Weltjugendtag: Kreuzweg und Papstmesse an der Copacabana

WJT Rio2013Wer träumt bei europäischem Winterwetter nicht von Meer, Sonne und Palmen? Alles Bilder, die bei dem Wort ‚Copacabana’ wach werden, wie der berühmte Strand von Rio heißt. Auf ganz besondere Weise stand dieser Strand in der vergangenen Woche im Vatikan im Zentrum der Aufmerksamkeit, wenn auch eher hinter den Kulissen. Aus Rio waren Verantwortliche und Mitarbeiter des Weltjugendtages 2013 angereist, um Einzelheiten für das geplante Großereignis zu besprechen.
Einer der Verantwortlichen hat uns im Interview den Stand der Dinge berichtet, es ist Antonio Agosto Duarte dos Santos, Weihbischof in Rio de Janeiro und Verantwortlicher für die Vorbereitungen des Weltjugendtages am Ort des Geschehens.

„Die Hauptereignisse wie die Eröffnungsmesse, der Empfang des Papstes und auch der Kreuzweg werden an der Copacabana stattfinden, dem weltberühmten Strand. Dort haben wir zum Jahreswechsel etwa 2 Mio. feiernde Menschen gehabt. Wir können also sagen, dass es bereits die notwendige Logistik gibt, so viele Menschen zu versammeln und sie an- und abreisen zu lassen. Dazu kommt natürlich auch die Schönheit dieses Ortes. Für die ‚Carioca’, die Einwohner Rios, ist es ein ganz besonderes Stück Erde, es wird so etwas wie das Symbol für diesen Weltjugendtag werden. Es ist der perfekte Ort für diese Großveranstaltungen und auch das Pressezentrum wird sich dort befinden, wo der Papst empfangen werden wird.“

Eine Nachricht, die wohl insbesondere die zahlreichen Journalisten erfreuen wird, die für die Berichterstattung über dieses Großereignis nach Rio reisen werden.

„Als Johannes Paul II. in Rio war, hat er gesagt, dass die Stadt von zwei Architekten gebaut worden sei: Zunächst einmal vom göttlichen Architekten, dann auch vom menschlichen Bauherrn. Aber es sei der göttliche Architekt, an dessen Wirken man sehen könne, was Rio wirklich sei, nämlich eine Stadt zwischen Meer und Bergen.“

Diese Schönheit habe aber auch praktische Folgen, vor allem, was die Infrastruktur und den Transport so vieler Menschen betreffe. So würden zum Beispiel Sprachgruppen in denselben Regionen der Stadt untergebracht, um die Fahrten zu den Katechesen so einfach wie möglich zu halten. In diesem Sinne gehöre alles zusammen: Die Schönheit der Stadt und die Bemühungen, diese für die Ausrichtung des Weltjugendtages und die besuchenden Pilger zu nutzen.

„Im Augenblick kümmern wir uns vor allem um die zentralen Veranstaltungen, außerdem liegt ein Fokus darauf, möglichst die notwendige Anzahl von Unterbringungsmöglichkeiten für die Gäste zu aufzubringen. Es gehört zu Brasilien und besonders zu Rio, gastfreundlich zu sein. Wir sind ein Land mit verschiedensten kulturellen Traditionen; wer dort ankommt, wird sich gleich zu Hause fühlen. Das wird ein herausragendes Merkmal des kommenden Weltjugendtages sein: Sich zu Haus fühlen. Brasilien ist ein Kontinent voller Verschiedenheiten. Neben der Gastfreundschaft ist es die uns eigene Religiosität, die den Jugendtag prägen wird. Und das ist, wie auch hier in Rom betont wird, eine sehr, sehr freudige Religiosität.“

Gemeinschaft mit Konfessionen und Religionen

Gastfreundschaft, die Besonderheiten der eigenen Religiosität, die Stadt selbst: Das will alles unter einen Hut gebracht werden. Dazu kommt aber noch ein weiteres Element, das Bischof Duarte ganz besonders hervorhebt: Die Gemeinsamkeit mit anderen christlichen Konfessionen und mit anderen Religionen.

