So sieht die „Roadmap“ des Heiligen Stuhls für Dialog mit dem Islam aus

VatikanfahneVATIKANSTADT – Gerechtigkeit, Friede und Erziehung sind die Leitplanken einer „Roadmap“ für den Dialog mit dem Islam – so der Sekretär des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog, Bischof Miguel Ayuso Guixot.

Im Gespräch mit CNA sagte Bischof Ayuso, der Dialog mit islamischen Institutionen mache Fortschritte. Es gebe „einen vielfältigen und reichhaltigen Dialog mit islamischen Institutionen“, so der Bischof. Als Beispiel nannte der Ordensgeistliche die Wiederaufnahme des Kontakts mit der Azhar-Moschee in Kairo.

Diese hatte — unter dem derzeitigen Imam Ahmed al Tayyeb — den Kontakt zum Heiligen Stuhl im Jahr 2011 abgebrochen und Papst Benedikt XVI. vorgeworfen, er mische sich in die „inneren Angelegenheiten“ Ägyptens ein. Der Grund: Benedikt hatte einen Bombenanschlag auf eine koptische Kirche verurteilt und besseren Schutz für Christen gefordert. Der Scheich gilt als „moderater“ Vertreter des Islam.

Bis heute gibt es keinen offiziellen Dialog mit der Azhar; doch für 2017 soll eine offizielle Wiederaufnahme angestrebt werden, heißt es – und hinter den Kulissen führen Experten wie der promovierte Islamwissenschaftler und Arabistiker Aysuo laufend Gespräche.

Der erste wichtige Schritt in diese Richtung erfolgte am 23. Mai diesen Jahres. Da besuchte Scheich al Tayyeb den Papst im Vatikan; die private Begegnung der beiden fand in der Bibliothek des Papstes statt und dauerte etwa 30 Minuten. Worüber der Pontifex und der Scheich genau sprachen, ist nicht bekannt. Die Begegnung sei „sehr herzlich“ gewesen. Seitens des Vatikans wurde gemeldet, dass es um Frieden und die Ablehnung von Gewalt und Terrorismus gegangen sei, sowie die Lage und den Schutz verfolgter Christen.

In einer eigenen Stellungnahme teilte der Imam mit, es sei darum gegangen, „Missverständnisse“ über den Islam auszuräumen und Muslime in westlichen Staaten zu ermutigen, sich zu integrieren.

Die Moschee und die im Jahr 975 gegründete Azhar Universität in Kairo sind ein wichtiges Zentrum des Islam. Neben dem Besuch im Vatikan gab und gibt es weiteren Austausch, und Bischof Ayuso ist bemüht, „gemeinsame Initiativen anstreben, die den Frieden fördern“, wie er CNA gegenüber betonte.

Friede sei die erste Säule des Dialogs mit dem Islam; die zweite sei Gerechtigkeit, so Bischof Ayuso. Daher arbeite der Heilige Stuhl gemeinsam mit der Azhar „am Thema Religionsfreiheit“: Es gehe darum, gute Beziehungen unter den Religionen zu pflegen, „die dazu führen, dass jeder das heilige Recht auf Staatsbürgerschaft hat“.

Die dritte Säule sei „Erziehung, denn in vielerlei Hinsicht ist Unwissenheit der Grund vielen Übels: Wir erfahren immer wieder, wie verbreitet Unwissenheit über Religonen ist“.

Bischof Ayuso sprach mit CNA am Rande des „Internationalen Symposiums über den universalen Wert der Barmherzigkeit“ an der Päpstlichen Universität Gregoriana, den der Päpstliche Rat zusammen mit dem in Wien ansässigen „König Abdullah bin Abdelaziz International Center for Interreligious and Intercultural Dialogue (KAICIID) veranstaltete, unterstützt von der „Adyan Stiftung“ aus dem Libanon. Dabei waren rund 40 Vertreter verschiedener Religionen in Rom zusammengekommen.

Die Veranstaltung fand im Rahmen des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit statt. (CNA Deutsch)

Wie Papst Franziskus die Heiligsprechungsverfahren ändert

PetersplatzVATIKAN – Die Finanzierung von Heiligsprechungsprozessen soll transparenter werden: Papst Franziskus hat dies mit einem rescriptu ex audientia an Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in Kraft gesetzt.

