnung“

Auch im Kirchenstaat verhängten Richter über lange Zeit die Todesstrafe. Die letzte Hinrichtung fand unter Papst Pius IX. im Jahr 1870 statt. Diese historische Last sparte Franziskus nicht aus: da sei im Kirchenstaat „der Vorrang der Barmherzigkeit über die Gerechtigkeit vernachlässigt“ worden. „Nehmen wir die Verantwortung der Vergangenheit auf uns, und erkennen wir an, dass jene Mittel von einer mehr legalistischen als christlichen Gesinnung bestimmt waren.“

Nein zur Todesstrafe steht nicht im Widerspruch zur Tradition

In der Absicherung seiner Argumentation war dem Papst ein Punkt besonders wichtig: Das Nein zur Todesstrafe steht nicht im Widerspruch zur Tradition, zum Glaubensgut also, das die Kirche aller Zeiten lehrte. Immer habe die Kirche das Menschenleben von der Zeugung bis zum natürlichen Tod verteidigt, erinnerte der Papst. Eine „harmonische Entwicklung der Lehre“ erfordere es, sich von Positionen zu verabschieden, „die heutzutage dem neuen Verständnis der christlichen Wahrheit entschieden zuwiderlaufen“.

Franziskus berief sich auf das II. Vatikanische Konzil: Dieses habe davon gesprochen, dass die Tradition sich immer fortentwickle. Tradition, das sei nichts Starres, so der Papst, der mit einem für ihn typischen Sprachbild verdeutlichte: „Das Wort Gottes kann man nicht in Naftalin einlegen, als sei es eine alte Decke, die man vor Schädlingen schützen muss! Nein. Das Wort Gottes ist eine dynamische Wirklichkeit, immer lebendigt, die voranschreitet und wächst, weil sie zu einer Erfüllung hin unterwegs ist, die die Menschen nicht aufhalten können.“

Der Weltkatechismus von 1992 hat in der Frage der Todesstrafe eine spätere Veränderung erfahren und die Zulässigkeit der Todesstrafe 2003 weiter eingeschränkt, wenn auch nicht komplett ausgeschlossen, wie Papst Franziskus das nun fordert. Im Kanon 2267 in der heutige gültigen Fassung heißt es: „Unter der Voraussetzung, dass die Identität und die Verantwortung des Schuldigen mit ganzer Sicherheit feststehen, schließt die überlieferte Lehre der Kirche den Rückgriff auf die Todesstrafe nicht aus, wenn dies der einzig gangbare Weg wäre, um das Leben von Menschen wirksam gegen einen ungerechten Angreifer zu verteidigen.“

Ein Vorschlag von Pax Christi

Mit seinem Vorstoß zur „Abschaffung“ der Todesstrafe im Katechismus griff Franziskus eine Forderung der katholischen Friedensbewegung Pax Christi Europa auf, die im April vorschlug, die Todesstrafe solle in künftigen Ausgaben des Katechismus der Katholischen Kirche rundum und ausnahmslos verurteilt werden. (rv)

Papst: Kollegialität gehört ins Kirchenrecht

Das Kirchenrecht muss sich permanent dem Kirchenbild anpassen, das sich durch das Zweite Vatikanische Konzil weiterentwickelt hat. Das schreibt Papst Franziskus in einem Brief zur Hundertjahrfeier des ersten Kodex des Kirchenrechts. Mit einem Zitat seines Vorgängers Benedikt XVI. schreibt Franziskus, nach dem Konzil habe es einen Übergang gegeben von einer Ekklesiologie – also Lehre von der Kirche –, die von Kirchenrecht geformt wurde, zu einem Kirchenrecht, das an die Ekklesiologie angepasst werde. Es sei „nötig, dass das Kirchenrecht immer der konziliaren Ekklesiologie entspricht“.

Franziskus schreibt von seiner Hoffnung, dass das Kirchenrecht zu einem „Werkzeug“ werde, um eine „langfristige Rezeption“ des Zweiten Vatikanischen Konzils zu erleichtern. Wichtig seien ihm dabei die Punkte „Kollegialität, Synodalität, mehr Verantwortung für die Ortskirchen und Mitverantwortung aller Christgläubigen für die Mission der Kirche“.

Der erste Kodex des Kirchenrechts wurde im Mai 1917 vom damaligen Papst Pius X. in Kraft gesetzt. (rv)