Schuldig: 5 Jahre Haft für Vatikandiplomat wegen Kinderpornographie

VATIKAN ,- Fünf Jahre Haft wegen des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornographie: Dazu hat ein Gericht im Vatikan heute Monsignore Carlo Alberto Capella verurteilt.

Der 51 Jahre alte war als Diplomat des Vatikans in Washington tätig, als er ermittelnden US-amerikanischen Behörden auffiel, die daraufhin den Heiligen Stuhl in Kenntnis setzten.

Der während des Prozesses geständige Priester und Botschaftsmitarbeiter wurde ebenfalls mit einer Geldstrafe von 5.000 Euro belegt. Wo der Mann seine Haftstrafe absitzen wird, ist unbekannt.

Während des Prozesses gab Capella zu, ein Konto beim Internetdienst „Tumblr“ eröffnet zu haben, auf dem er unzüchtige Bilder und Videos von Kindern – hauptsächlich Jungen – online erhielt und austauschte. Etwa 40-55 Bilder wurden auf sein Handy, seinen Computer und in einem Speicher in der Cloud geladen.

Auf einigen der Bilder waren Buben zwischen 14 und 17 Jahren zu sehen. Mindestens ein Video zeigte ein Kind, das in einem expliziten Geschlechtsakt mit einem Erwachsenen dargestellt wurde.

Zu Beginn der Anhörung am Samstag forderte der vatikanische Generalstaatsanwalt Gian Piero Milano, dass Capella für 5 Jahre und 9 Monate inhaftiert werde und eine Geldstrafe von 10.000 Euro bezahle, da er „wissentlich und bereitwillig“ „riesige Mengen“ an pornographischen Bildern mit Kindern erworben, weitergegeben und auf seine Geräte heruntergeladen habe.

Der Anwalt von Capella bat jedoch darum, das Urteil auf ein Minimum zu reduzieren, da der Priester zum Zeitpunkt des Beginns seiner Verbrechen psychisch instabil gewesen sei und das vatikanische Gesetz nicht festlege, was der Begriff „große Mengen“ bedeute.

Der Prozess dauerte zwei Tage.

In seinen Schlussbemerkungen vor der Urteilsverkündung betonte Capella seine Reue, und dass die Fehler, die er gemacht habe, „offensichtlich“ gewesen seien und im Kontext einer „Schwäche-Phase“ geschehen seien.

„Es tut mir sehr leid“, sagte er, „denn meine Schwäche hat die Kirche, meine Diözese, den Heiligen Stuhl und meine Familie beschämt.“

Ursprünglich aus Capri stammend, wurde der heute verurteilte Straftäter zum Priester der Erzdiözese Mailand geweiht und 1993 von Kardinal Carlo Maria Martini in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls berufen.

Nach dem Studium an der Päpstlichen Kirchlichen Akademie wurde er 2004 in die apostolische Nuntiatur nach Indien geschickt und drei Jahre später, 2007, in die Nuntiatur nach Hongkong versetzt. Danach wurde er 2011 wieder in den Vatikan versetzt und arbeitete im Staatssekretariat für die Beziehungen zu den Staaten.

Im Juni 2016 wurde er nach Washington D.C. verlegt. Dort begann Capella kurz nach seiner Ankunft in den USA im Juli 2016, über das Internet Pornografie und Kinderpornographie zu nutzen. Das US-Außenministerium informierte den Vatikan über das Verhalten des Priesters am 21. August 2017, woraufhin der Priester in den Vatikan bestellt und am 9. Juni angeklagt wurde. Auch in Kanada liegt gegen den Capella ein Haftbefehl vor, weil er während eines Aufenthalts dort Kinderpornographie geladen haben soll.

Vor seinem Prozess war der Straftäter seit dem 9. April 2018 in einer vatikanischen Gefängniszelle festgehalten worden.

