Pakistan: „Christen verlieren Fürsprecher im Kabinett“

Der Präsident der Bischofskonferenz des Landes sieht die Interessenvertretung von Christen in Pakistan in Gefahr. Im Interview mit dem internationalen Hilfswerk „Kirche in Not" äußerte sich Joseph Coutts enttäuscht über die Ernennung von Akram Masih Gill zum Minister für nationale Harmonie. Gill gehöre im Unterschied zu dessen Vorgänger nicht mehr dem Kabinett an, was eine Abwertung von Christen und religiösen Minderheiten darstelle, sagte dazu der Bischof von Faisalabad. Darüber hinaus richte der neue Minister den Blick nicht auf die dringlichen Belange religiöser Minderheiten, sondern auf allgemeinere soziale Fragen, bedauerte Bischof Coutts weiter.

Gills folgt dem Anfang März ermordeten Katholiken Shahbaz Bhatti im Amt nach. Nach dessen Tod war das Amt des für Minderheiten zuständigen Ministers umbenannt und das dazugehörige Ministerium dezentralisiert worden. Der Bruder des Ermordeten, Paul Bhatti, wurde zum Berater des pakistanischen Premierministers in Minderheitenfragen ernannt. Auch diese Ernennung könne den Verlust eines Kabinettsmitgliedes als Fürsprecher der Christen nicht kompensieren, kommentierte Bischof Coutts die Entscheidung im Gespräch mit „Kirche in Not".

Shahbaz Bhatti war in Islamabad von radikalen Islamisten erschossen worden, weil er sich gegen das umstrittene Blasphemie-Gesetz stark gemacht hatte, mit dem zahlreiche Christen unter Vorwand der Gotteslästerung diskriminiert werden. Die christliche Minderheit in Pakistan stellt etwa drei Millionen Gläubige. (rv)

Pakistan: Muslim vernichtet Heilige Bibel in der Kathedrale

Christen sollten sich nicht von der provokanten Geste eines Muslims irritieren lassen, der vorsätzlich eine Bibel zerriss. Dazu ermuntert die Erzdiözese Lahore. Vor einigen Tagen hatte ein Mann während einer Messe in der Kathedrale ein Exemplar der Heiligen Schrift vernichtet. Der Muslim wollte sich damit offenbar für die Koranverbrennung durch einen Pastor in den USA vor einigen Wochen rächen. Der Täter wurde noch in der Kathedrale festgenommen. Die Erzdiözese möchte keine Anzeige nach dem Blasphemiegesetz gegen ihn erstatten, weil das „nur neue Probleme schaffen würde", erklärte der emeritierte Erzbischof von Lahore und Vorsitzende der pakistanischen Bischofskonferenz, Lawrence Saldanha. die Koranverbrennung in den USA hatte zu Attacken auf Kirchen in Pakistan geführt, im benachbarten Afghanistan starben 24 Menschen bei Angriffen aufgebrachter Muslime. (rv)

Pakistan: Erzbischof ist empört über Polizei

Der Erzbischof von Islamabad ist empört über die Polizei. Aus seiner Sicht versucht ihr Generalinspektor Wajid Ali Durrani, den Mord am einzigen christlichen Minister Pakistans herunterzuspielen. Der Polizeivertreter hatte erklärt, hinter dem Mord an Shahbaz Bhatti vor zwei Wochen stehe vermutlich eine „private Auseinandersetzung". Der Minderheitenminister, der vor allem durch sein Nein zum Blasphemiegesetz ins Fadenkreuz von islamischen Extremisten geriet, habe – so Durrani wörtlich – „schlechte Beziehungen zu einigen lokalen Gruppen gehabt". Erzbischof Rufin Anthony sagt dazu: „Die Polizei von Islamabad hält nach einem Sündenbock Ausschau, um ihre Haut zu retten und ihre Unfähigkeit zu verschleiern." (rv)

