An ‚franziskanischem’ Ort: Priesterjubiläum Benedikt XVI.

Benedikt XVI.Die gesamte Spitze des Vatikan war versammelt: Kardinäle und Kurienchefs, eine Delegation des ökumenischen Patriarchen Bartholomaios, ehemalige Mitarbeiter von Papst Benedikt XVI. und selbstverständlich beide Päpste persönlich: An diesem Dienstag feiert der Vatikan das 65. Priesterjubiläum Joseph Ratzingers. Am Hochfest Peter und Paul, dem 29. Juni 1951, wurde der spätere Papst damals gemeinsam mit seinem Bruder Georg im Dom von Freising zum Priester geweiht. Eine herzliche Begrüßung für den Jubilar durch den Papst eröffnete die kurze Feierstunde, der emeritierte Vorgänger wirkte gesund, das Alter des fast 90jährigen war aber ebenfalls spürbar.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. gibt dem amtierenden Papst und der gesamten Kirche bis heute Kraft. Das betonte Franziskus in seinen Glückwunschworten. Der Papst knüpfte seine Gedanken zum priesterlichen Dienst Joseph Ratzingers an die Frage, die Jesus seinem Jünger Petrus stellte: „Liebst du mich?“: „Das ist das Merkmal, welches das ganze dem priesterlichen Dienst gewidmete Leben und auch die Theologie prägt, die Sie nicht zufällig als ‚Suche des Geliebten’ definiert haben. Dafür haben Sie immer Zeugnis abgelegt und tun das auch heute noch: dass das, was unsere Tage bestimmt – in guten wie in schlechten Zeiten – und mit dem all das andere dazu kommt, die wahre Gegenwart unseres Herrn ist, dass wir ihn herbeisehnen, dass wir ihm innerlich nahe sind, dass wir ihn lieben, dass wir wirklich tief an ihn glauben und glaubend ihn wirklich lieben.“ Diese Liebe lasse sicher und ruhig auch in stürmischen Zeiten sein, „dieses Lieben und dieses Glauben ist das, was uns der Zukunft ohne Angst und Nostalgie entgegenschauen lässt, mit Freude, auch in den fortgeschrittenen Jahren unseres Lebens.“

Ruhe, Frieden, Kraft, Zuversicht und Reife

Während die „Kultur des Wegwerfens“ von heute ältere Menschen, deren Kräfte nachlassen, vergesse und an vergessene Orte stecke, diene der emeritierte Papst weiter durch sein Gebet. Diese „vergessenen Orte“ wie das Kloster Mater Ecclesiae seien wichtig für die Welt, weswegen er selber sich auch Franziskus genannt habe, betonte der Papst. Das Herz des Ordens, an dessen Anfang Franziskus steht und wo dieser gegründet wurde, sei die „Portiuncula“, das „kleine Teilchen“, ein kleiner Ort abseits. „So wollte die Vorsehung, dass Sie, lieber Mitbruder, an einem wirklich ‚franziskanischen’ Ort ankommen, von dem aus eine Ruhe, ein Frieden, eine Kraft, eine Zuversicht, eine Reife, ein Glaube, eine Hingabe und eine Loyalität ausgehen, die mir sehr gut getan haben und mir und der gesamten Kirche Kraft geben.“

Er wünsche seinem Vorgänger, dass er weiterhin die Hand des Barmherzigen Gottes spüre, die ihn hält, dass er weiterhin die Liebe Gottes erfahren und bezeugen könne, dass er weiterhin „über die große Liebe Gottes jubeln und sie bezeugen, auf dem Weg zum Ziel unseres Glaubens.“

Nach der Papstansprache dann noch einmal ein sehr herzliches, lächelndes Begrüßen der beiden, des Papstes und seines emeritierten Vorgängers.

