Papst an Jugend: „Seid einig gegen Gewalt!“

Es ist Zeit, dass Muslime und Christen sich vereinen, um der Gewalt und den Kriegen ein Ende zu setzen. Das sagte der Papst am Samstagabend an Jugendliche in Bkerké. Der Papst rief die jungen Christen im Libanon zum Bleiben auf. Fehlende Sicherheit, Ausgrenzung, das Gefühl der Einsamkeit und andere „Frustrationen" wie Arbeitslosigkeit dürften nicht dazu führen, den „bitteren Honig der Emigration zu kosten" und die Heimat zu verlassen, sagte der Papst beim maronitischen Patriarchatssitz, wo er über 25.000 Jugendliche traf.

Eine Art Arabisches Weltjugendtreffen
Es war wie ein „kleines" Weltjugendtreffen mit arabischem Touch: Mit Tänzen und Gesängen begrüßten die Jugendlichen den Papst. Anwesend waren neben libanesischen Jugendlichen auch Gäste aus den benachbarten Ländern sowie aus Europa, Australien und Nordamerika. In seiner Ansprache während des Wortgottesdienstes ging Benedikt XVI. auf die Herausforderungen ein, denen sich Heranwachsende ausgesetzt sehen. Die Christen müssten die Zukunft des Landes mitgestalten, so der Papst. Benedikt XVI. betonte, die Region müsse einsehen, dass Muslime und Christen „ohne Hass und in der Achtung des Glaubens eines jeden zusammenleben können, um gemeinsam eine freie und menschliche Gesellschaft aufzubauen". Die Jugendlichen sollten zu Friedenstiftern werden und sich für die Werte des Lebens und gegen Abtreibung, Gewalt, Ungerechtigkeit und Krieg einsetzen.

Auswanderung bedeutet Entwurzelung
Die Christen im Nahen Osten müssten ihren Glauben auch weiterhin in jener Region bezeugen und weitergeben, die die Geburt Jesu und die Entstehung des Christentums gesehen habe, betonte der Papst. Eine Auswanderung sei stets „mit Entwurzelung und Trennung um einer ungewissen Zukunft willen" verbunden. Ausdrücklich wandte er sich auch an die muslimischen Jugendlichen: „Ihr seid zusammen mit euren christlichen Altersgenossen die Zukunft dieses wunderbaren Landes und des gesamten Ostens", so Benedikt XVI. Er rief sie auf, „ein Miteinander aufzubauen" und einträchtig mit den Christen zusammenzuleben.

Papst bewundert Mut der Syrer
Einen besonderen Gruß richtete der Papst auch an junge Syrer, die zum Papstbesuch nach Beirut gekommen waren. Er bewundere ihren Mut und nehme Anteil am Leiden und der Trauer ihrer Familien und Freunde in Syrien. Der Papst warnte die Jugendlichen in seiner Ansprache auch vor Drogenkonsum und Pornographie. Dies sei eine Flucht in Parallelwelten. Zudem mahnte er einen besonnen Umgang mit sozialen Netzwerken an. Diese seien zwar „interessant", könnten aber auch sehr leicht zu Abhängigkeiten und einer Verwechslung der virtuellen mit der reellen Welt führen. Er rief die jungen Libanesen auf, „im Kampf gegen die Oberflächlichkeit und den leichtfertigen Konsum" Initiativen zu ergreifen, die dem Leben Sinn und Grund gäben.

Patriarch: Furcht vor Fundamentalismus
Der maronitische Patriarch Bechara Rai sprach in seinem Grußwort von einer wachsenden Furcht vor religiösem Fundamentalismus. Dieser bestreite das „Recht auf Unterschiede" und stehe damit in Widerspruch zur Religionsfreiheit. Zugleich äußerte sich Rai besorgt über eine politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Krise der Region. Durch sie drohten junge Christen ihre Identität sowie „ihre Verwurzelung in ihrem Land und ihren Kirchen" zu verlieren. (rv)

Lombardi: „Viele Feiernde, wenige Polizisten“

Viel mehr feiernde Menschen am Straßenrand als gedacht – und fast keine Polizisten zu sehen: Das war der Eindruck, den Papst-Sprecher Federico Lombardi in den ersten Stunden der Maltareise des Papstes gewann. In La Valletta meinte der Jesuit am Samstagabend vor Journalisten, die Reise habe viel enthusiastischer begonnen als erwartet. Stefan Kempis mit Fragen an P. Lombardi.
Was sind Ihre Eindrücke von den ersten Stunden des Papstes auf Malta?
„Ich glaube, wir können begeistert sein! Denn die Aufnahme durch das maltesische Volk ist wirklich wunderbar. Die ganze Bevölkerung ist auf der Straße, wie zu einem großen Fest. Die Leute sind sehr zufrieden, den Papst hier zu haben, und eine solche Gelegenheit zu haben, ihren Glauben auf eine volkstümliche und tiefe Weise auszudrücken! Ich glaube wirklich, dass diese Wurzel, die bis auf den heiligen Paulus zurückgeht, tief und gesund ist. Man sieht, wie dieses Ereignis des Schiffsbruchs des Paulus hier auf dieser Insel immer noch etwas Aktuelles ist: Wir sehen, wie der Glaube hier neues Leben gibt und Mission erweckt. Die Freude, den anderen den Glauben weiterzugeben, und die große Tradition des Missionswerks der Malteser in der Welt- das ist beeindruckend. Diese kleine Bevölkerung, die wirklich überall zerstreut war und jedes Mal den Glauben mit sich gebracht hat in viele Teile der Welt: Das konnte man heute Abend in dieser Pauluskirche und in der Paulusgrotte erleben.“
Viele hatten vorher die Befürchtung, die Reise werde durch die Missbrauchs-Skandale überschattet. Das scheint aber heute nicht so auszusehen…
„Für die maltesische Bevölkerung sicher nicht! Wir haben heute sicher 100.000 Leute gesehen, und ich glaube, dass wir morgen noch einmal 100.000 Menschen sehen werden… die waren nicht besonders von diesem Problem bedrückt. Natürlich – das Problem besteht in der Kirche, und es besteht auch hier, aber man muss die richtigen Proportionen sehen, und wenn etwas zu korrigieren ist, muss man das tun, klar und entschieden. Hier allerdings haben wir eine Bevölkerung, die aus dem Glauben feiert, und das müssen wir ihr erlauben… Es gibt ja in der Welt nicht nur das, was uns die Zeitungen sagen!“ (rv)