Syrien: IS soll Dutzende von Christen entführt haben

SyrienWieder eine Schreckensnachricht aus dem Nahen Osten: Die Terrormiliz IS soll Dutzende von assyrischen Christen im Nordosten Syriens entführt haben. Die Angaben über die Zahl der Entführten schwanken zwischen 90, 150 und sogar 200 Menschen. Sie wurden den Meldungen zufolge aus elf Dörfern am Fluss Khabur verschleppt. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte spricht von derzeit 220 Entführten. Eine Kirche wurde zerstört, einige Dörfer sollen im Moment von IS-Kämpfern besetzt sein. In der Gegend sind auch kurdische Perschmerga-Kämpfer unterwegs, außerdem kommt es zu massiven Luftanschlägen der internationalen Koalition.

Die Angaben über die Entführungen sind wegen des Bürgerkriegs nicht oder nur schwer zu überprüfen. Der Präsident der syrischen Caritas, der chaldäische Bischof Antoine Audo von Aleppo, sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Das ist eine Zone in der Nähe der Stadt Hassake, im Nordosten Syriens. Es handelt sich um ungefähr 35 Dörfer, hauptsächlich assyrische. Drei chaldäische Dörfer, die also zu mir gehören. Ich habe mit meinem Vikar in Aleppo gesprochen, der in Kontakt mit Hassake ist, und er hat von der Ankunft von 3.000 Menschen gesprochen: Familien aus diesen Dörfern flüchten in Richtung Hassake. Sie haben ein Hilfsprogramm für die Christen auf die Beine gestellt, damit sie bei den Christen dort unterkommen können. Man sagt, dass die Christen entführt wurden, um einen Austausch mit Kurden machen zu können. Die Kurden haben nämlich Mitglieder des Islamischen Staats zu Geiseln genommen."

Bischof Audo ist alarmiert über die Tatsache, dass der IS sein Unwesen jetzt in Hassake treibt, also einer Provinz, die zwischen dem Irak und der Türkei liegt:

„Ich denke, dass sie die Unterstützung der Türkei haben. Wir können das klar sagen, auch wenn die Türkei das nicht zugeben will. Die Türken wollen den Krieg gegen die Kurden in dieser Region, das ist klar. Und dann wollen sie Terror und Chaos fördern. Ich denke, das Ziel dieser Politik ist es, Syrien zu zerstören und dann aufzuteilen. So wie es bereits mit dem Irak geschehen ist." (rv)

Syrien: Entführte Erzbischöfe wie vom Erdboden verschluckt

SyrienVor genau einem Monat wurden in Syrien zwei orthodoxe Erzbischöfe von Aleppo entführt – und immer noch weiß keiner Genaues über ihren Verbleib. Antoine Audo ist der katholisch-chaldäische Bischof der Stadt. Er hat an einem Gebetstreffen für die Entführten in der griechisch-orthodoxen Kathedrale von Aleppo teilgenommen.

„Es war eine traurige Atmosphäre; einige Menschen hatten Tränen in den Augen, einige schluchzten. So ist unsere Lage hier. Alle fragen: Wo sind sie? Wann wird man sie wieder freilassen? Das ist für alle die große Frage."

Der griechisch-orthodoxe Erzbischof Yohanna Ibrahim und sein syrisch-orthodoxer Amtsbruder Boulos Yazaji waren von Bewaffneten festgenommen worden, als sie von einer Fahrt zur türkischen Grenze zurückkamen. Für die Entführung hat bislang keine der syrischen Rebellengruppen die Verantwortung übernommen. Bischof Audo sagt zu Radio Vatikan:

„Wir haben wirklich keinerlei klare Information über die Geiselnehmer. Allerdings haben wir den Eindruck, dass es keine Geldfrage ist, weil keine Geldforderung eingegangen ist. Es muss sich um ein wirklich kompliziertes Problem handeln, und vielleicht auf einem hohen Level."

Er selbst könne sich „wegen der Entführungsgefahr nicht mehr frei in Aleppo bewegen", sagte Audo. Und weiter: „Wir müssen unsere Fahrten jetzt immer genau vorausplanen." An diesem Freitag, 24. Mai, treffen sich melkitische Priester und Bischöfe in ihrer Kathedrale in Aleppo zu einem Einkehrtag. Dabei soll besonders für die entführten Kirchenleute – es sind nicht nur die Bischöfe, sondern auch mehrere Priester – gebetet werden. (rv)