Franziskus in Fatima: „Wenn wir Christen sein wollen, müssen wir auch marianisch sein“

Aber mit welcher Maria? Zum Auftakt seiner Fatima-Reise spricht der Papst über die Rolle der Muttergottes im Leben aller Christen und der Kirche.

FATIMA ,- Zum Auftakt der Feierlichkeiten zum Jahrhundert-Gedenken der Marien-Erscheinungen von Fatima hat der Papst die im Heiligtum versammelten Pilger zum rechten Marien-Verständnis ermutigt.

Franziskus warnte dabei – bevor er mit den Gläubigen den Rosenkranz betete – auch davor, die Barmherzigkeit der Muttergottes über die ihres Sohnes zu stellen.

Zusammen mit tausenden Pilgern ist Franziskus in den portugiesischen Wallfahrtsort gekommen, um zu beten – und am morgigen Samstag zwei der Seherkinder heilig zu sprechen, denen Maria erschienen ist.

Das Jahrhundert-Gedenken von Fatima – samt der Heiligsprechung – ist ein historisches Jubiläum für die Weltkirche.

In seiner Begrüßung der Pilger „zu Maria und mit Maria“ dankte der Papst dafür, mit ihnen „in der Hoffnung und im Frieden“ diese Wallfahrt machen zu dürfen.

Sowohl die versammelten Gläubigen als auch alle, die anderswo sind aber im Geist in Fatima umarme er, so Franziskus, im Gefühl, „dass Jesus euch mir anvertraut hat (vgl. Joh 21,15-17)“.

„Daher umarme ich euch alle und empfehle euch Jesus, ‚besonders jene, die seiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen‘ – wie die Mutter Gottes uns zu beten gelehrt hat“, so der Papst, der damit das Fatima-Gebet zitierte, dass den Hirtenkindern am 13. Juli 1917 offenbart wurde.

Die „sanfte und fürsorgliche Mutter aller Bedürftigen, möge ihnen den Segen des Herrn erwirken“, betete Franziskus.

Vollkommen erfüllt habe sich dieser Segen in der Jungfrau Maria, so Franziskus weiter: Kein anderes Geschöpf habe über sich das Antlitz Gottes aufstrahlen sehen wie sie, die dem Sohn des ewigen Vaters ein menschliches Gesicht gegeben hat.

Wir können es nun in einer Reihe von freudenreichen, lichtreichen, schmerzhaften und glorreichen Momenten ihres Lebens betrachten, die wir beim Beten des Rosenkranzes durchgehen. Mit Christus und Maria bleiben wir in Gott.

Franziskus, seinen Vorgänger Paul VI. zitierend, betonte weiter:

In der Tat, »wenn wir Christen sein wollen, müssen wir auch marianisch sein. Das heißt, wir müssen die wesentliche, lebendige und von der Vorsehung bestimmte Beziehung anerkennen, die Maria mit Jesus verbindet und die uns den Weg eröffnet, auf dem sie uns zu ihm führt« (Paul VI., Ansprache während des Besuchs des Heiligtums der Muttergottes von Bonaria, Cagliari, 24. April 1970).

So nehme das Evangelium, „jedes Mal wenn Christen den Rosenkranz beten“, seinen Weg im Leben eines jeden Einzelnen, der Familien, der Völker und der ganzen Welt auf, erklärte der Papst weiter.

Doch mit welcher Maria?

Die Frage sei allerdings, mit welcher Maria man sich auf den Weg mache, mahnte Franziskus:

Ist sie eine Lehrerin des geistlichen Lebens, die erste, die Christus auf dem „schmalen Weg“ des Kreuzes gefolgt und so unser Vorbild geworden ist – oder ist sie vielmehr eine „unnahbare“ Herrin, die wir nicht nachahmen können?

Es gehe nicht um „ein Heiligenbild, an das man sich wendet, um schnell und billig eine Gunst zu erhalten“, sondern um „die Jungfrau Maria des Evangeliums, die von der betenden Kirche verehrt wird“, so der Papst in Fatima.