„Vor 65 Jahren hat ein Mitbruder, der mit mir zusammen geweiht wurde, auf sein Weihebild nur ein Wort geschrieben: Eucharistomen (griechisch: wir danken),“ so begann Benedikt XVI. seine Dankesworte. Diesen Dank empfinde er heute und wolle ihn an die Anwesenden weitergeben. Sein erster Dank gelte dem Papst, „wir hoffen, dass Sie weiter mit uns den Weg Gottes Barmherzigkeit gehen, uns den Weg Jesu, den Weg zu Jesus zeigen.“ Dank sei aber nicht nur „menschlich“ zu verstehen, in dem griechischen Wort des Priesters steckten auch die Worte des eucharistischen Hochgebetes, „gratias agens benedixit, fregit, dedit“ (nahm er das Brot in seine Hände, brach es und gab es seinen Jüngern). Das griechische Wort führt uns zu jener Dimension des Dankens, die Jesus selbst uns gegeben hat. Er hat das Kreuz, das Leiden in Dank verwandelt und so das Leben und die Welt gewandelt.“ Diesem Dank wolle er sich anschließen und so am Wandel der Welt mithelfen, „so dass es eine Welt nicht des Todes, sondern des Lebens sei, eine Welt in der die Liebe über den Tod gesiegt hat“, schloss der emeritierte Papst seine Worte.

Zwei weitere Nachfolger von Joseph Ratzinger ergriffen bei der Feierstunde ebenfalls das Wort: Der Vorgänger im Amt des Dekans des Kardinalskollegiums, das Kardinal Ratzinger bis zu seiner Papstwahl inne hatte, und sein Vorgänger als Präfekt der Glaubenskongregation.

Freude und Brüderlichkeit

Der emeritierte Kardinaldekan Angelo Sodano sprach von einer „großen geistlichen Freude und Brüderlichkeit”, mit der dieser Tag begangen werde. Er erinnerte an den Besuch des damaligen Papstes in seiner Weihekirche in Freising 2006 und an die Rührung, die er selber beim Papst wahrgenommen habe. Als Priester – so bezeichnete Sodano die Überzeugung Benedikt XVI. – stehe man dafür ein, den Menschen „Gottes Licht und Gottes Liebe“ nahe zu bringen, in der „Gesinnung Jesu Christi“. Er wünsche ihm – auf Deutsch vorgetragen – „Behüt’ Sie Gott”!

Kardinal Müller wies auf das Buch hin, das speziell zu diesem Anlass herausgegeben wurde und Worte Joseph Ratzingers/Papst Benedikt XVI. zum Priestersein versammelt. Es trägt den Titel „Die Liebe Gottes lehren und lernen“ und erschien vergangenen Donnerstag. Müller nahm auch Bezug auf die beiden Heiligen des Weihetages Joseph Ratzingers, Petrus und Paulus. Der eine stehe für die Verkündigung, der andere dafür, die Brüder im Glauben zu stärken. Hier sei im Kern schon enthalten, was Papst Benedikt dann gelehrt und gelebt habe. Eines der Bücher, die der Kardinal dann überreichte, fand sofort seinen Weg zu Papst Franziskus, der sich offensichtlich ein Exemplar beim Autor erbat.

Nicht dabei war Georg Ratzinger, der Bruder und ebenfalls ein Jubilar. Er ist mittlerweile zu schwach für eine solche Reise, hatte es im Vorfeld geheißen. Aus Deutschland angereist war dagegen Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg, dem Wohnort des Papstbruders. (rv)

Benedikt XVI. Feiert sein 65-jähriges Priesterjubiläum zusammen mit Papst Franziskus

Papst (Emer.) Benedikt XVI.VATIKANSTADT – Am 28. Juni wird in der Sala Clementina des Apostolischen Palastes eine Feier anlässlich des 65-jährigen Jubiläums der Priesterweihe von Benedikt XVI. stattfinden, die er am 29. Juni 1951 empfangen hat. Und Papst Franziskus wird dabei sein.

