China: Kardinal Zen bittet treue Katholiken, in die Katakomben zurückzukehren

Das Abkommen zwischen Vatikan und Volksrepublik ist ein „Schritt hin zur Vernichtung der wahren Kirche in China“, warnt Hong Kongs Bischof emeritus.

VATIKANSTADT , 26 October, 2018 / 7:56 AM (CNA Deutsch).-

In einem dramatischen Kommentar in der „New York Times“ hat der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, angesichts des umstrittenen Abkommens zwischen Vatikan und Volksrepublik die Katholiken Chinas aufgefordert, „in die Katakomben“ zurückzukehren.

Der chinesische Würdenträger wendet sich in seinem Artikel, der am 24. Oktober veröffentlicht wurde, direkt an die treuen Katholiken im Untergrund.

„Den Bischöfen und Priestern im Untergrund kann ich nur das sagen: Bitte, zettelt keine Revolution an. Sie nehmen euch eure Kirchen? Ihr könnt nicht mehr zelebrieren? Geht in die Häuser und betet mit euren Familien. Wartet auf bessere Zeiten. Kehrt zurück in die Katakomben. Der Kommunismus währt nicht ewig“.

Unter der Überschrift „Der Papst versteht China nicht“ schreibt der Kardinal, der auch in mehreren chinesischen Priesterseminaren unterrichtet hat, das „vorläufige“ Abkommen zwischen der kommunistischen Regierung und dem Vatikan sei „ein bedeutender Schritt hin zur Vernichtung der wahren Kirche in China.“

Im Gegensatz zu „Papst Franziskus, einem Argentinier, der scheinbar die Kommunisten nicht versteht“ würde er China kennen, schreibt Zen: Franziskus sei „sehr pastoral und kommt aus Südamerika, wo sich historisch gesehen die Militärregierungen und die Reichen verbünden, um die Armen zu unterdrücken. Und wer tauchte dort auf, um sie zu verteidigen? Die Kommunisten. Möglicherweise sogar einige Jesuiten“.

„Franziskus mag eine natürliche Sympathie für die Kommunisten haben, denn für ihn sind sie die Verfolgten. Er kennt sie nicht als die Verfolger, die sie werden, wenn sie einmal an der Macht sind, wie die Kommunisten in China.“

Der emeritierte Bischof von Hongkong erinnerte daran, dass „der Heilige Stuhl und Peking die Beziehungen in den 1950er Jahren abgebrochen hatten. Die Katholiken und andere Gläubige wurden verhaftet und in Arbeitslager geschickt. Ich kehrte 1974, während der Kulturrevolution, nach China zurück; und die Situation war schrecklich – jenseits jeglicher Vorstellung. Eine ganze Nation in Sklaverei. Wir vergessen diese Dinge zu schnell. Wir haben auch vergessen, dass man nie eine echte Übereinkunft mit einem totalitären Regime erreichen kann.“

„China hat sich seit den 1980er Jahren geöffnet, aber auch heute noch ist alles unter Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas. Die offizielle Kirche in China wird von der sogenannten Patriotischen Vereinigung und der Bischofskonferenz kontrolliert, die beide unter der Fuchtel der Partei stehen“.

Bischof Zen hob hervor, dass Kardinal Josef Tomko, der von 1985 bis 2002 Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker war, „den Kommunismus verstanden hatte und weise war.“

Seiner Meinung nach änderten sich die Dinge, als Kardinal Tomko im Jahr 2002 in Ruhestand ging. Obwohl eine Sonderkommission für die Themen der Kirche in China eingerichtet wurde, der auch Kardinal Zen angehörte, verschlimmerten sich die Zustände.

Der Kardinal betonte, dass es mit Papst Benedikt XVI. neue Hoffnung gegeben habe.

Aber als dieser im Jahr 2007 seinen Brief an die Kirche Chinas herausbrachte, geschah etwas Unglaubliches. Die chinesische Übersetzung wurde mit Fehlern veröffentlicht, einschließlich einem, der sehr bedeutend war, und absichtlich zu sein schien.

