09.12. 20.12. 29.04. 11.05.
1669 1669 1670 1670
             
Konklavedauer:   131 Tage  
       
Sedisvakanz: 154 Tage
   

Konklave vom 20.12.1669-29.04.1670 zur Wahl von Papst Clemens X.

 
 
 
 
 
 
 

 

 

 
 
 
 
 

 

Clemens IX.

u Sukzession  u

Clemens X.

 

 
 
 
 
 
 
 

 

Giulio Rospigliosi

 

Emilio Altieri

 

 

Todestag:  09.12.1669

Wahlort: Rom,Vatikan

Maestro di Camera

 

 

Todesort:  Rom

 

 

 

 
 
 
 
 
 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sedisvakanz und Konklavedauer

Konklaveteilnehmer (57-66):

Emilio Altieri

Maestro di Camera

Lorenzo Imperiali

 

Carlo Roberti

Legat in Romandiola

Francesco Barbaerini

Bischof von Ostia und Velletri, Dekan des Hl. Kollegiums

Giberto Borromeo

 

Giulio Spinola

 

Marzio Ginetti

Bischof von Porto und Santa Rufina, Subdekan des Hl. Kollegiums

Giovanni Battista Spada

 

Vitaliano Visconti

 

Antonio Barberini, Jun.

Bischof von Palestrina

Francesco Albizzi

 

Innico Caracciolo

Erzbischof von Naples

Francesco Maria Brancacci(o)

Bischof von Frascati

Ottavio Acquaviva d´Aragona, Jun.

 

Giacomo Rospigliosi

Legat in Avignon

Ulderico di Carpegna

Bischof von Albano

Carlo Pio Savoia

 

Francesco Maidalchini

 

Giulio Gabrielli

Bischof von Sabina

Carlo Gualterio

 

Carlo Barberini

 

Virginio Orsini

 

Flavio Chigi

 

Decio Azzolino, Jun.

 

Rinaldo d´Este

 

Girolamo Bonvixi

Bischof von Lucca

Giacomo Franzoni

 

Cesare Facchinetti

Bischof von Spoleto

Scipione Pannocchieschi d´Elci

Erzbischof von Pisa

Francesco Maria Mancini

 

Carlo Rosetti

Bischof von Faenza

Antonio Bichi

Bischof von Osimo

Angelo Celsi

 

Niccolo Albergati-Ludovici

 

Pietro Vidoni

 

Paolo Savelli

 

Federico Sforza

 

Girolamo Boncompagni

Erzbischof von Bologna

Francesco Nerli

 

Benedetto Odescalchi

 

Celio Piccolomini

 

Carlo Cerri

 

Alderano Cybo (oder Cibo)

Bischof von Iesi

Carlo Bonelli

 

Lazaro Pallavicino

 

Giovanni Delfino (oder Dolfino)

 

Carlo Caraffa

 

Giovanni Bona, O.Cist.

 

Lorenzo Raggi

 

Alfonso Litta

Erzbischof von Mailand

Leopoldo de´Medici

 

Jean-Francois-Paul de Gondi de Retz

 

Neri Corsini, Sen

 

Sigismondo Chigi

 

Luigi Omodei (oder Homodei)

 

Paluzzo Paluzzi Altieri degli Albertoni

 

Niccolo Acciaioli

 

Pietro Ottoboni

 

Cesare Rasponi.

Legat in Urbino

Bonaccorso Buonaccorsi

 

Marcello Publicola Santacroce

Bischof vonTivoli

Giovanni Nicola Conti di Poli

Bischof von Ancona

Emmanuel Thédose de la Tour d´Auvergne de Bouillon

 

Friedrich von Hessen-Darmstadt

 

Giacomo Filippo Nini

 

Luis Manuel Fernández de Portocarrero

 

 

Das Konklave vom 20.12.1669-29.04.1670 

 

Inhaltsverzeichnis:

1. Der Tod Papst Clemens IX..

Papst Clemens IX. Regierungszeit war geprägt von zwei zentralen Problemen. Auf der einen Seite galt es gegen die Türkengefahr vorzugehen, auf der anderen Seite den Jansenistenstreit beizulegen.

