China: Kardinal Zen bittet treue Katholiken, in die Katakomben zurückzukehren

Das Abkommen zwischen Vatikan und Volksrepublik ist ein „Schritt hin zur Vernichtung der wahren Kirche in China“, warnt Hong Kongs Bischof emeritus.

VATIKANSTADT , 26 October, 2018 / 7:56 AM (CNA Deutsch).-

In einem dramatischen Kommentar in der „New York Times“ hat der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, angesichts des umstrittenen Abkommens zwischen Vatikan und Volksrepublik die Katholiken Chinas aufgefordert, „in die Katakomben“ zurückzukehren.

Der chinesische Würdenträger wendet sich in seinem Artikel, der am 24. Oktober veröffentlicht wurde, direkt an die treuen Katholiken im Untergrund.

„Den Bischöfen und Priestern im Untergrund kann ich nur das sagen: Bitte, zettelt keine Revolution an. Sie nehmen euch eure Kirchen? Ihr könnt nicht mehr zelebrieren? Geht in die Häuser und betet mit euren Familien. Wartet auf bessere Zeiten. Kehrt zurück in die Katakomben. Der Kommunismus währt nicht ewig“.

Unter der Überschrift „Der Papst versteht China nicht“ schreibt der Kardinal, der auch in mehreren chinesischen Priesterseminaren unterrichtet hat, das „vorläufige“ Abkommen zwischen der kommunistischen Regierung und dem Vatikan sei „ein bedeutender Schritt hin zur Vernichtung der wahren Kirche in China.“

Im Gegensatz zu „Papst Franziskus, einem Argentinier, der scheinbar die Kommunisten nicht versteht“ würde er China kennen, schreibt Zen: Franziskus sei „sehr pastoral und kommt aus Südamerika, wo sich historisch gesehen die Militärregierungen und die Reichen verbünden, um die Armen zu unterdrücken. Und wer tauchte dort auf, um sie zu verteidigen? Die Kommunisten. Möglicherweise sogar einige Jesuiten“.

„Franziskus mag eine natürliche Sympathie für die Kommunisten haben, denn für ihn sind sie die Verfolgten. Er kennt sie nicht als die Verfolger, die sie werden, wenn sie einmal an der Macht sind, wie die Kommunisten in China.“

Der emeritierte Bischof von Hongkong erinnerte daran, dass „der Heilige Stuhl und Peking die Beziehungen in den 1950er Jahren abgebrochen hatten. Die Katholiken und andere Gläubige wurden verhaftet und in Arbeitslager geschickt. Ich kehrte 1974, während der Kulturrevolution, nach China zurück; und die Situation war schrecklich – jenseits jeglicher Vorstellung. Eine ganze Nation in Sklaverei. Wir vergessen diese Dinge zu schnell. Wir haben auch vergessen, dass man nie eine echte Übereinkunft mit einem totalitären Regime erreichen kann.“

„China hat sich seit den 1980er Jahren geöffnet, aber auch heute noch ist alles unter Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas. Die offizielle Kirche in China wird von der sogenannten Patriotischen Vereinigung und der Bischofskonferenz kontrolliert, die beide unter der Fuchtel der Partei stehen“.

Bischof Zen hob hervor, dass Kardinal Josef Tomko, der von 1985 bis 2002 Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker war, „den Kommunismus verstanden hatte und weise war.“

Seiner Meinung nach änderten sich die Dinge, als Kardinal Tomko im Jahr 2002 in Ruhestand ging. Obwohl eine Sonderkommission für die Themen der Kirche in China eingerichtet wurde, der auch Kardinal Zen angehörte, verschlimmerten sich die Zustände.

Der Kardinal betonte, dass es mit Papst Benedikt XVI. neue Hoffnung gegeben habe.

Aber als dieser im Jahr 2007 seinen Brief an die Kirche Chinas herausbrachte, geschah etwas Unglaubliches. Die chinesische Übersetzung wurde mit Fehlern veröffentlicht, einschließlich einem, der sehr bedeutend war, und absichtlich zu sein schien.

