Sternstunden im Campo Santo Teutonico

Papst (Emer.) Benedikt XVI.Der Joseph-Ratzinger Schülerkreis hielt an diesem Sonntag im Beisein von Papst Benedikt emeritus in der Kirche des Campo Santo Teutonico im Vatikan seinen abschließenden feierlichen Gottesdienst. Mitkonzelebranten waren u.a. der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn und Kurienkardinal Kurt Koch, Präsident des Rates zur Forderung der Einheit der Christen.

Im Anschluss an die Messfeier wurde der neue in „Aula Papst Benedikt – Joseph Ratzinger“ benannte Vortragsaal von Papst Benedikt eingeweiht: „Segne diese Aula am Campo Santo Teutonico, erfülle alle mit Liebe und Gerechtigkeit, die hier Gemeinschaft finden. Gib, dass alles, was in dieser Aula geschieht, dem geistlichen Wachstum deiner Kirche dient.“ In seiner Dankesrede wies der Rektor des Hauses Hanspeter Fischer auf die in wenigen Wochen zu erwartende Einweihung der „Römischen Bibliothek Joseph Ratzinger“ hin.

Das Gemeinschaftsprojekt der im Campo Santo Teutonico untergebrachten römischen Görresgesellschaft und Priesterkolleg und dem Papst-Benedikt-Institut in Regensburg wird am 18. November mit einem Vortrag von Kardinal Gianfranco Ravasi zum Thema „Dalla Bibbia alla Biblioteca: Benedetto XVI e la Cultura della Parola´“ eröffnet werden.- Im Anschluss an die Segnung der neuen Aula, an der der gesamte Schülerkreis teilnahm empfing Papst Benedikt emeritus die rund vierzig Teilnehmer, darunter auch den Leiter des Ratzinger Schülerkreises, Professor Stefan Horn. (rv)

Zwei Auszeichnungen für den emeritierten Papst

Papst (Emeritus) Benedikt XVI.Benedikt XVI. erhält an diesem Samstag zwei Ehrendoktorwürden aus Krakau, die eine von der Musikakademie, die andere von der Päpstliche Universität Johannes Paul II. Die kleine Feier findet in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo statt, Kardinal Stanisław Dziwisz von Krakau wird dem emeritierten Papst die Urkunden überreichen. (rv)

 

Benedikt XVI. macht zwei Wochen Urlaub in Castel Gandolfo

Papst (Emeritus) Benedikt XVI.Papst Franziskus hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. zu seinem Urlaub nach Castel Gandolfo verabschiedet und ihm „einen guten Aufenthalt“ in der päpstlichen Sommerresidenz gewünscht. Das Treffen fand an diesem Dienstag um 10 Uhr am Wohnsitz des emeritierten Papstes statt. Franziskus sei zum ehemaligen Klausurkloster Mater Ecclesiae gefahren, kurz bevor Benedikt in die Albaner Bergen abreiste. Dort wird er zwei Wochen verweilen, bestätigte Vatikansprecher Federico Lombardi. Am 14. Juli wird Papst Benedikt wieder in den Vatikan zurückkehren. Das Abschiedstreffen der beiden Päpste dauerte rund eine halbe Stunde.

Castel Gandolfo ist der traditionelle Sommersitz der Päpste, die sich dort gewohnheitsmäßig die heißesten Monate des Jahres von Juli bis September aufhielten. Franziskus hatte beschlossen, den Palast in den Albaner Bergen südlich Roms nicht zu nutzen. Die ausgedehnten Gärten öffnete er für Besucher. Es ist das erste Mal, dass der emeritierte Papst Castel Gandolfo für seine Sommerfrische nutzt. Benedikt XVI. hatte sich nach seinem Amtsverzicht am 28. Februar 2013 zunächst hierher zurückzogen, um die Fertigstellung seiner Residenz in den vatikanischen Gärten abzuwarten. (rv)

Vor 10 Jahren: „Einfacher und bescheidener Arbeit im Weinberg des Herrn“

Papst BenediktHeute vor zehn Jahren wurde Josef Ratzinger zum Papst gewählt. Unvergessen sind seine erste Worte: „Nach einem großen Papst Johannes Paul II. haben die Herrn Kardinäle mich gewählt, einen einfachen und bescheidenen Arbeiter im Weinberg des Herrn. Mich tröstet die Tatsache, dass der Herr auch mit ungenügenden Werkzeugen zu arbeiten und zu wirken weiß. Vor allem vertraue ich mich euren Gebeten an. In der Freude des auferstandenen Herrn und im Vertrauen auf seine immerwährende Hilfe gehen wir voran. Der Herr wird uns helfen, und Maria, seine allerseligste Mutter, steht uns zur Seite. Danke.“