Das Türkenheer hatte bereits den größten Teil Kretas besetzt und drängte auf die noch im venezianischen Besitz verbliebene Hauptstadt Candia, das heutige Heraklion. Clemens IX. bemühte sich eine gemeinsame Hilfsaktion des Abendlandes zu organisieren, welche jedoch in ihrer Gesamtheit vollkommen unzureichend war. Ein französisches Hilfskorps war nicht mehr in der Lage, die Eindringlinge abzuhalten. Die Festung Candia musste sich im September 1669 ergeben.

Bild vergrößern!

Bild vergrößern!

Bild der Festung Candia aus dem Jahr 1595

Die Belagerung Candias (Stich von Visher 1680)

Wie schon Papst Alexander VII., so musste auch Clemens IX. sich mit dem Jansenismus auseinandersetzen. Diese besonders in Frankreich verbreitete Strömung vertrat in Theologie und Frömmigkeit eine überspitzte Gnaden- und Erbsündenlehre. Urheber des Jansenismus war der belgische Bischof Cornelius Jansenius (gestorben 06. Mai 1638) mit seinem Buch „Augustinus“. Dieses Werk wurde erst im Jahr 1640, also nach dem Tod von Jansenius veröffentlicht. Auf Betreiben der Jesuiten wurden einige Sätze in den Jahren 1642 und 1653 verurteilt. Im Januar 1669 kam es zwischen Papst Clemens IX. und den Jansenisten zum sogenannten „Clementinischen Frieden“. Dieser Friede war jedoch nur äußerlich und der Streit ruhte nur eine Zeit lang, weil die Kämpfe über das Regalienrecht und die gallikanischen Freiheiten die allgemeine Aufmerksamkeit zu sehr in Anspruch nahmen. Letztlich war die Frage des Jansenismus nicht aus der Welt geschafft. Noch im selben Jahr, am 09. Dezember verstarb Papst Clemens IX. Ercole Ferrata, ein Schüler Berninis, errichtete für ihn ein Grabmal in der Kirche S. Maria Maggiore gegenüber dem Monument von Papst Nikolaus IV.

Bild vergrößern!

Grabmal Papst Clemens IX. in S. Maria Maggiore

Clemens hatte in seinem zweieinhalbjährigen Pontifikat in drei Konsistorien zwölf Kardinäle kreiert. Nur zehn Tage vor seinem Tod hatte das letzte Konsistorium stattgefunden, in dem er seinen eigenen Nachfolger in den Kardinalsstand erhoben hatte.        >zurück

 

2. Struktur des Kardinalskollegiums 

Mit dem Tod von Papst Clemens IX. am 09. Dezember 1669 umfasste das Kardinalskollegium insgesamt 70 Kardinäle. Mit Beginn des Konklave am 20. Dezember traten 57 Kardinäle zur Wahl eines neuen Kirchenoberhauptes im Vatikan ins Konklave ein. Der Wahl ferngeblieben waren folgende Kardinäle:

  • Pascual Kardinal d´Aragona
  • Girolamo Kardinal Grimaldi, Erzbischof von Aix (Frankreich)
  • Gregorio Kardinal Barbarigo, Bischof von Pavia
  • Luigi Guglielmo Kardinal de Moncada Aragón Luna de Peralta y de la Cerda.

Die Gesamtheit der im Konklave anwesenden Kardinäle stammte aus den Pontifikaten:

  • 10 Kardinäle aus dem Pontifikat von Papst Urban VIII.
  • 20 Kardinäle aus dem Pontifikat von Papst Innozenz X. und
  • 24 Kardinäle aus dem Pontifikat von Papst Alexander VII. und
  • 12 Kardinäle aus dem Pontifikat von Papst Clemens IX.