Der Text verbreitete sich in der falschen Fassung, obwohl der Vatikan ihn korrigiert hatte, so Zen.

Das führte dazu, dass „einige Bischöfe den historischen Brief Benedikts als Ermutigung verstanden, der staatlich sanktionierten Kirche beizutreten“, während er im Gegenteil eine Kritik des Regimes war.

„Franziskus will nach China kommen. Alle Päpste wollten nach China, angefangen mit Johannes Paul II. Aber was brachte der Besuch Franziskus´ in Kuba im Jahr 2015 der Kirche? Was der kubanischen Bevölkerung? Fast nichts. Hat der die Gebrüder Castro bekehrt?“

Aufgrund der aktuellen Restriktionen der chinesischen Regierung gegen die Kirche „sagen mir Untergrund-Priester vom Festland, dass sie ihren Pfarreimitgliedern abraten, zur Messe zu kommen, damit sie nicht verhaftet werden“, so Zen.

„Vernichtung der wahren Kirche in China“

Hinsichtlich der Vereinbarung zur Ernennung von Bischöfen stellt der Kardinal die Frage:

„Aber was bringt es, das letzte Wort zu haben, wenn China schon vorher alle Wörter haben wird? In der Theorie kann der Papst die Ernennung eines jeden Bischofs verbieten, der ihm nicht würdig erscheint, aber wie viele Male wird er das in Realität tun können?“

Über die chinesischen Bischöfe, die an der Synode teilnehmen, sagte Kardinal Zen, dass beide „der chinesischen Regierung nahe stehen“ und „ihre Präsenz bei der Versammlung eine Beleidigung für die guten Bischöfe in China war.“

In der offiziellen Kirche, die vom Regime kontrolliert wird, gibt es derzeit „70 Bischöfe und in der Untergrund-Kirche circa 30. Die chinesischen Behörden sagen: Ihr erkennt unsere sieben (illegitimen) Bischöfe an und wir erkennen eure 30 an. Das hört sich wie ein guter Tausch an. Aber können diese 30 dann noch als Untergrund-Bischöfe wirken? Sicherlich nicht.“

„Sie werden gezwungen sein, der sogenannten Bischofskonferenz beizutreten. Sie werden gezwungen sein, sich den anderen in diesem Vogelkäfig anzuschließen und eine Minderheit darin sein. Das Abkommen des Vatikans, das im Namen der Einheit der Kirche in China getroffen wurde, bedeutet die Vernichtung der wahren Kirche in China.“

„Wenn ich ein Karikaturist wäre, würde ich den Heiligen Vater auf Knien zeichnen, während er Präsident Xi Jinping die Schlüssel des Himmelreiches anbieten und sagt: ‚Bitte erkenne mich als Papst an'“, schreibt der Kardinal.

Nach Unterzeichnung der Vereinbarung konnten zwei von der Volksrepublik eingesetzte chinesische Bischöfe an der Jugendsynode teilnehmen, die noch bis zum 28. Oktober stattfinden wird. Diese Bischöfe haben den Papst eingeladen, China zu besuchen.

Im aktuellen Monat Oktober haben die Behörden in China in drei Diözesen des Landes eine Offensive gegen Kreuze und Strukturen der Kirche gestartet.
Auf dem Rückflug von seiner Reise nach Lettland, Litauen und Estland erklärte Papst Franziskus Ende September zu den Journalisten: „Ich bin der Verantwortliche“ für diese Vereinbarung.

Bezüglich der sieben Bischöfe, die sich nicht in Gemeinschaft mit der Kirche befanden – wie der Volkskongress-Abgeordnete Bischof Guo Jincai, der an der Synode teilnimmt – erklärte Franziskus, dass „sie Fall für Fall studiert wurden. Die Akten eines jeden Bischofs lagen am Ende auf meinem Schreibtisch und ich war für die Unterzeichnung eines jeden Falles der Verantwortliche.“

Der Papst hat auch das Abkommen des Vatikans mit der Volksrepublik in einer Öffentlichen Botschaft verteidigt. Darin fordert Franziskus die Katholiken auf, „gute Bürger“ zu sein, sich um „Dialog“ und „Versöhnung“ zu bemühen. (CNA Deutsch)

Sind dies wirklich neu gefundene Reliquien des heiligen Petrus?

