Vatikan/Syrien: Papst schickte Delegation nach Aleppo

Im Auftrag von Papst Franziskus hat eine vatikanische Delegation Aleppo besucht. Gemeinsam mit dem Nuntius in Syrien, Kardinal Mario Zenari, und dessen Berater, reiste der delegierte Sekretär des neu gegründeten Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, Giampietro Dal Toso, vom 18. bis zum 23. Januar in die syrische Stadt. Neben christlichen Gemeinden besuchte die Delegation auch einige Flüchtlingslager, katholische Hilfseinrichtungen und Repräsentanten des Islams, sowie der zivilen Behörden. Es war der erste offizielle Besuch seit dem Ende der Kämpfe in Aleppo.

Die Delegation unterstrich die Verantwortung der Religionen in der Erziehung zu Frieden und Versöhnung. Besonders notwendig seien in Aleppo Nahrungsmittel, Kleidung, Bildung, medizinische Versorgung und Unterkünfte. Die christlichen Gemeinden drückten ihre Dankbarkeit dem Papst gegenüber für seine konstanten Bemühungen für „das geliebte Syrien“ aus. (rv)

Aleppos Katholiken fasten und beten für den Frieden

cna_GrabeskircheALEPPO – Während Rebellengruppen sich weiter mit der Regierung Assad einen blutigen Kampf um die Herrschaft über Syriens größte Stadt liefern, beten und fasten die Christen Aleppos dafür, dass der Frieden einkehrt.

„Wir wissen nicht, was passieren wird. Wir haben allen Priestern gesagt, und auch den Menschen, dass wir fasten und beten wollen für die nächsten 72 Stunden, damit der Wille, Frieden zu schließen sich durchsetzt, und er sich durchsetzt gegen den Willen, Krieg zu führen“, sagte Pfarrer Ibrahim in Aleppo gegenüber Radio Vatikan am 9. August.

Rebellengruppen haben erklärt, den Belagerungsring von Regierungstruppen um die Stadt durchbrochen zu haben. Rund 250.000 Menschen leben in der betroffenen Region, in der sich in letzter Zeit die Kämpfe an Heftigkeit zugenommen zu haben.

Pfarrer Ibrahim sagte, die Situation sei sehr schwierig, „denn die Bombenangriffe, die nachts heftiger werden, gehen weiter, doch nun fallen auch Raketen auf die westliche Seite der Stadt, in der wir leben“.

Die Einwohner Aleppos, fuhr er fort, „haben Angst, es gibt weder Strom noch Wasser“, zudem sei „alles teuer, und kürzlich wurden zwei Viertel evakuiert, und viele Menschen schlafen auf der Straße oder in Zelten“.

Der Priester macht keinen Hehl aus seinen Zweifeln an dem humanitären Waffenstillstand, den die Vereinten Nationen ausgerufen haben. Die Ankunft neuer Truppen verspreche vielmehr „einen totalen Krieg“, sagte der Geistliche.

„Die Armee will die Stadtteile zurückerobern, die sie in den vergangenen Tagen verloren hat, während diese militärischen Gruppen sich darauf vorbereiten, weiter gegen Hamdaniya vorzurücken und den gesamten Westteilt der Stadt.

Die Kirche kümmere sich weiter in dieser Situation um die Bevölkerung, sagte Pater Ibrahim. „Es ist ein Wunder“, dass sie weiterhin „tausenden bedürftigen Familien“ Lebensmittelpakete verteilen könnten. „Es ist ein Wunder und göttliche Vorsehung, dass wir alles kaufen konnten, bevor die Hauptstraße Aleppos geschlossen wurde“, sagte der Priester.

Der Geistliche betonte, dass er die Kämpfer gegen Assads Truppen nicht als „Rebellen“ bezeichne, „denn heute sehen wir klar und deutlich, dass innerhalb der Stadt Dschihadisten die Kontrolle über diese militärischen Gruppen ergreifen, die sehr, sehr unterschiedlich sind“.

Es gibt mehrere Rebellen-Koalitionen in Aleppo. Die größte ist die „Eroberungsarmee“, zu der auch Jabhat Fateh al-Sham gehört, die Nachfolge-Organisaton der Al-Nusra Front.

Der syrische Bürgerkrieg begann im März 2011 mit Demonstrationen gegen Assad. Der Krieg hat bislang über 280.000 Menschen das Leben gekostet, und 4,8 Millionen zu Flüchtlingen gemacht. Weitere 8 Millionen Syrer, so die Schätzungen, sind Binnenvertriebene.

Zu den Kriegsparteien gehören neben dem syrischen Regime unterschiedliche Rebellengruppen; darunter Moderate wie die „Freie Syrische Armee“ (FSA), Islamisten wie die genannte „Eroberungsarmee“ und der Islamische Staat (IS) sowie außerdem kurdische Separatisten. (CNA Deutsch)

Syrien: IS soll Dutzende von Christen entführt haben

SyrienWieder eine Schreckensnachricht aus dem Nahen Osten: Die Terrormiliz IS soll Dutzende von assyrischen Christen im Nordosten Syriens entführt haben. Die Angaben über die Zahl der Entführten schwanken zwischen 90, 150 und sogar 200 Menschen. Sie wurden den Meldungen zufolge aus elf Dörfern am Fluss Khabur verschleppt. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte spricht von derzeit 220 Entführten. Eine Kirche wurde zerstört, einige Dörfer sollen im Moment von IS-Kämpfern besetzt sein. In der Gegend sind auch kurdische Perschmerga-Kämpfer unterwegs, außerdem kommt es zu massiven Luftanschlägen der internationalen Koalition.

Die Angaben über die Entführungen sind wegen des Bürgerkriegs nicht oder nur schwer zu überprüfen. Der Präsident der syrischen Caritas, der chaldäische Bischof Antoine Audo von Aleppo, sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Das ist eine Zone in der Nähe der Stadt Hassake, im Nordosten Syriens. Es handelt sich um ungefähr 35 Dörfer, hauptsächlich assyrische. Drei chaldäische Dörfer, die also zu mir gehören. Ich habe mit meinem Vikar in Aleppo gesprochen, der in Kontakt mit Hassake ist, und er hat von der Ankunft von 3.000 Menschen gesprochen: Familien aus diesen Dörfern flüchten in Richtung Hassake. Sie haben ein Hilfsprogramm für die Christen auf die Beine gestellt, damit sie bei den Christen dort unterkommen können. Man sagt, dass die Christen entführt wurden, um einen Austausch mit Kurden machen zu können. Die Kurden haben nämlich Mitglieder des Islamischen Staats zu Geiseln genommen."

Bischof Audo ist alarmiert über die Tatsache, dass der IS sein Unwesen jetzt in Hassake treibt, also einer Provinz, die zwischen dem Irak und der Türkei liegt:

„Ich denke, dass sie die Unterstützung der Türkei haben. Wir können das klar sagen, auch wenn die Türkei das nicht zugeben will. Die Türken wollen den Krieg gegen die Kurden in dieser Region, das ist klar. Und dann wollen sie Terror und Chaos fördern. Ich denke, das Ziel dieser Politik ist es, Syrien zu zerstören und dann aufzuteilen. So wie es bereits mit dem Irak geschehen ist." (rv)