Mehrere Tote nach Brandanschlägen und Angriffen auf Christen und Kirchen in Äthiopien

ADDIS ABEBA – Mindestens sechs Priester und eine unbekannte Zahl von Christen ist bei gezielten Angriffen in Äthiopien ermordet worden, bei denen unter anderem auch mindestens sieben Kirchen in Brand gesteckt wurden. Das meldet die Agentur „Fides“ unter Berufung auf örtliche Medien.

Die Angriffe ereigneten sich in der mehrheitlich von muslimischen Somali bevölkerten Somali-Region rund um Dschidschiga im Osten des Landes. Diese wird seit Tagen von ethnischen Konflikten erschüttert, von denen die hier in der Minderheit lebenden Christen besonders betroffen sind.

Patriarch Matthias I. und die Heilige Synode der äthiopisch-orthodoxen Kirche haben mitgeteilt, die 16 Tage des Fastens und des Gebets vor und nach dem Fest der Entschafung Mariens dem Frieden und der Versöhnung zu widmen.

Die Auseinandersetzungen begannen gegen Ende vergangener Woche, so „Fides“: Kämpfer der somalischen Liyu-Milizen unter Leitung von Abdi Illey (Präsident der Somali-Region) gingen mit Gewalt gegen Demonstranten vor, die Menschenrechtsverstöße anprangern wollten, hieß es. Auf die Gewalt reagierte die äthiopischen Armee mit der Positionierung der Truppen, einschließlich am Gebäude des Regionalparlaments und des Präsidentenpalastes, in dem Abdi Illey residierte.

Daraufhin griffen die somalischen Milizen Minderheiten an, so „Fides“. Abdi Illey soll sich mittlerweile in Gewahrsam befinden.

Die Somali-Region ist seit einiger Zeit instabil. Der äthiopische Premierminister Abyi Ahmed stattete der Region Anfang April seinen ersten Besuch nach Amtsantritt ab. Derzeit werden bereits – so die offiziellen Quellen der orthodoxen Tewahedo-Kirche – über 20.000 äthiopische Binnenflüchtlinge in Pfarreien vor Ort betreut.

Die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche ist mit 35 bis 40 Millionen Gläubigen die größte aus der Familie der orientalisch-orthodoxen Kirchen. (CNA Deutsch)

Kardinal Sandri zu Pastoralbesuch in Äthiopien

Kardinal SandriAls ein Beispiel für einen gelungenen Dialog der Konfessionen und der Religionen hat Kardinal Leonardo Sandri das Land Äthiopien bezeichnet. Sandri befindet sich derzeit in dem Land auf einer knapp einwöchigen Pastoralreise. In Äthiopien gibt es die mit Rom unierte äthiopische Kirche des Geez-Ritus, neben 43% orthodoxen Christen und 33 % Muslime. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der argentinische Kurienkardinal:

„Hier ist der Dialog wirklich am Aufblühen und die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen begegnen wirklich einander. Der Dialog mit der orthodoxen Kirche, mit den Muslimen und den evangelischen Christen ist hervorragend. Die Katholische Kirche zeigt eine große Einheit und Offenheit gegenüber den Bedürftigen durch ihre sozialen Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser und den Einsatz für Menschen auf der Straße. Die Katholische Kirche steht in der Verkündigung des Evangeliums für die Armen wirklich an vorderster Front. Am Freitag bin ich Laien und Geistlichen begegnet, und ich habe gesehen, mit welchem Enthusiasmus sie die Freude des Evangeliums – wie der Papst in seiner Enzyklika sagt – in die Gesellschaft bringen wollen. Sie haben mir sogar ein Geschenk für den Papst mitgegeben: Eine Übersetzung in ihre Sprache der „Evangelii Gaudium“, die ich dem Papst bei nächster Gelegenheit bringen werde.“

In Äthiopien sind katholische Gemeinden des traditionellen Geez-Ritus wie auch des lateinischen Ritus präsent. Durch die Krise in dem abgespaltenen Nachbarland Eritrea suchen viele Flüchtlinge Sicherheit in Äthiopien. (rv)