Dabei gehe es auch um das rechte Verständnis von Gottes Gerechtigkeit und Barmherzigkeit:

Natürlich leugnet die Barmherzigkeit Gottes die Gerechtigkeit nicht; denn Jesus hat die Folgen unserer Sünde mit der gerechten Strafe auf sich genommen. Er leugnet die Sünde nicht, er hat sie vielmehr am Kreuz für uns bezahlt. Und so sind wir im Glauben, der uns mit dem Kreuz Christi verbindet, von unseren Sünden frei. Legen wir jede Form von Angst und Furcht ab, denn das ziemt sich nicht für jemanden, der geliebt wird (vgl.1 Joh 4,18).

Er bitte, dass „jeder von uns mit Maria zu einem Zeichen und Sakrament der Barmherzigkeit Gottes“ werde, so Franziskus abschließend.

Von Maria an der Hand genommen und unter ihren Augen können wir mit Freuden das Erbarmen des Herrn besingen. Wir können sagen: Meine Seele singt für dich, mein Herr! (CNA Deutsch)

Fatima: Schritt für Schritt mit Papst Franziskus

Freitag, 12. Mai

14.00 Uhr: Abflug von Rom-Fiumicino mit einer Alitalia-Maschine

16.20 Uhr: Ankunft auf dem Militärflughafen Monte Real. Der portugiesische Präsident Marcelo Nuno Duarte Rebelo de Sousa empfängt den Gast aus Rom, es folgt eine private Begegnung der beiden im Kontrollturm. Ein Elektromobil bringt den Papst zur Kapelle des Militärflughafens, wo Franziskus einige kranke Soldaten und ihre Familien begrüßt und vor dem Allerheiligsten betet.

18.35 Uhr: Im Helikopter fliegt der Papst zum Stadion von Fatima, von dort fährt er im Papamobil weiter zum Heiligtum.

19.15 Uhr: Im Heiligtum von Fatima empfangen der Rektor und Zehntausende Pilger den Papst. Vor dem Gnadenbild der Muttergottes von Fatima betet Franziskus zusammen mit den Anwesenden. Danach verehrt er der Statue die „Goldene Rose“, eine päpstliche Auszeichnung, die für Jesus steht. Das Gebet ist die erste öffentlich übertragene Begegnung von Franziskus in Fatima.

22.10 Uhr: Nach dem Abendessen in der Pilgerherberge „Nossa Senhora do Carmo“, in der Franziskus auch nächtigen wird, fährt der Papst im Papamobil zur Kapelle der Marienerscheinungen von Fatima. Dort betet er in Stille, weiht Kerzen und entzündet sodann eine davon an der Osterkerze. Nach einer Ansprache betet der Papst den Rosenkranz mit den Fatima-Pilgern. Im Anschluss leitet Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin eine Marienprozession, während Franziskus sich zur Nachtruhe zurückzieht.

Samstag, 13. Mai

10.10 Uhr: Franziskus empfängt im Pilgerhaus den portugiesischen Premierminister Luis Santos da Costa.

11.00 Uhr: Im Heiligtum feiert der Papst, nachdem er die Gräber der Hirtenkinder verehrt hat, die Heilige Messe, bei der er zwei der Seherkinder heiligspricht: die Geschwister Francisco und Jacinta Marto. Vor dem Schlusssegen richtet er das Wort an Kranke.

13.30 Uhr: Das Mittagessen nimmt der Papst im Pilgerhaus mit den portugiesischen Bischöfen und seinem Gefolge ein.

16.00 Uhr: Militärflughafen: Nach einer kurzen Abschiedszeremonie mit dem portugiesischen Präsidenten im Kontrollturm besteigt der Papst eine Maschine der portugiesischen Fluggesellschaft TAP und fliegt zurück nach Rom.

19.05 Uhr: Ankunft in Rom-Ciampino und direkter Transfer in den Vatikan.

Die fett markierten Programmpunkte sind jene, die Radio Vatikan live und auf Deutsch überträgt. Die angegebenen Zeiten beziehen sich auf mitteleuropäische (römische) Zeit.

(rv)

Blumig: Papstbotschaft in Richtung Fatima

Der Papst freut sich auf Fatima: Am Mittwochabend hat er schon mal eine Videobotschaft nach Portugal geschickt. Darin bittet er zunächst um Verständnis, dass er die zwei Besuchstage auf den Marienwallfahrtsort beschränkt, statt auch noch andere Reiseziele mit ins Programm zu nehmen. Und dann kommt er in ziemlich blumiger Sprache auf seine Absichten zu sprechen.

