Libanesischer Staatspräsident: „Mehr Christen in die Politik“

Ohne die politische Teilhabe der Christen im Nahen Osten kann dort keine Demokratie entstehen. Das hat der libanesische Staatspräsident, Michel Suleiman, in seiner Begrüßungsrede an den Papst im Präsidentenpalast unterstrichen.

Der katholisch-maronitische Politiker ging am Samstagmorgen weiter auf aktuelle Konfliktherde in der Region ein. Er bekräftigte die „Nichteinmischungspolitik" der libanesischen Führung gegenüber Syrien. Der Bürgerkrieg im Nachbarland hat auch im Libanon zu Spannungen geführt. So stießen in den vergangenen Wochen in verschiedenen Landesteilen Anhänger des syrischen Machthabers Baschar al-Assad und Unterstützer der syrischen Opposition gewaltsam zusammen, und die konfessionelle Konfliktlinie zwischen Sunniten und Schiiten im Libanon verschärfte sich. Die libanesische Regierung hat nun Sorge, dass sich die Scharmützel zu neuen interkonfessionellen Unruhen wie zu Zeiten des libanesischen Bürgerkrieges von 1975 bis 1990 auswachsen könnten. Zugunsten der „Stabilität" bemühe sich die libanesische Führung deshalb darum, Auswirkungen der Syrienkrise im eigenen Land einzudämmen, führte Suleiman dazu aus.

Der Staatspräsident plädierte weiter für eine „umfassende Lösung der Probleme zwischen den arabischen Ländern und Israel". In diesem Zusammenhang bekräftigte er die politische Linie des Libanon, den palästinensischen Flüchtlingen die libanesische Staatsbürgerschaft zu verweigern, da sie das „Recht auf Rückkehr in ihre Heimat" hätten. Auch der melkitische Patriarch Gregorius III. Laham hatte vor dem Papst seiner Hoffnung auf einen eigenen Palästinenserstaat Ausdruck gegeben. In seiner Begrüßungsrede für Benedikt XVI. in der Sankt Pauls-Kathedrale von Harissa sagte er am Freitagabend, damit könne die Abwanderung von Christen aus dem Nahen Osten gestoppt und der Weg für einen „wahrhaften arabischen Frühling" geebnet werden.

Mit einem Aufruf gegen Extremismus richtete sich der libanesische Staatspräsident Suleiman in seiner Ansprache vom Samstag weiter an junge Libanesen und Libanesinnen und rief diese zu Friedfertigkeit auf. Im nordlibanesischen Tripoli waren bei Ausschreitungen nach dem Freitagsgebet eine Person getötet und 25 weitere verletzt worden. Hintergrund der Unruhen war die filmische Mohammed-Karikatur „Die Unschuld der Muslime", die auch in anderen arabischen Ländern zu heftigen Protesten führte. In Tripoli wurden laut Medienberichten Parolen gegen die USA und Benedikt XVI. gerufen, Plakate heruntergerissen und ein US-Schnellrestaurant in Brand gesetzt. Der Papst wurde über die Ausschreitungen informiert. (rv)