Die Teilnehmerzahl im Konklaveverlauf war sehr schwankend, da der Bereich der Kardinalszellen schlecht beheizt war und mehrere Eminenzen durch Erkrankungen das Konklave zeitweise verlassen mussten. Nicht alle erkrankten Eminenzen kamen rechtzeitig zum abschließenden Skrutinium in das Konklave zurück. Diese ungewöhnlich hohen Schwankungen in der Teilnehmerzahl verdeutlicht die folgende Tabelle.

Datum:

Kardinäle im Konklave:

Name des Kardinals:

Grund des Zugang bzw. Abgang im Konklave:

20.12.1669

57

Teilnehmerzahl bei Konklavebeginn

21.12.1669

58

Friedrich von Hessen-Darmstadt

Eintritt in das Konklave

 

58

Antonio Barberini

Wegen Übelkeit in Behandlung und nicht anwesend beim 1. Skrutinium

 

58

Federico Sforza

Wegen Übelkeit in Behandlung und nicht anwesend beim 1. Skrutinium

22.12.1669

59

Innico Caracciolo d´Airola

Eintritt in das Konklave

26.12.1669

60

Giberto Borromeo

Eintritt in das Konklave

28.12.1669

61

Scipione Panocchieschi d´Elci

Eintritt in das Konklave

30.12.1669

62

Alfonso Litta

Eintritt in das Konklave

07.01.1670

61

Lorenzo Imperiali

Krankheit (07.01.-30.01.1670)

18.01.1670

62

Jean-Francois-Paul de Gondi de Retz

Eintritt in das Konklave

20.01.1670

63

Emmanuel Théodose de la Tour d´Auvergne de Bouillon

Eintritt in das Konklave

24.01.1670

62

Virgino Orsini

Krankheit (24.01.-27.01.1670)

27.01.1670

63

Virgino Orsini

Wiedereintritt in das Konklave

28.01.1670

62

Celio Piccolomini

Krankheit (28.01.-23.02.1670)

30.01.1670

63

Lorenzo Imperiali

Wiedereintritt in das Konklave

03.02.1670

62

Antonio Barberini Jun.

Krankheit (03.02.-17.03.1670)

 

62

Giovanni Battista Spada

Erkrankt

07.02.1670

61

Marcello Publicola Santacroce

Krankheit (07.02.-16.02.1670)

16.02.1670

62

Marcello Publicola Santacroce

Wiedereintritt in das Konklave

22.02.1670

61

Lazaro Pallavicino

Krankheit (22.02.-15.03.1670)

23.02.1670

62

Celio Picollomini

Wiedereintritt in das Konklave

 

61

Carlo Bonelli

Krankheit (23.02.-16.03.1670)

27.02.1670

60

Ottavio Acquaviva d´Aragona jun.

Krankheit (keine Rückkehr in das Konklave)

 

60

Virginio Orsini

Zweite Erkrankung

15.03.1670

61

Lazaro Pallavicino

Wiedereintritt in das Konklave

16.03.1670

62

Carlo Bonelli

Wiedereintritt in das Konklave

17.03.1670

63

Antonio Barberini Jun.

Wiedereintritt in das Konklave

18.03.1670

62

Niccolo Albergati-Ludovici

Krankenbehandlung in Rom (keine Rückkehr bis zur Wahl am 29.04.1670)

24.03.1670

61

Scipione Panocchieschi d´Elci

Krankenbehandlung in Rom (verstorben am 13.04.1670)

27.03.1670

60

Bonaccorso Buonaccorsi

Krankenbehandlung in Rom (keine Rückkehr bis zur Wahl am 29.04.1670)

28.03.1670

59

Antonio Barberini Jun.