„Ich komme als Hirte der Weltkirche zur Jungfrau Maria, um ihr die schönsten „Blumen“ anzubieten, die Jesus meiner Sorge anvertraut hat – nämlich die Brüder und Schwestern aus der ganzen Welt, die er ohne Ausnahme losgekauft hat durch sein Blut. Ich brauche Sie alle an meiner Seite, ich bitte um Ihre (physische oder geistliche) Anwesenheit, damit ich Sie alle der Jungfrau anvertrauen kann.“

„Mit Maria – Pilger der Hoffnung und des Friedens“, so lautet das Motto der Papstreise am Freitag und Samstag. Franziskus deutet es in seiner Videobotschaft als ein „Programm der Umkehr“. „Ich freue mich zu hören, dass Sie diese Reise mit intensivem Gebet vorbereiten. Das macht unser Herz weit und empfänglich für die Gaben Gottes. Ich danke Ihnen für die Gebete und Opfer, die Sie mir täglich widmen, ich kann sie gut gebrauchen. Ich komme im Namen Gottes zu Ihnen und freue mich darauf, mit Ihnen das Evangelium der Hoffnung und des Friedens zu teilen.“ (rv)

Vatikan veröffentlicht Logo für Papstbesuch in Fatima

Der Vatikan hat an diesem Montag das Logo für den kommenden Papstbesuch in Fatima veröffentlicht. Es besteht aus einem Rosenkranz, der in Herzform gelegt ist – und vereint somit die beiden zentralen Bildelemente des portugiesischen Marienwallfahrtsortes Fatima, wie der Designer des Logos betonte. In das Herz eingeschrieben stehen die Worte „Papst Franziskus“ und „Fatima 2017“. Der „Geist der Barmherzigkeit und des Friedens“, der das Pontifikat von Franziskus kennzeichne, aber auch sein einfacher und klarer Stil sollten in dem Logo deutlich werden, so die Erklärung des Designers Francisco Providence. Das Motto zu der Reise lautet „Com Maria, Peregrino na esperanca e na paz“ (Mit Maria, Pilger in Hoffnung und in Frieden). Anlass des Papstbesuchs vom 12. und 13. Mai ist der 100. Jahrestag der dortigen Marienerscheinungen. (rv)

100 Jahre Fatima: So gewinnt man einen vollkommenen Ablass

Madonna von FatimaFATIMA – Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Erscheinungen Unserer Lieben Frau von Fatima in Portugal hat Papst Franziskus beschlossen, während des gesamten Jubiläumsjahres, das am 27. November 2016 begann und am 26. November 2017 enden wird, einen vollkommenen Ablass zu gewähren.

Was ein Ablass ist? Im Codex des kanonischen Rechtes (can. 992) und im Katechismus der Katholischen Kirche (Nr. 1471) folgendermaßen definiert:

Der Ablass ist Erlass einer zeitlichen Strafe vor Gott für Sünden, die hinsichtlich der Schuld schon getilgt sind. Ihn erlangt der Christgläubige, der recht bereitet ist, unter genau bestimmten Bedingungen durch die Hilfe der Kirche, die als Dienerin der Erlösung den Schatz der Genugtuungen Christi und der Heiligen autoritativ austeilt.

Das Heiligtum in Fatima gab jetzt bekannt, dass die Gläubigen zur Erlangung des Ablasses zuerst die gewöhnlichen Bedingungen erfüllen müssen: Beichte, Kommunion und Gebet für die Intentionen des Heiligen Vaters.

In einer Erläuterung an CNA erklärte der Sekretär des Rektorats des Heiligtums in Fatima, André Pereira, dass der Ablass das ganze Jubiläumsjahr über gewonnen werden kann. Es gibt dafür drei Möglichkeiten, die in einer Veröffentlichung auf der Website des Heiligtums näher dargestellt werden.

Erstens: Eine Wallfahrt zum Heiligtum

Die erste Form ist, dass „die Gläubigen zum Heiligtum von Fatima in Portugal pilgern und dort an einer Zelebration oder einem der heiligen Jungfrau geweihten Gebet teilnehmen.“

Darüber hinaus müssen die Gläubigen das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis beten, sowie die Gottesmutter anrufen.