Der Text verbreitete sich in der falschen Fassung, obwohl der Vatikan ihn korrigiert hatte, so Zen.

Das führte dazu, dass „einige Bischöfe den historischen Brief Benedikts als Ermutigung verstanden, der staatlich sanktionierten Kirche beizutreten“, während er im Gegenteil eine Kritik des Regimes war.

„Franziskus will nach China kommen. Alle Päpste wollten nach China, angefangen mit Johannes Paul II. Aber was brachte der Besuch Franziskus´ in Kuba im Jahr 2015 der Kirche? Was der kubanischen Bevölkerung? Fast nichts. Hat der die Gebrüder Castro bekehrt?“

Aufgrund der aktuellen Restriktionen der chinesischen Regierung gegen die Kirche „sagen mir Untergrund-Priester vom Festland, dass sie ihren Pfarreimitgliedern abraten, zur Messe zu kommen, damit sie nicht verhaftet werden“, so Zen.

„Vernichtung der wahren Kirche in China“

Hinsichtlich der Vereinbarung zur Ernennung von Bischöfen stellt der Kardinal die Frage:

„Aber was bringt es, das letzte Wort zu haben, wenn China schon vorher alle Wörter haben wird? In der Theorie kann der Papst die Ernennung eines jeden Bischofs verbieten, der ihm nicht würdig erscheint, aber wie viele Male wird er das in Realität tun können?“

Über die chinesischen Bischöfe, die an der Synode teilnehmen, sagte Kardinal Zen, dass beide „der chinesischen Regierung nahe stehen“ und „ihre Präsenz bei der Versammlung eine Beleidigung für die guten Bischöfe in China war.“

In der offiziellen Kirche, die vom Regime kontrolliert wird, gibt es derzeit „70 Bischöfe und in der Untergrund-Kirche circa 30. Die chinesischen Behörden sagen: Ihr erkennt unsere sieben (illegitimen) Bischöfe an und wir erkennen eure 30 an. Das hört sich wie ein guter Tausch an. Aber können diese 30 dann noch als Untergrund-Bischöfe wirken? Sicherlich nicht.“

„Sie werden gezwungen sein, der sogenannten Bischofskonferenz beizutreten. Sie werden gezwungen sein, sich den anderen in diesem Vogelkäfig anzuschließen und eine Minderheit darin sein. Das Abkommen des Vatikans, das im Namen der Einheit der Kirche in China getroffen wurde, bedeutet die Vernichtung der wahren Kirche in China.“

„Wenn ich ein Karikaturist wäre, würde ich den Heiligen Vater auf Knien zeichnen, während er Präsident Xi Jinping die Schlüssel des Himmelreiches anbieten und sagt: ‚Bitte erkenne mich als Papst an'“, schreibt der Kardinal.

Nach Unterzeichnung der Vereinbarung konnten zwei von der Volksrepublik eingesetzte chinesische Bischöfe an der Jugendsynode teilnehmen, die noch bis zum 28. Oktober stattfinden wird. Diese Bischöfe haben den Papst eingeladen, China zu besuchen.

Im aktuellen Monat Oktober haben die Behörden in China in drei Diözesen des Landes eine Offensive gegen Kreuze und Strukturen der Kirche gestartet.
Auf dem Rückflug von seiner Reise nach Lettland, Litauen und Estland erklärte Papst Franziskus Ende September zu den Journalisten: „Ich bin der Verantwortliche“ für diese Vereinbarung.

