Royal Commission: Die Stellungnahme von Sydneys Erzbischof Fisher in deutscher Sprache

„Ich kann Ihnen versichern, dass ich keine Ruhe geben werde, und ich verpflichte mich und die katholische Kirche in Sydney, unser Bestes für Überlebende des Missbrauchs zu geben, um sicherzustellen, dass dieses schreckliche Kapitel niemals wiederholt wird“.

SYDNEY – Der Erzbischof von Sydney, Pater Anthony Fisher OP, hat eine Stellungnahme zum Abschlussbericht der Royal Commission veröffentlicht.

CNA Deutsch veröffentlicht den vollen Wortlaut der schriftlichen Stellungnahme in deutscher Sprache.

In erster Linie möchte ich meine Achtung den Opfern sexuellen Kindesmissbrauchs durch Mitarbeiter der Kirche aussprechen, die ein Leben lang mit den Folgen von Missbrauch gelebt haben und dies auch weiterhin tun werden.

Viele schilderten ihre Geschichten mit großem Mut, selbst unter großen persönlichen Kosten, und wiederholten traumatische Erlebnisse. Ich sage noch einmal, wie leid es mir tut, dass Sie auf diese Weise von Menschen verletzt wurden, denen Sie hätten vertrauen können müssen.

Ich hoffe, dass die Veröffentlichung dieses Berichts Ihnen, Ihrer Familie und Ihren Freunden etwas Trost gibt angesichts der Entschlossenheit, dass sich das, was auf den Seiten dieses Berichts offenbart wurde, niemals wiederholen darf.

Ich danke den Kommissionsmitgliedern und Mitarbeitern für ihre Hingabe, mit der sie den Opfern geduldig und mitfühlend gelauscht haben, dabei die Ursachen dieser schrecklichen Geißel analysierend und Vorschläge erarbeitend, wie jedwede Wiederholung verhindert werden kann.

Der Abschlussbericht umfasst 17 Bände, die sich über fast fünf Jahre der Anhörungen erstrecken. Es wird Zeit brauchen, diese zu verdauen, aber der Bericht wird nicht auf irgendeinem Regal sitzen. Ich werde die Ergebnisse und Empfehlungen sorgfältig studieren und dann eine detaillierte Antwort darauf geben, wie wir – gemeinsam mir der Gesellschaft insgesamt – den Weg nach vorne beschreiten.

Viele der Ergebnisse und Empfehlungen werden nicht überraschen, da sie im Lauf der Arbeit der Königlichen Untersuchungskommission angesprochen wurden; andere werden weiterer Untersuchung bedürfen. Aber was ich heute sagen kann, ist, dass ich entsetzt bin über die sündhaften und kriminellen Aktivitäten einiger Geistlicher, Ordensleute und kirchlicher Laien-Mitarbeiter, dass ich mich schäme für das Versagen mancher Entscheidungsträger und dass ich bereit bin, etwaige systemischen Probleme in Angriff zu nehmen.

Mir ist klar und bewusst, wie dies die Glaubwürdigkeit der Kirche in der Gesellschaft erschüttert und viele unserer eigenen Gläubigen schockiert hat. Wenn wir dem Vertrauen der Menschen würdig sein wollen, müssen wir zeigen, dass das Recht von Kindern auf Schutz, Anhörung und verantwortlichen Umgang immer gewährleistet sind.

Der Abschlussbericht der Kommission wird uns viel darüber sagen, und wir werden viel zu lernen haben. Aber ich möchte Ihnen versichern, dass wir mit der Arbeit bereits begonnen haben.

Seit mindestens zwei Jahrzehnten versucht die Kirche in Australien, auf diese Bedenken einzugehen. Seit den 1960er, 70er und 80er Jahren – der Zeitraum, in dem die meisten dieser schrecklichen Verbrechen verübt wurden – haben wir einiges getan. Aber um die Sicherheit und das Wohlergehen der Jugendlichen und anderer Schutzbefohlener zu gewährleisten, ist auf Dauer viel mehr zu tun.