Zweitens: Vor jedem Bild der allerseligsten von Jungfrau Fatima in aller Welt

Die zweite Form betrifft „die frommen Gläubigen, die mit Andacht ein Bild Unserer Lieben Frau von Fatima besuchen, das in irgendeiner Kirche, Oratorium oder angemessenen Ort an den Jahrestagen der Erscheinung (am 13. eines jeden Monats, von Mai bis Oktober 2017) feierlich zur öffentlichen Verehrung aufgestellt ist und dort andächtig an einer Zelebration oder einem Gebet zu Ehren der Jungfrau Maria teilnehmen.

Auch in diesem Fall muss ein Vaterunser und das Glaubensbekenntnis gebetet, sowie die Jungfrau von Fatima angerufen werden.

Drittens: Alte und Kranke

Die dritte Form, um den Ablass zu gewinnen, trifft auf Personen zu, die aufgrund von Alter, Krankheit oder anderen schwerwiegenden Gründen nicht mobil sind.

Sie können vor dem Bild Unserer Lieben Frau von Fatima beten und müssen sich an den Tagen der Erscheinung, am 13. jeden Monats zwischen Mai und Oktober 2017, geistlich mit den Jubiläumsfeiern vereinen.

Des weiteren sollen sie „vertrauensvoll dem barmherzigen Gott durch Maria ihre Gebete, Schmerzen und Opfer ihres eigenen Lebens aufopfern. (CNA Deutsch)

Papst: „Portugalreise war Fest der Freude“

Seine Portugalreise war ein „Fest der Freude". Das sagte Benedikt XVI. an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz. Trotz Wolken und einiger Regentropfen waren tausende Pilger und Besucher vor dem Petersdom. Wie nach Papstreisen üblich, hielt das katholische Kirchenoberhaupt eine kurze Rückschau auf seinen Besuch.
„Dieser Besuch war ein Fest der Freude, des Glaubens und der Hoffnung für die Kirche und für die Menschen in diesem Land. Der begeisterte Empfang und die herzliche Aufnahme, die ich überall erfahren durfte, haben mich sehr gefreut, und allen möchte ich dafür ganz herzlich danken. Die Gottesdienste in Lissabon, Fatima und Porto, wie auch die Begegnungen mit Vertretern der Welt der Kultur und aus dem Bereich der Sozialpastoral, standen im Zeichen der Hoffnung, die Jesus Christus selber ist und die wir als seine Jünger zu den Menschen bringen sollen."
Gerade von Portugal aus seien im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Missionare aufgebrochen, um in der Welt das Evangelium zu verkünden, so Benedikt XVI.
„Ich habe die Gläubigen ermutigt, auch heute die Frohe Botschaft Christi in allen Lebensbereichen zu verkünden und den Samen der Hoffnung auszustreuen. Unter der großen Schar von Gläubigen bin ich nach Fatima gepilgert, dem geistlichen Herzen Portugals – Pilger unter Pilgern. Dort hat Maria durch die Erscheinung vor den Hirtenkindern der Welt einen besonderen Ort der Gnade aufgetan, wo wir die heilende und rettende Barmherzigkeit Gottes erfahren können, die auch uns zur Barmherzigkeit führen kann."
Die Botschaft von Fatima sei eine „Botschaft der Hoffnung"…
„… ein Aufruf zu Gebet, Buße und Umkehr, um im Vertrauen in Gottes Handeln, in der Hoffnung und in der Liebe zu wachsen. In Fatima habe ich schließlich in diesem Priesterjahr, das bald zu Ende geht, die Priester der Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens anvertraut und geweiht."
Einen frohen Gruß richte der Papst an alle Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum und aus den Niederlanden.
„Maria ist Gottes Mutter und auch unsere Mutter. Mit Maria haben wir Hoffnung; mit ihr gehen wir unsere irdische Pilgerschaft, und sie führt uns sicher den Weg zu ihrem Sohn Jesus Christus. Im Vertrauen auf ihre Fürsprache bitten wir den Herrn um die Kraft des Heiligen Geistes, um den Menschen das Licht und die Freude Christi zu bringen. Von Herzen segne ich euch alle." (rv)

