Papst erinnert zukünftige Kardinäle an Demut

Papst Franziskus„Die Kardinalswürde ist keine Beförderung, weder eine Ehre noch eine Zierde. Sie ist schlicht ein Dienst, der danach verlangt, den Blick zu weiten und das Herz zu öffnen.“ Das schreibt Papst Franziskus in einem auf den 12. Januar datierten Brief an die 19 von ihm neu benannten Kardinäle, den der Vatikan an diesem Montag veröffentlichte.

Lesen Sie den Volltext im Folgenden in einer deutschen Arbeitsübersetzung.

Lieber Bruder,

an dem Tag, an dem deine Benennung zum Teil des Kardinalskollegiums bekannt wird, möchte ich dir einen freundlichen Gruß ausrichten und dich meiner Nähe und meines Gebetes versichern. Ich wünsche mir, dass du mir als Teil der Kirche Roms, ausgestattet mit den Tugenden Jesu (vgl. Röm 13, 14), mit brüderlicher Wirksamkeit in meinem Dienst an der universellen Kirche helfen kannst.

Die Kardinalswürde ist keine Beförderung, weder eine Ehre noch eine Zierde. Sie ist schlicht ein Dienst, der danach verlangt, den Blick zu weiten und das Herz zu öffnen. Und dieses Weiter-Sehen- und Universeller-Lieben-Können, mit größerer Intensität, kann man, obwohl das paradox scheint, nur erreichen, indem man dem Weg des Herrn folgt: den Weg des Sich-Kleinmachens und der Demut, wie ein Sklave zu werden (vgl. Phil 2, 5-8). Deshalb bitte ich dich mit Nachdruck, diese Ernennung mit einem einfachen und demütigen Herzen zu empfangen. Und auch wenn du (diese Nachricht, Anm.) mit Wonne und Freude aufnehmen solltest, passe auf, dass dieses Gefühl weit entfernt ist von jedem Ausdruck der Weltlichkeit, von jedem Feiern, dass dem evangelischen Geist der Schlichtheit, Genügsamkeit und Armut nicht entspricht.

Auf Wiedersehen also bis zum 20. Februar, wenn wir zwei Tage der Reflektion über die Familie beginnen. Ich stehe dir zur Verfügung und bitte dich, für mich zu beten und für mich beten zu lassen.

Jesus möge dich segnen und die Heilige Jungfrau dich schützen.

Brüderlich, Franziskus (rv)

Empfang für die Kardinäle: Glaube, Gesellschaft und ein Glas Sekt

Zu den Feierlichkeiten rund um das Konsistorium gehörte auch ein Empfang in der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl, Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung von Kirche und Staat. Und auch wenn die gehaltenen Reden dem Anlass gemäß nicht programmatisch waren, so ließen es sich die Sprecher doch nicht nehmen, die Rolle des Glaubens und der Kirche in Staat und Gesellschaft anzusprechen.

Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit erinnerte daran, dass das Erzbistum Berlin vor zwanzig Jahren noch seinen Sitz im Ostteil der Stadt, hinter der Mauer hatte:

„Wir sind dankbar, dass die Kirche auch immer ein Ort war, wo Menschen jenseits des diktatorischen Systems Frieden schließen konnten, wo sie Schutz gefunden haben. Ohne diese Schutzräume wäre die friedliche Revolution in der DDR durch die Bürgerinnen und Bürger nicht möglich gewesen."

Es bliebe gerade in Berlin aber nicht bei historischen Daten, auch heute bilde diese Stadt eine eigene Herausforderung:

„Kardinal Woelki wird in den letzten Monaten schon gemerkt haben: Ganz so schlimm ist es nicht im heidnischen Berlin. Sondern diese Stadt ist geprägt durch Vielfalt und durch unterschiedliche Religionen, aber durch Menschen, die ihren Glauben haben, die ihren Glauben auch praktizieren und leben (..). Deshalb freue ich mich, dass Sie in Ihrer kurzen Amtszeit schon deutliche Signale ausgesendet haben."

