Nahost: Weihbischof appelliert an Israels Regierung

In gut einem Monat will die palästinensische Autonomiebehörde die Vollmitgliedschaft bei den Vereinten Nationen beantragen. Zugleich brodelt es in Israel aufgrund der zunehmenden sozialen Ungerechtigkeit. Zehntausende meist jüngere Israelis haben in den vergangenen Tagen für bezahlbaren Wohnraum demonstriert. Jerusalems Weihbischof William Shomali hat die Israelische Regierung nun zu konkreten Schritten aufgefordert. Denn die Sache mit den teuren Wohnungen geht Hand in Hand mit der Lösung des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern.

20 Jahre keine Fortschritte bei den Friedensverhandlungen zwischen Palästinensern und Israelis. Kein Wunder, dass die Palästinenser entmutigt in Richtung Verhandlungstisch schauen, sagt Jerusalems Weihbischof William Shomali.
"Wenn es eine echte Absicht auf Seiten der Israelis gäbe, die Verhandlungen ernsthaft wiederaufzunehmen, so könnte man etwas erreichen. Aber nur auf der Basis der Aufteilung in den Grenzen von 1948, sodass also Ost-Jerusalem als besetztes Gebiet gilt. Wenn es gelänge, klar zu sagen, was als besetztes Gebiet gilt und was nicht, dann könnte man ehrliche, klare und produktive Verhandlungen führen."
Ein entscheidendes Problem bei den Friedensverhandlungen sieht der Weihbischof von Jerusalem auch im israelischen Siedlungsbau. Viele Israelis wollten schon längst nicht mehr in neuen Siedlungsgebieten wohnen, sagt Shomali.
"Weil sie sich auf einem besetzten Gebiet befinden, haben sie Angst, dass sie eines Tages weg müssen und ihr Haus verlieren, oder sie haben einen Sinn für Gerechtigkeit, weil diese Gebiete ihnen nicht gehören. Es gibt also verschiedene Gründe, warum in den Siedlungen viele Wohnungen leer stehen und in den Städten kaum Wohnraum zu finden ist."
Bei allen Problemen im Nahen Osten geraten die Probleme zwischen Israelis und Palästinensern aufgrund der aktuellen Lage etwas in Vergessenheit. Zunehmend richtet sich das mediale Interesse auf die politische Situation im Nachbarland Syrien.
"Dort hört man jeden Tag von 15 bis 20 Toten. Auch wir Bischöfe im Heiligen Land bereiten ein Kommunique vor, das bald veröffentlicht wird, um von der syrischen Regierung mehr Demokratie und ein gewaltfreies Verhalten gegenüber Demonstranten zu erbitten." (rv)