Papst: „Hirtenkinder sind Ansporn“

Papstbesuch in Portugal: 3. Tag

So wird es sich erzählt: Es ist der 13. Mai 1917, brennend heiße Mittagsstunde – Drei Hirtenkinder, sie heißen Lucia, Francesco und Giacinta spielen auf einem kleinen Hügel der Cova von Iria. Plötzlich lässt ein Blitz sie innehalten. Sie rufen ihre Herde zusammen. Mitten in der Cova, der Senke, sehen sie über einer der alten Steineichen wieder einen Blitz. Ganz in weiß, strahlender als die Sonne, ist vor ihnen eine Frau. Die erste Erscheinung der Gottesmutter. An diesem Donnerstag ist der Wallfahrtsort kaum wiederzuerkennen. Mehr als 300.000 Menschen sind nach Angaben des Vatikans gekommen, um Benedikt XVI. zu begrüßen. Ein Meer aus wehenden grünen Fähnchen. „Vive il papa“-Rufe schallen dem Papst in seinem Papamobil entgegen. Die Marienerscheinung – sie hat sie alle an diesem Ort zusammengebracht.
„Liebe Schwestern und Brüder, auch ich bin als Pilger nach Fatima gekommen, zu diesem Haus, das Maria in modernen Zeiten gewählt hat, um zu uns zu sprechen. Ich bin nach Fatima gekommen, um mich an der Gegenwart Mariens und ihres mütterlichen Schutzes zu erfreuen, am heutigen Tag ist die pilgernde Kirche an diesem Ort zusammengekommen, das alles durch den Willen ihres Sohnes […]. Ich bin nach Fatima gekommen, um zu beten, mit Maria und mit so vielen Pilgern, für unsere Menschheit, die von Not und Leid heimgesucht ist.“
So Benedikt XVI. zu der Menschenmenge in seiner Predigt. Genau zehn Jahre ist es jetzt her, dass Johannes Paul II. zwei der Seherkinder von Fatima seliggesprochen hatte. Das Jubiläum ist Anlass für Benedikts Besuch hier in Fatima. Der Papst zitiert in seiner Predigt die Seherkinder, Giacinta und Francesco, wie sie von ihren Erlebnissen berichten.
„Brüder, beim Hören dieser unschuldigen und doch so tiefen mystischen Vertrautheiten der Hirtenkinder, könnte jemand sie fast mit etwas Neid betrachten, oder mit der enttäuschten Resignation derer, die nicht das gleiche Glück hatten, und weiter danach verlangt zu Sehen. Jenen sagt der Papst wie Jesus: „Ihr irrt euch, ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes.“ Die Schrift lädt uns ein zu glauben: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“
Die Hirtenkinder seien Beispiel und Ansporn, so Benedikt XVI. Sie hätten aus ihrem Leben eine Gabe für Gott gemacht haben und ein Teilen mit den anderen aus der Liebe Gottes. Nur mit dieser Liebe der Brüderlichkeit und des Teilens werde es gelingen die Zivilisation der Liebe und des Friedens aufzubauen, meint der Papst. Er erinnerte an das Übel.
„Wer glauben würde, dass die prophetische Mission Fatimas beendet werde, gäbe sich einer Illusion hin. Hier lebt wieder neu der Plan Gottes auf, der die Menschheit seit ihren Anfängen befragt: „Wo ist dein Bruder Abel? […] Das Blut deines Bruders schreit zu mir vom Ackerboden.“ Als die menschlichen Familie bereit war, ihre heiligsten Verbindungen auf dem Altar des Egoismus von Nationen, Rassen, Gruppen, Individuen zu opfern, ist unsere gebenedeite Mutter vom Himmel gekommen, sich anbietend die Liebe Gottes, die in ihr brennt, in die Herzen all derer zu verpflanzen, die sich ihr anvertrauen. […] Mögen diese sieben Jahre, die uns noch vom hundertjährigen Jubiläum der Erscheinungen trennen, den vorverkündeten Triumph des unbefleckten Herzens Mariens zur Ehre der Allerheiligsten Dreifaltigkeit vorantreiben.“
Traditionell ist Fatima auch ein Wallfahrtsort für kranke Pilger. An sie wandte sich Benedikt XVI. ganz besonders, er sprach ihnen Mut zu.
„Schritt für Schritt, wenn Du Dein Kreuz umarmst und Dich geistlich mit meinem Kreuz vereinst, wird sich Deinen Augen der heilbringende Sinn des Leids eröffnen. Du wirst im Leiden den inneren Frieden und schließlich die geistliche Freude finden. Liebe Kranke, nehmt diesen Ruf Jesu an.“
Ein Gruß von Fatima-Pilger zu Fatima-Pilger: Zum Abschluss der Messe grüßte Benedikt XVI. die versammelte Pilgerschar, auf Deutsch sagte er:
„Ganz herzlich grüße ich alle deutschsprachigen Pilger. Auch heute ruft uns die Muttergottes hier in Fatima zum Gebet für die Bekehrung der Sünder und den Frieden in der Welt auf. Gerne vertraue ich euch und eure Familien ihrem unbefleckten Herzen an. Maria führe euch zu ihrem Sohn Jesus Christus.“ (rv)

