Papst: Abtreibung kranker, behinderter Kinder ist „Nazi-Mentalität“

Franziskus betont erneut, dass Familie zwischen einem Mann und einer Frau besteht.

VATIKANSTADT – In einer Rede vor einem Familienverband hat Papst Franziskus am heutigen Samstag erneut betont, dass der Bund zwischen Mann und Frau das Bild Gottes von der Familie ist – und die Abtreibung kranker und behinderter Kinder mit einer „Nazi-Mentalität“ verglichen.

„Ich habe gehört, dass es in Mode ist, oder zumindest üblich, dass, wenn in den ersten Monaten der Schwangerschaft Untersuchungen gemacht werden, um zu schauen, ob das Kind gesund ist oder etwas hat, das erste Angebot lautet: Machen wir es weg“, sagte der Papst am 16. Juni und verwies auf den Trend, kranke oder behinderte Kinder abzutreiben.

Das ist „die Ermordung von Kindern….um ein ruhiges Leben zu haben, wird eine unschuldige [Person] weggemacht…Wir machen dasselbe wie Nazis, die die Reinheit der Rasse erhalten wollen, aber wir tun es mit weißen Handschuhen“, so Franziskus wörtlich.

„Es ist eine Gräueltat, aber wir verüben diese gleiche Tat“, sagte er italienischen Medienberichten zufolge.

Franziskus sprach mit Mitgliedern des Forums der Familienverbände, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert.

Der Papst machte seine Aussagen über Familie und Abtreibungen vor dem Hintergrund zweier aktueller Ereignisse zu diesen beiden Themen: Soeben hat das Heimatland des Papstes, Argentinien, einem Gesetzentwurf zugestimmt, der die Abtreibung in den ersten 14 Wochen der Schwangerschaft legalisieren soll. Zudem wird Franziskus in einem knappen Monat nach Irland zum Weltfamilientreffen reisen, bei dem Jesuitenpater James Martin als Hauptredner darüber sprechen wird, wie man Mitglieder der LGBT-Gemeinschaft in der Kirche willkommen heißt.

Wie die Zeitung „La Stampa“ berichtet, legte der Papst am heutigen 16. Juni sein Rede-Manuskript beiseite mit der Bemerkung, der vorbereitete Text wirke „ein wenig kalt“.

Dem gleichen Bericht zufolge sagte der Pontifex aus dem Stegreif, es sei „schmerzhaft“ daran zu denken, dass eine Gesellschaft die Tötung von Kindern akzeptiere, nur weil diese krank oder behindert seien. Genau das sei jedoch die gegenwärtige Mentalität.

In modernen Gesellschaften spreche man „von verschiedenen Arten von Familie“, und definiere den Begriff in unterschiedlicher Weise, fuhr Franziskus fort.

„Ja, es stimmt, dass ‚Familie‘ als analoger Begriff verwendet wird. Ja, man kann auch sagen: ‚Die Familie der Sterne‘, ‚die Familie der Bäume‘, ‚die Familie der Tiere'“, sagte der Pontifex, betonte aber, dass „die Familie nach dem Bilde Gottes nur eine ist, die Familie von Mann und Frau….die Ehe ist ein wunderbares Sakrament“.

Mit Blick auf sein nachsynodales Schreiben Amoris Laetitia sagte der Papst in Anspielung auf die massiven Kontroversen um das achte Kapitel, dass einige das Dokument auf die Frage „Du kannst, du kannst nicht“ reduziert hätten.

„Sie haben nichts verstanden“, sagte Franziskus. Das Schreiben verberge keine Probleme, gehe aber über Fallstudien hinaus. Um Amoris Laetitia zu verstehen, so der Pontifex, müsse man das vierte Kapitel über die Spiritualität des täglichen Lebens lesen. Dieses sei der „Kern“ des Dokuments, so Franziskus.

Franziskus wies dann auf die Betonung der Ehevorbereitung hin und sagte, dass die Familie „ein schönes Abenteuer ist, und heute, ich sage es mit Schmerzen, sehen wir, dass wir oft daran denken, eine Familie zu gründen, zu heiraten, als ob es eine Lotterie wäre. Wir gehen und wenn es funktioniert, funktioniert es, wenn nicht, beenden wir es und fangen von vorne an.“ Es bedürfe eines „Katechumenats für die Ehe…. Männer und Frauen werden gebraucht, die jungen Menschen helfen zu reifen“.

Dies beginne mit kleinen Dingen, wie der Vorbereitung auf die Ehe, sagte der Papst und fügte hinzu: „Es ist wichtig, einander zu lieben und das Sakrament zu empfangen, und dann die Feier zu haben, die man will“. Es sei jedoch niemals akzeptabel, dass „das Zweite an die Stelle des Wichtigsten tritt“, betonte Franziskus.

Der Pontifex sprach auch über die Bedeutung der Erziehung der Kinder, und stellte fest, dass dies für die Eltern nicht einfach sei, gerade in einer virtuellen Welt, die der Nachwuchs „besser kennt als wir“.

Der Papst verwies auch auf die Herausforderung für Familien, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, besonders in Zeiten sozialer und wirtschaftlicher Krise.

„Um heute Geld zu verdienen, muss man zwei Jobs haben, die Familie wird nicht berücksichtigt“, sagte Franziskus. Der Papst ermutigte die Eltern, dieses „Kreuz“ und exzessive Arbeitszeiten auf sich zu nehmen und gleichzeitig mit ihren Kindern zu spielen.

„Kinder sind das größte Geschenk“, sagte er – auch wenn sie krank seien. Kinder, sagte Franziskus, müssen „empfangen werden, wie sie kommen, wie Gott sie sendet“.

In Anspielung auf den Trend mancher Schichten, „freiwillig kinderlos“ zu sein, stellte Franziskus fest, dass es Menschen gebe, die keine Kinder wollen. Ihm sei der Fall eines Paares bekannt, dass keine Kinder haben wollte, aber dafür drei Hunde und zwei Katzen hatte.

Abschließend sprach Franziskus über die Notwendigkeit, im Eheleben geduldig zu sein: Es gebe Zeiten großer Krise, manchmal sogar Zeiten der Untreue“.

„Es gibt viele Frauen – aber auch manchmal Männer -, die schweigend warten, in die andere Richtung schauen“, so der Papst, und darauf warten, dass ihr Ehepartner wieder treu werde. Dies sei „die Heiligkeit, die vergibt, weil sie liebt“, so Franziskus. (CNA Deutsch)