Vor zwei Jahren ist Benedikt XVI. zurückgetreten – ein Novum in der jüngeren Kirchengeschichte, und lebt nun zurückgezogen im Gebet in den vatikanischen Gärten. Wir haben mit Kardinal Marc Ouellet gesprochen, den Franziskus seinerzeit an die Spitze der wichtigen Bischofskongregation berufen hatte. Er betont die Bedeutung des geistlichen und theologischen Erbes Benedikts und unterstreicht die Kontinuität mit Franziskus, was die Notwendigkeit von Kirchenreformen angeht:

„Was mich aber am meisten berührt hat, war seine Demut und Geduld in den schwierigen und kritischen Augenblicken, die er erlebt hat: Geduld mit seinen Mitarbeitern, mit den Verrätern, mit all den Schwierigkeiten und auch den Kritiken der Medien. Er hat sein Kreuz auf sich genommen und ist unserm Herrn nachgefolgt. Benedikt bleibt für uns ein Meister des Lebens, nicht nur ein Kirchenlehrer, ein guter Mensch, gebildet, der die tiefe und bleibende Zuneigung vieler Gläubiger gewonnen hat.“ (rv)

„Die schöne Menschlichkeit dieses Mannes”

Papst (Emeritus) Benedikt XVI.Alfred Xuereb, der langjährige zweite Sekretär von Papst Benedikt XVI., hat seinen früheren Dienstherrn als Persönlichkeit von großer Bescheidenheit und unendlichen Geistesgaben gewürdigt. Der maltesische Priester äußerte sich im Radio Vatikan-Interview zum 88. Geburtstag von Papst Benedikt.

„Ich höre viele Menschen, die mir sagen: Unsere Zuneigung und unser Gebet für Papst Benedikt werden immer mehr. Und mein Geburtstagswunsch ist, dass man immer besser die wahre Gestalt von Papst Benedikt erkennen möge, denn ich fürchte, er wurde nicht immer gut verstanden und in manchen Bereichen sogar falsch verstanden. Ich würde mir wünschen, dass man die schöne Menschlichkeit dieses Mannes entdeckt, den Kontrast zwischen seiner großen Bescheidenheit und – auf der anderen Seite – seiner immensen Geisteskraft, die uns so tiefe Gedanken übermittelte.“

Alfred Xuereb sieht den emeritierten Papst gelegentlich in den Vatikanischen Gärten, nähert sich ihm aber nicht von sich aus, wie er uns verriet.

„Er kommt mich immer gerne begrüßen. Neulich war ich dort im Wagen unterwegs und habe angehalten, um ihn vorbeigehen zu lassen; ich wollte ihn nicht beim Rosenkranz stören. Da fragte er den Gendarmen, wer in dem Auto säße, und dann rief er mich und sagte mir voller Zuneigung: Aber Don Alfred, ich will doch nicht hoffen, dass Sie jetzt Angst vor mir haben…! Da kam diese Zuneigung zum Tragen, die er für mich und für alle hat. Heute ist ein besonderer Tag, ein Freudentag.“

Alfred Xuereb war von 2007 bis zum Ende des Pontifikates zweiter Privatsekretär von Benedikt und diente in derselben Funktion anfänglich auch Papst Franziskus. Seit einem Jahr wirkt Xuereb als Generalsekretär des neuen vatikanischen Wirtschaftssekretariates. (rv)

Christusfreundschaft: Zur Theologie eines Papstes ein Jahr nach seinem Rücktritt

Bene_140110Ein großer Theologe auf dem Papstthron, jemand der die wirklich großen Worte und Ideen des Christentums angefasst hat und das nicht nur als Professor oder als Präfekt der Glaubenskongregation, sondern als Papst. Solche und ähnliche Urteile wurden im vergangenen Jahr immer wieder über den emeritierten Papst gefällt.