Krankenbehandlung in Rom (keine Rückkehr bis zur Wahl am 29.04.1670)

30.03.1670

58

Marzio Ginetti

Krankenbehandlung in Romt (keine Rückkehr bis zur Wahl am 29.04.1670)

23.04.1670

59

Luis Manuel Fernández de Portocarrero

Eintritt in das Konklave

 

Die Teilnehmeranzahl während dem Konklave schwankte zwischen 57 bis 66 Kardinälen (siehe Konklaveteilnehmer oben). In den letzten Tagen des März (18.-30. März), mussten sich fünf Kardinäle aus gesundheitlichen Gründen in Rom behandeln lassen, unter ihnen auch Kardinal Scipione Panocchieschi d´Elci der am 13. April verstarb. Das Wahlkollegium wartete nicht mehr auf die Rückkehr der verbliebenen vier Kardinäle.              >zurück

3. Konklavebestimmungen

Die Dekretalien ”In nomine Domini” vom 13.04.1059 von Papst Nikolaus II. und “Licet de vitanda” aus dem Jahr 1179 von Papst Alexander III. und die Beschlüsse “Compilationes” des 4. Laterankonzils aus dem Jahr 1215. Das Dekret “Quia frequenter” von Papst Innozenz IV. vom 1. Konzil von Lyon am            28.08.1245. Die wohl entscheidendste Dekretalie nach der von Papst Nikolaus III. wurde die beim 2. Konzil von Lyon erlassene Wahlverordnung von Papst Gregor X. am 16.07.1274  “Ubi periculum” (“Wo Gefahr ist”). Viele Details dieser Wahlverordung von Papst Gregor X. findet man noch heute, nach über 720 Jahren in der Apostolischen Konstitution von Papst Johannes Paul II. “Universi Dominici Gregis“ vom 22.02.1996. Die Wahlverordung von Papst Gregor X. fand nur wenig Anklang. Bereits Papst Hadrian V. suspendierte sie mündlich und Papst Johannes XXI. hob sie mit der Konstitution “Licet” am 20.09.1276 auf, ohne  jedoch für eine neue Wahlverordnung gesorgt zu haben. Erst 18 Jahre später, am 28.09.1294 setzt Papst Cölestin V. ( “Engelspapst” ) die gregorianische Wahlverordung “Ubi periculum” wieder in Kraft. Papst Clemens V. verfügte am Konzil von Vienne 1311 -1312 die Bulle “Ne Romani” , welche einige Zusätze zur gregorianischen Wahlverordnung brachte und im siebten Buch des kirchlichen Rechtsbuches “Clementinen” Aufnahme fand. Papst Clemens VI. milderte durch die Bulle “Licet in constitutione” vom 06.12.1351 die bisherige Konklaveordnung in einigen Punkten ab. Am 19.03.1378 erließ Papst Gregor XI. das Dekret “Periculis et detrimentis” (“In Gefahren und Missständen”). Fast 128 Jahre später, am 14.01.1506 erläßt Papst Julius II. das Dekret “Cum tam divino” . Obwohl selbst der Simonie verfallen, verbietet er jegliche simonistische Papstwahl für die Zukunft und verhängt die schwersten kirchlichen Strafen. Aufgrund massiver Einmischungen durch weltliche Fürsten in die Wahl von Papst Paul IV. erläßt dieser am 16.12.1558 die Bulle “Cum secundum” und stellt Unterverhandlungen vor dem Tod des Papstes unter schwere Kirchenstrafen. Papst Pius IV. erläßt am 09.10.1562 mit der Bulle “In eligendis” neue Richtlinien zum Konklave, welche sich hauptsächlich gegen die Missstände der letzten Zeit richteten. Mit der Bulle “Postquam verus” vom 03.12.1586 änderte Papst Sixtus V. die Zahl des Kardinalskollegiums. Gemäß dem Vorbild der 70 Ältesten des Moses (Numeri 11,16) setzte er die Zahl der Kardinäle auf 70 fest (6 Kardinalbischöfe, 50 Kardinalpriester und 14 Kardinaldiakone). Am 15.11.1621 erläßt Papst Gregor XV. eine Neuordnung der Papstwahl mit der Bulle “Aeterni patris filius”. Er hält an bewährten Normen fest und ändert die Formen des Eintritts in das Konklave und vervollständigt das Zeremoniell. Außerdem gibt es Veränderungen im Ablauf der Inthronisation. Knapp vier Monate später, verschärft Papst Gregor XV. mit dem Wahldekret “Decet Romanum pontificem” das Verbot, für sich selbst zu stimmen.  Am 28.01.1625 bestätigt Papst Urban VIII. die Wahldekrete seines Vorgängers Papst Gregor XV. durch die Bulle “Ad Romani Pontificis providentiam”.       >zurück