„Was auch interessant ist, dass die evangelischen Kirchen sich beteiligen und ihre Kirchen als Orte für den Weltjugendtag anbieten, sie wollen aber auch selber teilnehmen. So wird das auch zu einem ökumenischen Weltjugendtag, es ist ein guter Prozess, der uns auch eine neue Vision für das Gemeinsame geben wird. Es werden sich viele Jugendliche verschiedener Konfessionen versammeln und auch verschiedener Religionen. Ich spreche hier vor allem von den Religionen afrikanischen Ursprungs, von denen es aus historischen Gründen in Brasilien einige gibt. Diese afro-brasilianischen Religionen arbeiten auch mit uns zusammen.“

Bischof Duarte spricht hier vor allem von Candomblé und Ubanda, den beiden Hauptreligionen afrikanischen Ursprungs. Hier habe es vor allem in den vergangenen zehn Jahren einen verstärkten Dialog gegeben, der auch von diesen Religionen ausgegangen sei. Dieser Dialog finde nun in der Zusammenarbeit einen guten Ausdruck. Unter den christlichen Gemeinschaften gebe es nur die so genannte „Universale Kirche vom Königreich Gottes“, die sich einer Zusammenarbeit verweigere, die übrigen Konfessionen hätten keine Aversionen gegen die katholische Kirche gezeigt. Mehr noch: Deren Medien hätten sich schon in der Vergangenheit als sehr hilfreich erwiesen, etwa dabei, Bilder des Papstes im Fernsehen zu verbreiten. Das werde auch für 2013 wieder geplant.
Aber nicht nur im Dialog zeigen sich positive Ergebnisse für das Land.

„Es gibt aber auch jetzt schon erste Früchte des Weltjugendtages. Seit der Bekanntgabe, dass dieses Ereignis in Rio stattfinden wird, haben wir zum Beispiel ein Zentrum für Drogenabhängige gegründet. Wir wollen, dass der Weltjugendtag auch soziale Auswirkungen hat, und gerade diese Maßnahme ist wichtig, da die Droge Crack insbesondere in Brasilien sehr viele neue Opfer findet.“

Vorbereitungen auf ein geistliches Ereignis

3.000 Freiwillige arbeiteten derzeit für den Weltjugendtag, so Bischof Duarte, die meisten davon im Ausland. In Rio selber seien es im Augenblick nur etwa 100, darunter Polen, Argentinier, Bolivianer, Deutsche. Deren Beitrag sei für Rio unglaublich wichtig. Neben all der Organisation dürfe man aber eines nicht übersehen: Dass es ein geistliches Ereignis werden wird. Und auch hierfür gibt es Vorbereitungen:

„Seit dem Weltjugendtag in Madrid 2011 finden in unserem Bistum viele geistliche Veranstaltungen statt, so feiern wir jeden Monat eine Vigilfeier, beginnend um 10 Uhr bis 6 Uhr morgens. Hier nehmen Jugendliche und ganze Familien und immer auch unser Erzbischof teil, es ist eine großartige Erfahrung des Glaubens. Wir wollen damit auch ausdrücken, dass – wie es unser Erzbischof formuliert hat – das Gebet das Zentrum des Weltjugendtages sein wird, das gemeinsame Beten wie auch die eucharistische Anbetung.“ (rv)

„Man merkt, dass der WJT jetzt zum Leben der Kirche gehört“

Noch 237 Tage bis zum Weltjugendtag von Rio de Janeiro. In der brasilianischen Stadt treffen sich noch bis zum Mittwoch die Vorbereiter des Großereignisses. Wir haben darüber mit Kardinal Stanislaw Rylko gesprochen, dem Präsidenten des Päpstlichen Laienrates und damit dem Verantwortlichen für die Organisation:

„Wir haben die letzte, heiße Phase der Vorbereitungen für den nächsten Weltjugendtag gestartet. Hier in Rio beraten über 200 Verantwortliche für Jugendpastoral aus 75 Ländern von allen Kontinenten, darunter auch vierzig Vertreter von Verbänden und internationalen Bewegungen; es kommt mir fast wie ein Weltjugendtag im Miniaturformat vor. Man merkt, dass der Weltjugendtag mittlerweile fest zum Leben der Kirche gehört."

