Benedikt XVI. würdigt „innere Kontinuität“ zu Pontifikat von Franziskus

Quelle: Vatican News (Screenshot am 13. März)

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat eine verkürzende Gegenüberstellung seines eigenen Pontifikates mit jenem seines Nachfolgers Franziskus zurückgewiesen.

Gudrun Sailer und Mario Galgano – Vatikanstadt

In einem persönlichen Brief an den Priester Dario Viganò, Präfekt des vatikanischen Kommunikationssekretariats, kritisierte Benedikt das „törichte Vorurteil, wonach Papst Franziskus bloß ein praktisch veranlagter Mann ohne besondere theologische und philosophische Bildung sei, während ich selbst nur ein Theoretiker der Theologie gewesen wäre, der wenig vom konkreten Leben eines heutigen Christenmenschen verstanden hätte“.

Anlass für Benedikts Brief war die Vorstellung einer Buchreihe in elf Bändchen, in denen elf Theologen, darunter die Deutschen Peter Hünermann und Jürgen Werbick, „Die Theologie von Papst Franziskus“ untersuchen. Viganò hatte das Werk dem emeritierten Papst zugeschickt. Die Buchpräsentation fand am Montagabend in Rom statt, am Vorabend des fünften Pontifikatsjubiläums von Franziskus.

Benedikt schrieb, die Bände „zeigten zu Recht, dass Papst Franziskus ein Mann tiefer philosophischer und theologischer Bildung ist, und sie helfen somit, die innere Kontinuität zwischen den beiden Pontifikaten zu sehen, wenn auch mit allen Unterschieden in Stil und Temperament“.

Im Video-Interview mit Vatican News erläutert Viganò, dass Benedikt XVI. „zufrieden und glücklich über diese Buchreihe“ sei. Das Lehramt von Papst Franziskus sei voller Theologie, erläutert Viganò. „Natürlich gibt es Unterschiede, etwa im Charakter oder in der Art und Weise, sich auszudrücken“, fügt er an. Papst Benedikt habe mit seinem Brief „seinen wie immer bedeutsamen Beitrag zu einer inneren geistlichen Einheit der beiden Pontifikate – Papst Benedikt und Papst Franziskus – geleistet“, sagt Viganò. (vatican news)

Pontifikatsjubiläum: Kardinal Parolin würdigt „Reform der Herzen”

„Habemus Papam… Franciscum.” Es sind vier Jahre vergangen, seit der damalige Kardinalsprotodiakon Jean Louis Tauran diese Worte auf dem Balkon der Petersbasilika ausgesprochen hat. Und es war bisher eine „sehr intensive Zeit“ mit dem Papst „vom anderen Ende der Welt“. Das sagt einer, der sehr eng mit dem Papst zusammenarbeitet und ihn schon vorher kannte: Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin geht in einem langen Interview mit Radio Vatikan auf die Meilensteine in diesem Pontifikat ein.

Im vierten Pontifikatsjahr habe es auch historische Momente gegeben, so Kardinal Parolin. So erlebte man beispielsweise das erste Treffen eines Papstes mit dem Moskauer Patriarchen, die Heiligsprechung von Mutter Teresa von Kalkutta und die ökumenische Reise nach Lund, um des 500jährigen Jubiläums der Reformation zu gedenken.

„An jenem Tag, dem 13. März 2013, war ich gar nicht in Rom. Ich war damals noch in Caracas (als Nuntius in Venezuela, Anm. d. Red.) und erhielt die Meldung am Mittag, als in Rom bereits Abend war. Das erste, was ich damals fühlte, war Erstaunen. Ich war nämlich einerseits erstaunt über den neuen Papstnamen aber auch über die Wahl von Kardinal Jorge Mario Bergoglio. Man hatte von ihm gehört, aber niemand dachte daran, dass er Papst werden würde, zumindest wenn man die Zeitungen damals las.“

Mit besonderer Aufmerksamkeit wird seit dem Amtsantritt Franziskus´ die Reform der Kurie beobachtet, um die das Kardinalskollegium den neu gewählten Papst gebeten hatte. Semper reformanda, also sich selbst stets hinterfragen und erneuern müsse sich die Kirche, erinnerte Kardinalstaatssekretär Parolin an einen Satz, der im katholischen Umfeld mit dem II. Vatikanum in Verbindung gebracht wird. Doch es liege dem Papst besonders am Herzen, die Reform der Kurie nicht auf strukturelle Kriterien zu beschränken. Vielmehr müsse man mit einem biblischen Ausdruck von einer „Konversion“ sprechen, erklärt Parolin: „Der Papst erinnert uns immer wieder daran, damit die Kirche immer mehr sie selbst werde, authentischer werde, die Verkrustungen loswerde, die sich auf dem durch die Geschichte ansammeln und wirklich leuchte, wie eine Wahrheit des Evangeliums. Ich würde sagen, dass das maßgeblich der Sinn der Reform ist, und es ist deshalb, dass der Papst immer wieder über die Reform der Herzen spricht.“ Franziskus selbst hatte erst bei seiner jüngsten Weihnachtsansprache an die Kurie erklärt, Erneuerung müsse von innen – gleichsam vom Herzen – ausgehen.

Dieser Papst betone eine „Kirche, die hinausgehen will“, so Kardinal Parolin. „Es ist offensichtlich ein langer Weg, ein Fortschreiten, das seinen Anfang im Zweiten Vatikanischen Konzil findet. Papst Franziskus will derjenige sein, der es weiterführt mit seiner Anwendung im Leben der Kirche. Mit erscheint diese Kirche auf dem Weg sehr bedeutsam, diese Kirche die sich öffnet: Und gerade deswegen, weil die Kirche herausgeht, auf Jesus Christus zu, gelingt es ihr, auch die Menschen in ihrem täglichen Leben zu begleiten.“

„Ich würde vor allen Dingen sagen, dass Amoris Laetitia ein großes Geschenk ist. Der Papst sagte am Anfang der ersten Familiensynode, dass diese Synode die Frohe Botschaft der Familie zum Leuchten bringen soll. … Mit Amoris Laetitia hat er einen großen Impuls gegeben. Was die Kritik betrifft, muss ich sagen, dass es schon immer Kritik in der Kirche gab. Gutgemeinte konstruktive Kritik ist immer willkommen, wenn sie dazu beiträgt, den Willen Gottes besser einzubringen.“ (rv)