Philippinen: „Ihr Ziel ist die Christenvertreibung“

Der letzte Anschlag im Süden der Philippinen hatte zum Ziel, die Christen aus der Region zu vertreiben. Das vermutet der Missionar Pater Gianni Re im Gespräch mit Radio Vatikan. Bei dem Bombenanschlag am ersten Weihnachtstag in Jolo waren elf Menschen verletzt worden. Die Insel im Süden der Philippinen ist eine Hochburg der Terrororganisation Abu Sayyaf, die nach Ansicht von Terrorismusexperten enge Verbindungen mit dem Netzwerk El Kaida unterhält. Pater Re erklärt die mögliche Vorgeschichte des Anschlags:
„Die Gruppen, die mit El Kaida verbunden sind, wollen alle Christen aus diesem Gebiet vertreiben. Vor kurzer Zeit sind einige christliche Lehrer gekidnappt worden. Als sie wieder frei gelassen wurden, sagte man ihnen: Es ist besser, wenn ihr abhaut, denn wir wollen hier keine christlichen Lehrer! In anderen Gegenden hat die Gewalt keinen islamistischen Hintergrund: Da treiben einfach nur Kriminelle mit dem Ziel, an Geld zu kommen, ihr Unwesen. Das Attentat in Jolo ereignete sich in einer Kapelle in einer kleinen Kirchengemeinde innerhalb eines Militärgebietes. Nach den aktuellen Nachrichten könnten es die Al Kaida-nahen Terrorgruppen Jemaa Islamya oder Abu Sayyaf gewesen sein."
Nach Medienberichten läuft der Verdacht auf die Terrorgruppe Abu Sayyaf hinaus. Die Polizei soll zudem von den in der Weihnachtszeit geplanten Anschlägen gewusst haben. Papst Benedikt XVI. hatte die letzten anti-christlichen Anschläge auf den Philippinen und in Nigeria am Sonntag als „absurde Gewalt" verurteilt. Zu dem Anschlag im nigerianischen Jos hat sich unterdessen eine islamistische Sekte bekannt. Weiter drückte der Papst am Sonntag seine Solidarität mit den Verfolgten aus. Die katholische Kirche der Philippinen hat die Anteilnahme des Papstes dankbar aufgenommen; auch sie plädiert für Dialog und Versöhnung:
„Wie der Papst betonen die Priester und Bischöfe hier die Notwendigkeit des Dialoges, der angesichts der Konflikte am wichtigsten ist. Wir müssen da weiter machen, wo wir schon begonnen haben. Und wir müssen echte Versöhnung suchen, um wirklichen Frieden zu stiften – zum Wohl aller Bewohner der Philippinen."
Die katholische Kathedrale in Jolo-Stadt war bisher fünf Mal Ziel von Bombenanschlägen. Mindestens fünf katholische Missionare wurden seit Beginn der 90er Jahre in Jolo und der Provinz Sulu ermordet, mehrere weitere entführt. Die Kirche engagiert sich in der Region vor allem im Bildungswesen, in der Gesundheitsfürsorge und im Wohnungsbau für arme muslimische Familien. (rv)