Vatikan zu „Fall Scarano“: „Null-Toleranz“ bei Fehlleistungen

Pater Lombardi PressekonferenzFalls sich die schweren Vorwürfe gegen den ehemaligen Vatikanmitarbeiter Nunzio Scarano bestätigen sollten, werde es eine „Null-Toleranz"-Einstellung des Vatikans geben. Das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi zum „Fall Scarano". Der Heilige Stuhl wolle dazu weitere Untersuchungen durchführen. Deshalb habe die vatikanische Justiz ein Rechtshilfeersuchen an Italien gestellt. Es sei dies das erste Mal in der Geschichte des Heiligen Stuhls, dass eine solche Anfrage an Italien gestellt wurde. Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte hierbei, dass der vatikanische Staatsanwalt Giampiero Milano die italienischen Behörden um Mithilfe bei den Ermittlungen erbeten habe.

Neben der vatikanischen Justiz untersuchen auch die italienischen Behörden den Fall. Dazu habe das römische Gericht vor drei Tagen ein Rechtshilfegesuch an den Vatikan gestellt, berichtet die italienische Nachrichtenagentur ansa. Dem ehemaligen Mitarbeiter der vatikanischen Güterverwaltung APSA, Nunzio Scarano, wird vorgeworfen, Geldtransaktionen durchgeführt zu haben, die illegal seien. Mitte Juli hatte deshalb der vatikanische Staatsanwalt Milano die Konten Scaranos bei der Vatikanbank IOR einfrieren lassen. Scarano war damals Rechnungsprüfer bei der APSA. Diesen Beschluss Milanos wurde aufgrund Scaranos Verhaftung Ende Juni getroffen: die italienische Finanzpolizei nahm Scarano in Haft mit der Anschuldigung, er habe versucht 20 Millionen Euro Bargeld aus der Schweiz nach Italien zu „schmuggeln", indem er das Geld in einem Privatjet mitgeführt hätte. Scarano selber erhob schwere Vorwürfe gegen seine Vorgesetzten.

Papst Franziskus hatte sich während seiner Brasilien-Reise in der vergangenen Woche von Scarano distanziert, aber zugleich das Gros der Kurienmitarbeiter in Schutz genommen. Scarano habe „schlecht gearbeitet" und müsse die juristischen Konsequenzen tragen, sagte Franziskus in einem Interview des brasilianischen TV-Senders „Globo". Auf dem Rückflug nach Rom sagte er im zweistündigen Pressegespräch zum „Fall Scarano": „Wir haben diesen Monsignore, der im Gefängnis ist: denkt ihr, dass er dort sitzt, weil er der seligen Imelda gleicht? Das ist ein Skandal; etwas was sehr weht tut." (rv)