P. Lombardi: „Blasphemiegesetz ist Blasphemie“

 Das pakistanische Blasphemiegesetz sollte ein Gesetz gegen die Schmähung der Religion sein. Doch es schmäht ethische Grundsätze von Religion und die Religionsfreiheit, ja ist selbst „Blasphemie". An diese Verkehrung erinnert Vatikansprecher Federico Lombardi in einem Beitrag für Radio Vatikan. In dem Wochenkommentar äußert sich der Vatikansprecher ausführlich zum jüngsten Mord in Pakistan und zeigt sich deutlich bewegt.
„Vor einigen Wochen sagte Bhatti: ‘Betet für mich. Ich habe alle Brücken hinter mir abgebrochen. Ich kann und will nicht umkehren auf meinem Weg. Ich werde den Extremismus bekämpfen und ich werde bis zum Tode für die Verteidigung der Christen kämpfen.’ Heute schon erscheint seine Figur in der Größe eines gültigen Zeugen des Glaubens und der Gerechtigkeit."
Doch Lombardi spricht nicht nur von dem am vergangenen Mittwoch ermordeten Christen und pakistanischen Minderheitenminister Shahbaz Bhatti, sondern auch vom Muslimen Salman Taseer. Wie Bhatti musste auch der ehemaligen Gouverneur der pakistanischen Provinz Punjab wegen seines Einsatzes für die Religionsfreiheit in Pakistan sterben – ein Muslim und ein Christ, die mit ihrem offenen Vorgehen gegen das Blasphemiegesetz sozusagen das eigene Todesurteil unterschrieben, die beide wegen ihres Mutes den „höchsten Preis" bezahlten, so Lombardi:
„Während diese beiden Morde uns mit Schrecken und Angst erfüllen, wenn wir an das Schicksal der Christen in Pakistan denken, erfüllen sie uns paradoxerweise aber zugleich mit einem Hauch von Hoffnung. Denn sie verbinden einen Christen und einen Muslimen durch Blut, das für eine gemeinsame Sache vergossen wurde. Es gibt nicht nur den Dialog des gegenseitigen Verstehens und des gemeinsamen Einsatzes für das Gemeinwohl. Vom Dialog des Lebens geht man zum Dialog der Zeugenschaft im Tod über, der eigenes Blut fordert, damit der Name Gottes nicht als Instrument der Ungerechtigkeit missbraucht wird."
Papst Benedikt XVI. hatte in seiner großen Ansprache an das diplomatische Corps im Vatikan zu Anfang diesen Jahres Taseers Einsatz für die Religionsfreiheit gewürdigt. Und er hatte für den kommenden Oktober ein neues Friedensgebet der Religionen im italienischen Assisi angekündigt und damit die Initiative seines Vorgängers Papst Johannes Paul II. aufgegriffen. Der Mord am Muslimen Taseer und am Christen Bhatti trägt nach Ansicht von Vatikansprecher Lombardi zur Ermutigung für dieses – in der Vergangenheit teilweise skeptisch beäugte – Projekt bei:
„In Erinnerung an Taseer und Bhatti, in gerührter Dankbarkeit für ihr Leben und für ihr Sterben, werden die wahren Verehrer Gottes weiterkämpfen – und wenn nötig sterben, für die Religionsfreiheit, die Gerechtigkeit und den Frieden. Gibt es eine stärkere Ermutigung, um uns gemeinsam nach Assisi aufzumachen?" (rv)

Pakistan: Regierung hält an umstittenem Blasphemiegesetz fest

Pakistans Regierung hält am Blasphemiegesetz fest. Eine Änderung der drei umstrittenen Paragraphen komme nicht in Frage, sagte Ministerpräsident Jusuf Gilani der Zeitung "Pakistan Observer" vom Donnerstag. Am Wochenende hatten rund 40.000 Islamisten gegen eine Änderung des Gesetzes demonstriert. Dabei hatten sie Kreuze und Bilder von Papst Benedikt XVI verbrannt, der Mitte Januar gefordert hatte, dass Gesetz abzuschaffen. Derzeit in Rom ist der Bischof von Faisalabad, Joseph Cutts. Er erklärt gegenüber Radio Vatikan:
 Die extremistischen Moslems sagen, dass dieses Gesetz gemacht wurde, um die Ehre des Profeten Mohammed zu verteidigen. Wenn irgendjemand sagt, dass das Gesetz abgeschafft werden soll, dann heißt dass, dass man den Profeten Mohammed beleidigt. Was aber nicht wahr ist. Was wir sagen – und ich denke auch der Heilige Vater meint das so – ist, dass dieses Gesetz missbraucht wird. Eine Menge Ungerechtigkeiten werden im Namen des Gesetzes begangen. Viele Menschen werden zu Unrecht beschuldigt."
Am Mittwoch hatte auch die frühere Informationsministerin von Pakistan, Sherry Rehman, das Gesetz kritisiert. Zu Unrecht Angeklagten müsse die Gelegenheit gegeben werden, ihre Unschuld vor Gericht zu beweisen, sagte sie der Zeitung „The News International". Bischo Cutts betonte, dass das Gesetz nicht nur gegenüber Andersgläubigen missbraucht werde:
„Wenn du mit jemandem persönlich im Streit bist, dann reicht es, ihn einer Sache zu beschuldigen, zu sagen, er habe den Koran entheiligt oder gegen den Propheten Mohammed geprochen – und er wird in große Schwierigkeiten gelangen. Viele Menschen sind deshalb schon getötet worden. Und dabei rede ich nicht nur von Christen. Auch viele Moslems sind durch falsche Beschuldigungen in Schwierigkeiten geraten."
Cutts erinnerte daran, dass der Gouverneur der Provinz Punjab vor zwei Wochen von seinem Leibwächter getötet worden sei, weil er das Blasphemiesetz kritisiert habe. Der Gouverneur sei keineswegs ein Christ, sondern ein gläubiger Moslem gewesen. Dennoch seien die Christen als Minderheit in Pakistan besonders gefährdet. – In dem Land gehören nur 2% der rund 170 Millionen Einwohner einer christlichen Konfession an. (rv)

