Papst: „Kirche wird niemals zusammenbrechen“

ST. PeterDie Kirche wird niemals zusammenbrechen, so sehr sie auch durch die Ereignisse der Geschichte erschüttert wird. Das versicherte Papst Franziskus in Anlehnung an ein Augustinus-Zitat in seiner Predigt vor seinen Mitarbeitern an diesem Montag. Mit der Heiligen Messe gedachten Papst und Kurienmitarbeiter des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit. Vor der Messe kamen die Mitarbeiter in der Audienzhalle zu einer Meditation zusammen, um dann in feierlicher Prozession mit Papst Franziskus durch die Heilige Pforte von Sankt Peter zu pilgern.

In seiner Predigt ging Franziskus auf das Tagesevangelium ein, in dem Jesus wiederholt fragt „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ (Mt 16,15) „Eine klare und direkte Frage, mit der konfrontiert es nicht möglich ist, neutral zu bleiben, oder die Antwort hinaus zu zögern oder an jemand anderes zu delegieren. Aber sie ist nicht inquisitorisch gemeint, sondern voller Liebe. Die Liebe unseres Herrn, die uns heute aufruft, unser Vertrauen in ihn zu erneuern, ihn als den Sohn Gottes und Herrn unseres Lebens zu erkennen. Und der erste, der das Glaubensbekenntnis sprechen und erneuern muss, ist der Nachfolger Petri, der die Verantwortung trägt, den Glauben seiner Brüder zu stärken.“

Man solle sich die Antwort von Petrus auf Jesu Frage, für wen man ihn halte, zu eigen machen. „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Die Augen sollten auf Jesus gerichtet sein, denn er sei der Anfang und das Ende, aber auch das Ziel, der Aktivitäten der Kirche. „Er ist die Grundlage und eine andere kann niemand legen. Er ist der Fels, auf dem wir aufbauen müssen. Daran erinnert der Heilige Augustinus mit ausdrucksstarken Worten, wenn er schreibt, dass die Kirche, auch wenn sie durch die Geschichte und ihre Ereignissen erschüttert wird, „nicht zusammenbricht, da sie auf dem Fels gegründet ist, von dem Petrus seinen Namen bekam. […] Der Fels ist Christus, auf dessen Grundlage auch Petrus errichtet wurde.“

Aus diesem Glaubensbekenntnis ergebe sich die Pflicht, den Ruf Gottes zu erwidern, erklärt Papst Franziskus weiter. Als Modell diene Gott selbst, dessen Wirken der Prophet Ezechiel gut beschrieben habe, meint Franziskus: „Er geht auf die Suche nach dem verlorenen Schaf, bringt das vertriebene zurück, verbindet das verletzte und kräftigt das schwache. Ein Verhalten, das ein Zeichen der Liebe ist, die keine Grenzen kennt. Es ist eine treue, konstante und unbedingte Hingabe, damit seine Barmherzigkeit auch die Schwächsten erreichen kann. Und, dennoch, wir dürfen nicht vergessen, dass die Prophezeiung Ezechiels ihren Anfang mit der Beobachtung der Mängel der Hirten Israels findet.“

Es sei das Antlitz des Guten Gotten, das die Hirten der Kirche erleuchten, reinigen und verwandeln möge, um sie vollständig erneuert zu ihrer Mission zurückzuführen. Denn keiner solle sich vernachlässigt oder schlecht behandelt fühlen, sondern vor allem innerhalb der Kurie die liebevolle Fürsorge des Guten Hirten spüren. „Wir sind aufgerufen, die Mitarbeiter Gottes zu sein bei einem so wichtigen und einzigartigen Unternehmen, wie dem, mit unserer Existenz die Stärke der Gnade zu bezeugen, die verwandelt, und die Kraft des Geistes, der erneuert. Lassen wir zu, dass der Herr uns von jeder Versuchung erlöse, die uns vom Kernpunkt unserer Mission entfernt, und entdecken wir die Schönheit dessen wieder, den Glauben in Jesus zu bekunden. Die Treue zum Dienst verbindet sich gut mit der Barmherzigkeit, die wir erfahren wollen.“ Denn Treue zum Dienst und Barmherzigkeit seien untrennbar miteinander verbunden.

Papst Franziskus schloss seine Predigt mit der Aufforderung, dass die Mitarbeiter der Kurie Vorbilder für alle sein sollen, indem sie „nach dem Herzen Christi handeln“ mögen. Auf diese Weise, so nahm Franziskus Bezug auf ein Zitat aus dem ersten Petrusbrief, würden sie die „Krone des Ruhmes, der nicht vergeht“, erhalten, sobald „der oberste Hirte“ erscheine (1 Petr 5,14).(rv)