Das Thema wurde auch von den beiden gefeierten Kardinälen Woelki und Becker aufgegriffen. Becker sprach es in deinem Lob des Verhältnisses von Staat und Kirche explizit an:

„Davor liegt aber ein anderes Problem: Das Verhältnis von Glaube und ziviler Gesellschaft. Die beiden Beziehungspunkte sind nicht identisch. Ich bin froh, dass ein solcher Empfang uns darauf hinweist, dass wenn so gut zwischen Staat und Kirche verhandelt werden kann, dann kann man langsam auch das andere angehen, das davor liegt und was für mich viel wichtiger ist, eben das Verhältnis von Glaube und ziviler Gesellschaft."

Nachdenkliche Töne, die aber auch dem Empfang in der deutschen Botschaft gut anstanden. Das Zusammen von Nachdenken, diskutieren und feiern ist schließlich durchaus eine katholische Tugend. (rv)

Konsistorium: Bald zwei neue deutsche Kardinäle

Papst Benedikt XVI. hat an diesem Freitag nach dem Angelus-Gebet die Einberufung eines Konsistoriums zur Kreierung neuer Kardinäle bekanntgegeben. Am kommenden 18. Februar werde es 22 neue Kardinäle geben, gab der Papst mit „großer Freude" bekannt. Kreiert werden die neuen Kardinäle durch ein Dekret des Papstes, das er bei dem Konsistorium verkündet. Dabei erhalten die neuen Würdenträger zu ihrem hellroten Gewand das Kardinalsbirett aus der Hand des Papstes. Unter den Kandidaten sind auch zwei Deutsche. Es handelt sich um den Berliner Erzbischof, Rainer Maria Woelki, und den Theologen Karl Josef Becker. Bislang gibt es 192 Kardinäle, darunter 7 Deutsche. Papstwahlberechtigt sind 108. Das Kardinalskollegium ist das wichtigste Beratungsgremium des Papstes, die unter 80-jährigen Kardinäle wählen das Oberhaupt der katholischen Kirche.

Erzbischof Woelki wird „jüngster Kardinal" der katholischen Kirche

Der 55-jährige Woelki wird mit dem angekündigten Konsistorium der jüngste Kardinal der katholischen Kirche. Bislang war es der 58-jährige Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx. Der gebürtige Kölner und frühere Kölner Weihbischof Woelki steht seit vergangenem August an der Spitze des Hauptstadtbistums. Er folgte Kardinal Georg Sterzinsky nach, der im Juni im Alter von 75 Jahren starb. Woelki wurde 1956 in Köln geboren und studierte in Bonn und Freiburg Theologie. Der Kölner Kardinal Joseph Höffner weihte ihn 1985 zum Priester. Fünf Jahre später ernannte ihn Kardinal Joachim Meisner zu seinem Geheimsekretär.

1997 übernahm Woelki die Leitung des Bonner Theologenkonvikts Collegium Albertinum. 2000 wurde er an der „Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz" in Rom, die von der Gemeinschaft Opus Dei geleitet wird, mit einer Arbeit zur Bedeutung der Gemeinde im Gefüge der Kirche promoviert. Die Deutsche Bischofskonferenz wählte ihn im Herbst zu ihrem Caritas-Bischof, der in besonderer Weise für soziale Fragen zuständig ist. Woelkis bischöflicher Wahlspruch lautet: „Wir sind Zeugen".

Deutscher Jesuitenpater Becker wird Kardinal

Weiter wird der Jesuitenpater und Theologe Karl Josef Becker SJ Purpurträger. Der emeritierte Dozent der Päpstlichen Universität Gregoriana war für lange Zeit Konsultor an der Glaubenskongregation. Er war einer der vier vatikanischen Berater bei den Gesprächen mit der schismatisch orientierten Piusbruderschaft. (rv)

Liste aller neuen Kardinäle:     > > > hier (vh)

Vatikan: Titelkirchen bzw. Diakonien der neuen Kardinäle

Folgende Titelkirchen bzw. Diakonien hat Papst Benedikt XVI. heute den neuernannten Kardinälen zugewiesen.