Das Treffen in Rio soll nicht nur den Jugendlichen etwas bringen, die von außen anreisen. Es soll vor allem auch nach Brasilien selbst hineinwirken, wie der Päpstliche Nuntius in Brasilien in einer Predigt während der Konferenz formulierte. Brasilien könne so ein „Zeugnis für einen freudigen und gleichzeitig reifen Glauben" gut gebrauchen. Zwar ist Brasilien immer noch weltweit das Land mit den meisten Katholiken (es sind 137 Millionen, was fast zwei Dritteln der Bevölkerung entspricht). Doch viele Katholiken wandern zu Freikirchen ab – ein jahrelanger, ungebremster Trend. Kardinal Rylko berichtet weiter:

„Unsere Vorbereitungen laufen auf zwei Gleisen: erstmal das Organisatorische, die Logistik. Sehr wichtig natürlich. Aber auch die geistliche Vorbereitung ist fundamental: Man muss die Jugendlichen darauf vorbereiten, dass sie sich in Rio auf die Suche nach Christus machen. Symbol dieser Stadt ist ja die große Christusstatue auf dem Corcovado mit ihren geöffneten Armen."

Am Mittwoch, zum Abschluss ihrer Konferenz, wollen die Weltjugendtags-Vorbereiter den Corcovado besuchen und in der Pfarrei von Ipanema mit Jugendlichen beten. (rv)

Papst: „In einem Jahr ist Weltjugendtag!“

Auch an ein freudiges Ereignis erinnerte der Papst beim Angelusgebet in Castelgandolfo: Genau in einem Jahr, im Juli 2013, findet in Brasilien der 28. Weltjugendtag statt. Der Papst ist offenbar fest entschlossen zu kommen:

„Es handelt sich um eine kostbare Gelegenheit für viele Jugendlichen, die Freude und die Schönheit der Zugehörigkeit zur Kirche zu erleben und den Glauben zu leben. Ich schaue mit Hoffnung auf dieses Ereignis und ich möchte die Organisatoren ermutigen und ihnen danken, besonders dem Erzbistum Rio de Janeiro, das sorgfältig das Kommen der Jugendlichen vorbereitet, die aus der ganzen Welt kommen werden, um an dieser wichtigen kirchlichen Begegnung teilzunehmen.

Am Wochenende hatten 30.000 Jugendliche in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro den Countdown für den Weltjugendtag im Juli 2013 eingeleitet. Unter dem Motto „Bereitet den Weg" eine Auftaktveranstaltung statt, die als Testlauf für den Weltjugendtag
dienen sollte. Wie Onlinedienste melden, nahmen an der dreitägigen Veranstaltung im Zentrum der Millionenstadt jeweils 12.000 Jugendliche teil. Etwa 5.000 Helfer waren im Einsatz; in einem Jahr sollen es 65.000 sein. Nach Angaben der Organisatoren haben sich bereits 30.000 Freiwillige gemeldet. Das Motto des nächsten Weltjugendtags lautet „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern (Mt 28,19). Er findet vom 23. Juli bis 28. Juli 2013 statt. Auch aus den deutschsprachigen Ländern werden zahlreiche WJT-Pilger erwartet. (rv)

