Papst beim Urbi et Orbi: Wir bitten um die Früchte des Friedens für die Welt

Quelle: VN (Screenshot am 01. April)

Beim traditionellen Segen Urbi et Orbi hat Papst Franziskus über die Wiederannäherung zwischen Nord- und Südkorea gesprochen und die Verantwortlichen zu Weisheit und Bedacht aufgefordert. Außerdem bat er um Frieden für Syrien, das Heilige Land, Afrika, die Ukraine und Venezuela.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt.

„Wir Christen glauben und wissen, dass die Auferstehung Christi die wahre Hoffnung der Welt ist“, sagte Franziskus bei seiner Ansprache von der Segnungsloggia des Petersdoms. Die Kraft der Liebe, die sich „hingibt bis zur Vollendung“, erneuere die Welt. Sie bringe „auch heute Frucht in den Ackerfurchen unserer Geschichte, die von so viel Ungerechtigkeit und Gewalt gezeichnet“ sei. Franziskus nannte als Beispiele Hunger, Mangel an Arbeitsplätzen, Flüchtlinge und Vertriebene, Opfer des Drogenhandels und der Sklaverei.

„Und so bitten wir um die Früchte des Friedens für die Welt“, fuhr Franziskus fort und lenkte den Blick der Reihe nach auf einige Krisenherde der Welt. In Syrien solle „das Licht des auferstandenen Christus die Gewissen aller politischen und militärischen Verantwortungsträger erleuchten, auf dass die fortschreitende Vernichtung sofort beendet, das humanitäre Völkerrecht respektiert und der Zugang zu Hilfe erleichtert“ werde. Auch müsse Syrien angemessene Bedingungen für die Rückkehr der Vertriebenen gewährleisten.
Früchte der Versöhnung brauche auch das Heilige Land, der Jemen und der gesamte Nahe Osten. Franziskus lenkte den Blick auf die dort verfolgten Christen, die bezeugten, „dass das Gute über das Böse siegt“, auf die Opfer von Terrorismus und auf die Menschen im Südsudan und im Kongo.

Korea brauche „Früchte des Dialogs, damit die laufenden Gespräche Harmonie und Frieden in der Region fördern. Diejenigen mit direkter Verantwortung mögen weise und mit Bedacht handeln“, so der Papst, der dann auch der Ukraine und Venezuelas gedachte. Franziskus erinnerte auch an die Kinder auf der ganzen Welt, die „aufgrund von Kriegen und Hungersnot ohne Hoffnung, ohne Bildung und ohne Gesundheitsversorgung“ aufwachsen.

Die lateinische Segnungsformel des „Urbi et Orbi“ las der Papst, angetan mit einer weißgoldenen Stola, aus einem großen weißgolden gebundenen Buch von der Segnungsloggia des Petersdoms. Den Balkon rahmten prachtvoll arrangierte Orchideen und weiße Rosen, so wie der ganze Petersplatz mit rund 50.000 Blumen wie Osterglocken und Hyazinthen geschmückt war, die wie jedes Jahr als Geschenk aus Holland kamen; Franziskus bat um einen eigenen Applaus für die Floristen aus den Niederlanden.

„Verkündet in diesen Tagen mit dem Worten und mit dem Leben die frohe Botschaft: Jesus ist auferstanden“, bat der Papst die rund 80.000 Pilger und Besucher am Petersplatz. „Und bitte vergesst nicht für mich zu beten!“

Zum festlichen Abschluss ertönten alle Glocken des Petersdoms im Vollgeläut. Nur zu Ostern, Weihnachten und zum Fest der römischen Stadtpatrone Peter und Paul am 29. Juni sind die Glocken des Petersdoms im Plenum zu hören. (vatican news)

Fliegende Pressekonferenz: Terrorismus und Umwelt-Enzyklika

Papst FranziskusPapst Franziskus hat bestätigt, dass es derzeit erhöhte Sicherheitsmaßnahmen rund um seine Person gibt. Bei der „fliegenden Pressekonferenz“ zwischen Sri Lanka und den Philippinen erklärte er vor Journalisten, er sorge sich besonders wegen der Gläubigen und habe darüber mit der vatikanischen Sicherheit gesprochen. Was ihn selbst betreffe, sei die beste Art, mit terroristischen Bedrohungen umzugehen, „mit Demut und ohne Aggression“, auch wenn manche das nicht verstünden. Er habe jedoch „eine gute Dosis Leichtsinn“. Scherzend fuhr der Papst fort: „Manchmal habe ich gefragt: und wenn mir etwas zustößt? Herr, dann mach bitte wenigstens, dass es mir nicht weh tut! Ich bin nicht mutig im Umgang mit Schmerz.“

Mit Blick auf Selbstmord-Anschläge sagte der Papst, das Problem sei „noch nicht vorüber“, und es sei auch nicht örtlich auf nur wenige Regionen der Welt begrenzt. Eine solche Form von Terrorismus habe immer mit Totalitarismus zu tun. „Totalitarismus tötet – Möglichkeiten, Zukunft, auch Leben.“ Viele Menschen, etwa Missionare, gäben ihr Leben, um Gutes zu tun; ein Selbstmordattentäter aber gebe das Leben, um sich selbst und andere zu zerstören. Wie Papst Franziskus den mitreisenden Journalisten sagte, seien Überlegungen zu einem neuen Friedenstreffen der Weltreligionen im Gange. Er habe darüber bereits mit Kardinal Jean-Louis Tauran gesprochen, dem Präsidenten des vatikanischen Rates für den interreligiösen Dialog.

