Pius XII.: „Retten statt Reden“

Die Katholische Kirche und das Dritte Reich: Das Thema ist heiß umstritten und bis heute von zahllosen Kontroversen und Debatten gekennzeichnet. Anpassung oder Widerstand, Kollaboration oder Distanz – das sind die Pole der Kontroversen. Besonders heftig ist der Streit um Papst Pius XII. und den Holocaust. Aldo Parmeggiani hat Dr. Karl-Joseph Hummel, Direktor der Kommission für Zeitgeschichte an der Forschungsstelle Bonn, gesprochen. Auf die Frage, ob es wahr ist, dass Papst Pius XII. geschwiegen hat, obwohl er hätte reden können, sagt er:
„Wir hatten in der Vergangenheit die Situation, dass Pius XII. reduziert worden ist auf die Frage: Der Papst und der Holocaust. Durch die Öffnung der vatikanischen Archive wissen wir, dass hier sehr viel mehr Perspektiven eine Rolle spielen. Hier kann man eine letztlich gültige Antwort erst geben, wenn wir die Akten zur Verfügung haben bis 1945 oder 1958. Aber man kann soviel bereits sagen, dass es wahrscheinlich ein vatikanisches Konzept gegeben hat mit der Bezeichnung ‚retten statt reden‘. Wenn man die vielfältigen Aktivitäten sieht, die über die Nuntiaturen unternommen worden sind, um Juden zu retten, dann hat dieses Konzept ‚retten statt reden‘ eben zur Folge, dass es unterhalb der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit stattfindet und das wäre eine Erklärung für das öffentliche, diplomatische Schweigen des Papstes. Weil das die Voraussetzung für Rettung von Juden gewesen ist.“ (rv)

Papst: „Pius XII. war barmherzig“

Pius XII. war ein barmherziger Papst. Das hat Benedikt XVI. über ihn am Freitagabend gesagt. Benedikt sah in Castel Gandolfo einen Film über Pius XII.(1939-1958). Papst Benedikt XVI. würdigte die Rolle Pius XII. insbesondere während des Zweiten Weltkriegs. Der Pacelli-Papst sei in dieser schweren Zeit ein „Vater für alle" gewesen. Der Papst habe für die Rettung Roms und vieler Verfolgter in den Jahren 1943 und 1944 eine „fundamentale Rolle" gespielt. Wie der vatikanische Informationsdienst berichtete, handelt es sich beim Film um eine Vorabschau der internationalen Produktion „Unter dem Himmel Roms". Der Film spielt in der italienischen Hauptstadt zur Zeit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Er schildert unter anderem die Hilfsmaßnahmen Papst Pius' XII. für verfolgte Juden. Benedikt sagte über seinen Vorgänger:

„Pius XII. war der Papst unserer Jugendzeit. Mit seinem tiefen Wissen hat er den Menschen seiner Zeit viel weitergegeben. Damit zeigte er den Weg der Wahrheit. Und mit seiner Weisheit hat er der Kirche die Richtung in das dritte Jahrtausend gezeigt. Insbesondere liegt mir am Herzen, Pius XII. als den barmherzigen Papst in Erinnerung zu behalten. Das war er in einer sehr schwierigen Zeit."

Der Pacelli-Papst wird im Spielfilm von dem 70-jährigen US-amerikanischen Schauspieler James Cromwell verkörpert, der 2006 schon in einem Film über Papst Johannes Paul II. (1978-2005) mitspielte. (rv)

Vatikan: Dokumente der Vatikan Bibliotheken online verfügbar

Wichtige Texte, die bisher in den Bibliotheken des Vatikan in Papierform verfügbar waren, werden nun online zur Verfügung gestellt. Unter www.vatican.va können diese unter „testi fondamentali" (Grundlagentexte) eingesehen werden. Es geht um sämtliche Sammlungen der Akten des Heiligen Stuhls (ASS) und der Akten des Apostolischen Stuhls (AAS), konkret sind dies die Sammlungen von 1865 bis 2007 im PDF-Format, also die amtlichen Akten des Heiligen Stuhls aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. – Ferner werden die 12 Bände der Actes et Documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre Mondiale (Akten und Dokumenten des Heiligen Stuhls aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges) online gestellt. Letzteres ist eine von vier Jesuiten unter Paul VI. 1965 zusammengestellte Sammlung von Dokumenten zu Pius XII. (rv)