Irland: „Kirche braucht tiefe Erneuerung“

Die katholische Kirche in Irland muss einen Neuanfang wagen. Das fordert der emeritierte Erzbischof von Westminster und frühere Primas von England und Wales, Kardinal Cormac Murphy-O’Connor, im Gespräch mit Radio Vatikan. Am Montag teilte der Vatikan mit, dass die erste Phase der von Papst Benedikt XVI. angeordneten Untersuchung abgeschlossen sei. Die Ergebnisse der Apostolischen Visitation werden derzeit von den zuständigen Kurienbehörden ausgewertet. Kardinal Murphy-O´Connor ruft alle Gläubigen auf, für die katholische Kirche in Irland zu beten.

„Die Untersuchungen in Irland waren für alle Diözesen ein wichtiger Schritt. Die Kirche dort macht eine schwere Zeit durch. Es braucht aber noch einige Zeit, damit dieser Sturm vorüber geht. Wichtig ist, dass ein Weg in die Zukunft gefunden wird. Denn die Kirche kennt immer wieder Phasen der Erneuerungen."

Der ehemalige englische Primas hat eine besondere Beziehung zu Irland, sagt er uns.

„Die Kirche braucht überall eine offene Haltung. Ich liebe Irland und die Kirche. Deshalb ermutige ich die irischen Katholiken zu einer wahren und tiefen Erneuerung des Glaubens. Alle Gläubigen sollen deshalb für dieses Anliegen beten. Die Iren sollen diese Erneuerung vor allem der Liebe zum Glauben willen tun."

Papst Benedikt hatte im Frühjahr 2010 angeordnet, dass die Hintergründe der Missbrauchsfälle in der irischen Kirche in Form einer Apostolischen Visitation eingehend untersucht werden. Anhand der Untersuchungsergebnisse sollen Richtlinien für die wirksame Vorbeugung entwickelt werden. (rv)

Vatikan/Irland: Apostolische Visitation beginnt im Herbst

Der Vatikan plant apostolische Visitationen in einigen Bistümern, Orden und Ausbildungsstätten in Irland. In diesem Herbst werden die ersten Visitationen beginnen. Das teilte der Vatikan an diesem Montag mit. In seinem Hirtenbrief an die irischen Bischöfe vom März 2010 hatte Papst Benedikt XVI. diese Maßnahme bereits angekündigt. Mit den Visitationen soll untersucht werden, wie vor Ort mit Missbrauchsfällen umgegangen und wie Opfern geholfen wurde. Gleichzeitig sollen dabei die Richtlinien der Bischöfe überprüft und gegebenenfalls verbessert werden. Hierbei wird man sich vor allem auf vatikanische Vorgaben aus dem Jahr 2001 und auf bereits existierende irische Verfahren stützen. – Als Visitatoren ernannte der Papst unter anderem den emeritierten Erzbischof von Westminster, Kardinal Cormac Murphy-O’Connor, und den Erzbischof von Boston, Kardinal Sean Patrick O’Malley. Als erste stehen die vier Erzdiözesen Irlands – Armagh, Dublin, Cashel and Emly, sowie Tuam – auf dem Programm. Der Erzbischof von New York, Tomothy Dolan, wird sich als Visitator landesweit um die Priesterausbildung kümmern. Mit einer dritten Visitation werden die Ordensgemeinschaften unter die Lupe genommen. (rv)

Vatikan: „Legionäre Christi“ müssen sich neu definieren

Die „Legionäre Christi" benötigen eine Neudefinierung ihres Charismas. Das ist eines der Schlussfolgerungen, die die fünf beauftragten Bischöfe der Apostolischen Visitation dem Papst anvertraut haben. Der Papst versichere den Mitgliedern der „Legionäre Christi" und der dazugehörenden Bewegung „Regnum Christi", dass die Kirche sie nicht alleine lasse. Das gab der vatikanische Pressesaal an diesem Samstag bekannt.
Papst Benedikt XVI. werde den „Legionären Christi auf dem Weg der Reinigung" beistehen, heißt es in der vatikanischen Medienmitteilung. Dazu zähle auch die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle innerhalb der Kongregation, die durch den Gründer Marcial Maciel Degollado (1920-2008) geschehen sind. Auch müsse das Aufbausystem der „Legionäre Christi" neu überdacht werden. Dem Papst sei es wichtig, dass „der Enthusiasmus vieler Mitglieder weiter bestehen" bleibe. Der Gründer der „Legionäre", der mexikanische Priester Marcial Maciel Degollado, soll zahlreiche minderjährige Seminaristen sexuell missbraucht haben. Außerdem habe er mit zwei Frauen mindestens drei Kinder gezeugt, wie der Orden erst kürzlich in einer offiziellen Entschuldigung mitteilte. Konkrete Maßnahmen und Entscheidungen, um den Orden „zu reinigen", sind vorerst nicht genannt worden. Diese sollen vom Papst nach einer gründlichen Auswertung der Ergebnisse getroffen werden.
Beauftragt wurden damit der spanische Bischof Ricardo Blazquez Perez von Bilbao, der US-amerikanische Erzbischof von Denver, Charles Chaput, der chilenische Erzbischof von Concepcion, Ricardo Ezzati Andrello, sowie der Bischof von Tepic in Mexiko, Ricardo Watty Urquidi, und der italienische Bischof von Alessandria, Giuseppe Versaldi. Die erste Phase des Ermittlungsverfahrens, die im Juli 2009 begann, wurde im vergangenen März abgeschlossen. (rv)