„Ich glaube, dass Benedikt XVI. versucht hat, in seinem Pontifikat auf die Glaubenskrise so zu reagieren, dass er zentrale Glaubensbegriffe zu erläutern versucht hat, einerseits in den Enzykliken wie in Deus Caritas es, wo er den Grundbegriff des Christentums – Liebe – vor dem Hintergrund der abendländischen Debatte um Eros und Agape zu erläutern versucht.“ Das sagt Jan-Heiner Tück, Professor für Dogmatik an der Universität Wien. Er hat sich immer wieder mit der Theologie Joseph Ratzingers / Benedikt XVI. beschäftigt. „Dann ist da die weitgehend unterschätzte Enzyklika über die Hoffnung, wo er versucht, dem verglühten Erwartungspotential einen Begriff christlicher Hoffnung entgegen zu setzen. Und dann ist da die Trilogie der Jesus-Bücher, die das Christentum rück-erinnert an die Ursprungsgestalt Jesu Christi, ein Projekt, das insgesamt gut aufgenommen wurde, wenn man von der Kritik der Exegeten und Systematiker absieht. Der Grundduktus ist der, an die Ursprünge zu erinnern und sie präsent zu halten.“ Ein ganz allgemeiner Überblick. Der Dogmatiker Tück hat einen Sammelband herausgegeben, in dem verschiedenste Theologinnen und Theologen das würdigen, was uns vom Pontifikat Benedikt XVI. bleibt.

Es ist nicht so einfach, das jetzt zu tun, die Faszination für Papst Franziskus überdeckt vieles. Deswegen soll auch zu Beginn die Frage erlaubt sein, ob wir nun auf dem Stuhl Petri eine neue Weise des Denkens erleben. „Benedikt ist ein europäisch geschulter Theologe, während Franziskus aus einem neuen Kontext, dem Lateinamerikas, stammt und ganz andere Erfahrungen einspielt. Ich denke, dass er stärker pastoral orientiert, als es Benedikt je war. Aber ich wäre vorsichtig, Keile theologischer Art zwischen beide zu treiben. Alleine die erste Enzyklika von Franziskus, die sicherlich zu 90% Handschrift Benedikt ist, ist ein starkes Signal der theologischen Übereinstimmung.“

Was für Prägungen bleiben?
Wie hat Benedikt XVI. die theologische Debatte geprägt? Was bleibt? Dazu mag es helfen, auf die großen Linien zu schauen, die Anliegen des Papstes, die sich in vielen ‚kleinen‘ Ansprachen, also den Katechesen bei den Generalaudienzen oder Ansprachen vor Bischöfen oder auch Predigten immer wieder gezeigt haben. Hier wollen wir uns aber ganz bewusst die ‚großen‘ Texte vornehmen, das was viel Aufsehen erregt und an dem sich viele Debatten entzündet haben. Professor Tück: „Wenn wir noch einmal bei den Jesusbüchern einsetzen: Für ihn ist der dramatische Riss zwischen dem historischen Jesus und dem Christus des Glaubens wie ihn die Kirche verkündet ein wichtiges Thema gewesen. Wenn die einseitige historisch-kritische Methode Recht hat und die nachösterliche Bekenntnisbildung nichts mit dem Selbstverständnis Jesu zu tun hat, dann rückt die ganze kirchliche Verkündigung unter den Verdacht der Ideologie. Hier diesen Brückenschlag wieder herzustellen und Momente im Selbstverständnis Jesu aufzuweisen, die in Übereinstimmung stehen zur nachösterlichen Verkündigung und damit auch zur Kirchlichen Lehrbildung, war ihm ein ganz wichtiges Anliegen. Pastoral gesprochen: Er will deutlich machen, dass Jesus nicht nur eine Gestalt der Vergangenheit ist, sondern eine Gestalt, die auch heute Gegenwart prägen kann, wenn man sich denn darauf einlässt. Daher im Vorwort die Bemerkung, er wolle zur „Christusfreundschaft“ einladen. Freundschaft heißt, dass man in der Gegenwart die Relevanz des Anderen sieht und wertschätzt und sich dafür Zeit nimmt.“