4. Das  Konklave

Vom Todestag Papst Clemens IX. bis zum Beginn des Konklave waren 12 Tage vergangen, als man am 20. Dezember 1669 im Vatikan mit der Wahl begann. Diese Papstwahl hinter verschlossenen Türen war nunmehr bereits die 42. Wahl eines neuen Kirchenoberhauptes in der Ewigen Stadt. Das Heilige Kollegium umfasste zwar in diesen Tagen 70 Kardinäle, doch nicht alle sollten am Wahlgeschehen tatsächlich auch teilnehmen. Am 20. Dezember bestand das Kollegium im Vatikan aus 57 Eminenzen. Am folgenden Tag stieß Friedrich Kardinal von Hessen-Darmstadt zur Wahlmannschaft. An diesem Tag fand auch das erste Skrutinium statt, jedoch ohne die Kardinäle Antonio Barberini und Federico Sforza, beide waren im Konklave erkrankt. Die Parteien waren ähnlich dem letzten Konklave des Jahres 1667:

  • Partei der Franzosen: 7 Kardinäle unter der Führung von Rinaldo Kardinal d´Este
  • Partei der Spanier: 7 Kardinäle unter der Führung von Leopoldo Kardinal de´Medici
  • Partei Papst Urban VIII.: 10 Kardinäle unter der Führung von Francesco Kardinal Barberini
  • Partei Papst Alexander VII.: 24 Kardinäle unter der Führung von Flavio Kardinal Chigi
  • Partei Papst Clemens IX.: 8 Kardinäle unter der Führung von Giacomo Kardinal Rospigliosi

Partei Squadrone volante: 6-10 Kardinäle unter der Führung von Decio Kardinal Azzolino

Leopoldo Kardinal de´Medici

Francesco Kardinal Barberini

Decio Kardinal Azzolino

Über eine Stimmenhoheit zur Erreichung der Zweidrittelmehrheit verfügte keine der Parteien. Nach zeitgenössischen Berichten gab es keine herausragende Persönlichkeit unter den Wahlmännern und so wurden gleich 21 Kardinalsnamen als Papabili gehandelt. Sowohl den Franzosen als auch den Spaniern wäre die Wahl von Kardinal Vidoni entgegen gekommen. Doch auch für ihn galt das Sprichwort: „Wer als Papst ins Konklave geht, kommt aus Kardinal wieder heraus“. Besonders Azzolino favorisierte Kardinal Vidoni, wohl nicht zuletzt auf Wunsch der abgedankten aber in Rom sehr einflussreichen Exkönigin Christina von Schweden. Pastor bemerkt zu ihr:

„Auch Königin Christina suchte zunächst die Aufmerksamkeit von Vidoni abzulenken; als sie vor Schließung des Konklave die Räumlichkeiten besichtigte, bemerkte sie bei Vidonis Zelle: auch einer, der nicht Papabili ist!“

Für das Scheitern Vidonis waren schließlich de´Medici und Chigi verantwortlich. Schon in den ersten Tagen der Wahlhandlungen deuteten sich zwei große Lager an. Auf der einen Seite die Partei Chigis verstärkt durch die Partei der Spanier und auf der anderen Seite die Parteien Papst Urban VIII., Papst Clemens IX. und die Squadrone volante. Zu diesem Zeitpunkt fehlten noch die Kardinäle Frankreichs.