Übersetzt und redigiert aus dem Englischen von AC Wimmer. (CNA Deutsch)

Päpstlicher Kammerdiener im Verdacht

In der Affäre um die Weitergabe vertraulicher Vatikan-Dokumente ist der Kammerdiener von Papst Benedikt XVI. festgenommen worden. Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte die Verhaftung des 46-jährigen Paolo Gabriele am Samstag in einer Mitteilung. Der Hausangestellte befindet sich bereits seit vergangenem Mittwochabend in Haft. Er habe zwei Anwälte benannt und sich mit diesen beraten, so der Vatikansprecher.

Die erste Phase der Erhebungen gegen Gabriele ist nach Angaben von Lombardi bereits abgeschlossen. Durchgeführt wurde sie vom vatikanischen Generalstaatsanwalt Nicola Picardi. Derzeit sei der Untersuchungsrichter Piero Antonio Bonnet am Zug. Die Ermittlungsphase diene dazu, ein angemessenes Gesamtbild der Lage zu erhalten. Danach werde der Untersuchungsrichter den Kammerdiener entweder freilassen oder ein Hauptverfahren eröffnen.

Vor Journalisten erklärte Vatikansprecher Lombardi, bei den Nachforschungen sei nicht von „kurzen Fristen" auszugehen. Welche weiteren Fragen dabei auftauchten, sei ungewiss. So fragen sich beispielsweise etliche Beobachter, ob es noch weitere Verdächtige in der Affäre um die Weitergabe vertraulicher Vatikan-Dokumente gibt. Lombardi ließ anklingen, dass mit der Verhaftung des Kammerdieners noch nicht der Abschluss der Affäre erreicht sei. Bisher sei ausschließlich die vatikanische Justiz mit dem Fall befasst. Der tatverdächtige Kammerdiener wohne auf vatikanischem Staatsgebiet, daher unterliege er „vollständig den vatikanischen Justiznormen".

Der Vatikan habe die Verhaftung erst nach Abschluss der Vorermittlungen bestätigten wollen, erläuterte der Vatikansprecher. Die Festnahme Gabrieles habe im Vatikan „Erstaunen und Schmerz" ausgelöst. „Alle im Vatikan kannten ihn, es gibt großes Mitgefühl mit seiner Familie", betonte Lombardi. Er hoffe, dass die Familie des Mannes „diese Prüfung überstehen" könne.

Der 46-jährige lebte mit seiner Frau und den drei Kindern in einer Wohnung im Vatikanstaat. Er arbeitete seit 2006 als Kammerdiener für Benedikt XVI. Neben vier Ordensfrauen und den beiden Privatsekretären Georg Gänswein und Alfred Xuereb war Gabriele einer der wenigen Vertrauten, die Zugang zu den Privaträumen des Papstes hatten.

In den vergangenen Monaten waren immer wieder interne Dokumente an italienische Medien weitergegeben worden, in denen es unter anderem um Korruptionsvorwürfe ging. Einige davon sind in dem Buch „Sua Santità" („Seine Heiligkeit") von Gianluigi Nuzzi abgedruckt, das vor einer Woche in Italien erschien. Unter den Dokumenten, die dem Autor zugespielt wurden, sind unter anderem streng geheime und private Briefe des Papstes. Der Vatikan bezeichnete die Veröffentlichung als kriminellen Akt.

Nach ersten Enthüllungen im Januar hatte Benedikt XVI. im April eine Untersuchung der „Vatileaks"-Affäre angeordnet und eine Kommission von Kardinälen unter der Leitung des „Innenministers" des Heiligen Stuhles, Erzbischof Angelo Becciu, mit den Ermittlungen betraut. Im Fokus der Korruptionsvorwürfe stand zumeist das vatikanische Geldinstitut IOR, dessen Präsident Ettore Gotti Tedeschi am Donnerstag zurücktrat. Zuvor hatte ihm der Aufsichtsrat einstimmig das Misstrauen ausgesprochen. Der Vatikan teilte mit, Gotti Tedeschi habe nicht den „grundlegenden Anforderungen" seines Amts genügt. Als Interimschef wurde sein bisheriger Stellvertreter, der Deutsche Ronaldo Hermann Schmitz ernannt. (rv)