Die 7 größten Aufreger des Katholikentags in Münster

Der 101. Katholikentag in Münster ist gestern zu Ende gegangen. Auch in diesem Jahr hat das Treffen, das vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ausgerichtet wird, teilweise für Furore gesorgt. Die 7 größten Aufreger:

1. Sternberg, der Lebensschutz und die Interkommunion

Noch bevor der Katholikentag richtig losgegangen ist, hat der Präsident des ZdKs, Thomas Sternberg, dem Bonner Generalanzeiger ein bemerkenswertes Interview gegeben (CNA Deutsch hat berichtet). Darin sprach er sich für die uneingeschränkte Zulassung von konfessionsverschiedenen Ehepartnern aus, da er die aktuelle Diskussion für „überflüssig und schädlich“ halte.

Sehr deutlich wurde Sternberg jedoch auch beim Thema Lebensschutz. Mit klaren Worten verteidigte er das Lebensrecht der Ungeborenen.

2. Nahles und „die säkulare Dreifaltigkeit“

Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles hat die Wertegemeinschaft Europa gelobt und von einer „säkularen Dreifaltigkeit“ gesprochen. Nahles: „Ich meine die Dreifaltigkeit, die man in keiner anderen Weltregion findet.“ Damit meinte sie jedoch nicht den Vater, Sohn und den Heiligen Geist, sondern die „hohen sozialen Standards, eine hohe Wirtschaftskraft und eine echte Demokratie“.

3. Voderholzer und seine Kritik am Katholikentag

Dass der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer kein Freund jeder Form von Nabelschau-Katholizismus ist, ist allgemein bekannt. Bereits 2014, als er den Katholikentag in seinem Bistum ausrichtete, knirschte es im Gebälk zwischen Voderholzer und Vertretern des ZdKs. Dann hat der Bischof am Vorabend zu Christi Himmelfahrt in seiner Predigt die allzu einseitige Ausrichtung des Katholikentags kritisiert und gemahnt, dass der Druck, der durch diese Veranstaltung aufgebaut werde, in der Debatte um die Zulassung zur Kommunion nicht hilfreich sei.

Am nächsten Tag hat das ZdK reagiert. Man lasse sich das Diskutieren nicht verbieten: „Der Katholikentag wird all diese Fragen thematisieren, manches kritisieren und würdigen und Vorschläge dazu machen.“

4. Hirschhausen und die „Oblate“

Der Kabarettist Eckart von Hirschhausen hat in einer Debatte mit Kardinal Rainer Maria Woelki das Recht auf den Empfang der Eucharistie gefordert. Hirschhausen, der als evangelischer Christ mit einer katholischen Frau verheiratet ist, rief in Richtung des Kardinals: „Entweder, wenn Sie die Hälfte meiner Kirchensteuer für den katholischen Bereich abzwacken, geben Sie mir mit Freude eine Oblate dafür, oder Sie geben mir mein Geld zurück!“

Während die Mehrheit des Publikums diese Worte mit stürmischen Applaus bedachte, gab es vor allem in den sozialen Netzwerken heftige Kritik. Interessant war der Twitter-Account des Katholikentags, der zumindest versuchte, die Situation zu entschärfen: „Also *vor* der Wandlung ist das bei uns definitiv eine Oblate.“ Die Zusicherung, dass die Verfasserin dieses Katholikentag-Tweets die Aussagen von Hirschhausens ebenfalls respektlos findet, folgte freilich wenig später.

5. Die „Entschuldigung“ von Hirschhausen

„Es tut mir Leid“ – „…aber ich bin auch verletzt!“ Hirschhausen hat es geschafft, dass viele Menschen nach seiner Entschuldigung noch wütender waren als davor. Denn schließlich, so hieß es später in einer Pressemitteilung, werde wieder nur über das geschrieben „was man nicht sagen wollte“.

Hirschhausen bezeichnete sich als „Hofnarr“, der Dinge ungeschminkt ausspreche. Er zitierte seine Frau, die als Mediatorin arbeitet. Sie habe einen Grundsatz, der laute: Man solle allen Menschen gute Absicht unterstellen bei dem, was sie tun. Hirschhausen betonte, er wünsche sich, dass es beim Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt „möglich sein wird, gemeinsam zu feiern“.