Der Winter des Jahres 1669/1670 war verhältnismäßig streng und die schlecht beheizten Zellen im Konklavebereich machten sich bei der Gesundheit des Kollegiums rasch bemerkbar. Mehrfach erkrankten Kardinäle und konnten an den Wahlhandlungen nicht teilnehmen.

Am 16. Januar 1670 gelangten endlich Kardinal Bouillon und deRetz in Begleitung des französischen Gesandten Herzog von Chaulnes in Rom an. Nach dem Vidoni Zunehmens an Akzeptanz verloren hatte, versuchten die Kardinal Chigi und de´Medici die Wahl von Kardinal d´Elci voranzutreiben. Am 10 Februar machte Herzog Chaulnes gegen diesen Vorschlag von seinem Recht der Exklusion gebrauch. Daraufhin ließen beide ihren Kandidaten fallen. Bis in den März hinein konnte sich kein Kandidat durchsetzen, um die ausreichende Stimmenanzahl auf sich zu vereinen. Am 05. März schlug Kardinal Chigi Buonvisi als Kandidaten vor, doch auch dieser scheiterte. Die Squadrone volante unter Kardinal Azzolino und Christina von Schweden forcierten weiterhin Vidone als Kandidaten. Gegen diesen Kandidaten kam jedoch mehr und mehr Widerstand vonseiten der Spanier insbesondere durch den Botschafter Marchese Astorga. Parallel hierzu kam Kardinal Odescalchi ins Gespräch, vorangetrieben durch Kardinal Chigi und die Spanier. Die formlose Erklärung des französischen Gesandten, kein Kardinal könne erhoben werden, der dem französischen König nicht irgendwie verpflichtet sei, brachte diesen Vorschlag rasch zu Fall. Am 11. April  scheiterte der Versuch den neapolitanischen Kardinal Brancaccio als Bewerber zu setzen, die Exklusive des spanischen Gesandten Astorga verhinderte auch diesen Vorschlag. Am 19. April traf Kardinal Portocarrero endlich im Konklave ein und die Wahlgemeinschaft stieg auf 59 Purpurträger an.

In den letzten Märztagen mussten fünf Kardinäle wegen Erkrankungen das Konklave verlassen und sich in Rom einer ärztlichen Behandlung unterziehen. Unter den Kranken war der Erzbischof von Pisa, Kardinal d´Elci, er verstarb am 13. April 1670. Die verbliebenen vier erkrankten Kardinäle sollten keinen Einfluss mehr auf das Ergebnis dieses Konklave haben.

Nachdem Chigis Vorschläge gescheitert waren, brach er mit der Partei der Spanier und versuchte eine Einigung mit den Franzosen. Dank geschickter Vermittlungen des venezianischen Botschafters Grimani kam es zu einer Einigung zwischen dem spanischen und französischen Gesandten, sich für die Wahl eines Kandidaten aus der Partei Clemens IX. zu verwenden. Chigi erreichte beim französischen Gesandten Herzog Chaulnes die Zusage, dass Kardinal Vidoni ausgeschlossen werde. Jetzt blieb nur noch die Frage, wer von den Kardinälen der Partei Rospigliosis zur Wahl gestellt werden sollte.