Brasilien: Weltjugendtag mit Kreuzwegstation im Slum

Der Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro will das Augenmerk auf Brasiliens Arme und Bedürftige lenken. So soll eine der Kreuzwegstationen durch Rio de Janeiro voraussichtlich in einem Großstadt-Slum stattfinden. Das gab der Präsident des Päpstlichen Laienrates, Kardinal Stanislaw Rylko, an diesem Montag auf einer Pressekonferenz bekannt. Er stellte dort die Ergebnisse des Kongresses zu den Weltjugendtagen vor, den der Päpstliche Laienrat in diesen Tagen in Rocca di Papa bei Rom organisiert hatte. Der Kreuzweg habe sich bei den vergangenen Weltjugendtagen als ein wichtiger Programmpunkt für die jungen Leute herausgestellt, Interesse und Beteiligung seien enorm, berichtete der Kardinal:

„Eine starke Wirkung hatte der Kreuzweg schon beim Weltjugendtag in Paris. Es begann alles etwas anonym, doch im Laufe der Jahre haben wir festgestellt, dass die ,via crucis’ wirklich sehr gut von den jungen Leuten angenommen wird. Was den Weltjugendtag in Rio betrifft, haben wir schon über konkrete Projekte nachgedacht, um den Kreuzweg in den Kontext des lateinamerikanischen Lebens zu stellen. Wir möchten die größtmögliche Teilnahme der jungen Leute erreichen und zugleich einen Moment des Kontaktes schaffen – ähnlich wie beim Weltjugendtag in Sydney, wo es Begegnungen mit den australischen Ureinwohnern gab. Armut ist in Lateinamerika eine der größten Herausforderungen, auch in den Favelas von Rio de Janeiro. Deshalb denken wir an eine Station des Kreuzweges in einem Armenviertel von Rio, zum Beispiel die fünfte Station, wo Simon von Zyrene Jesus half, das Kreuz zu tragen."

Dass der Weltjugendtag in Rio Brasilien verändern wird, davon zeigt sich der Gastgeber des Ereignisses, Erzbischof Orani Tempesta von Rio de Janeiro, überzeugt.

„Der Weltjugendtag in Rio de Janeiro wird ein Segen für die Brasilianer und die Welt. Jedes Mal gehen die Länder verändert aus dieser Erfahrung hervor, die ein Weltjugendtag bietet. Die Jugendlichen werden sich ihrer Verantwortung bewusst, Salz der Erde zu sein und erfassen ihre Möglichkeiten, die Welt besser zu machen."

Vor Hintergrund dieser „Kraft der Veränderung" sei ein Weltjugendtag noch in einem anderen Kontinent mehr als fällig: Afrika. Auch über die Möglichkeit eines internationalen Jugendtreffens in Afrika habe man in Rocca di Papa mit anwesenden afrikanischen Bischöfen gesprochen, so Kardinal Rylko:

„Auf Seiten dieser Bischöfe gibt es große Entschlossenheit und auch großen Stolz, das eines Tages auch ein Weltjugendtag in Afrika stattfinden kann. Wir müssen sagen, dass der erste Schritt dazu schon vor einigen Jahren gemacht wurde., als das Weltjugendtagskreuz durch verschiedene Länder Afrikas pilgerte und von den jungen Afrikanern und Afrikanerinnern mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Wir suchen gerade zusammen mit den afrikanischen Bischöfen nach einem geeigneten Ort für ein solches Ereignis – was die Kommunikation, Sicherheit und Gesundheitsversorgung betrifft. Wir sind sehr vertrauensvoll und entschlossen, auf diesem Weg weiterzugehen, denn der ,junge’ Kontinent Afrika hätte ein solches Ereignis verdient; die Zeit dafür ist gekommen."

Zweiter Weltjugendtag in Lateinamerika
Der Weltjugendtag in Rio de Janeiro findet vom 23.-28. Juli 2013 statt; geistliches Motto ist „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern" (Mt 28,19). In Brasilien leben 150 Millionen Katholiken, die Zahl der brasilianischen Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren beläuft sich auf rund 50 Millionen. Nach dem Weltjugendtag von Buenos Aires im Jahr 1987 kehrt das Weltjugendtagskreuz mit der Begegnung von Rio wieder auf den lateinamerikanischen Kontinent zurück. (rv)