Wie gewöhnlich werden die Normen für drei Jahre ad experimentum genehmigt, bevor sie endgültig übernommen werden. Generell sind sie darauf ausgerichtet, die finanzielle Verwaltung der Selig- und Heiligsprechungsprozesse transparenter zu gestalten, den Diözesanbischöfen und den Generaloberen mehr Verantwortung zukommen zu lassen, die aufgerufen sind, die Kosten der Prozesse abzusegnen; es wird die Figur eines Verwalters des Prozesses eingeführt, eine Rolle, die früher der Postulator einnahm.

Übersicht: Neue Normen

Die neuen Normen wurden entwickelt um „auf die aktuellen Bedürfnisse nach einer finanziellen und administrativen Leitung der Selig- und Heiligsprechungsprozesse zu haben, die den Vorschriften des Kirchenrechts entspricht, zu antworten; mit jährlichen Bilanzen und einer zuständigen örtlichen Autorität, die die Aufgabe hat, über diese Bilanzen zu wachen“ erklärt gegenüber CNA Dr. Waldery Hilgeman, Postulator verschiedener Heiligsprechungsprozesse, darunter jener des Dieners Gottes Kardinal Van Thuan, und Vizepostulator des Prozesses von Chiara Lubich, der Gründerin der Fokolarbewegung.
Hilgeman fügt hinzu: „Die Anerkennung einer neuen Vorschrift bedeutet nicht, dass es vorher keine Regelung gab. Aber die bisherigen Normen gehen auf 1983 zurück. Man sah die Notwendigkeit, sie den Zeiten anzupassen, die Verwaltung der Selig- und Heiligsprechungsprozesse immer transparenter zu machen.“
Der Text der neuen Normen besteht aus 23 Artikeln, die in sechs Kapitel unterteilt und mit einem Vorwort versehen sind. Er enthält verschiedene Neuheiten.

Erstens werden die Promotoren (Protagonisten der Prozesse) und die zuständigen Diözesanbischöfe mehr in die Prozesse eingebunden. Man liest in der Regelung (Art. 9), dass die Überwachung der Verwaltung zuallererst Kompetenz „des Diözesanbischofs, des Eparchen oder desjenigen, der ihnen vom Recht her in ihrem Zuständigkeitsbereich gleichgestellt ist“ sei, oder „des Generalobere im Fall der Institute geweihten Lebens und der Gesellschaften apostolischen Lebens, in seinem rechtlichen Zuständigkeitsbereich.“

An sie muss sich der Promotor, d.h. derjenige, der an die Kirche die Bitte richtet, einen Prozess zu beginnen und dies durch den Postulator tut, wenden, um die Bilanzen des Prozesses anerkannt zu sehen. Die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse nimmt Einsicht in die Bilanzen und hat überwachende Aufgabe.

Wenn der Promotor des Prozesses auch nur einen Teil der Güter für andere Zwecke als den des Prozesses verwenden will, muss er die Autorisierung der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse einholen.

Der Promotor sendet eine Kopie der Bilanzen, nachdem er sie erhalten und fristgemäß anerkannt hat, an die zuständige überwachende Autorität. Im Fall von Nichterfüllung oder Missbrauch administrativer oder finanzieller Natur von Seiten jener, die an der Durchführung des Prozesses teilnehmen, schreitet das Dikasterium mit disziplinären Maßnahmen ein.

Verantwortung vor Ort

Die Verantwortung wird vor allem der örtlichen Autorität übertragen, die die Situation besser kennt und den Umfang der Ausgaben besser im Blick hat. Vorher hingegen genehmigte der Promotor selbst die Bilanzen, die ihm vom Postulator vorgelegt wurden, und der Postulator präsentierte sie der Kongregation.

Zu Beginn des Prozesses wird dieser mit eigenen Mitteln des Promotors vorangebracht, die durch Spenden der Gläubigen unterstützt werden können. Ein Experte, der an vielen Heiligsprechungsprozessen beteiligt ist, erläuterte gegenüber CNA, dass „die Kosten für einen Prozess nicht öffentlich sind, aber sicher sind es nicht die Kosten, von denen in der Presse gefabelt wird.“

Bis heute war der Postulator immer auch der Verwalter der Güter im Prozess. Jetzt kann das nicht mehr so sein. Die Figur des Verwalters der Güter, die von der des Postulators verschieden ist, wird eingeführt. Man liest in Artikel 3, dass der „Promotor, mit Einverständnis des Bischofs oder Eparchen, einen Verwalter der Güter ernennt.“ Das kann der Postulator, aber auch eine andere Person sein. Wenn man sich in der römischen Phase befindet (also wenn der Prozess in die Leitung der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse übergegangen ist), teilt der Postulator der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse die Ernennung des Verwalters mit.

