Kardinal Zen erhält Preis der Frankfurter Stephanus-Stiftung

FRANKFURT – Für seinen Mut und seine Beharrlichkeit im jahrzehntelangen Einsatz für die Freiheitsrechte wird an diesem Samstag der frühere Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, in Bonn den „Stephanus-Preis“ erhalten.

Der stellvertretende Generalsekretär der weltweiten Evangelischen Allianz und Präsident des Internationalen Rates der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, Bischof Professor Thomas Schirrmacher wird dazu die Laudatio halten.

In den vergangenen Wochen hat der Kardinal weltweit mit seiner Warnung vor der Religionspolitik der Kommunistischen Partei Chinas für Schlagzeilen gesorgt. Gerüchten zufolge sollte bereits im März ein Abkommen zwischen Peking und dem Heiligen Stuhl insbesondere zur Frage künftiger Bischofsernennungen erfolgen. Kardinal Zen kündigte für den Fall, dass ein unbefriedigendes Abkommen abgeschlossen wird, an, eine solche Vereinbarung trotzdem zu akzeptieren und künftig zu schweigen.

Am Donnerstag vergangener Woche, Gründonnerstag, dementierte Vatikansprecher Greg Burke nun offiziell die Gerüchte.

„Wenn die chinesische Regierung sich nicht ernsthaft entschlossen zeigt, wirkliche Freiheit zu garantieren, dann gibt es keine Hoffnung auf eine Einigung“, sagte Kardinal Zen in einem Interview. Er setzt sich dafür ein, dass China sich ausdrücklich zur Religionsfreiheit bekennt und der Verfolgung aus religiösen Gründen ein Ende setzt. Er ist davon überzeugt, dass er die Rechte der Kirche in China zu verteidigen hat.

Ein neues Religionsgesetz, das seit Februar in Kraft ist, sieht deutlich mehr Kontrolle vor, als ohnehin bereits ausgeübt wird.

Zur Person

Kardinal Zen stützt seine Haltung auf seine Erfahrungen mit der kommunistischen Führung in Peking und seine innige Kenntnis der kirchlichen Verhältnisse dort: Im Jahr 1932 in Schanghai geboren, kam er 1948 zum Noviziat (Ausbildungszeit im Orden) in die damalige britische Kronkolonie Hongkong. Mit der Machtübernahme durch die Kommunisten ein Jahr darauf fiel auch dort der Eiserne Vorhang und Zen konnte nicht mehr zu seiner Familie zurückkehren.

Dem Orden der Salesianer Don Boscos angehörend, studierte er schließlich sechs Jahre in Turin und drei Jahre in Rom und kehrte 1964 nach Hongkong zurück. In den siebziger und Anfang der achtziger Jahre war er Provinzoberer seines Ordens und von 1989 bis 1996, als er Weihbischof in Hongkong wurde, durfte er in Festlandchina in der Priesterausbildung unterrichten.

Dabei erlebte er, wie die kommunistische Führung die Bischöfe gängelte. Seine Ordensmitbrüder gehörten der Untergrundkirche an und so lernte er auch deren Perspektive kennen. „Aber ich stellte fest, dass Priester und Bischöfe selbst in der offiziellen Kirche sehr gut waren und treu zur Kirche standen“, sagte er weiter in einem Interview. Beide katholischen Kirchen in China erfahren Kontrolle, Eingriffe und Bedrängnis, die nach Einschätzung von Menschenrechtsexperten nicht mit dem Recht auf Religionsfreiheit vereinbar sind.

Nach der Übergabe Hongkongs an China im Juli 1997 zeigten sich auch dort Einschränkungen. Rund 300 Schulen befanden sich in katholischer Trägerschaft. Der kommunistischen Führung jedoch war der Einfluss der Kirche zu groß. Sie übte Druck auf den Legislativrat in der Sonderverwaltungszone aus, der schließlich der Kirche die Kontrolle der Schulen gesetzlich entzog.

Aus Protest gegen das Gesetz und trotz Bluthochdrucks, Diabetes und eines Alters von 79 Jahren unterzog sich Kardinal Zen 2011 einem Hungerstreik. Er trat dafür ein, dass die Kinder weiter „Gerechtigkeit, Nächstenliebe und den Respekt vor den Armen und Schwachen“ lernen sollten.

Noch immer nimmt der Würdenträger alljährlich zum 1. Juli am Marsch der Menschenrechtsallianz Civil Human Rights Front teil. „Es sind Aktionen wie diese, die uns davon überzeugt haben, dass Kardinal Zen ein authentischer Verteidiger der Menschenrechte, der Religionsfreiheit und der Gleichberechtigung der Christen ist“, sagte Stiftungsvorsitzende Michaela Koller.