Bernini-Baldachin: Triumph für Papst und Künstler

Zu Jahresbeginn hat es in Rom eine kleine kunstgeschichtliche Sensation gegeben: In den vatikanischen Archiven ist der Vertrag aufgetaucht, mit dem Papst Urban VIII. dem großen Barockkünstler Gian Lorenzo Bernini den Auftrag für den berühmten Baldachin im Petersdom erteilt hat. Der Bernini-Experte der Humboldt Universität Berlin, Arne Karsten, der selbst einige Jahre in Rom tätig war, erklärt gegenüber Radio Vatikan, was dieser Fund für die Kunsthistorik bedeutet:
„Es sind zwei Verträge gefunden worden, und der eine betrifft den Auftrag für den Baldachin an Bernini. Wir wussten, dass 1624 die Planungen begonnen hatten. Aber erst jetzt können wir sagen, dass der Auftrag an Bernini genau 1625 erfolgt. Es wird deutlich, dass Bernini schon sehr früh von Urban VIII. mit großen Projekten beauftragt wurde. Das ist insofern bemerkenswert, als dass Bernini bis dahin lediglich als Skulpteur renommiert war. Mit dem Baldachin, der eine Höhe von über 28 Metern hat, wird ihm eine neue Qualität an Aufträgen erteilt. Das zeigt, dass Urban VIII. den Künstler Bernini mit besonderem Nachdruck förderte. Bernini ist also von Pontifikatsbeginn an mit Aufträgen versehen, die die Wertschätzung dieses Papstes zeigen und verdeutlichen, dass Urban VIII. Bernini Aufträge zutraute, für die er eigentlich von seinen bisherigen Leistungen her gar nicht prädestiniert war."
Papst Urban VIII. kannte Bernini schon in der Zeit, als er selber noch Kardinal war. In der zweiten Hälfte der 1610-er Jahre, damals noch als Maffeo Barberini, galt er schon als potentieller Kandidat für den Papstthron. Er lernte Bernini am Hof des damals regierenden Kardinalnepoten Scipione Borghese kennen und schätzen. Karsten:
„Das war die Phase, in der Bernini seine ersten bedeutenden Kunstwerke schuf. Berühmt ist seine Statuengruppe „Aeneas und Anchises".  Maffeo Barberini war ein großer Kunstkenner und hat erkannt, dass Bernini eine neue und sehr intensive Kunstsprache entwarf. Bernini hat letzten Endes die barocke Skulptur entwickelt mit einer enormen Intensität der Figurengestaltung. Und in diesem Künstler hat Barberini einen idealen Vermittler des damaligen Herrschafts- und Machtanspruches sowohl der katholischen Kirche als auch seiner Familie gesehen. Denn man darf ja nicht vergessen, dass jeder Papst dieser Epoche nicht bloß Oberhaupt der katholischen Christenheit und Souverän des Kirchenstaates ist, sondern auch einer Familie, die er an den Schaltstellen der Macht implantiert. Und diese Familie bedarf einer visuell prächtigen Darstellung. Hier gehen kirchliche Motive mit politischen und familiären Motiven eine nicht auflösbare Verbindung ein."
Unmittelbar über dem vermuteten Petrusgrab, direkt unter der prächtigen Kuppel Michelangelos, setze der Baldachin in Sankt Peter einen sehr bildstarken Akzent, der zugleich das Selbstverständnis der Päpste zeige, so Karsten. Der Baldachin spreche eine Bildsprache, die den Nachfolgeanspruch der Päpste und die theologische Basis des Papstamtes deutlich werden lasse. Im Baldachin, beschreibt der Kunsthistoriker, habe Bernini eine sehr selbstbewusste Tonlage gewählt:
„Man muss sich vor Augen führen, dass sich das Selbstverständnis der Päpste und deren Selbstdarstellung über die Jahrhunderte trotz aller Kontinuität stark gewandelt haben. Diese triumphalistische, suggestive, verherrlichende Formensprache, die ja auch mit enormen Ausgaben verbunden ist, würde man heute nicht mehr wählen. Heute sind ganz andere Töne gefragt. Auch der glaubenskämpferische Ansatz, der die Barocke Formensprache prägt, ist ja heute abhanden gekommen. Man darf aber nicht vergessen, dass sich die Päpste im 17. Jahrhundert als oberste Glaubenshirten anders gesehen haben, als ihre heutigen Amtsnachfolger und dazu auch ganz andere Aufgaben hatten. Die Päpste des 17. Jahrhunderts sind eben nicht nur Oberhäupter der katholischen Kirche, sie sind zugleich Landesherren des Kirchenstaates und agieren als Souveräne mit im Konzert der europäischen Mächte. Deshalb haben sie auch eine Rolle auszufüllen, bei der ihnen die visuelle Verherrlichung ihres Amtes zu Statten kommt. Hier haben sich die Rollen über die Jahrhunderte hinweg sehr stark gewandelt."
Insgesamt könne man davon sprechen, dass Bernini mit dem Baldachin für St. Peter so etwas wie der Durchbruch zum „Diktator der römischen Kunstszene" gelungen sei, meint Karsten:
„Bernini weist mit diesem sehr beeindruckenden und erfolgreichen Kunstwerk – bei seiner Enthüllung am 29. Juni 1633 wurde es im Allgemeinen bewundert – nach, dass er das Zeug dazu hat, die Aufgaben, die die päpstlichen und kardinalizischen Auftraggeber an ihn herantragen, mit einer neuen Formensprache sehr erfolgreich zu lösen. Damit gelingt es ihm, seine Stellung als führender Künstler im barocken Rom zu etablieren. Und diese Stellung sollte er dann über ein halbes Jahrhundert, mit einer kurzen Unterbrechung durch die schwierige Phase 1644 bis 1648 unter dem Nachfolger Urbans VIII., behaupten." (rv)