Vatikan: Wer und was zur Amazonassynode bekanntgegeben

Papst Franziskus hat über den Titel der Amazonassynode für 2019 entschieden. Wie der vatikanische Pressesaal an diesem Donnerstag mitteilte, wird das große Bischofstreffen im Oktober 2019 den Namen tragen:

„Amazonas: neue Wege für die Kirche und für eine integrale Ökologie“.

Wie es in der Vatikannote weiter heißt, hat der Papst auch entschieden, wer dem Mitgliederrat der Vorsynode zu diesem Thema angehören wird. Unter den Ernannten finden sich prominente brasilianische Bischöfe, wie beispielsweise der emeritierte Erzbischof von Sao Paolo, Kardinal Claudio Hummes, der dem kirchlichen Amazonasnetzwerk REPAM vorsteht, oder der aus Österreich stammende ehemalige Amazonas-Bischof Erwin Kräutler. Den Vatikan vertreten Kardinal Peter Turkson vom vatikanischen Entwicklungsdikasterium sowie der für Außenbeziehungen zuständige Erzbischof Paul Gallagher. Auch Vertreter aus Kolumbien, Peru, Ecuador, Paraguay, Mexiko und Venezuela wurden bestimmt. Der Mitgliederrat wird bei der Vorbereitung des weltweiten Bischofstreffens eng mit dem Synodensekretariat zusammenarbeiten. (vatican news)

Vatikanischer Außenminister in London: Verschiedenheiten achten

Erzbischof Paul Richard GallagherFür ihn ist es eine Heimkehr: Der vatikanische Außenminister führt in Großbritannien drei Tage lang politische Gespräche. Erzbischof Paul Gallagher ist selbst Brite, er stammt aus Liverpool; in London hat er unter anderem Termine im Außen- und im Entwicklungsministerium. Er trifft sich aber auch mit dem anglikanischen Primas Justin Welby, den er schon lange kennt, mit Abgeordneten und der neuen Generalsekretärin des Commonwealth.

Bei den Gesprächen wird es unter anderem um das Thema Syrien gehen, das sagte uns Gallagher vor seiner Abreise aus Rom. „Ich habe den Eindruck, dass die britische Regierung einiges tut, um den Islamischen Staat zu bekämpfen und für Irak, Syrien und andere Teile des Nahen Ostens Frieden herzustellen; ob das Engagement ausreicht, habe nicht ich zu beurteilen, das ist eine interne Debatte. Ich möchte nur sagen – und das ist nicht speziell an die Briten gerichtet, sondern an uns alle: In diesem Moment vieler Konflikte und enormer Probleme und Herausforderungen muss jeder von uns seinen Beitrag leisten! Die Botschaft der Kirche besteht nie darin, mit dem Finger auf ein bestimmtes Land zu zeigen und zu sagen: ‚Du tust nicht genug’ oder ‚Du tust nicht das Richtige’; vielmehr geht es um ein Ermutigen guter Initiativen und des Guten, das geleistet wird. Natürlich kann man immer noch mehr tun!“

Der Erzbischof, der seit November 2014 Verantwortlicher für Außenpolitik im Staatssekretariat ist, betont, dass der Vatikan große Hoffnungen an die neue Runde von Friedensgesprächen knüpft. UNO-Sondergesandter Staffan de Mistura will sie am 9. März zusammenbringen. „Wir sind in Kontakt mit den Vertretern des UNO-Generalsekretärs, die am Syrien-Dossier arbeiten und die Friedensgespräche zu organisieren versuchen. Wir ermutigen sie, und der Heilige Vater beobachtet diese Dinge ebenfalls ganz aus der Nähe.“

Aber bei seinen Gesprächen in Großbritannien wird Gallagher sicher auch auf das Thema Brexit angesprochen werden, also auf die Abstimmung, ob Großbritannien die EU verlassen soll oder bleiben will. In einem Fernsehinterview hat er Ende Januar nämlich wörtlich gesagt: „Lieber drinnen als draußen“, er habe die Befürchtung, dass ein Ausscheiden Großbritanniens aus der EU Europa schwächen würde. Mittlerweile redet der Erzbischof weniger deutlich.

„Ich habe mich ja schon dazu geäußert; seitdem haben sich Dinge verändert, das Referendum ist angesetzt worden, viele führende Personen haben Stellung bezogen. Darum glaube ich nicht, dass ich jetzt eine spezielle Meinung äußern sollte… Alles, was ich sagen würde, ist: Der Heilige Stuhl arbeitet immer für das Gemeinwohl aller; er ist an starken Institutionen und starken Ländern interessiert. Wir hoffen also, dass, welche Entscheidung auch immer getroffen wird, sie dazu beiträgt, das Leben für die Europäer besser zu machen und Europa zu helfen, die Art von ‚leadership’ zu zeigen, welche die Welt und die internationale Gemeinschaft erwartet.“