Bezüglich der sieben Bischöfe, die sich nicht in Gemeinschaft mit der Kirche befanden – wie der Volkskongress-Abgeordnete Bischof Guo Jincai, der an der Synode teilnimmt – erklärte Franziskus, dass „sie Fall für Fall studiert wurden. Die Akten eines jeden Bischofs lagen am Ende auf meinem Schreibtisch und ich war für die Unterzeichnung eines jeden Falles der Verantwortliche.“

Der Papst hat auch das Abkommen des Vatikans mit der Volksrepublik in einer Öffentlichen Botschaft verteidigt. Darin fordert Franziskus die Katholiken auf, „gute Bürger“ zu sein, sich um „Dialog“ und „Versöhnung“ zu bemühen. (CNA Deutsch)

Stephanus-Preis für verfolgte Christen an Kardinal Zen verliehen

BONN – ür seinen Mut und seine Beharrlichkeit im jahrzehntelangen Einsatz für die Freiheitsrechte, insbesondere der Religionsfreiheit, ist in Bonn dem früheren Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, der „Stephanus-Preis für verfolgte Christen“ verliehen worden.

Der stellvertretende Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, Bischof Thomas Schirrmacher, sagte in seiner Laudatio:

„Ihr total friedliches und respektvolles, jedoch kühn und risikoreiches Handeln, in dem Sie sich für diejenigen erheben, die unterdrückt und verfolgt werden, macht Sie zu einem mehr als würdigen Empfänger des Stephanuspreises, der nach dem ersten christlichen Märtyrer benannt ist.“

Bischof Schirrmacher, der auch Präsident des Internationalen Rates der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) ist, erklärte, Kardinal Zen sei nicht nur eine klare Stimme gegen die Diskriminierung von Christen, sondern auch ein Verteidiger der Religionsfreiheit für alle Menschen, gleichgültig welcher Religionszugehörigkeit.

„Und drittens ist er ein Symbol für die Menschenrechte im Allgemeinen, weit über religiöse Probleme hinaus.“

Sehr bewegend sei die Hungerstreik-Aktion des Kardinals 2011 im Alter von 79 Jahren gewesen, betonte Stiftungsvorsitzende Michaela Koller.

Die Kommunistische Partei Chinas übte damals Druck auf Hongkongs Legislativrat aus und erreichte eine Gesetzesänderung, in deren Folge der Einfluss der katholischen Kirche auf rund 300 Schulen in ihrer Trägerschaft auf Unterrichtsinhalte zurück gedrängt wurde. Der Kardinal, der dem Orden der Salesianer Don Boscos angehört, habe erkannt, dass der Mensch, der Unterdrückung in der Erziehung oder in der Politik erleidet, sich nicht seiner Würde entsprechend entwickeln und entfalten kann.

In seiner Dankesrede vor rund 100 Zuhörern sagte Kardinal Zen:

„Ich habe nie um die Gnade des Martyriums gebetet. Das Rot, das ich trage, erinnert mich an das Blut zahlreicher Brüder und Schwestern in China, lebende Märtyrer, ohne unbedingt im wörtlichen Sinne ihr Blut zu vergießen.“

Sämtliche totalitären Regime hätten nur ein Ziel, die Kontrolle über alles und über jeden.

Inzwischen vermieden diese Herrscher, Menschen zu Märtyrern zu machen. „Sie wenden Drohungen und Bestechung an. Sie bedrohen Sie und Ihre Familie, sie bestechen Sie mit Geld und Ehren“, warnte er. Es genüge ihnen nicht, die Menschen körperlich zu versklaven, sondern sie hielten auch ihr Gewissen in Fesseln.

In den vergangenen Wochen sorgte der Kardinal weltweit mit seiner Warnung vor der Religionspolitik der Kommunistischen Partei Chinas und einem „faulen Kompromiss“ zwischen dem Vatikan und China für Schlagzeilen. Ein neues Religionsgesetz, das seit Februar in Kraft ist, sieht deutlich mehr Kontrolle vor, als ohnehin bereits ausgeübt wird. (CNA Deutsch)

Kardinal Zen bezeichnet Abkommen mit China als „Selbstmord“, gibt Papstberatern die Schuld

VATIKANSTADT – In einem neuen Blogpost hat Kardinal Joseph Zen erneut sehr scharfe Kritik an einem erwarteten Abkommen zwischen dem Vatikan und der Volksrepublik China geübt, welches die Auswahl von Bischöfen regeln soll. Ein solcher Deal wäre ein „Selbstmord“ und eine „schamlose Kapitulation“ vor der kommunistischen Regierung, so Zen.