ROM – In den letzten Tagen machte in verschiedenen Medien und in den sozialen Netzwerken die Nachricht die Runde, dass bei Restaurierungsarbeiten in der Kirche Santa Maria in Cappella in Rom Knochen gefunden worden waren, die angeblich vom heiligen Apostel Petrus stammen würden. Was steckt dahinter?

Mehrfach wurde berichtet, man hätte bei Arbeiten in dieser Kirche im römischen Viertel Trastevere hinter einem mittelalterlichen Altar eine Reihe kleiner Urnen aus Ton gefunden, in denen Knochenreste enthalten waren.

Auf einer dieser Urnen befand sich eine Inschrift, die den Namen des heiligen Petrus zusammen mit den Namen der Päpste Cornelius, Calixt und Felix aufwies.

Forschungen von Archäologen haben ergeben, dass die gefundenen Knochenreste wahrscheinlich ursprünglich aus einer der Katakomben stammen, die außerhalb der Stadt Rom liegen.

Es gibt jedoch bislang keinerlei wissenschaftlichen Beweis, der die Funde authentifiziert: Die echten Überreste des ersten Bischofs von Rom sind weiterhin jene, die im Petersdom im Vatikan verehrt werden.

Die Katakomben waren Orte, an denen die römischen Christen der ersten Jahrhunderte begraben worden waren. Im Gegensatz zu dem, was viele glauben, waren sie weder geheime Orte, noch Stätten, an denen heilige Messen gefeiert wurden, um der Verfolgung im römischen Kaiserreich zu entgehen.

Die alten heidnischen Römer achteten den Tod und verehrten ihn sogar. Deshalb erlaubten sie, Christen zu beerdigen und respektierten ihre Begräbnisstätten, auch wenn das Christentum selbst durch die kaiserlichen Machthaber verboten war. Die ersten Christen feierten die Heilige Messe jedenfalls in den Domus Ecclesiae, nicht in den Katakomben.

Daher wurden die ersten Märtyrer und die ersten Päpste in den Katakomben beigesetzt, wie beispielsweise in den Katakomben des heiligen Calixtus oder des heiligen Sebastian, die sich auf der Via Appia befinden, die das Zentrum Roms mit dem Hafen von Ostia verband.

Erst nach dem Einfall der barbarischen Völker ab dem IV. Jahrhundert und vor allem im V. Jahrhundert wurde Rom offiziell ein christliches Reich; die Kirche begann die sterblichen Überreste der Märtyrer und Päpste in die Kirche im Stadtinneren zu übertragen, um die Reliquien besser schützen zu können.

Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass die in Trastevere gefundenen Überreste diesen Ursprung haben. Diese Interpretation wird durch die Tatsache gestärkt, dass die Archäologen die Urnen auf das XI. Jahrhundert datiert haben, in dem auch die Kirche Santa Maria in Cappella errichtet worden war.

Andererseits zeigen die Inschriften nicht notwendigerweise die Identität der verehrten Personen an. In den Katakomben des heiligen Sebastian wurden auch Grabsteine mit den Namen des heiligen Petrus, des heiligen Paulus und anderer Apostel gefunden. Das bedeute nicht, dass die Gräber Reliquien der Apostel beinhalten würden, sondern es war eine Art und Weise, auf die man um ihre Fürbitte für die Seele des dort Begrabenen bat.

Das Grab des heiligen Petrus im Vatikan

Die katholische Kirche verortet, ausgehend von zahlreichen durchgeführten Untersuchungen, die echten Reliquien des Apostels Petrus in der Nekropolis, die sich unter der Basilika im Vatikan befindet.

Der Ort, an dem sich aktuell der Petersdom und der Petersplatz befinden, war im ersten Jahrhundert der christlichen Ära ein großes freies Feld, außerhalb der römischen Stadtmauern. Dort hatten einige reichsten Familien Roms einen Friedhof errichtet, eine heidnische Nekropolis, die die Überreste ihrer Verstorbenen aufnehmen sollte.