„Charlie Hebdo“: „Töten im Namen Gottes ist eine Abirrung“

Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit seien zwei Menschenrechte, beantwortete der Papst eine Frage danach, wie weit Meinungsfreiheit gehen dürfe. „Sprechen wir über Paris, sprechen wir klar und deutlich“, so der Papst mit Blick auf die islamistischen Attentate gegen die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“. Jeder habe das Recht, seine Religion auszuüben, ohne einen anderen zu beleidigen. Man dürfe auch im Namen der Religion keine Gewalt ausüben oder gar töten: „Töten im Namen Gottes ist eine Abirrung“, sagte Franziskus wörtlich.

Doch Satire darf nicht alles, sagt Franziskus

Zur Meinungsfreiheit sagte der Papst, dass jeder nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht hat, zu sagen was er denkt um damit dem Gemeinwohl zu helfen. Allerdings darf auch Satire nach den Worten von Papst Franziskus nicht alles: beleidigen, beschimpfen oder provozieren sei nicht in Ordnung. „Man darf sich nicht über den Glauben der anderen lustig machen.“ Viele Menschen betrachteten das Lächerlichmachen von Religion als ein Spiel, so der Papst, und fügte hinzu: „Es gibt Grenzen der Meinungsfreiheit.“ Jede Religion, die das menschliche Leben wertschätze, habe eine Würde und dürfe nicht lächerlich gemacht werden, das sei die Grenze.

Umwelt-Enzyklika im Frühsommer

Seine Umwelt-Enzyklika werde im Juni oder Juli erscheinen, sagte Papst Franziskus auf eine weitere Frage der Journalisten. Im März werde er sich eine Woche Zeit nehmen, um das Dokument fertigzustellen. Er habe zum Thema viel Hilfreiches „von meinem geliebten Bruder Bartholomaios“ gelesen, dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel. Die Enzyklika werde aber keine gemeinsame Erklärung verschiedener Religionen oder Konfessionen sein. Sie solle rechtzeitig vor der nächsten UNO-Klimakonferenz in Paris erscheinen. Die Klimakonferenz in Peru „hat mich enttäuscht“, bekannte Franziskus rundheraus: „Da fehlte der Mut.“

Bevorstehende Heiligsprechung: Junipero Serra

Auch eine neue Heiligsprechung gab der Papst bekannt: Im September möchte er bei seiner Reise in die USA den Spanier Junipero Serra heiligsprechen, teilte er den Journalisten mit. Der aus Mallorca gebürtige Serra, ein Franziskaner, wirkte als Missionar an der Westküste der USA und gilt als Gründer von San Francisco. Er starb 1784 im Alter von 70 Jahren. Johannes Paul II. sprach ihn 1988 selig. (rv)

Vatikan: „Jetzt dem Hass eine Absage erteilen“

Der französische Kurienkardinal Roger Etchegaray spricht der Nachrichtenagentur imedia gegenüber vom Terrorismus als „einer furchtbaren Prüfung unserer Zeit". Terrorismus fusse auf Angst: „Dadurch wird der Terrorisierte zum Terroristen seiner selbst". Etchegaray leitete lange den Päpstlichen Friedensrat. Sein Kardinalskollege und Landsmann Jean-Louis Tauran glaubt, dass „den Religionsführern nach dem 11. September klargeworden ist, wie dringend eine Pädagogik der Begegnung ist". Der Terror vor zehn Jahren habe „den interreligiösen Dialog nie in Gefahr gebracht, im Gegenteil, neue Partnerschaften sind entstanden". Kardinal Tauran, der den Päpstlichen Dialograt leitet, äußerte sich gegenüber der katholischen Tageszeitung „La Croix". Wörtlich meinte er: „Den Zusammenprall der Kulturen haben wir zwar vermieden – aber jetzt müssen wir den Zusammenprall der Ignoranz verhindern. Denn hinter der Angst vor dem Anderen steht häufig das Nichtwissen."

Tauran empfing an diesem Samstag eine Gruppe von muslimischen Jugendlichen aus Indonesien. Nach Angaben der Nachrichtenagentur ansa wollen diese den Papst zu einer internationalen Friedenskonferenz einladen. Die Konferenz soll im Oktober 2012 auf der indonesischen Insel Bali stattfinden, die selbst vor einigen Jahren Schauplatz eines Terroranschlags war. (rv)