Dabei liegt genau hier einer der Vorwürfe gegenüber Benedikt XVI.: Der Christus der Kirche überlagere den Jesus der Geschichte. „Es gab natürlich die Kritik, dass er den dogmatischen Christus im Hinterkopf hat, wenn er die Stadien des Lebens Jesu beschreibt,“ stimmt Jan-Heiner Tück zu, fügt dann aber an: „Ich wäre da vorsichtig. Das Jesus-Buch ist ein ganz eigenes Genus, es ist weder ein Evangelien-Kommentar noch eine dogmatische Christologie. Es versucht, in Anknüpfung an Thomas von Aquin die alte Gattung der Mysterien des Lebens Jesu neu zu beleben und dies durchaus auch im Gespräch mit der Exegese. Er versucht das Leben Jesu so zu erzählen, dass es für den heutigen Leser in seiner Relevanz deutlich wird. Letztlich steckt dort ein mystagogisches Interesse dahinter, nämlich in die intensivere Begegnung mit Jesus Christus einzuführen.“

Aber die Jesusbücher sind ja nicht die einzigen theologischen Wegmarken, die das Pontifikat Benedikts uns hinterlassen hat. Die meiste Aufmerksamkeit in der jeweiligen aktuellen Berichterstattung hatten die Reden des Papstes, von denen einige sicherlich bleiben werden, über die damalige Zusammenhänge hinaus: Paris und London seien genannt, Jan-Heiner Tück weist noch auf andere, große Ansprachen hin, die das Pontifikat auch theologisch und intellektuell geprägt haben. „Einerseits die berühmte Vorlesung über die Synthese von Glaube und Vernunft in Regensburg, die meines Erachtens zu Recht zwei Pathologien erwähnt: Die Pathologie des Glaubens, wo er sich gegenüber der Vernunft abkapselt und Religion so fanatisch wird. Auf der anderen Seite ist da die Pathologie der Vernunft, die sich quasi gegenüber den Religionen taub stellt und ihnen jede Bedeutung für die Selbstverständigung des Menschen abspricht. Auf dem Hintergrund dieser extremen Spielarten versucht er, das Programm einer Synthese zwischen Glaube und Vernunft stark zu machen. An dieser Synthese Glaube – Vernunft kommen wir nicht vorbei, auch wenn wir die Begriffe vielleicht etwas anders bestimmen, als er es getan hat.“ Das war aber nicht das, wofür die Rede berühmt wurde. Stattdessen war es ein einziges Zitat, der der Papst in die Rede aufgenommen hatte, das dann für Monate für Debatte sorgte, leider nicht über Glauben und Vernunft.

Regensburg, Ausschwitz, Freiburg, Berlin
„Dann gibt es natürlich die Rede in Ausschwitz, die ich auch für wichtig halte, wo er im Rückgriff auf die Gebetssprache Israels versucht hat, als Papst aus dem Land der Täter kommend einen Zugang zu diesem Grauen zu finden und auch seine Erschütterung bekannt hat und noch einmal bekräftigt, dass das Judentum zur Wurzel des Christentums gehört. Jede Form des Antisemitismus stellt letztlich eine Form des Anti-Theismus dar: Der Augapfel Gottes selbst wird tangiert, wenn die Söhne und Töchter des erwählten Volkes diskriminiert und verfolgt werden. Das ist meines Erachtens nach ein starker Gedanke, der der Dimension um den Antisemitismus noch einmal eine theologische Tiefendimension gibt. Wer das erwählte Volk antastet, tastet letztlich den erwählenden Gott an. Das ist die Grundbotschaft, die in den Medien kaum angemessen kommuniziert wurde.“

Bereits Ausschwitz hatte sehr deutlich mit Deutschland zu tun, noch klarer wurde es bei zwei Reden, die der Papst in seiner Heimat selbst gehalten hat, fügt Tück an: „Die Freiburger Rede mit dem programmatischen Wort der Entweltlichung, das durch Franziskus jetzt nochmal eine neue semantische Kontur bekommen hat, damals aber großen Anstoß erregt hat. Aber auch hier ist eigentlich die Intention die, wie wir heute das Evangelium glaubwürdiger in eine postsäkulare Gesellschaft hinein tragen. Blockieren uns hier nicht teilweise angestammte Privilegien? Das kann natürlich weitgehende Konsequenzen haben, dazu hat Benedikt geschwiegen, insofern war die Debatte darum dann wichtig. Schließlich ist da die Berliner Rede [vor dem Bundestag], in der er versucht hat, das Verhältnis zwischen säkularer Rechtstaatlichkeit und Religion noch einmal neu zu bestimmen.“