Das Problem sei nicht unbedingt der Papst, der „optimistisch und voller Liebe ist und gerne China besuchen möchte“. Vielmehr tadelte der emeritierte Bischof von Hongkong dessen Berater:

Diese verfolgten eine Art „Ostpolitik“, die grenzenlose Kompromisse bedeute, dabei aber wenig Gegenleistung einbringe.

Franziskus, so der chinesische Würdenträger,

„hatte nie direkte Kenntnis von der Kommunistischen Partei Chinas und ist außerdem schlecht von den Menschen um ihn herum informiert.“

Vorwürfe erhebt Kardinal Zen gegen den Kardinalstaatssekretär, Pietro Parolin. Dieser sei bei seinem Vorgänger, Kardinal Agostino Casaroli, in die Schule gegangen.

Casaroli war von 1979 bis 1990 Staatssekretär des Heiligen Stuhls, und sei „besessen von der Ostpolitik“ gewesen, so Kardinal Zen, die eine „Art politischen Kompromiss“ gewesen sei.

Er sagte auch, dass der verstorbene Kardinal Ivan Dias als Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker ebenfalls von Casaroli beeinflusst worden sei. Die Kongregation, ehemals Congregatio de Propaganda Fide, koordiniert die missionarische Tätigkeit der Kirche. Dias habe zwar, als Jahrzehnte langer Erzbischof von Bombay, die Situation Asiens insgesamt gut gekannt, so Zen.

„Doppeltes Spiel“ gegen „Anweisungen Benedikts“

Das Problem bestehe jedoch darin, dass sowohl Kardinal Dias als auch Kardinal Parolin sich darin einig gewesen seien, so Zen weiter, in China Ostpolitik zu betreiben – und dabei gegen die Anweisungen von Benedikt XVI. „ein doppeltes Spiel spielten“.

Der aus der deutschen Außenpolitik der 1960er Jahre stammende, seitdem in mehreren Sprachen verwendete Begriff der Ostpolitik bezeichnete ursprünglich den politischen Prozess der Normalisierung der Beziehungen zwischen Ost und West in den Jahren 1969 bis 1989. Sie endete mit der Wiedervereinigung Deutschlands nach der friedlichen Revolution gegen das DDR-Regime in den Jahren 1989-1990 und der Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991.

Als vatikanische Ostpolitik werden die Bemühungen von Papst Paul VI. bezeichnet, durch Dialog, Kompromissbereitschaft und weitere Vereinbarungen mit kommunistisch regierten Ländern Osteuropas eine Annäherung zu erreichen.

Diese Politik habe Kardinal Pietro Parolin im Jahr 2013 mit seiner Ernennung zum Staatssekretär des Vatikan wieder aufgegriffen, schreibt Kardinal Zen – auch wenn inzwischen Kardinal Dias im Alter von 75 Jahren in den Ruhestand gegangen, und Parolin im Jahr 2009 zum Nuntius in Venezuela ernannt worden war.

Der chinesische Würdenträger betonte weiter, dass Kardinal Parolin freundlich sei, und „mit einer außerordentlichen diplomatischen Kunst begabt“. Allerdings sei er „besessen von der Ostpolitik … [er] bietet bereitwillig seine Zusammenarbeit an, gibt die gewünschten Informationen und lässt die besorgniserregenden Inhalte aus.“

Seiner Meinung nach, so Zen, seien diejenigen, die das Abkommen unterstützen, bereit, einen Kompromiss ohne Auflagen einzugehen:

„Sie sind jetzt schon bereit, sich vollständig zu ergeben“.

Kennt der Papst die Einzelheiten nicht?

Ausgehend von dem, was Papst Franziskus ihm und Erzbischof Savio Hon – der im britischen Hongkong geboren wurde und derzeit Apostolischer Nuntius in Griechenland ist – gesagt habe sei klar, dass Franziskus die Details des geplanten Abkommens nicht kenne.

