D: „Krippe ohne Jesuskind ist albern“

DeutschlandDer Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, ermuntert die Katholiken zu Präsenz in der deutschen Öffentlichkeit – und zwar gerade rund um Weihnachten. In einem Interview mit Radio Vatikan sagte der Verbindungsmann zwischen den deutschen Bischöfen und der Bundesregierung:

„Also ehrlich gesagt: Ich finde es extrem albern, wenn Leute nur „Seasons greetings“ verschicken zum Weihnachtsfest oder zu Neujahr und sich nicht mehr zu ihrer eigenen Religion bekennen. Wenn jemand nicht mehr glaubt, kann er das natürlich tun, aber dann fragt man sich, warum er diese Tage überhaupt noch zum Anlass nimmt, irgendwelche Grüße zu verschicken. Genauso albern finde ich es, wenn man in eine Krippe kein Jesuskind mehr hineinlegt – da wird die Sache allmählich auch lächerlich. Das wird im übrigen von denjenigen, die keine Christen sind, auch überhaupt nicht wertgeschätzt!“

Wenn die Christen selbst nicht mehr für ihre eigenen Symbole und ihren Glauben in der Öffentlichkeit eintreten, „dann werden uns andere Religionsgemeinschaften oder Atheisten nicht mehr wirklich ernst nehmen“, urteilt Jüsten.

„Was man sicher nicht machen sollte, ist, dass man religiöse Symbole sozusagen einsetzt, um politische Ziele durchsetzen zu wollen, um zu agitieren oder um anderen ihre eigene Meinungsfreiheit nicht zu lassen. Also, ich fand es zum Beispiel auch pervers, dass bei der Pegida-Demonstration die Demonstranten mit Kreuzen losgezogen sind, um das christliche Abendland zu schützen. Das ist natürlich auch ein Missbrauch von religiösen Symbolen!“

Unser Interview mit Prälat Jüsten drehte sich vor allem um das Thema Religionsfreiheit; Ausgangspunkt ist das Konzilsdokument „Humanae Dignitatis“ zur Religionsfreiheit, das vor fünfzig Jahren veröffentlicht wurde. Das ganze Interview mit Prälat Jüsten können Sie in unserer Abendsendung hören. (rv)

Radioakademie- Religiöse Symbole: Kruzifix

Um religiöse Symbole in öffentlichen Räumen wird in Europa heiß diskutiert. Wird Sichtbarkeit von Religion immer mehr zum roten Tuch? Der zweite Teil unserer Radioakademie wirft ein Schlaglicht auf aktuelle Debatten und begibt sich auf die Spuren des wohl wichtigsten Symbols des Christentums. Ein Ausblick von Anne Preckel.

Kreuz und Schweißtuch sind „Zeichen der Hoffnung", so Papst Benedikt zuletzt beim Gebet vor dem Turiner Grabtuch. Das Abbild des Gekreuzigten zeuge von „radikalster Solidarität" und „paradoxer Herrschaft", dem Sieg des Lebens über den Tod. Die Christenheit brauchte aber lange, um die Scheu vor dem Kreuz zu verlieren, galt die Kreuzigung doch lange als eine der qualvollsten und schamvollsten Hinrichtungsformen Pater Bieger, Autor des „Kleinen Buches der christlichen Symbole": „Erst die mittelalterliche Frömmigkeit, die wesentlich von Franziskus und seiner Leidensmystik bestimmt wurde, hat sich getraut, ein Marterinstrument in den Raum zu hängen, das an sich für die Auferstehung steht." (rv)