Der frühere päpstliche Haustheologe Kardinal Georges Cottier hält den Ausdruck „nicht verhandelbare Werte“ für unglücklich. Viele dächten fälschlich, Werte außerhalb dieser Kategorie seien zweitranging, sagte der Schweizer Kardinal in einem Interview; der Ausdruck „nicht verhandelbare Werte“ sei ein „schwerwiegender Fehler in der Kommunikation“. Cottier nannte die „Lüge über Wirtschaftsprobleme, die eine tragische Jugendarbeitslosigkeit schufen“ und das Drama der Migranten auf den Booten. Das seien Fragen, die das Menschenleben betreffen, hielt der Kardinal fest. „Wir haben nicht das Recht, gleichgültig Menschen gegenüberzustehen, die Krieg, Armut, Ausgrenzung erleben“, so Cottier wörtlich. Es sei nicht wahr, dass Papst Franziskus die Verteidigung des Lebens vernachlässige. Das Interview mit Kardinal Georges Cottier ist das soeben als Buch mit dem Titel „Selfie“ im italienischen Verlag Cantagalli erschienen.
Auch Papst Franziskus hatte – im Interview mit dem „Corriere della Sera“ vom Aschermittwoch 2014 – eingeräumt, mit dem Begriff der „nicht verhandelbaren“ oder „unveräußerlichen“ Werte Schwierigkeiten zu haben: „Werte sind Werte, Schluss, ich kann nicht sagen, dass von den Fingern einer Hand einer weniger nützlich ist als der andere“, sagte Franziskus. Seine Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. hatten den Ausdruck häufig genutzt, etwa in Fragen des Lebensschutzes und der Definition von Familie. (rv)
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