Es sei gar nicht so einfach, Joseph Ratzinger bzw. Benedikt XVI. auf einen Generalnenner zu bringen, sagt Tück. „Es gibt Motive, die sich immer wieder durchhalten wie etwa die Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Vernunft, die Frage nach dem Verhältnis von aufgeklärter, neuzeitlicher, moderner Kultur und biblisch, kirchlich, theologischer Tradition.“ Ist Benedikt XVI. dann das, was viele ihm zuschreiben, aus Kenntnis oder auch aus Unkenntnis, ein bedeutender Theologe auf dem Stuhl Petri? Noch einmal Theologieprofessor Jan-Heiner Tück: „Die Herausgabe der gesammelten Schriften zeigt schon, dass Joseph Ratzinger zu den bedeutenden Theologen des 20. Jahrhunderts zählt. Gerade die frühen Stellungnahmen zur Ekklesiologie, die Rückblicke auf die vier Sitzungsperioden des Konzils, sind von einer solchen Klarheit, das erkennen auch Kritiker an, dass das bedeutende Beiträge sind. Ich glaube auch, dass seine Eschatologie und seine Einführung ins Christentum, auch seine Jesusbücher bei aller kontroversen Diskussion, Dinge sind, die er in die Waagschale geworfen hat und mit denen sich auch künftige Theologinnen und Theologen noch beschäftigen werden.“ (rv)

Papst Benedikt nimmt am Konsistorium teil

Benedikt XVI.Überraschung im Petersdom: Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist beim feierlichen Konsistorium zur Schaffung neuer Kardinäle anwesend. Vatikansprecher Federico Lombardi zufolge hat Papst Franziskus seinen Vorgänger ausdrücklich zu der Feier eingeladen. Der emeritierte Papst hat auf einen gesonderten Platz verzichtet und stattdessen einen Platz am Rand der Ränge der Kardinäle eingenommen. Er trägt wie gewohnt seine weiße Soutane und nicht den Kardinalspurpur. Die beiden Päpste begrüßten einander kurz vor Beginn der Zeremonie, wobei Benedikt sein Scheitelkäppchen abnahm. Seit seinem Amtsverzicht am 28. Februar 2013 ist der emeritierte Papst öffentlich nicht in Erscheinung getreten. Benedikt lebt zurückgezogen in den Vatikanischen Gärten. Beim Konsistorium erhebt Papst Franziskus 19 verdiente Kirchenmänner in den Kardinalsrang.  (rv)
 

Vatikansprecher zum Amtsverzicht Benedikts: „Ein herausragender Regierungsakt“

Bene_140110So abrupt ist die Stimmung wohl selten umgeschlagen an einem Rosenmontag: Am 11. Februar vor genau einem Jahr kündigte Benedikt XVI. seinen Verzicht auf das Papstamt an. Kaum jemand war weltweit auf einen solchen Epochenschnitt vorbereitet, die Reaktionen reichten von Verständnis bis Entsetzen. Der Jesuitenpater Federico Lombardi ist Sprecher des Papstes – damals Benedikts, heute der von Papst Franziskus. Im Interview mit Radio Vatikan urteilt er:

„Es war ja Jahrhunderte her, dass kein Papst mehr auf sein Amt verzichtet hatte, und darum war das für eine überwältigende Mehrheit der Menschen eine Überraschung. Wer Benedikt XVI. nahe war, der konnte allerdings spüren, dass er über dieses Thema nachgedacht hatte, dass er darüber betete und sich um geistliche Urteilskraft bemühte. Das alles ist dann eingegangen in seine Erklärung des Amtsverzichts: kurze, aber ausgesprochen dichte Worte, die absolut adäquat und klar die Kriterien erklärten, aufgrund derer er seine Entscheidung getroffen hatte.“

„Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.“ Das sagte Benedikt an diesem 11. Februar 2013 vor Kardinälen, die ihm wie vom Donner gerührt lauschten. „Um das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Köpers als auch die Kraft des Geistes notwendig.“ Diese Kraft habe „in den vergangenen Monaten derart abgenommen“, dass er sein „Unvermögen“ zur weiteren Amtsführung erkenne. Lombardi:

„Das schien mir ein herausragender Regierungsakt – eine frei getroffene Entscheidung, die wirklich in dieser Lage und in der Kirchengeschichte eine Spur hinterlassen hat. Daraus spricht auch ein großer Mut, weil angesichts der mangelnden Präzedenzfälle Fragen zum Warum aufkommen mussten. Die Klarheit, mit der sich Benedikt XVI. auf diese Geste vorbereitet hatte, und der Glaube, mit dem er das tat, zeugen von Mut und innerer Ruhe.“

Er habe nie geglaubt, dass das „Zusammenleben“ zweier Päpste im Vatikan – eines zurückgetretenen und eines aktiven – irgendwelche Probleme schaffen würde, so Pater Lombardi. Das Petrusamt sei nun mal „ein Dienst und nicht eine Macht“. Er spüre eine „tiefe geistliche Solidarität der Diener Gottes“ Benedikt und Franziskus. Auch die jüngste Äußerung des emeritierten Papstes spricht für einen solchen Gleichklang: Nach Angaben der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ hat Benedikt XVI. dem Tübinger Theologen und Kirchenkritiker Hans Küng Ende Januar einen Brief geschrieben. Darin stehe wörtlich: „Ich bin dankbar, mit Papst Franziskus durch eine große Übereinstimmung der Sichtweisen und eine herzliche Freundschaft verbunden zu sein.“ Das jetzige Leben Benedikts in der Verborgenheit gehört nach Darstellung von Pater Lombardi vor allem dem Gebet.

„Das erinnert mich an ein Erlebnis, das ich vor allem zu Beginn seines Pontifikates öfters mit ihm hatte. Jedes Mal vor einer Audienz, wenn ich den Papst kurz begrüßte, gab er mir einen Rosenkranz und sagte: Auch die Priester sollten nicht vergessen, zu beten! Das geht mir nicht aus dem Kopf, weil er so auf sehr einfache Weise seine Überzeugung ausdrückte, dass das Gebet einen wichtigen Platz in unserem Leben haben sollte.“

Benedikt lebe seinen letzten Lebensabschnitt in den Vatikanischen Gärten „wie ein weiser Mann“, so Pater Lombardi; er sei keineswegs eine Art Gefangener.

„Man sollte sehen, dass er zurückgezogen lebt, ohne öffentliche Auftritte, aber das heißt nicht, dass er isoliert wäre oder in strenger Klausur. Er führt das normale Leben eines älteren Menschen – sagen wir, eines älteren Ordensmannes. Gebet, Nachdenken, Lektüre, Antworten auf Briefe, Treffen mit Menschen, die ihm nahestehen, die seinen Rat suchen oder seine geistliche Nähe. Und zu den Menschen, die er trifft, gehört auch sein Nachfolger, Papst Franziskus; sie haben sich schon gegenseitig zuhause besucht, sie telefonieren oder tauschen Botschaften aus. Ich finde es sehr schön, diese seltenen Bilder von zwei Päpsten zu haben, die zusammen beten – ein sehr schönes und ermutigendes Zeichen für die Kontinuität des Petrusdienstes im Dienst der Kirche.“

Der Bruder von Benedikt XVI., Georg Ratzinger, betont, dass Benedikt seine Entscheidung zum Rücktritt vom letzten Jahr nicht bereue. Die Gründe von damals seien auch heute noch gültig, so Ratzinger in einem Zeitungsartikel. (rv)

Ratzinger-Symposium über die Evangelien

Buch_Jesus_von_NazarethDie historische und christologische Untersuchung Joseph Ratzingers zu den Evangelien ist das Hauptthema eines Symposiums in dieser Woche in Rom. Am Donnerstag und Freitag werden namhafte Theologen an der Lateranuniversität und in der vatikanischen Audienzhalle Vorträge zu dem Thema abhalten, wie der Organisator des Symposiums, Erzbischof Jean-Louis Bruguès, an diesem Montag erklärte. Ausgangspunkt sei die Trilogie über Jesus von Nazareth von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. Diese drei Bände hätten einen wichtigen Beitrag zur theologischen Diskussion über die Evangelien geleistet, fügt Luis Romera, Vizepräsident des Organisationskomitees des Symposiums an. Der emeritierte Papst hatte zwischen 2007 und 2012 die drei Teile über das Leben und Wirken Jesus von Nazareth veröffentlicht. (rv)