Chaulnes, Kardinal Chigi und Kardinal Rospigliosi entschieden sich in geheimer Sitzung am 28. April für Emilio Kardinal Altieri. Beim ersten Skrutinium am folgenden Tag erhielt Altieri nur 3 von 56 Stimmen. Vollkommen unzureichend für eine Wahl. Kurz entschlossen ließ Rospigliosi verlauten, dass sich Chigi, d´Medici und Barberini auf diesen Kandidaten geeinigt hätten. Azzolino war völlig überrascht von dieser Eröffnung und versuchte einen Aufschub zu erreichen. Dieser geheime Beschluss drohte dennoch zu scheitern, weil Kardinal Altieri unter Tränen bat, aufgrund seines hohen Alters von einer Wahl abzusehen. Man erklärte ihm, dieser Wunsch sei unmöglich und führte ihn unter sanfter Gewalt in die Sixtinische Kapelle. Hier wurde ohne Verzögerung die zweite Abstimmung vollzogen. Die Betreiber des Vorschlags Altieri hatten es offensichtlich sehr eilig und man wartete nicht einmal auf das Erscheinen der in Rom abwesenden Kardinäle. Die Abstimmung ergab 21 Stimmen für Kardinal Altieri und 35 Akzesse. Somit stimmten von den 59 anwesenden Kardinälen 56 für eine Wahl Altieris. Das Ergebnis lag gegen 3 Uhr nachmittags vor, doch dauerte es noch eine volle Stunde bis Kardinal Altieri seine Wahl annahm. Wohl in demütiger Erinnerung an seinen Wohltäter Papst Clemens IX. wählte er als seinen Papstnamen Clemens X.

Zur Einmischung der weltlichen Mächte in dieses Konklave schreibt Pastor:

„Unter den Ersten, die gratulierten, war die Königin Christina. Die außerordentlich lange Dauer des Konklave, die in Rom wie auswärts lebhafte Klagen veranlasste und eine Menge von Satiren hervorrief, hatte nicht zuletzt ihren Grund in der ungescheuten Einmischung der Laiengewalt über welche der Kardinal von Hessen in seinem Bericht an Kaiser Leopold mit Recht bitter Klage führt. Schließlich aber waren es keineswegs die Vertreter der großen Mächte gewesen, die den Ausschlag gaben. Wenn der spanische Botschafter gleichwohl behauptete, der neue Papst verdanke seine Erhebung den Spaniern, so war dies ebenso unrichtig wie die Versicherung des französischen Gesandten Chaulnes, Ludwig XIV. allein habe die Wahl bewirkt. Der eigentliche Sieger war Flavio Chigi: sofort, noch am 29. April, ward sein Verwandter Kardinal Paluzzi zum Kardinalnepoten des 80 jährigen Papstes erklärt.“

Emilio Kardinal Altieri (geb. 13. Juli 1590) war am Tag seiner Wahl 79 Jahre alt und somit bestenfalls ein Übergangspapst. Er entstammte einer alten Patrizierfamilie Roms. Schon sein Vater Lorenzo Altieri hatte einen hervorragenden Ruf. Emilio hatte seine Studien zuerst in Rom am Collegio Romano und anschließend an der Universität gemacht. Am 17. Oktober 1611 hatte er das juristische Doktorat erworben. Obwohl er einen großen Ruf als Advokat erlangte, wechselte er in den geistlichen Stand. 1627 wurde er Bischof von Camerino. Unter Papst Urban VIII. wurde er Governatore von Loreto bzw. Governatore der Mark. Papst Innozenz X. schickte ihn als Nuntius nach Neapel. Papst Clemens IX. ernannte ihn zu seinem Maestro di Camera und machte ihn am 29. November 1669 zum Kardinal. Somit war Emilio Altieri einer der jüngsten Kardinäle in diesem Konklave. Zwischen seiner Kardinalskreierung und dem Konklavebeginn lagen nur 22 Tage. Durch den Tod Papst Clemens IX. war nicht genug Zeit geblieben, dass Altieri überhaupt den roten Hut erhalten hatte.

Mit seiner Inthronisation am 11. Mai 1670 endete eine Sedisvakanz von 154 langen Tagen.                 