Rechenschaft über die Ausgaben

Die Figur des Verwalters setzt ein Zeichen der Transparenz. Früher verwaltete der Postulator ein Konto, von dem er auch Geld für sich abheben konnte. Jetzt muss über jede Ausgabe Rechenschaft abgelegt werden. Wenn man in die römische Phase gelangt, kann für die Arbeiten am Prozess ein Konto beim Institut für die religiösen Werke (IOR) geführt werden; das ist jedoch keine Notwendigkeit: es gibt viele Prozesse, die kein Konto beim IOR haben. Wenn der Prozess abgeschlossen ist, muss das Konto gelöscht werden.

Eine weiter große Neuerung betrifft den Beitrag des Promotors an den Heiligen Stuhl. Dieser Beitrag ist in verschiedene Tranchen aufgeteilt.

Ein Beitrag wird zu Beginn der römischen Phase geleistet, im Hinblick auf die Anerkennung des Martyriums oder der Heldenhaftigkeit der Tugenden und der Lehrtätigkeit werden vier Beiträge geleistet (bei Übergabe der Akten; bei der Bitte um Ernennung des Relators, bei Übergabe der Positio und vor der besonderen Sitzung der Theologen); danach sind im Hinblick auf die Anerkennung des angeblichen Wunders weitere drei Beiträge vorgesehen (bei Übergabe der Akten der diözesanen oder eparchialen Befragung; vor der medizinischen Beratung; vor der besonderen Sitzung der Theologen).

Die Tranchen müssen mittels Überweisung auf das Konto der Kongregation eingehen. Die Kosten wurden noch nicht definiert, denn – nach dem Reskript – bedarf es eines Dekrets zur Durchführung und die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse wird aufgefordert werden, die Summen zu bestimmen. Die Bestimmung dieser Beiträge wird sicher viele Dinge ändern.

Zuvor gab es bei der Kongregation eine Liste mit den Rechten des Heiligen Stuhles. Das waren im wesentlichen Kosten, zu denen die Postulatoren beitragen sollten. Es handelte sich um die Zahlungen von Vergütungen, beispielsweise für die Ärzte, die als Berater hinzugezogen wurden, um das eventuelle Vorhandensein eines Wunders festzustellen oder für die Theologen, die berufen waren, das Leben und die Tugenden zu bewerten.

Nun ist der Postulator nicht mehr aufgerufen, für jede eigene Tätigkeit zu zahlen. Man zahlt bestimmte Tranchen, mit festgelegten Summen, man vermeidet Ausgaben mit Bargeld und gestaltet so den Prozess transparenter und schneller.

Weiterhin ein Solidaritätsfond für „arme Prozesse“

Es kann geschehen, dass die Gelder für einen Prozess nicht ausreichend sind. Er wurde daher ein „Solidaritätsfond“ eingerichtet (Artikel 21 und 22), der „von freiwilligen Spenden der Promotoren und jedweder anderen Quelle gespeist wird“, liest man im Reskript. Das ist keine Neuigkeit: der Fonds existierte bereits, er nannte sich „Fonds der armen Prozesse“.

Nun hat er seinen Namen geändert, bleibt aber im Wesentlichen gleich.
In der römischen Phase kann der Promotor auch einen Zuschuss von der Kongregation der Selig- und Heiligsprechungsprozesse erbitten, stets durch den zuständigen Ordinarius. Auch ist es der Ordinarius, der aufgerufen ist, vor Übergabe der Bitte „die wirtschaftliche Situation der Mittel und die Unmöglichkeit, sie durch Beschaffung anderweitiger Beihilfen zu unterstützen, zu überprüfen.“

Auch in diesem Fall ist es der Bischof, der berufen ist, die Verantwortung für die Verwaltung der Mittel und Bilanzen zu übernehmen.

Eine langwierige Arbeit der Aktualisierung der Normen kommt nun zum Ende. Einer Quelle aus der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse zufolge wurde bereits im März 2015 begonnen, zu überlegen, wie man die neuen Normen aktualisieren könne.

Die Quelle hebt hervor, dass „eine Kommission eingerichtet wurde“ um das Problem zu studieren. Sie besteht aus Mitgliedern der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, sowie aus Postulatoren, sowohl Laien als auch Ordensleuten.“ (CNA Deutsch)