Deutschland: Priesterbruderschaft kommentiert Müllers Ernennung

Das die Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) ein reges Interesse an dem Nachfolger von Kardinal Levada hat, ist verständlich. Schließlich hängt die Zukunft der Bruderschaft unter anderem von dem neuen Pro-Präsidenten der Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“ ab. Auf der Webseite der Priesterbruderschaft erschien heute ein Artikel mit dem Titel: „Bischof Müller und die Piusbruderschaft: Ein Kommentar“. Einerseits versucht man hier ein Bild des ehemaligen Bischofs von Regensburg zu skizzieren, anderseits versucht man die Aussagen des eigenen Bischofs de Galarreta zu seinen Aussagen „Müller sei ein Häretiker“ zu interpretieren, oder sollte man besser sagen zu entkräften. Bischof de Galarreta hatte bei der jüngsten Priesterweihe der Priesterbruderschaft gesagt:

„Gestern erlebten wir einen traurigen Tag für die Kirche da zum Chef der Glaubenskongregation ein Mann gewählt wurde, der unter anderem leugnet, dass die Jungfrau Maria immerwährende Jungfrau war. […] Es ist unglaublich, dass wir heute so weit sind, dass der Oberste Hüter des Glaubens Häresien verbreitet.“

Im Kommentar heißt es dann weiter:

„Die Boulevard-Presse hat sich nach diesen Worten umgehend auf den Pius-Bischof gestürzt: Er würde Bischof Müller als „Häretiker“ bezeichnen.

Das stimmt im Wortlaut nicht. Doch die Häresien, von denen Bischof de Galarreta zu Recht spricht, sind schwarz auf weiß verbrieft: In seiner viel gepriesenen Dogmatik (3. Auflage, Freiburg 2010), die nach Meinung des Papstes höchstselbst das einzige Lehrbuch ist, welche „das große Gefüge der Welt des katholischen Glaubens in seiner inneren Einheit sichtbar macht“, in diesem Lehrbuch des Glaubens also leugnet der künftige Hüter der Dogmen schon vorweg mal einen Glaubenssatz, den zu bewachen er eigentlich berufen ist, nämlich die Jungfräulichkeit Mariens in der Geburt:

"Bei dieser gehe es „nicht um abweichende physiologische Besonderheiten in dem natürlichen Vorgang der Geburt (wie etwas die Nichteröffnung der Geburtswege, die Nichtverletzung des Hymen und der nicht eingetretenen Geburtsschmerzen), sondern um den heilenden und erlösenden Einfluss der Gnade des Erlösers auf die menschliche Natur.“

Ob derartige Anfeindungen dem Dialog zwischen der Priesterbruderschaft und der Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“ hilfreich sind, darf getrost bezweifelt werden. Auch Anmerkungen wie:

 „Vieles also ist bei Bischof Müller schillernd, nur eines nicht: Seine offene Ablehnung der Piusbruderschaft gegenüber“.

Der Kommentar zeigt unmissverständlich, wie die Priesterbruderschaft das Verhältnis zum neuen Glaubenshütter im Vatikan sieht. Anderseits hatte Müller in seiner Amtszeit als Bischof von Regensburg kein gutes Haar an der Priesterbruderschaft gelassen und seine Ablehnung offen bekundet. Es bleibt abzuwarten, wie die künftigen Gespräche in Rom weitergehen werden und ob es eine gemeinsame geeinte Zukunft zwischen Priesterbruderschaft und Rom geben wird. (vh)

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