Wir konzentrieren uns viel stärker auf die richtige Auswahl, Vorbereitung und Bildung des Personals der Kirche; auf die Grenzen, Warnzeichen, angemessene Eingriffe und den richtigen Umgang mit Beschwerden. Laien, besonders Frauen, sind jetzt auf vielen Ebenen an der Gestaltung und Durchführung dieser Aktivitäten beteiligt.

Auf nationaler Ebene hat die Kirche die Einrichtung „Catholic Professional Standards Ltd“ geschaffen, ausgestattet mit der nötigen Expertise und Unabhängigkeit, um glaubwürdige neue Standards zum Schutz von Kindern und Schutzbefohlener zu entwickeln und die Einhaltung der Vorschriften zu überprüfen.

Vor Ort habe ich ein Büro für Schutz und Pastorale Integrität eingerichtet, um sich auf vorbeugende Strategien zu konzentrieren, und die katholischen Schulen in Sydney waren ähnlich proaktiv. Wir haben jetzt auch Pfarrei-Sicherheitsbeauftragte und andere Initiativen.

Ich kann Ihnen versichern, dass ich keine Ruhe geben werde, und ich verpflichte mich und die katholische Kirche in Sydney, unser Bestes für Opfer des Missbrauchs zu geben, um sicherzustellen, dass dieses schreckliche Kapitel niemals wiederholt wird.
Wir werden, so bete ich, eine bescheidenere, reinere und mitfühlendere Kirche sein, als Folge der Arbeit der Kommission und der Überprüfung, die wir erhalten haben.

Ich bete weiterhin für Gerechtigkeit und Heilung der Opfer; für Weisheit und Mitgefühl für Entscheidungsträger und Pfleger; für die Reue der Täter; um Gnade für jene, die versucht sind, den Glauben oder die Hoffnung zu verlieren; für Sicherheit für alle jungen Menschen; und um Trost für alle Betroffenen. Ich bitte alle gläubigen Menschen, mich in diesem Gebet zu begleiten.

Anthony Fisher OP

Erzbischof von Sydney  (CNA Deutsch)

Australien: Kirchen-Kampagne gegen „Homoehe“

Die katholische Erzdiözese Sydney gehört zu den Gründern der neuen australischen „Koalition für die Ehe“. Wie die Website sydneycatholic.org berichtet, setzt sich die Vereinigung aus Katholiken und Anglikanern für ein „Nein“ beim kommenden Referendum über die Ehe von Gleichgeschlechtlichen ein. Im Interview mit der Zeitung „The Australian“ erklärte der Erzbischof von Sydney, Anthony Fisher, man fürchte unter anderem, dass Lehrer in christlichen Schulen bald nicht mehr ihre Vorstellung der Ehe, sondern eine „politisch korrekte“ Version lehren müssten. „In anderen Teilen der Welt, wo die juristische Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paaren bereits legalisiert wurde, werden diejenigen, die an die traditionelle Ehe glauben, schikaniert oder gezwungen, sich der neuen Sichtweise anzupassen. Es wäre extrem naiv zu glauben, das würde nicht auch hier passieren“ sagte der Erzbischof. (rv)

UPDATE: „Werde meinen Ruf rehabilitieren“: Kardinal Pell zu Missbrauchs-Anklage

Medialer Umgang mit ehemaligem Erzbischof Sydneys führt zu Diskussion über Hexenjagd gegen seine Person und katholische Kirche.

VATIKANSTADT – Kardinal George Pell hat die Ankündigung eines Gerichtsverfahrens wegen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs in den 1970er Jahren begrüßt und angekündigt, seinen Ruf persönlich rehabilitieren zu wollen.

Bei einer Presse-Konferenz im Vatikan teilte der Präfekt des Wirtschaftssekretariates mit, er freue sich auf den Gerichtstermin, um die Anschuldigungen auszuräumen. Er werde nach Rücksprache mit seinen Ärzten gemäß deren Reise-Empfehlungen so schnell wie möglich nach Australien zurückkehren um seinen Namen reinzuwaschen.

Die Australische Polizei hatte mitgeteilt, dass sie dem ehemaligen Erzbischof von Melbourne und später Sydney mehrere historische Fälle mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs zur Last legt.