Neben der Nekropolis gab es einen Circus, der von Nero erbaut worden war und der – im Gegensatz zum Circus Maximus – nur zu privaten Zwecken für Veranstaltungen des Kaisers benutzt wurde.

Diese Art von privaten Bauwerken für die Aufführung von Spielen war im alten Rom gebräuchlich. Zwei davon kann man noch heute besuchen: Das Stadion auf dem Palatin und den Circus des Maxentius.

Im von Nero erbauten Circus auf dem vatikanischen Hügel wurde gemäß der Tradition im Jahr 67 der heilige Petrus getötet. Sein Leib wurde anschließend in der Nekropolis beigesetzt, die sich auf demselben Hügel befand.

Als Erinnerung an jenen Circus wurde der Obelisk, der in seiner Mitte errichtet worden war, auf dem jetzigen Petersplatz platziert, auf dem er immer noch steht.

Das Andenken an das Grab des heiligen Petrus blieb in der ersten christlichen Gemeinde Roms lebendig und in den ersten Jahrhunderten des Christentums, vor der Bau der Katakomben, wurden viele Christen in der vatikanischen Nekropolis um das Grab des heiligen Petrus herum bestattet.

Und so befahl Kaiser Konstantin, der erste christliche Kaiser, über die Nekropole die ursprüngliche Basilika des heiligen Petrus zu errichten, die heute nicht mehr existiert. Das Grab des Apostels sollte sich unter dem Schnittpunkt der Kirchenschiffe befinden. Diese Struktur findet man auch heute, in der barocken Basilika, noch. Das Grab des Petrus befindet sich genau unter dem bronzenen Baldachin Berninis.

Nach dem Verschwinden der konstantinischen Basilika und dem Bau der aktuellen Basilika im XV., XVI. und XVII. Jahrhundert, wurde der Zugang zum Grab verschlossen; deshalb ging das Andenken daran verloren und es gab sogar Zweifel an seiner wirklichen Existenz auf dem Vatikanhügel.

Um diese Diskussionen bezüglich der Existenz der Überreste des heiligen Petrus im Vatikan zu beenden, ließ Papst Pius XII. im Jahre 1940 eine große archäologische Ausgrabung unter der Basilika durchführen, die unter Papst Paul VI. beendet wurde.

Diese Untersuchung ermöglichte es, die Reste der durch Konstantin erbauten Basilika wieder zu entdecken und auf einer zweiten Ebene die römische Nekropolis, in einem Zustand, der die Archäologen jener Zeit erstaunte.

Dort fand man, zwischen luxuriösen Mausoleen der heidnischen Patrizierfamilien, die Überreste eines alten, leeren Grabmals inmitten einer Reihe zweifellos christlicher Gräber.

Das Grabmal wies mehrere christliche Graffiti auf, die anzeigen, dass dort ein bedeutender christlicher Märtyrer ruhe. Die Aufschrift „Hier ist Petrus“ gab seine Identität an.

Über diesem Grabmal, in einer Konstruktion aus der Zeit der konstantinischen Basilika, fand man eine Urne mit verschiedenen, in ein purpurnes Tuch gewickelten, Knochen. Das war die Farbe für die römischen Kaiser, aber auch für die christlichen Märtyrer. Die Knochen waren aufgrund des Tuches, in das sie eingewickelt waren, rot gefärbt.

Die Kirche verkündete damals der Welt, dass das Grab des heiligen Petrus entdeckt und identifiziert worden war. Spätere Untersuchungen der Überreste ergaben, dass – auch wenn es unmöglich wäre, diese Überreste mit hundertprozentiger Sicherheit einer bestimmten Person zuordnen zu können – man doch bescheinigen könne, dass sie einem Mann gehörten, der im ersten Jahrhundert des Christentums gelebt hatte und der ähnliche körperliche Merkmale aufwies, wie man sie dem heiligen Petrus zuschrieb.

Die Überreste des heiligen Petrus können heute in den vatikanischen Grotten, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind, besichtigt werden.

Übersetzt aus dem Spanischen von Susanne Finner. (CNA Deutsch)