Bei dieser Gelegenheit wird Papst Benedikt auch eine Buch über das Priestertum übergeben werden, dass zu diesem Anlass vorbereitet wurde.

Die Anwesenheit in der Öffentlichkeit am Ende des Monats war von seinem persönlichen Sekretär und Präfekt des Päpstlichen Hauses, Kurienerzbischof Georg Gänswein, befördert worden. „Benedikt XVI. wird am 29. Juni sein 65-jähriges Priesterjubiläum feiern und wir werden sehen, was wir da machen werden. Es ist eine Gelegenheit, zu zeigen, dass es Benedikt XVI. gut geht“ so Gänswein am vergangenen 20. Mai.

Joseph Ratzinger wurde vom Erzbischof von München, Kardinal Michael Faulhaber, zusammen mit seinem Bruder Georg und weiteren 40 Seminaristen zum Priester geweiht.

Der ehemalige Kardinal Ratzinger erinnert sich in seiner Biographie: „Wir waren über vierzig Kandidaten, die auf den den Aufruf hin ´Adsum´ sagten: Ich bin da – an einem strahlenden Sommertag, der als Höhepunkt meines Lebens unvergesslich bleibt.“ „Man soll nicht abergläubisch sein. Aber als in dem Augenblick, in dem der greise Erzbischof mit die Hände auflegte, ein Vöglein – vielleicht eine Lerche – vom Hochaltar in den Dom aufstieg und ein kleines Jubellied trällerte, war es mir doch wie ein Zuspruch von oben: Es ist gut so, du bist auf dem rechten Weg“ erzählt er.

In dem Text, der von der Ratzinger-Stiftung zitiert wird, erinnert der Papst auch an seine erste Heilige Messe in der Pfarrkirche St. Oswald. „Am Tag der ersten heiligen Messe leuchtete unsere Pfarrkirche St. Oswald in ihrem schönsten Glanz und die Freude, die den ganzen Raum fast greifbar ausfüllte, zog alle in die lebendigste Weise ´aktiver Teilnahme´ am heiligen Geschehen hinein, die keiner äußeren Geschäftigkeiten bedurfte.“

„Wir waren eingeladen, den Primizsegen in die Häuser zu tragen, und wurden überall, auch von ganz unbekannten Menschen, mit einer Herzlichkeit empfangen, die ich mir bisher nicht hatte vorstellen können.“

„So habe ich ganz unmittelbar erfahren, wie sehr Menschen auf den Priester warten, wie sehr sie auf den Segen warten, der aus der Kraft des Sakramentes kommt. Da ging es nicht um meine Person oder die meines Bruders.“

„Was hätten wir jungen Leute aus unserem Eigenen heraus schon den vielen bedeuten können, denen wir nun begegneten? Sie sahen in uns Menschen, die vom Auftrag Christi berührt waren und seine Nähe zu den Menschen tragen durften“ so Ratzinger.

Am 11. Juni 2010, bei der Hl. Messe zum Abschluss des Priesterjahres, hob Benedikt XVI. hervor, dass das Priestertum „nicht einfach ´Amt´ ist, sondern Sakrament: Gott bedient sich eines armseligen Menschen, um durch ihn für die Menschen da zu sein und zu handeln.“

In diesem Sinn ist der XII. Band der Gesammelten Schriften von Joseph Ratzinger dem Thema des Priestertums gewidmet. Es trägt den Titel „Künder des Wortes und Diener eurer Freude“ und beinhaltet mehr als 80 Texte, die sich auf den kirchlichen Dienst beziehen.

Das Buch, dessen Untertitel „Theologie und Spiritualität des Weihesakramentes“ lautet, enthält theologische und wissenschaftliche Studien, Meditationen zur priesterlichen Spiritualität und Predigten zum Bischofsamt, Priesteramt und Diakonenamt, alles Ergebnisse der Aktivität von Kardinal Joseph Ratzinger als Theologe und Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre während fast eines halben Jahrhunderts – von 1954 bis 2002. (CNA Deutsch)