6. Kardinal Marx: „Wer Hunger hat und glaubt“

Auf welcher Seite der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in Streit um die heilige Kommunion steht, dürfte mittlerweile bekannt sein. Während des Katholikentags hat Marx seine Position noch einmal bekräftigt und darauf gedrängt, möglichst schnell eine Regelung zu finden:

„Wer Hunger hat und glaubt, dem muss der Zugang zur Eucharistie ermöglicht werden. Das muss unsere Leidenschaft sein und da lasse ich nicht nach.“

Beim Abschlussgottesdienst am Sonntag hat der Münchner Erzbischof den Wunsch nach einer schnellen Lösung wiederholt.

7. Die AfD auf dem Katholikentag

Darf man Rechtspopulisten eine Bühne bieten, indem man die AfD zu einem Podium auf dem Katholikentag einlädt? Oder sollte man sogar mit ihnen öffentlich diskutieren, um ihre Argumente zu entkräften und den Populismus zu demaskieren? Und überhaupt: Was ist eigentlich Rechtspopulismus?

Diese und weitere Fragen wurden im Vorfeld des 101. Katholikentags teils sehr emotional diskutiert. Trotz vielfachen Protests blieben die Veranstalter bei ihrer Einladung und so kam es zur Debatte religionspolitischer Vertreter aller im Bundestag sitzender Parteien. In der überfüllten Halle Münsterland behauptete der AfD-Abgeordnete Volker Münz, dass das christliche Menschenbild von seiner Partei vertreten werde, während die Abgesandte der Linken meinte, ihre Partei sei „nicht religiös, aber auch nicht anti-religiös“. (CNA Deutsch)

Bischof Feige: „Einmütig heißt nicht unbedingt einstimmig

Es ist d a s große Thema auf dem Katholikentag: der Streit um den Kommunionempfang von Protestanten in Ausnahmefällen. Alle reden in Münster darüber – die schnelle Lösung zeichnet sich nicht ab. Ein Gespräch mit dem katholischen Ökumene-Bischof Feige.

Stefan von Kempis – von Münster gerade nach Rom zurückgekehrt

Bischof Gerhard Feige von Magdeburg ist der Ökumene-Verantwortliche der Deutschen Bischofskonferenz – und einer der Autoren der „Pastoralen Handreichung“, die die bischöflichen Gemüter bewegt. Letzte Woche hat er in der Glaubenskongregation im Vatikan an der Aussprache zwischen den Kardinälen Marx und Woelki, im Beisein des Präfekten Erzbischof Ladaria Ferrer, teilgenommen.

Spricht man Feige auf das Ergebnis der römischen Aussprache an, wird er sibyllinisch: „Die Botschaft, die aus dem Kommuniqué ja auch hervorgeht, lautet: Die Deutsche Bischofskonferenz soll sich mit dieser Sache noch einmal beschäftigen, soll in kirchlicher Gemeinschaft eine (möglichst) einmütige Lösung finden.“

“ Keine Zweifel, dass wir auf einem guten Weg sind ”

Aber was heißt das konkret, Herr Bischof? „Das müssen wir jetzt eben mal sehen – wahrscheinlich beim nächsten Ständigen Rat. Was das für uns heißt, das lässt sich jetzt noch nicht konkret sagen. Aber wir werten das als eine positive Botschaft, und über Erzbischof Ladaria haben wir ja erfahren, dass der Papst unser ökumenisches Engagement auch würdigt und uns darum Mut macht, eine wirklich verantwortbare Lösung zu suchen, die in Übereinstimmung steht mit der Lehre der Kirche. Da haben wir selbst keine Zweifel daran, dass wir auf einem guten Weg sind.“

In einem Artikel in „Christ und Welt“ hat Bischof Feige das unlängst weit weniger diplomatisch formuliert: „Angesichts des enormen Vorlaufs von zwanzig Jahren sowie der vielfältigen und intensiven Auseinandersetzungen mit dem Entwurf in der jüngsten Zeit kann von einer Blitz- oder Überrumpelungsaktion und mangelhafter Vorbereitung nicht die Rede sein.“ Das Maß sei „voll“, die Zeit sei „reif“, man dürfe „eine Lösung nicht noch weiter hinauszögern“.

“ Es geht nicht um eine demokratische, sondern eine kirchliche Lösung ”

Zu den Kritikern des Papiers, an deren Spitze der Kölner Kardinal Woelki steht, schrieb Feige sogar, manche schienen „immer noch einem vorkonziliaren Kirchenbild verhaftet zu sein und die katholischen Prinzipien des Ökumenismus wenig verinnerlicht zu haben“.