EU: Parlament fordert Begnadigung von Asia Bibi

Das EU-Parlament in Straßburg fordert eine Begnadigung von Asia Bibi. Die Christin sitzt in Pakistan wegen angeblicher Beleidigung des Propheten Mohammed im Gefängnis; ihr droht die Hinrichtung, ein Berufungsprozess läuft. Die EU-Parlamentarier forderten am Donnerstagabend den pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari auf, seine Macht zu nutzen, damit Asia Bibi wieder auf freien Fuss kommt. Außerdem solle er sich für eine „Überarbeitung" des Anti-Blasphemie-Gesetzes in der pakistanischen Verfassung einsetzen. Für einen ähnlichen Appell war Papst Benedikt vor zehn Tagen von der pakistanischen Regierung heftig kritisiert worden.
 Das EU-Parlament hatte bereits am Donnerstag Morgen eine Resolution gegen Christenverfolgung und für Religionsfreiheit verabschiedet – und zwar fast einstimmig. „Der Resolution müssen jetzt Überlegungen der EU-Kommission und des EU-Rates folgen, ob man nicht auf Staaten mit Christenverfolgung wirtschaftlichen Druck ausüben sollte", sagt der Abgeordnete Carlo Casini, der die Verfassungskommission des EU-Parlaments leitet. „Schließlich steht in allen Entwicklungshilfe-Verträgen, dass die Empfängerländer die fundamentalen Menschenrechte achten müssen. Das Problem ist, dass die Hohe Repräsentantin für Außenpolitik, Catherine Ashton, in dieser Hinsicht gegenüber Ländern wie Nigeria, Ägypten, Irak oder auch Philippinen nicht aktiv genug geworden ist." (rv)

Pakistan: Attentat auf Asia Bibi geplant?

Eine Gruppe islamischer Extremisten plant angeblich ein Attentat auf Asia Bibi: Die Christin ist wegen Blasphemie zum Tod verurteilt worden und sitzt seit 2009 im Gefängnis von Sheikhupura. Die Gruppe wolle einen oder mehrere Selbstmordattentäter einsetzen, um Asia Bibi zu töten. Das behauptet der pakistanische Geheimdienst, der den Namen der Gruppe mit „Moaviya" angibt. Nach Angaben des Bischofs von Rawalpindi, Anthony Rufin, sind in den letzten zwanzig Jahren etwa 35 Menschen wegen des Blasphemie-Gesetzes ums Leben gekommen, darunter der Blasphemie Angeklagte oder auch Gegner des Gesetzes. Vor wenigen Tagen wurde in Islamabad der Gouverneur des wichtigsten Bundesstaates Punjab von seinem Leibwächter umgebracht, weil er sich für eine Abschaffung des Blasphemiegesetzes ausgesprochen hatte. (rv) 

Pakistan: Behörden überprüfen umstrittenes Religionsgesetz

Der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari lässt das umstrittene Blasphemie-Gesetz seines Landes überprüfen. Zardari kündigte bei einer Begegnung mit dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, an, dass er eine Kommission unter Leitung des für Minderheiten zuständigen Ministers mit einer Prüfung des entsprechenden Paragraphen im Strafgesetzbuch betraut habe. Die Christin Asia Bibi war Anfang November aufgrund des Blasphemie-Gesetzes von einem Gericht im ostpakistanischen Bundesstaat Punjab wegen angeblicher Lästerung des Propheten Mohammed zum Tode verurteilt worden. Tauran forderte während seiner viertägigen Reise nach Pakistan eine zügige Freilassung der Christin. (rv)