Neue „Gebrauchsanweisung“ für die Vatikanbibliothek

Es ist so etwas wie ein Schlüssel zu jahrtausendaltem Wissen: Das neue Handbuch zum Handschriften- und Münzkundebestand der Vatikanbibliothek. Zwölf Jahre lang haben der Direktor der vatikanischen Handschriftenabteilung, Paolo Vian, und der Altphilologe Francesco D’Aiuto an dem zweibändigen Werk gearbeitet; jetzt wurde es publiziert.

Immer zugänglicher wird sie, die Handschriftensammlung der Vatikanbibliothek. 80.000 Dokumente umfasst sie, darunter einige der seltensten Manuskripte der Welt, die ältesten davon aus dem 4. Jahrhundert. Vor gut einem Jahr hatte man mit der Digitalisierung der Bestände begonnen, „Konservierung" war das Anliegen. Das neue Handbuch hilft dem Besucher beim „Finden", erklärt Cesare Pasini, Direktor der Vatikanbibliothek, im Interview mit uns.

„Es ist eine Berufung, diese Bestände zu öffnen. Wir sagen oft: Konservieren wir diese Werke der Menschheit für die Menschheit. Aber wie soll man sie öffnen, wenn man nicht Instrumente dafür an die Hand gibt? Genau das ist unsere Tradition und unsere Mission. Es ist schön, den Menschen dabei zu helfen, sich Wissen anzueignen. Zuallererst helfen wir natürlich Wissenschaftlern, darunter einige, die schon vertraut sind mit der Bibliothek, aber auch eben jene, die sich die Sammlung neu erschließen und dabei unsere Hilfe brauchen. Niemand will die Bestände einer Bibliothek unter Verschluss halten; das würde dem Geist der Einrichtung widersprechen."

Nach Geheimniskrämerei und exklusivem Wissensverschluss hört sich das freilich nicht an. Im Gegenteil: Schon dem Bibliotheksgründer Papst Nikolaus V., der die Handschriftensammlung im Jahr 1447 begann, habe es am Herzen gelegen, die Bibliothek „dem allgemeinen Gebrauch von Männern der Wissenschaft" zur Verfügung zu stellen. Pasini:

„Dieser damals erste – ja grundlegende und grandiose – Schritt dieses Papstes ist mit der Zeit zu einer immer größeren Bereitschaft (zur Öffnung, Anm. d. Red.) geworden – was die Öffnungszeiten der Bibliothek angeht, die Besucher aus aller Welt und eben die Instrumente, mit denen man sich die Bibliothek erschließen und in ihr etwas suchen kann. Das Handbuch, das jetzt veröffentlicht wurde, komplettiert sozusagen diesen Weg der Hilfestellung und Öffnung, den die Bibliothek beschreiten will." (rv)

Vatikan: Die Vatikanbibliothek wird teilweise digitalisiert

Eine der ältesten Sammlungen von Originalhandschriften und ein reicher Schatz von Papstdokumenten von den Zeiten Gregors des Großen an schaffen den Sprung in die digitale Welt. Seit 2010 werden bereits Teile der Handschriftenbände digitalisiert; nun soll ein weiterer Schritt gegangen werden, nämlich das Scannen von ca. 80.000 Manuskripten in hochauflösendem Format. Die ersten Dokumente der Sammlung gehen auf das 4. Jahrhundert zurück, die Sammlung, wie man sie heute kennt, wurde unter Papst Nikolaus V. (1397-1455) im Jahr 1447 begonnen. Der Leiter der Vatikanbibliothek, Cesare Pasini, erklärte dazu, dass der Plan für das Projekt schon seit einigen Jahren bestehe, es aber nie vollständig konkretisiert werden konnte. Nun aber existierten die notwendigen fortgeschrittenen Technologien. Unterstützt wird das Projekt unter anderem von der Universität Heidelberg. (rv)