Gläubige auf dem chinesischen Kontinent würden sich wegen bestimmter Missverständnisse nicht über den Papst beschweren, so Kardinal Zen weiter.

Wenn ein Abkommen erst einmal vom Papst unterschrieben worden sei, dann könne man dies nur akzeptieren. „Aber vor der eventuellen Unterzeichnung ist es unser Recht, die Wahrheit über Dinge bekannt zu machen“ – auch um mögliche Gefahren zu vermeiden, schrieb der Würdenträger in seinem auf chinesisch veröffentlichten Blog am 24. Februar, das auf Italienisch übersetzt auf dem Blog des Vatikanisten  veröffentlicht wurde. (CNA Deutsch)

Was Kardinal Zen dem Papst über die Kirche in China sagte

HONG KONG – Der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, hat am Montag, den 29. Januar, einen Brief veröffentlicht. Darin erklärt er die schwierige Situation der katholischen Kirche in China und analysiert den Druck und die Verfolgung – vor allem auch der Bischöfe.

In dem Brief, den er auf seiner Website veröffentlichte, erinnert der Kardinal daran, dass die Medien in den letzten Tagen berichtet hatten, der Vatikan habe einen Bischof zum Rücktritt aufgefordert und einen weiteren dazu, der Niederlegung seines Amtes zuzustimmen, um zu ermöglichen, dass von der Regierung ausgesuchte Bischöfe deren Position einnehmen.

Einer der beiden Bischöfe, Monsignore Zhuang, bat den Kardinal, einen von ihm verfassten Brief an Papst Franziskus zu senden. Der Kardinal konnte diesen Auftrag erfüllen und den Brief übergeben, als er am vergangenen 10. Januar nach Rom reiste und an der Generalaudienz teilnahm, die in der Audienzhalle stattfand.

Am gleichen Tag erhielt er einen Anruf aus der Casa Santa Marta, in der der Papst wohnt, und man teilte ihm mit, dass er am 12. Januar, dem Vorabend der Papstreise nach Chile und Peru, ihn in Audienz empfangen würde.

Das Treffen dauerte circa eine halbe Stunde, kommentiert der chinesische Kardinal, und der Papst sagte, er „würde sich die Sache ansehen.“ Des weiteren erklärte der Heilige Vater, er würde ihnen (seinen Mitarbeitern beim Heiligen Stuhl) sagen, keinen weiteren Fall Mindszenty zu schaffen.

Kardinal Mindszenty war während der kommunistischen Diktatur in Ungarn Erzbischof von Budapest gewesen. Er wurde inhaftiert, konnte aber letztendlich 1956 in die amerikanische Botschaft fliehen.

Unter dem Druck der damaligen kommunistischen Regierung bat ihn der Vatikan, das Land zu verlassen und ersetzte ihn durch einen Bischof, der mehr „nach dem Geschmack“ der Regierung gewesen war.

Der emeritierte Bischof von Hongkong erklärt in seinem Brief:

„Das Problem ist nicht der Rücktritt der legitimen Bischöfe, sondern die Bitte, den illegitimen und sogar exkommunizierten Platz zu machen. Viele ältere Bischöfe im Untergrund haben – obwohl das Alter für den Rücktritt in China nie eingehalten wurde – eindringlich um einen Nachfolger gebeten, aber nie eine Antwort vom Heiligen Stuhl erhalten.“

Indes, so Kardinal Zen weiter, „könnte es sein, dass einige andere, die schon einen designierten Nachfolger haben, bereits sogar die Bulle seiner Ernennung in Händen halten, unterzeichnet vom Heiligen Vater, aber die Weisung erhalten haben, nicht mit der Ordination fortzufahren, aus Angst, die Regierung zu brüskieren.“

„Ich weiß, dass ich hinsichtlich der gegenwärtigen Situation der Kirche in China pessimistisch bin, aber mein Pessimismus gründet auf meiner langen und direkten Erfahrung mit der Kirche in China. Zwischen 1989 und 1996 verbrachte ich gewöhnlich sechs Monate im Jahr damit, in verschiedenen Seminaren der offiziellen Kirche zu lehren. Deshalb habe ich direkt die Sklaverei und die Erniedrigung gesehen, der unsere Brüder im Bischofsamt ausgesetzt sind.“

Der Kardinal berichtet auch, dass die Regierung die Religionsfreiheit sogar noch weiter einschränkt, da die Gläubigen, zum Beispiel, ab dem 1. Februar diesen Jahres nicht mehr an der Heiligen Messe in der Untergrundkirche, die Rom treu bleibt, teilnehmen dürfen.

