Neuer Erzbischof in Berlin: „Christentum ist nicht Moral, es ist Liebe“

Rainer Maria Woelki ist seit diesem Samstag Erzbischof von Berlin. In einen feierlichen Gottesdienst wurde er vom päpstlichen Nuntius Jean-Claude Périsset in sein Amt eingeführt.

„Benedikt, Bischof und Diener der Diener Gottes, dem verehrten Bruder Rainer Maria Woelki, an den Metropolitansitz zu Berlin befördert, Gruß und apostolischen Segen." So heißt es in der Ernennungsbulle, verlesen vom Dompropst Stefan Dybowski. „Im Wunsch, für den ausgezeichneten und von unsgeliebten Berliner Metropolitansitz zu sorgen halten wir dich für würdig, verehrter Bruder, an die Spitze ebendieser Kirche zu treten und ernennen dich gemäß der Bestimmungen des geltenden Rechtes zum Erzbischof und Metropoliten von Berlin mit allen Rechten und Pflichten."

Mit der Verlesung der Bulle wurde es offiziell und Erzbischof Rainer trat sein Amt an. In seiner Predigt ging Erzbischof Woelki auf die Geschichte des Bistums ein, die voller Zeugen für das Evangelium sei. Der selige Bernhard Lichtenberg stehe dafür genauso wie die vielen Christen, die in den Zeiten der DDR für den Glauben eingestanden seien. Es gehöre zur Berufung und Sendung des Christentums, die Nöte der Welt heilen zu helfen. Sein Vorgänger im Amt, Georg Kardinal Sterzinsky, sei gerade dafür durch seinen Einsatz ein Beispiel gewesen. Aber dieser Einsatz müsse vom Glauben getragen sein, so Woelki:

„Unser Glaube ist nämlich nicht in erster Linie – wie man uns das von außen her eher zusprechen möchte – eine Moral! Und er ist auch nicht zuerst ein Gedankengebäude, und auch nicht ein bloßes Gebilde von Lehrsätzen. Das Christentum ist zu allererst ein Geheimnis, nicht irgendein Geheimnis, sondern ein Geheimnis der Liebe, einer Liebe zwischen Gott und Mensch, zwischen Gott und mir, einer Liebe, die nicht etwas gibt, sondern in der sich Gott gibt, ganz gibt. … Wir müssen uns dafür öffnen, damit er sich uns zu erkennen geben kann. .. Dieses „Erkennen" ist notwendig für unseren christlichen Einsatz für die Welt, um ihn mehr sein zu lassen als bloß anständige Menschlichkeit. Vor dem Hintergrund dieses Erkennens geht es dann auch nicht mehr einfach nur um konservativ und liberal, da geht es nicht um alt oder neu. Es geht nicht einfach nur um das sogenannte Zeitgemäße. Nein, es geht um viel viel mehr. Es geht geht allein um das Wahre und es geht um das Christliche für unser Heute!"

Für das Bistum Berlin und noch einmal besonders für die Stadt Berlin ist diese Bischofsernennung ein spezielles Ereignis. Bei seiner Ansprache zum Treueeid, den der neue Erzbischof bereits am 16. August vor Bürgermeister Klaus Wowereit ablegte, hatte Woelki betont, dass solch ein Eid von seinen Vorgängern nicht geleistet worden war, der politischen Situation geschuldet. Die Trennung sei Geschichte, wenn auch weiter wirkende Geschichte. Er wolle dazu beitragen, dass das Bistum und dass Ost und West weiter zusammen wachse. Kirche wolle Kirche für die Gesellschaft sein, so Woelki.

Weggefährten sehen dazu beim neuen Erzbischof die besten Voraussetzungen: „Er kann gut zuhören, er ist etwas still und bescheiden, weiß aber dann wirklich, was er will", so Kardinal Karl Lehmann, und Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst fügt hinzu: „Er hat schon im Zugehen auf seine neue Aufgabe sehr wichtige Akzente gesetzt. Er hat schon deutlich gemacht, wie sehr ihm daran liegt, da zu sein, wo Berlin zusammenwächst." Aber das ist nicht alles, was auf den neuen Bischof wartet: Als gleichsam erste Amtshandlung wird er den neuen Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt, weihen. Und dann wartet als nächstes der Papstbesuch.

Zur Amtseinführung kamen rund 50 hochrangige Vertreter aus Kirche und Politik, unter ihnen der Vorsitzende der Europäischen Bischofskonferenz, Kardinal Peter Erdö (Esztergom-Budapest), der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und die Kardinäle Joachim Meisner (Köln) und Reinhard Marx (München). Aus den Reihen der Politik war unter Anderen Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse vertreten. (rv)