Papst: „Die Feinde der Kirche sind im Inneren“

Die größte Verfolgung der Kirche kommt nicht von außerhalb, sondern „entsteht aus der Sünde innerhalb der Kirche". Das sagte Papst Benedikt XVI. während seines Flugs nach Lissabon am Dienstag vor mitreisenden Journalisten. Dabei bezog er sich auf die Krise, die durch sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker ausgelöst wurde.
„Die Leiden der Kirche kommen gerade aus dem Innern. Die Sünde existiert im Innern der Kirche. Nötig ist deshalb die Bereitschaft zu Buße und Reinigung, aber auch zu einer juristischen Aufarbeitung und Vergebung. Man muss realistisch sein und anerkennen, dass es immer Attacken des Bösen geben wird; am Ende jedoch ist Christus aber stärker."
Das sogenannte dritte Geheimnis von Fatima, in dem von Angriffen auf einen in Weiß gekleideten Bischof die Rede ist, habe sich in erster Linie auf Johannes Paul II. bezogen, erklärte Benedikt XVI.
„Die „Notwendigkeit des Leidens der Kirche ist aber für die ganze Kirche zu verstehen. Bezeichnend ist, dass Fatima auf diese Prophezeiung eine allgemeine Antwort gibt: den Aufruf zu dauernder Bekehrung, Busse und Gebet."
In den Visionen der drei Seherkinder im Jahr 1917 gebe es einen „übernatürlichen Impuls". Die Erscheinungen stammten nicht aus der Einbildungskraft der Seher, sondern kämen von der Gottesmutter Maria, betonte der Papst.

Wirtschaftspositivismus und Ethik

Im Blick auf die auch Portugal betreffende Wirtschafts- und Finanzkrise warnte der Papst vor einer nach seiner Auffassung falschen Trennung zwischen einem Wirtschaftspositivismus einerseits und Ethik andererseits. Die Krise zeige, „dass ein reiner ökonomischer Pragmatismus, der von der Wirklichkeit des Menschen als ethisches Wesen absieht, nicht gut ausgeht, sondern unlösbare Probleme schafft". Ethik stehe nicht außerhalb von Vernunft und pragmatischem Handeln, sondern liege in deren Innerem, so der Papst. (rv)