Möglichst einmütig soll eine Entscheidung der Bischöfe ausfallen – so lautet jetzt die Vorgabe aus Rom. Heißt das denn, über das Papier wird noch einmal abgestimmt, ob in der zweiten Junihälfte beim Ständigen Rat oder auf der Herbstvollversammlung? Feige: „Das kann ich so nicht sagen. Möglichst einmütig heißt auch nicht unbedingt einstimmig! Aber das ist so der Weg, den der Papst auch gern geht. Es geht ja nicht nur darum, dass eine demokratische Lösung zustande kommt, sondern eine kirchliche Lösung, wo man sich möglichst nahe bleibt und auch darum ringt, eine Lösung zu finden.“

Zu den ungeklärten Fragen gehört, ob Rom noch einmal mit der Angelegenheit befasst werden wird. Dazu sagt Bischof Feige: „Erzbischof Ladaria will den Papst darüber informieren, wie das Gespräch gelaufen ist, und da werden wir auch sicher noch Weiteres hören.“ (vatican news)

Kardinal Woelki zum Leib des Herrn: „Würde niemals von einer Oblate sprechen“

Kölner Erzbischof verteidigt Lehre der Kirche über das Sakrament der Eucharistie bei Podiumsdiskussion am Katholikentag.

MÜNSTER – Kardinal Rainer Maria Woelki hat im Streit um die Interkommunion die aktuelle Position der Katholischen Kirche verteidigt. In einer Podiumsdiskussion auf dem Katholikentag in Münster debattierte er unter anderem mit dem Arzt und Kabarettisten Eckhart von Hirschhausen.

Hirschhausen hat die Katholische Kirche im Streit um den Kommunionempfang für evangelische Ehepartner scharf kritisiert. Der Klimawandel sei ein viel größeres Problem, so Hirschhausen. Der Arzt wörtlich: „Da möchte ich nicht eine öffentliche Diskussion über Oblaten führen.“

Da er als evangelischer Christ mit einer katholischen Ehefrau verheiratet ist und somit Kirchensteuer zahle, sei er einer der „größten Sponsoren“ der Kirche: „Entweder, wenn Sie die Hälfte meiner Kirchensteuer für den katholischen Bereich abzwacken, geben Sie mir mit Freude eine Oblate dafür, oder Sie geben mir mein Geld zurück!“ Hirschhausen weiter: „Wenn ich würdig genug bin, Ihrem Laden Geld zu geben, dann bin ich auch würdig, wenn ich Ja und Amen zu dem sage in der Gemeinschaft, möchte ich nicht rausgeschmissen werden aus der gemeinsamen Kirche.“ Kardinal Woelki entgegnete, er habe sehr hohen Respekt vor solchen Ehen und wisse um deren Herausforderung und Belastung. In der Vergangenheit seien bis dato immer Regelungen für Einzelfalllösungen gefunden worden. Doch seien wichtige theologische Fragen damit verbunden:

„Als Katholik würde ich niemals von einer Oblate sprechen. Die Verwendung dieses Begriffs zeigt, dass wir beide schon einmal etwas ganz anderes darunter verstehen.“

Woelki betonte, dass die Eucharistie für Katholiken das Allerheiligste ist, da sie dort Christus selber begegnen. Daher habe die Frage des Kommunionempfangs für evangelische Christen eine bekenntnishafte und eine kirchenbildende Dimension.

Hirschhausen entgegnete, dass dies für die meisten Menschen jedoch irrelevant sei. Er brauche in dieser Frage keinen Seelsorger und werde deshalb auch weiterhin zur Kommunion gehen. „Ich bin froh, dass meine Frau Christin ist, denn wir könnten auch ganz andere Probleme haben“, so der Kabarettist.

Der Kölner Erzbischof ist einer von sieben Bischöfen, die Bedenken gegen einen entsprechenden Entwurf einer sogenannten „Pastoralen Handreichung“ der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) angemeldet hat, der sich für eine Lockerung der aktuellen Regelung ausspricht, und deshalb in Rom vorstellig wurden.

Woelki wiederholte, dass es ihm und den anderen sechs Bischöfen um eine notwendige Klärung im Sinne der Weltkirche gegangen sei, da er das Thema für weltkirchlich relevant halte. Deshalb habe er bereits während und nach der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im März in Bensberg den Vorsitzenden über sein Vorhaben informiert: „Ich habe am 16. März 2017 einen Brief an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz geschrieben, dass es wichtig ist, in dieser Frage eine Klärung zu haben.“ Kardinal Reinhard Marx habe schon während der Konferenz zu ihm gesagt: „Du wirst Dich ja jetzt nach Rom wenden“, sagte Woelki. Das habe er getan. (CNA Deutsch)