Kardinal Pell hat die Anschuldigungen – die zum Teil seit Jahren in Umlauf sind – erneut vehement bestritten.

Die ermittelnde Polizeibehörde teilte in einer Stellungnahme vom 29. Juni mit, es handle sich um mehrere Vorwürfe aus den 1970er Jahren in Ballarat (Victoria).

Papst Franziskus dankte in einer offiziellen Stellungnahme des Vatikans dem australischen Würdenträger:

Der Heilige Vater, der Kardinal Pells Ehrlichkeit während seiner drei Jahre Arbeit in der römischen Kurie zu schätzen gelernt hat, ist dankbar für seine Zusammenarbeit und insbesondere für sein energisches Engagement für die Reformen im wirtschaftlichen und administrativen Bereich, sowie seine aktive Teilnahme am Kardinalsrat (K9).

Zudem drücke der Heilige Stuhl seine Achtung für das australische Rechtswesen aus.

Gleichzeitig ist es wichtig daran zu erinnern, dass Kardinal Pell offen und wiederholt Akte des Missbrauchs gegen Minderjährige als unmoralisch und völlig unerträglich verurteilt hat; dass er in der Vergangenheit bereits mit den australischen Behörden zusammengearbeitet hat (etwa mit seinen Anhörungen vor der Royal Commission); dass er die Päpstliche Kommission für den Schutz Minderjähriger unterstützt hat; und schließlich, dass er als diözesaner Bischof in Australien Systeme und Verfahren eingeführt hat, die sowohl Minderjährige schützen als auch den Opfern von Missbrauch Hilfeleistung garantieren.

Diskussion über eine „Hexenjagd“ gegen Pell“

Victorias stellvertretender Polizeichef, Shane Patton, betonte in der Pressekonferenz:

„Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass offensichtlich keiner der Vorwürfe gegen Kardinal Pell gerichtlich geprüft worden ist. Wie jeder andere Angeklagte hat Kardinal Pell das Recht auf ein faires Verfahren.“

Nun müsse man das Verfahren seinen natürlichen Lauf gehen lassen, so Deputy Commissioner Patton. Auch der Staatsanwalt warnte in einer Stellungnahme vor einer unfairen Berichterstattung.

Die Hinweise kommen nicht von ungefähr: In Australien ist der Umgang einiger weltlicher Medien mit der katholischen Kirche allgemein – und besonders der Person Pells – in Kritik geraten.

Dabei ist die Rede nicht nur von einer „Hexenjagd“ gegen Pell: Auf Twitter war der Hashtag #HuntingCatholics („Katholikenjagd“) stundenlang einer der „Top Trends“.

Bereits vor Befragungen des australischen Kirchenmannes durch eine „Royal Commission“ im Februar 2016 (CNA Deutsch berichtete) hatten australische Medien gemeldet, gegen den ehemaligen Erzbischof von Melbourne und Sydney werde ermittelt wegen des Verdachtes, selber Missbrauch verübt zu haben.

Die Berichte waren unter anderem vom jetzigen Erzbischof Melbournes, Denis Hart schnell und deutlich verurteilt worden als „Versuch, größtmöglichen Schaden an Kardinal Pell zu verursachen und die Arbeit der Royal Commission zu untergraben“. Wer so vorgehe, schade auch den Opfern von Missbrauch und der Prävention solcher Verbrechen in Zukunft, so die Kritik. (CNA Deutsch)

Australien: Kardinal Sandri zu Besuch

Aufgrund der Einwanderung erleben die Ostkirchen in Australien einen Aufschwung. Über diese und andere Entwicklungen auf dem Fünften Kontinent macht sich derzeit der Präfekt der Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri, ein Bild. Auf Einladung der fünf Bischöfe der in Australien vertretenen Ostkirchen bereist Sandri das Land noch bis zum 15. Mai. Nach Station in Sydney setzte der Kardinal an diesem Montag seine Reise in die Hauptstadt Canberra fort. Begleitet wird er vom Apostolischen Nuntius Adolfo Tito Ylliana und dem australischen maronitischen Bischof Antoine-Charbel Tarabay. (rv)