Kirchenkrise: Papst bestellt Vorsitzende aller Bischofskonferenzen ein

VATIKANSTADT – Angesichts der Kirchenkrise um Missbrauchs- und Vertuschungsskandale hat Papst Franziskus die Vorsitzenden aller katholischen Bischofskonferenzen der Welt zu einem Treffen im Vatikan einbestellt.

Die Zusammenkunft habe die „Prävention des Missbrauchs von Minderjährigen und gefährdeter Erwachsener“ zum Thema und finde vom 21. bis 24. Februar 2019 statt, teilte das Presse-Amt des Vatikans am heutigen Mittwoch mit.

Weltweit gibt es über 80 nationale Bischofskonferenzen, dazu etwa 20 Versammlungen von Ordinariaten und weitere vergleichbare Gremien.

Eine genaue Liste der einbestellten Bischöfe liegt zur Stunde noch nicht vor.

Die Ankündigung erfolgt im Anschluss an eine dreitägige Sitzung des als „K9“ bekannten Kardinalsrates von Papst Franziskus und vor dem Hintergrund der Forderung mehrerer Bischöfe, angesichts der Kirchenkrise die für Oktober anberaumte Jugendsynode zu verschieben oder auszusetzen.

Hannah Brockhaus trug zur Berichterstattung bei. (CNA Deutsch)

UPDATE: Kardinal Errazuriz offenbar doch bei Treffen mit Franziskus

VATIKANSTADT – UPDATE: Kardinal Francisco Errazuriz wird offenbar doch am Treffen der chilenischen Bischöfe mit Papst Franziskus teilnemen.

Der chilenische Kardinal Francisco Javier Errazuriz Ossa, emeritierter Erzbischof von Santiago, hatte mitgeteilt, dass er nächste Woche nicht an einem Treffen zwischen Chiles Bischöfen und dem Papst teilnehmen werde, um einen Bericht über die Vorwürfe der Missbrauchsvertuschung im lateinamerikanischen Land zu diskutieren.

Am Randes des Treffens des Kardinalsrates, dem Errazuriz angehört, sagte der Würdenträger in Rom Ende April, er werde „aus persönlichen Gründen“ nicht beim Treffen vom 14.-17. Mai anwesend sein.

Kardinal Errazuriz leitete die Erzdiözese Santiago von 1998 bis 2010. In seiner Amtszeit wurde der chilenische Priester Fernando Karadima für schuldig befunden, mehrere Minderjährige misshandelt und sexuell missbraucht zu haben.

Karadima wurde 2011 von der Kongregation für die Glaubenslehre verurteilt und zu einem Leben des Gebets und der Einsamkeit verurteilt.

Der Kardinal wurde von mindestens einem von Karadimas Opfern, die sich am 28./29. April persönlich mit Papst Franziskus getroffen hatten, beschuldigt, nicht angemessen gehandelt zu haben. Opfer James Hamilton sagte in einer Pressekonferenz am 2. Mai, dass Errazuriz

„den kriminellen Karadima und all seine Taten für mehr als fünf Jahre vertuscht hat“.

Errazuriz bestätigte gegenüber der chilenischen Nachrichtenagentur „La Tercera“, dass er nicht zu dem Treffen in Rom kommen werde, sagte aber, dass er vor zwei Wochen seinen eigenen 14-seitigen Bericht an Papst Franziskus „über den Prozess gegen Pater Karadima und die Auswirkungen des Falls“ geschrieben habe.

Andere Faktoren, die zur Entscheidung des Kardinals beitragen, sind laut „La Tercera“ die Kosten der Reise, und dass die Zimmer des Residenz- und Gästehauses des Vatikans, die Casa Santa Marta, bereits in dieser Woche ausgebucht seien. Errazuriz bemerkte auch, dass, während Papst Franziskus Chiles 32 aktive Bischöfe einbestellt habe, die emeritierten Erzbischöfe des Landes lediglich zur Teilnahme eingeladen worden seien.

Juan Carlos Cruz, eines der Opfer Karadimas, reagierte auf die Nachricht, dass Errazuriz nicht an dem Treffen teilnehmen werde, indem er auf Twitter sagte:

„Wir sind an seine Tricks gewöhnt. Er wird sich nicht ändern. Aber zumindest wurde er entlarvt und die Welt weiß es. Er ist eine Schande.“

Bischof Juan Barros von Osorno, der im Zentrum der chilenischen Ermittlungen stand, wird nächste Woche bei den Treffen anwesend sein.

Barros wurde von Papst Franziskus im Jahr 2015 in die Diözese Osorno berufen und wurde von Juan Carlos Cruz beschuldigt, beide über Karadimas Missbrauch zu vertuschen und zeitweise daran teilzunehmen.

Die chilenischen Bischöfe wurden von Papst Franziskus nach einer kürzlichen Untersuchung der Missbrauchsvertuschung in Chile, die von Erzbischof Charles Scicluna von Malta während einer Reise nach Chile und den Vereinigten Staaten im Februar durchgeführt wurde, in den Vatikan vorgeladen.

In seinem Brief, in dem die Bischöfe nach Rom berufen wurden, gab der Papst zu, „schwere Fehler“ im Umgang mit der Sexmissbrauchskrise gemacht zu haben, um Vergebung und um ihre „Zusammenarbeit und Hilfe bei der Bestimmung der kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen“ zu bitten ausgetragen.

Der Zeitplan für das Treffen ist nicht bekannt, aber der Papst hat gesagt, dass er Sciclunas 2.300-seitigen Bericht und seine Schlussfolgerungen diskutieren möchte.“ (CNA Deutsch)