1 Kardinal ANGELO AMATO, S.D.B., Diakonie  Santa Maria in Aquiro

2. Kardinal ANTONIOS S.B. NAGUIB, Patriarchat von Alexandrien

3. Kardinal ROBERT SARAH, Diakonie  San Giovanni Bosco in via Tuscolana

4. Kardinal FRANCESCO MONTERISI, Diakonie  San Paolo alla Regola

5. Kardinal FORTUNATO BALDELLI, Diakonie  Sant’Anselmo all’Aventino

6. Kardinal RAYMOND LEO BURKE, Diakonie  Sant’Agata de’ Goti

7. Kardinal KURT KOCH, Diakonie  Nostra Signora del Sacro Cuore

8. Kardinal PAOLO SARDI, Diakonie  Santa MariaAusiliatrice in via Tuscolana

9. Kardinal MAURO PIACENZA, Diakonie  San Paolo alle Tre Fontane

10. Kardinal VELASIO DE PAOLIS, C.S., Diakonie  Gesù Buon Pastore alla Montagnola

11. Kardinal GIANFRANCO RAVASI, Diakonie  San Giorgio in Velabro

12. Kardinal MEDARDO JOSEPH MAZOMBWE, Titelkirche  Santa Emerenziana a Tor Fiorenza

13. Kardinal RAÚL EDUARDO VELA CHIRIBOGA, Titelkirche  Santa Mariain Via

14. Kardinal LAURENT MONSENGWO PASINYA, Titelkirche  Santa Maria «ReginaPacis» in Ostiamare

15. Kardinal PAOLO ROMEO, Dianonie  Santa Maria Odigitria dei Siciliani

16. Kardinal DONALD WILLIAM WUERL, Titelkirche  San Pietro in Vincoli

17. Kardinal RAYMUNDO DAMASCENO ASSIS, Titelkirche Immacolata al Tiburtino

18. Kardinal KAZIMIERZ NYCZ, Titelkirche Santi Silvestro e Martino ai Monti

19. Kardinal ALBERT MALCOLM RANJITH PATABENDIGE DON, Titelkirche San Lorenzo in Lucina

20. Kardinal REINHARD MARX, Titelkirche San Corbiniano

21. Kardinal JOSÉ MANUEL ESTEPA LLAURENS, Titelkirche  San Gabriele Arcangelo all’Acqua Traversa

22. Kardinal ELIO SGRECCIA, Diakonie Sant’Angelo in Pescheria

23. Kardinal WALTER BRANDMÜLLER, Diakonie San Giuliano dei Fiamminghi

24. Kardinal DOMENICO BARTOLUCCI, Diakonie Santissimi Nomi di Gesù e Maria in via Lata (vh)

„Konsistorium am 20. November“

„Mit Freude gebe ich bekannt, dass am kommenden 20. November ein Konsistorium stattfinden wird, in dem neue Mitglieder ins Kardinalskollegium aufgenommen werden.“ Mit diesen Worten berief Papst Benedikt XVI. während der Generalaudienz das schon lange erwartete Konsistorium ein. Bei dieser Versammlung wird der Papst insgesamt 24 Kirchenmännern den roten Kardinalshut überreichen und ihnen damit die Amtswürde übertragen. Benannt hat er die „Neuen“ schon heute.

Viele der vatikanischen Ernennungen waren keine Überraschung – der Leiter der Vatikanbehörde für die Heiligsprechungen, Angelo Amato zum Beispiel, der Präsident des päpstlichen Hilfswerkes Cor Unum, Robert Sarah, und Mauro Piacenza, verantwortlich für den Klerus, waren darunter. Ebenfalls keine Überraschung ist die Kardinalswürde für den Schweizer Erzbischof Kurt Koch, den neuen Ökumeneminister im Vatikan. Unter den Diözesanbischöfen, die Kardinal werden, befindet sich der Münchner Erzbischof Reinhard Marx. Als drittem Deutschsprachigen wird Benedikt XVI. dem ehemaligen Chefhistoriker des Vatikans, Walter Brandmüller, den Kardinalshut überreichen.

Mit dem Konsistorium vom November erhöht sich die Zahl der „Purpurträger“ auf insgesamt 203. Die Gruppe jener Kardinäle, die den nächsten Papst wählen dürfen, ist enger, da nur jene zum Konklave zugelassen sind, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Der Kreis der zur Papstwahl berichtigten Kardinäle erreicht mit den Neuernannten 121. (rv)