Der chinesische Kardinal weist ebenso darauf hin, dass „einige sagen, dass die Bemühungen um eine Übereinkunft dazu dienen sollen, ein kirchliches Schisma zu vermeiden. Wie lächerlich! Das Schisma ist da, in der unabhängigen Kirche!“ die von der Regierung kontrolliert wird.

„Die Päpste haben es vermieden, das Wort Schisma zu gebrauchen, weil sie wussten, dass viele in der offiziellen katholischen Kirche dort nicht aus freiem Willen waren, sondern aufgrund großen Drucks. Die vorgeschlagene ´Vereinigung´ würde jeden dazu zwingen, ihr anzugehören.“

Wenn dies geschieht, „würde der Vatikan – nach Meinung des emeritierten Bischofs – einer gestärkten schismatische Kirche seinen Segen geben.“

Dann stellt er die Frage: „Ist es gut, zu versuchen, eine gemeinsame Grundlage zu finden, um den Vatikan und China, die seit Jahrzehnten getrennt sind, zu vereinen? Aber kann es denn etwas ´Gemeinsames´ mit einem totalitären Regime geben? Man ergibt sich oder akzeptiert die Verfolgung, aber bleibt sich selbst treu. Können Sie sich eine Vereinbarung zwischen dem heiligen Josef und König Herodes vorstellen?

Der Kardinal fährt in seinem Brief fort: Da die Dinge so stehen: „Glaube ich, dass der Vatikan die katholische Kirche in China verkauft? Ja, definitiv, wenn er in die Richtung geht, die in dem aufscheint, was er in den letzten Jahren und Monaten getan hat.“

Abschließend fragt sich der chinesische Kardinal, ob vielleicht

„ich das Haupthindernis in dem Prozess zum Erreichen einer Vereinbarung zwischen dem Vatikan und China bin? Wenn es eine schlechte Vereinbarung ist, wäre ich mehr als glücklich, das Hindernis zu sein.“

Die diplomatischen Beziehungen zwischen China und dem Vatikan brachen 1951 ab, zwei Jahre nach der Machtübernahme der Kommunisten, die die ausländische Geistliche ausgewiesen haben.

Seitdem hat China die katholischen Religionsausübung nur durch die Chinesische Katholisch-Patriotische Vereinigung erlaubt, die der chinesischen Regierung gegenüber loyal ist und die Autorität des Heiligen Stuhls bei der Ernennung der Bischöfe und in der Kirchenleitung ablehnt.

Die rechtmäßigen Bischöfe hingegen, die dem Papst treu bleiben, leben in einer Situation, die einer Untergrundbewegung ähnlich ist, und die ständig von den kommunistischen Behörden belauert wird.

Seit einigen Jahren arbeitet der Heilige Stuhl an einer Übereinkunft für die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zu China – eine Annäherung, die durch Papst Franziskus ermutigt wird.

Im August 2014 sandte der Heilige Vater, während er nach Südkorea reiste, ein Telegramm an den Präsidenten Chinas, als das Flugzeug den Luftraum über China durchflog, und drückte ihm seine besten Wünsche aus.