Stephanus-Stiftung und Preisträger

Die Stiftung ist nach dem Diakon der christlichen Urgemeinde benannt, der als erster Märtyrer wegen seines Bekenntnisses zu Jesus Christus gesteinigt wurde.

Die Stephanus-Stiftung hilft laut ihren Statuten verfolgten Christen in Not, etwa durch einen Zuschuss zum Lebensunterhalt oder zu Anwaltskosten, und deckt Verletzungen des Rechts auf Religionsfreiheit und deren Hintergründe auf.

Zu den bisherigen Preisträgern zählen die syrisch-orthodoxe Ordensfrau Schwester Hatune Dogan, die auch „moderne Mutter Teresa“ genannt wird, der Patriarch von Babylon, Louis Raphael I. Sako, Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche, Pfarrer Gottfried Martens, von der zur SELK (Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche) gehörenden Dreieinigkeitsgemeinde in Berlin-Steglitz und der am 7. April 2014 im syrischen Homs ermordete Jesuitenpater Frans van der Lugt.

Im vorigen Jahr erhielt die pakistanische Menschenrechtsanwältin Aneeqa Anthony den Preis, die in der Vergangenheit prominente Fälle vor Gericht verteidigte, in denen Christen fälschlich der Blasphemie angeklagt waren. Gründer der „Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen“ in Frankfurt ist der Oberstudienrat im Ruhestand, Wolfgang Link, aus Gegenbach im Schwarzwald. Die Vorstandsvorsitzende Michaela Koller ist Referentin der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt. (CNA Deutsch)

Patriarch Sako: „Zum Wohl des Irak muss die Gewalt enden!“

 Patriarch SakoLouis Sako ist der neue Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche. Als Pariarch hat er den Namen Louis Raphaël I Sako angenommen. Der bisherige Erzbischof von Kirkuk wurde bei einer Synode in Rom gewählt, an der fünfzehn chaldäisch-katholische Hierarchen teilnahmen. Den Vorsitz in der Synode führte Kardinal Leonardo Sandri, der Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation. Sako wird als Patriarch von Babylon Nachfolger von Kardinal Emmanuel III. Delly, der aus Altergründen abgedankt hatte. Radio Vatikan hat den neuen Patriarchen der chaldäisch-katholischen Kirche gefragt, wie er die Entscheidung aufgenommen habe:

„Ich bin sehr bewegt, aber gleichzeitig habe ich auch etwas Angst vor dieser großen Verantwortung: Die Situation der chaldäisch-katholischen Kirche ist schwierig und die politische Situation im Irak ebenfalls. Aber mit der Hilfe Gottes, durch Gebete und mit der Unterstützung der Bischöfe werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um die christliche Präsenz im Irak aufrecht zu erhalten und die chaldäische Kirche hier wieder aufzubauen.“

Sako betonte, dass er mit aller Kraft versuchen werde, die Versöhnung im Irak voranzubringen. Dazu werde er mit allen Menschen guten Willens zusammenarbeiten. Er sei nicht nur für die Christen da, sondern auch für die Muslime. In der angespannten Situation könnten die Christen als Brückenbauer zwischen den verschiedenen Parteien helfen, eine gute Lösung für alle zu finden.

„Auch die Muslime müssen verstehen, dass Religion nicht politisiert werden darf. Religion muss offen sein. Glaube heißt lieben, dienen… Zum Wohl des Islams muss alles, was mit Gewalt zu tun hat, aufhören.“

Sako äußerte sich auch zum so genannten „Arabischen Frühling“:

„Für mich ist das kein wirklicher Frühling. Änderungen kann man nicht mit Gewalt, mit Mord, mit Hinrichtungen und mit Zerstörung erzwingen. Ein Wandel kann nur durch den Dialog gelingen, durch Gespräch und die Bereitschaft zu Reformen. Mit Gewalt gibt es keine Zukunft! Das müssen alle einsehen! Mit Bomben, mit Mord und Zerstörung gibt es keine Zukunft. Zukunft gibt es nur durch Dialog.“

Der neue Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche; Louis Raphaël I Sako, bat deshalb alle, für den Irak zu beten. Um die Nähe und Unterstützung anderer zu wissen und sie zu spüren sei eine große Hilfe, auch in schwierigen Situationen nicht aufzugeben – den Irak nicht zu verlassen, sondern dort zu bleiben, um den Glauben zu bezeugen. (rv)