>zurück                                                                                                                                                                            

>zur Papstbiographie zurück

Stand: 23.05.2009  

 

 

 

 

Quellenverzeichnis:

Alberigo, Giuseppe

Geschichte der Konzilien

Wiesbaden

1998

Castella Gaston

Illustrierte Papstgeschichte (Band 1-3)

Frechen

1965

Del Re Niccoló

Vatikan Lexikon

Augsburg

1998

Denzler Georg

Das Papsttum

München, Beck

1997

Egli, Jodoc

Das heilige allgültige u. allgemeine Concilium v. Trient

Luzern

1832

Fischer-Wollpert, Rudolf

Lexikon der Päpste

Wiesbaden

2003

Firnstein, J.

Des heiligen Malachias Weissagung

Regensburg

1920

Funk F. X.

Lehrbuch der Kirchengeschichte

Paderborn

1911

Gelmi Josef

Die Päpste in Lebensbildern

Graz

1989

Gondard, Friedrich

Die Päpste und die Konzilien

München

1963

Hocks Else

Der letzte deutsche Papst Adrian VI.

Freiburg im Breisgau

1939

Johnson Paul

Das Papsttum

Stuttgart

1998

Kasper Walter

Lexikon der Päpste und des Papsttums

Freiburg i. Breisgau

2001

Kotzula Stephan

Kirchengeschichte in Daten und Fakten

Leipzig

1998

Kramer von Reisswitz Crista

Die Papstmacher

München

2001

Melani, Atto, Abbé

Die Geheimniss der Konklaven (Herausgegeben von Monaldi & Sorti)

Stuttgart

2005

Melloni Alberto

Das Konklave

Freiburg i. Breisgau

2002

Nersinger Ulrich

Sede Vacante

Wien

1996

Pastor von Ludwig

Die Geschichte der Päpste

Freiburg i. Breisgau

1931

Reese Thomas J.

Im Inneren des Vatikan

Frankfurt a. Main

1998

Schelle Klaus

Das Konstanzer Konzil 1414-1418

Konstanz

1996

Schimnelpfennig Bernhard

Das Papsttum

Darmstadt

1996

Schmidt / Ruhbach Kurt Dietrich / G.

Tabellen zur Kirchengeschichte

Göttingen

1999

Schreiber Hermann

Geschichte der Päpste

Augsburg

1995

Seppelt /Löffler Franz Xaver / K.

Papstgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart

München

1933

Wurm Hermann J.

Die Papstwahl

Köln

1902

Burkle-Young, Dr.Francis A.

Passing the Keys, The Cardinals of the Holy Roman Church

www.fiu.edu

2004

Zur Startseite!

 

Clemens X.

RSS-VH-News-Feed
favicon

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Navigation

 

 

Konklave    Generalkongregation    Geo in %    Konklavechronologie    Konklavegeschichte    Konklavelexikon    Konklaveteilnehmer    Konklavewahlordn.    Konklave  (IN)    Konklave (OUT)    Persönlichkeiten    Organisation    Sedisvakanzbriefm.    Sedisvakanzmünzen    Sedisvakanz 2005    Sedisvakanz 2013    Sonderkongregation    Zeitplan
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Themenbereiche

 

Intern

 

VH-Service

 

Besucher

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Kardinalskollegium

 

Impressum

 

VH-Newsletter bestellen

 

 

 

 

Konklave (Papstwahl)

Kontakt

 

VH-RSS

 

 

 

Papsttum

Links

 

VH-News-Blog

 

 

 

Vatikan & Kurie

Datenschutz

 

Webmasterservice

 

 

 

Kirchenprovinzen

VH zu Favoriten hinzufügen

 

Presse

 

 

 

 

Tippfehler melden

 

 

 

 

 

 

News-Blog

Norton Safe Web

 

Award & Sidebar

 

Suchmaschine in VH

 

 
 
 
 
 
 
 
 

 

 

 

 

Website des Monats (kath.net)

 

 

 

 

 

Website_Design_NetObjects_Fusion

 

VH-RSS-Feed (blue) herunterladen)

 

 

 

 

VH-RSS-Feed (black) herunterladen)