Die Tatsache, dass der Papst die Erlaubnis erhalten hatte, diesen Luftraum zu durchfliegen, wurde als ein kleiner Schritt nach vorne bewertet. Papst Johannes Paul II. musste den Luftraum bei seinen Reisen nach Asien meiden. (CNA Deutsch)

China: Joseph Kardinal Zen im Hungerstreik

ASIANEWS berichtete folgendes:

"Der frühere Bischof von Hongkong Joseph Zen ist in den Hungerstreik getreten. Damit protestiert der einzige Kardinal in Festlandchina seit diesem Mittwoch gegen eine Entscheidung des Obersten Gerichts. Es unterstellt die renommierten katholischen Schulen von Hongkong der Kontrolle des Regimes. Zen, der mindestens bis Samstag ohne Nahrung, nur mit Wasser und der heiligen Kommunion, durchhalten will, nennt den Richterspruch „ungerecht". Er drohe das katholische Schulwesen der Region zu „zerstören". Auch die anglikanischen und die methodistischen Christen, die in Hongkong ebenfalls Schulen betreiben, weisen die Einmischung der Hongkonger Stadtführung und Chinas ins freie Schulwesen zurück". (rv)

China: „Ein ganz klarer Affront“

Begleitet von scharfen Protesten aus Peking ist dem chinesischen Schriftsteller Liu Xiaobo an diesem Freitag der Friedensnobelpreis verliehen worden. Er konnte die Ehrung nicht persönlich entgegennehmen, da er in China inhaftiert ist. Auch die Katholiken in China haben in diesen Wochen in ihrer Heimat wenig Grund zur Freude. Sie selbst ans Telefon zu holen, kann Radio Vatikan um dieser Gläubigen selbst willen nicht riskieren. Deshalb sprachen wir mit dem deutschen Missions- und Chinafachmann Georg Evers. Er sieht die derzeit laufende große Konferenz der regimetreuen „Patriotischen Vereinigung der Kirche in China" als ganz klaren Affront gegen den Heiligen Stuhl. An diesem Treffen hätten nicht nur Vertreter der „Patriotischen Vereinigung" teilgenommen, sondern gezwungenermaßen auch Vertreter der katholischen Bischofskonferenz.
„Bei der ganzen Veranstaltungen ging es um die Besetzung von zwei Schlüsselpositionen, die beide vor mehr zwei Jahren freiwurden, durch den Tod des Präsidenten der Patriotischen Vereinigung und durch den Tod des Vorsitzenden der Bischofskonferenz. Die Konferenz war eine Art angekündigter Zusammenstoß. Sie wurde mehrfach verschoben, und hinter der Szene ist viel verhandelt worden. Von Rom kamen Signale an die – sehr große Zahl der – mittlerweile vom Papst anerkannten Bischöfe, an der Konferenz jetzt nicht teilzunehmen."
Auch der frühere Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, habe eindeutig von der Teilnahme am Pekinger Treffen abgeraten. Die chinesischen Religionsbehörden hätten gekontert, indem sie einige Bischöfe regelrecht „gekidnappt" und zur Teilnahme an der Konferenz gezwungen hätten.
„Also ist die Lage so, dass die Konferenz schon unter einem großen Druck der Religionsbehörden und auch der Kommunistischen Partei gestanden hat."
In den letzten Wochen habe sich das Pekinger Regime offensichtlich von einer seit ca. zwei Jahren eingespielten Praxis der Bischofsweihen abgewandt, mit der eigentlich auch Rom ganz gut habe leben können. Peking habe sich offenbar verhärtet, und die Weihe eines vom Papst nicht anerkannten Geistlichen zum Bischof im ostchinesischen Chengde sei ein trauriger Wendepunkt.
„Zum Glück, kann man vielleicht sagen, ist die Erwartung, die damit verbunden war, dass man ihn zum neuen Präsidenten der Patriotischen Vereinigung machen würde, nicht eingetreten; aber er hat immerhin den Posten des Generalsekretärs der Bischofskonferenz bekommen. Zum Vorsitzenden wurde jetzt der letzte Bischof gewählt, der vor vier Jahren illegitimer Weise geweiht wurde und vom Papst nicht anerkannt ist. Also, das ist ein ganz klarer Affront gegenüber dem Bestreben des Papstes, Versöhnung herzustellen." (rv)