Papst bereist Portugal als Fatima-Pilger und Missionar

Nicht die Kirche hat Fatima eingesetzt, Fatima selbst hat zur Kirche gefunden. Das hat Papst Benedikt gleich zu Beginn seiner Portugal-Reise auf dem Flughafen von Lissabon unterstrichen. In seiner Ansprache betonte er, dass er seinen Besuch vor allem als Fatima-Pilger angetreten habe.
„Die Jungfrau ist vom Himmel herab gekommen, um uns an die Wahrheit des Evangeliums zu erinnern, das für Humanität steht. Denn ohne die Liebe und die Hoffnung auf Rettung würde jede Quelle der Hoffnung versiegen. Diese Hoffnung ist nicht zuerst horizontaler, sondern ganz entschieden vertikaler und transzendentaler Natur. Die Beziehung zu Gott ist bestimmend für den Menschen, der von Gott geschaffen und auf ihn hingeordnet ist. Mit seinem Verstand sucht er die Wahrheit, in seinem Wollen strebt er nach dem Guten und von der ästhetischen Dimension des Schönen ist er angezogen. Je nach dem, wie sehr wir uns der Fülle des Lebens und der Weisheit öffnen, die Jesus Christus für uns ist, erweist sich unser Bewusstsein demnach als christlich."
Seine Reise, so der Papst, sei ein Aufruf dazu, dieser Weisheit zu folgen. Denn im Hier und Jetzt gewinne diese Weisheit ein ganz konkretes Gesicht:
„Eine von dieser Weisheit bestimmte Vision vom Leben und von der Welt bringt eine gerechte Ordnung der Gesellschaft mit sich. In der Geschichte verankert, ist die Kirche aufgeschlossen, mit all denjenigen zusammenzuarbeiten, die die essentielle Bedeutung des Lebens nicht herabwürdigen oder auf das Private beschränken. Der Knackpunkt besteht nicht darin, ein säkulares System mit einem religiösen ethisch zu konfrontieren, oder unser Verständnis von Freiheit näher zu bestimmen. Entscheidend ist, herauszustellen, was das Sinnhafte ist, und dem im öffentlichen Leben Ausdruck zu verleihen."
Die Trennung von Staat und Kirche vor 100 Jahren, hätte für die Kirche in Portugal nicht nur eine große Herausforderung bedeutet, sondern ihr auch neue Spielräume eröffnet. Sie habe in Zeiten des schnell voranschreitenden gesellschaftlichen Wandels beständig Einfluss auf kulturelle und kirchliche Fragestellungen genommen.
„In einem pluralen System mit verschiedenen Wertvorstellungen und ethischen Ausrichtungen zu leben, bedeutet eine Reise zum Innersten der eigenen Identität und dem Kern des Christentums. So erstarkt wieder die Bedeutung des Glaubenszeugnisses und der Ruf der Mission, bis hin zur radikalsten Form im Martyrium." (rv)

Portugal: In ein paar Stunden kommt der Papst

 

In ein paar Stunden beginnt die Papstreise nach Portugal: Am Dienstagmorgen wird Benedikt XVI. in Lissabon eintreffen, wenn es ihm die neuerliche Aschewolke erlaubt. An diesem Montag war der Flughafen von Lissabon bis 10 Uhr geschlossen. Der Papst will nicht der Aschewolke, wohl aber einem anderen Himmelsphänomen seine Reverenz erweisen: den Marienerscheinungen von Fatima nämlich. Zwei der drei Seher dieser Erscheinungen von 1917 wurden vor genau zehn Jahren selig gesprochen.
„Es gibt eine starke Beziehung Benedikts XVI. zu Fatima", sagt der portugiesische Kurienkardinal Jose Saraiva Martins. „Der damalige Kardinal Ratzinger hat einmal die Welt-Wallfahrt nach Fatima geleitet, zu der Hunderttausende von Menschen kamen. Und dann war ja auch er es, der die Veröffentlichung des letzten Teils des so genannten Geheimnisses von Fatima vorbereitet hat. Der Text, den er zusammen mit seinen Mitarbeitern an der Glaubenskongregation vorbereitet hatte, wurde vor zehn Jahren nach der Seligsprechungsmesse mit Johannes Paul II. in Fatima verlesen."
Johannes Paul war überzeugt davon, dass dieses dritte Geheimnis von Fatima sich auf das Attentat bezog, welches ihm im Mai 1981 fast das Leben gekostet hatte. Der Text sprach von einem in Weiß gekleideten Bischof, der unter den Kugeln von Soldaten zusammenbrach. Ratzinger deutete die düstere Szene etwas weiter – als Sinnbild für den Weg der Kirche durch das 20. Jahrhundert. Aber ist damit jetzt wirklich die ganze Botschaft von Fatima bekannt, gibt es wirklich keine geheimen Texte mehr?
„Ich weiß, einige reden noch von einem vierten Geheimnis von Fatima – aber ich glaube nicht, dass das wirklich existiert. Das ist eine Behauptung, die sich auf keine Fakten stützt. Das dritte Geheimnis von Fatima ist das letzte, und es gibt keinen Grund zu behaupten, da wäre noch ein vierter Teil. Ich weiß, dass es sogar Bücher zu diesem Thema gibt, aber ich sehe zu einer solchen Behauptung keine Grundlage." (rv)

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