Erzbischof Gallagher lobt, in welchem Ausmaß in der britischen Gesellschaft das Vertrauen in die (jahrzehntelang misstrauisch beäugte) katholische Kirche gewachsen sei. Gleichzeitig aber ist er alarmiert darüber, dass bei vielen Briten die Intoleranz gegenüber religiösen Zeichen in der Öffentlichkeit zuzunehmen scheint. „Ich finde, wir sollten wirklich große Toleranz und Respekt für Verschiedenheit zeigen! Wir müssen religiöse, kulturelle und sprachliche Unterschiede zwischen den Menschen als Bereicherung ansehen und nicht immer versuchen, Unterschiede einzuebnen. Das sind Dinge, die zu unserer Gesellschaft beitragen, und im Lauf der ganzen britischen Geschichte hat es eine ständige Ankunft von Menschen aus allen Teilen der Welt und des britischen Empire gegeben, vor allem wegen Konflikten und wegen der Weltkriege. Sie brachten ihre Traditionen mit. Wir sollten die Religion anderer Menschen viel stärker respektieren und höchstens darauf achten, dass es nicht zu fundamentalen Widersprüchen zu Gesetz, Traditionen und öffentlicher Ordnung in unseren Ländern kommt.“ (rv)

Der neue vatikanische Außenminister im Gespräch mit uns

Radio VatikanErzbischof Paul Gallagher wird der erste vatikanische „Außenminister“ englischer Muttersprache. Franziskus hatte den aus Liverpool stammenden Geistlichen jüngst zum neuen Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten am päpstlichen Staatssekretariat ernannt; Gallagher folgt in diesem Amt auf Erzbischof Dominique Mamberti, der wie die meisten seiner Vorgänger aus Frankreich stammte. Erzbischof Gallagher ist 60 Jahre alt und ein erfahrener Diplomat, der zuletzt die Nuntiatur in Sydney leitete. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Gallagher, er trete seine neue Aufgabe in Rom mit großem Respekt an.

„Doch alles, was wir in der Kirche tun, tun wir in einem Geist des Vertrauens. Meine Aufgabe ist es im Wesentlichen, eng mit dem Kardinalstaatssekretär zusammenzuarbeiten, um die Arbeit der diplomatischen Vertretungen des Heiligen Stuhles auf der ganzen Welt zu koordinieren, die sich mit den jeweiligen Regierungen austauschen. Das ist ja, wozu der Heilige Stuhl diplomatische Beziehungen unterhält. Da geht es darum, die Lage der Ortskirchen und die jeweiligen Gesellschaften zu verstehen, auch die großen Zusammenhänge des Weltgeschehens, sodass wir den Heiligen Vater unterstützen können in seinen Entscheidungen. Auch, um die Arbeit der Weltkirche weiterzuführen, die Evangelisierung ist, daneben auch (mit Blick auf die, Anm.) Menschenrechte und Entwicklung der Völker.“

Wie wichtig ist es, diese Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den Regierungen aufrechtzuerhalten? Der Heilige Stuhl vertritt schließlich eine Religion, wozu braucht es da Kontakte zur Politik?

„Das ist eine geschichtliche Frage. Der Heilige Stuhl hatte im Laufe der Geschichte immer eine Anerkennung von Seiten von Nationen und Kaiserreichen. Die Päpste haben gewissermaßen darauf gebaut. Das 19. Jahrhundert brachte das Ende des Kirchenstaates, aber obwohl die Päpste kein Territorium mehr hatten, war ihr Einfluss weiterhin erwünscht. So hat die Kirche vor allem im 20. Jahrhundert einen positiven Einfluss auf den Lauf der Geschichte ausgeübt. Wenn man heute als päpstlicher Diplomat in der Welt herumkommt, so treten – das ist meine Erfahrung – wenig Feindseligkeiten gegen den Heiligen Stuhl auf. Eher wird der Wert darin gesehen. Wir arbeiten so, dass wir einen Beitrag bringen wollen, der in unserem Glauben verwurzelt ist, aber auch in der Erfahrung und Geschichte der Kirche.“

Sie haben in allen fünf Kontinenten gearbeitet. Welche Erfahrungen bringen Sie nach Rom mit, was hat Sie am meisten inspiriert?

„Ich war immer inspiriert von vielen Nuntien, denn viele erbringen wirklich große Opfer. Viele meiner Vorgänger in Australien brachten dort Jahre und Jahre zu, ohne jemals die Gelegenheit zur Rückkehr nach Europa zu haben. Ich war aber auch ermutigt von vielen Kollegen im Staatssekretariat. Sicher, dort gibt es auch Karrieristen, aber die Mehrheit der Kollegen, mit denen ich arbeitete, war hoch motiviert. Als ich 2004 nach Burundi kam, folgte ich auf Erzbischof Michael Courtney, der ermordet worden war. Michael war ein besonderer Mensch, jemand, der sich wirklich selbst hingab und dort tatsächlich sein Leben verlor. Ihm nachzufolgen, war besonders. Ich war immer überzeugt, dass der diplomatische Dienst der Päpste ein wichtiger Dienst ist. Ich glaube gar nicht, dass es eine Berufung ist, päpstlicher Diplomat zu sein – ich denke eher, man muss vor allem seine priesterliche Berufung in diesem Dienst bewahren, um etwas wirklich Gutes zu leisten, und zwar auf beiden Seiten: Die Ortskirche in Rom zu erklären und Rom in der Ortskirche zu erklären.“ (rv)